Kyle | Verführt im zweiten Akt | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Reihe: Digital Edition

Kyle Verführt im zweiten Akt


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-1904-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-1904-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die bildhübsche Theaterautorin Holly ist wie Feuer in Nicks Schauspielerblut. Ihre gemeinsamen Proben am Broadway verlangen ihm viel ab. Sehr viel länger kann er nicht mehr den Coolen spielen ...

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1. KAPITEL

„Hast du den Verstand verloren?“ Nick Damone warf das Textbuch des Theaterstücks auf den Schreibtisch seines Agenten. Er war sauer. „Selbst wenn ich einen ehebrecherischen Dreckskerl spielen wollte, der seine Ehefrau schlägt – das Filmstudio heißt das keinesfalls gut.“

„Überlass Eclipse mir. Mit der Rolle des Trent Savage hast du ihnen einen Haufen Geld eingebracht“, erwiderte Garrett Chandler. „Außerdem hast du gesagt, dass du L. A. für ein paar Monate verlassen willst. Also kehre zu deinen Wurzeln zurück und spiele Theater. Befreie dich von deinem Leinwandimage und probiere etwas aus, das mutig und ausgefallen ist.“

„Ja.“ Nick war die intriganten Typen und Schleimer in Hollywood leid. Er war erschöpft von dem Kunststück, dem Ruhm gerecht zu werden, aber jeglichen Skandal zu vermeiden. Im Alter von dreiunddreißig Jahren waren seine Tage als Actionheld Trent Savage gezählt – und damit sein Auskommen. Es sei denn, er erweiterte sein Rollenspektrum und stellte seine Karriere auf mehrere Standbeine. Aber achtmal in der Woche auf einer Bühne vor Publikum zu spielen war ein ziemliches Risiko.

„Vertrau mir, Nick. Ich habe nicht dafür gesorgt, dass du es so weit bringst, indem ich dich schlecht beraten habe. Diese Rolle ist Gold wert. Damit winkt dir der Tony Award.“ Sein Agent forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen, und schob ihm das Textbuch über den Schreibtisch. „Befass dich noch mal eingehend damit. Dann wird dir bestimmt klar, dass es genau das ist, wonach du suchst.“

Nick setzte sich und streckte die langen Beine aus. Der lange Flug von Hongkong, wo er zu Dreharbeiten seines jüngsten Films gewesen war, war selbst in der ersten Klasse für einen 1,95 m großen Mann verdammt unbequem gewesen. Jetzt wollte er nur noch ein mindestens ebenso großes Steak essen, heiß duschen und ausschlafen.

All das gönnte er sich auch. Direkt nach der Diskussion mit seinem Agenten, der zufällig auch so etwas wie sein bester Freund war. Denn er hielt andere Menschen auf Distanz. Auf diese Weise konnte niemand seine Gefühle durcheinanderbringen, und er geriet nicht aus dem Konzept. „Was wissen wir über den Autor?“ Er entzifferte die Buchstaben auf dem Deckblatt: The Lesser Vessel von H. N. Ryan.

„Nicht viel“, gab Garrett zu. „Sie ist eine Neuentdeckung, hat das Roberts Wesleyan College besucht und ein paar Stücke geschrieben, die für kurze Zeit in der Provinz aufgeführt wurden. Aber Ted und Judith – zwei der gefragtesten Broadwayproduzenten – sagen, dass sie ein in ihrer Generation einzigartiges Talent ist. Sie haben sich die Uraufführungsrechte für dieses Stück gesichert, noch bevor es fertiggestellt war. Das ist eine ziemliche Empfehlung.“

„Sie? Also eine Frau“, meinte Nick überrascht. Gewalt in der Ehe war ein öffentlich viel diskutiertes Thema, nachdem eine Reihe von Prominenten deswegen in letzter Zeit verhaftet worden war. Aber ihm war The Lesser Vessel nicht wie ein „Problemstück“ vorgekommen. Deshalb hatte er – zugegebenermaßen politisch unkorrekt – angenommen, dass es ein Mann geschrieben hätte.

Er hatte das gesamte herzzerreißende Stück im Flugzeug gelesen, statt zu schlafen. Es hatte ihn tief berührt. Herauszufinden, dass es von einer Frau stammte, war beunruhigend.

Fast niemand wusste – auch Garrett nicht –, dass häusliche Gewalt jahrelang zu seinem Alltag gehört hatte. Immer wenn seine Mom ihn besuchte, oder er mit ihr telefonierte, kamen ihm die hässlichen Geschehnisse wieder ins Bewusstsein. Besonders machten ihm diese Erinnerungen zu schaffen, wenn er in Erwägung zog, nach Hause zu fahren und seinem Vater die Stirn zu bieten.

Doch Nick hielt Abstand. Denn er traute weder sich noch seinem Vater zu, die Wut unter Kontrolle zu halten. Seine Mutter hatte schon genug gelitten und sollte nicht miterleben, wie sie sich gegenseitig halbtot prügelten.

„Komm wieder runter, Junge. Diese Frau ist nicht dein Typ.“

Er hielt sich nicht damit auf, auf die Anspielung einzugehen, dass er kein Kostverächter sei. In Wirklichkeit war er in seinen jeweiligen Beziehungen monogam gewesen. Aber er hatte auf die harte Tour gelernt, dass es den Aufwand nicht wert war, sich gegen die Hollywoodmaschinerie zur Wehr zu setzen. Die Presse, das Studio und selbst Garrett schlachteten sein Image als angeblicher Frauenheld nur zu gern aus. „Woher weißt du, dass sie nicht mein Typ ist?“

„Laut Ted ist sie klein, gescheit und süß.“

„He“, protestierte Nick ironisch lächelnd. „Die Frauen, mit denen ich mich verabrede, sind süß.“ Ja, sie waren groß gewachsen, hatten lange Beine und waren oberflächlich – aber süß. Er suchte nicht nach einem Bund fürs Leben. Die Ehe seiner Eltern mitzuerleben war schlimm genug gewesen. Die letzten zehn Jahre all die Lügner und Betrüger in Hollywood zu sehen hatte ihn noch skeptischer werden lassen. Von der Liebe ließ er lieber die Finger.

