Die 20 besten Geschichten des Wettbewerbes
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Backnang Stories
ISBN: 978-3-945230-08-4
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die 20 besten Backnang Stories bieten Spannung, Humor, Gruseliges, Märchenhaftes und Nachdenkliches. Die Geschichten von gestern, heute und morgen sind bunt, wie die Stadt und ihre Menschen.
Der Leseratten Verlag spendet für jedes verkaufte Buch 1 Euro an den Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum in Backnang. Wir sagen Danke für die Hilfe und wünschen viel Spaß beim Lesen.
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Das Mädchen mit dem guten Herzen
Jeder in Backnang kennt den Gänsebrunnen. Doch welch wunderbare Geschichte sich dort zugetragen hat, will ich euch erzählen. Es war einmal ein Mädchen namens Josefine. Sie lebte bei einer Bäckersfamilie, von der sie als kleines Kind aufgenommen worden war. Denn ihre Eltern waren ums Leben gekommen. Trotz, dass sie in einer armen Familie lebte, hatte das Mädchen ein gutes Herz. Sie half ihren Adoptiveltern immer. Sie war ein Geschenk für das Bäckerehepaar, da sie kinderlos waren. Deshalb adoptierten sie zwei weitere Kinder, zwei kräftige Burschen. Der eine war jünger und der andere war älter als Josefine. Wenn die Eltern viel zu tun hatten, passte Josefine auf ihren kleinen Bruder Siegfried auf. Aber es geschah eines Tages, da rief der Herr der Stadt alle Männer und Jungen auf, die Stadt gegen die Feinde aus den benachbarten Dörfern zu verteidigen. Ihr Vater und ihr älterer Bruder Martin mussten auch mitkämpfen. Als die Stadt erobert wurde, starben viele Männer der Stadt, auch Josefines Vater. Ab diesem Tag mussten alle mehr mit anpacken als früher. So vergingen zwei Jahre und auch Martin, der Älteste, starb an einer Lungenentzündung. Er hinterließ seiner Familie seine junge Frau Belinda und seinen kleinen Sohn Luis. Siegfried wurde größer und ging in die Lehre bei seiner Mutter. Dadurch konnte er ihr in der Bäckerei helfen. Doch die Arbeit in der Bäckerei wurde für Josefines Mutter zu anstrengend, dadurch wurde sie immer schwächer und Josefine musste ihre Arbeiten übernehmen. Inzwischen war sie fünfzehn und in der Stadt war die lang ersehnte Ruhe nach der Einnahme eingekehrt. Alles nahm wieder seinen gewohnten Lauf in der Bäckersstube, bis zu diesem Tag. Es war am frühen Morgen und Josefine war auf dem Weg zum Brunnen, um Wasser zu holen. Auf den Stufen davor saß eine alte Frau. »Liebes Kind«, bat sie. »Gib mir doch bitte etwas Wasser.« Josefine half der Frau gerne. »Du hast ein gutes Herz, Mädchen. Du wirst reich belohnt werden«, sagte sie und verschwand. Josefine schaute der Frau nachdenklich nach. Was sie wohl damit meinte? Am nächsten Morgen ging sie bei Tagesanbruch wieder zum Brunnen. Als sie ankam, lag dort ein verletzter junger Mann. Josefine handelte sofort und kniete sich neben ihn. Sie versuchte, ihn zum Haus zu schleppen. Kurz davor rief sie nach ihrem Bruder. »Siegfried, schnell komm her! Ich brauch deine Hilfe!« Er half ihr, den jungen Fremden ins Haus zu tragen. Josefine wusch seine Wunden und verband sie. Der Mann war ohnmächtig und hatte Fieber. Am Abend, als alle schliefen, ging sie in seine Kammer und setzte sich auf seine Bettkante. »Wer seid Ihr nur, hübscher Fremder?«, flüsterte sie und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Als sie am nächsten Morgen zu ihm in die Kammer kam, wurde der Mann wach. »Wo bin ich?«, sagte er mit schwacher Stimme. »Wer seid Ihr?«, fragte er weiter. »Ihr seid vor dem Gänsebrunnen zusammengebrochen, dort habe ich Euch gefunden. Ihr seid verletzt und deshalb habe ich Euch mit zu meiner Familie genommen und versorgt«, erzählte sie ihm. »Darf ich Euch nach Eurem Namen fragen, edle Dame?« »Ich bin