„Ich mache keine Scherze“, sagt Garrett. „Diese Frau ist tabu. Sie ist eine ernsthafte Dramatikerin und keines deiner blonden Dummchen.“

„Wie auch immer.“ Nick würde ohnehin nicht in diesem Stück mitspielen. Ende der Diskussion. Allerdings musste er sich unbedingt einen Plan B für seine berufliche Zukunft überlegen. „Mit der Autorin hat also alles seine Richtigkeit, und das Stück ist der Hammer. Aber warum soll ich diesen Bastard von Exehemann spielen? Was ist mit dem Polizisten?“

„Der ist ein Waschlappen. Außerdem ist die Rolle bereits vergeben.“

Nick wurde aufmerksam. „An wen?“

Garrett blätterte einige Papiere durch, um Zeit zu schinden. „Malcolm Justice“, antwortete er schließlich.

„Das ist nicht dein Ernst. Ich werde nicht die zweite Hauptrolle neben diesem verdammten Leichtgewicht spielen, um meine Karriere zu retten.“

„Finde dich damit ab, Nick. Du bist Trent Savage – nicht er. Auch wenn er behauptet, die bessere Wahl gewesen zu sein.“

„Aber die Leute werden dann in mir den Mann sehen, der seine Ehefrau schlägt. Sie werden mich beschimpfen, wenn ich irgendwo einkaufe oder einen Kaffee trinke.“ Dabei ging es ihm vor allem um seine Mom. Falls sie sich lange genug von zu Hause fortstehlen konnte, um die Aufführung zu sehen, würde sie sich Sorgen um seine vermeintlichen gewalttätigen Tendenzen machen und viel weinen.

„Das ist der Preis dafür, ein Künstler zu sein.“ Garrett schenkte Bourbon in zwei Gläser und reichte Nick eines davon.

„Ein schöner Künstler. Ich habe die letzten sechs Jahre damit zugebracht, einen Actionhelden zu spielen, der um die Welt jettet und Frauen vernascht. Mit Shakespeare hat das nichts zu tun.“ Er wusste nicht einmal, ob er wirklich noch zum Bühnenschauspieler taugte. Und jetzt wollte sein eigener Agent ihn den Kritikern zum Fraß vorwerfen. Kritikern wie diesem Schuft von der Times, der sich über den sogenannten „Starkult“ am Broadway entrüstete.

So ungern Nick es zugab: Dieses Projekt machte ihm Angst. Seit er das letzte Mal auf einer kleinen Bühne in der Provinz gestanden hatte, waren Jahre vergangen. Einen Flop am Broadway konnte er sich nicht leisten. Das alles überstieg seinen Horizont.

„Wie lautet das Motto noch mal, auf das du immer zurückgreifst?“, spottete Garrett.

„Sei mutig und unerschrocken.“ Sofort erinnerte er sich an Holly Nelson, die diese Worte vor fast fünfzehn Jahren zu ihm gesagt und damit sein Leben verändert hatte. Ob sie sich wohl auch so lebhaft an diesen Abend erinnerte, an dem eine Party der Schultheatergruppe stattgefunden hatte?

Holly und er hatten allein nebeneinander auf einem Anlegesteg am Leffert’s Pond gesessen. Der Wind hatte ihre braunen Haare zerzaust. Sie hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt und ihn ermutigt, seinen Traum zu leben. So seltsam es klang: Sie hatte ihn mit ihren großen, grünen Augen angesehen und erkannt, was noch aus ihm werden könnte.

Nein, wahrscheinlich erinnerte sie sich nicht mehr daran. Wahrscheinlich nicht einmal an den Kuss, der sich in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Nick hatte gewusst, dass sie unerfahren gewesen war. Deshalb hatte er sich mit einem unschuldigen Kuss dafür bedanken wollen, dass sie ihm gesagt hatte, was er hören wollte.

Aber in dem Moment, in dem ihre Lippen sich berührt hatten, war sie in seinen Armen förmlich dahingeschmolzen. Sein Herz hatte gerast, als sie leicht die Lippen geöffnet und seine Brust gestreichelt hatte. Er war so angetörnt und hingerissen gewesen, dass er Jessie Pagano nicht gesehen hatte, die zum Steg gekommen war und sie gestört hatte. Angeblich hatte sie ihren verloren gegangenen Fotoapparat gesucht.

Obwohl Nick im Laufe der Jahre öfter an Holly gedacht hatte, als er zugeben wollte, hatte er sie nicht im Auge behalten. Er verdankte ihr die Initialzündung seiner Schauspielkarriere. Doch es wäre anmaßend gewesen, sie aufzuspüren. Inzwischen war sie wahrscheinlich mit einem Lehrer verheiratet, der in Stockton auf ihrer alten Highschool unterrichtete, und herzte daheim jeden Tag ihre Kinder. Was sie wohl von diesem Projekt am Broadway halten würde?

„Bist du in Ordnung, Kumpel?“, erkundigte sich Garrett.

Er trank seinen Bourbon aus und nickte. „Mir geht es gut.“

„Also triffst du dich mit dem Produktionsteam?“

Nick fluchte innerlich. „Wo und wann?“

„New York.“ Sein Agent zögerte. „Morgen Nachmittag.“

„Auf keinen Fall. Ich bin gerade aus...



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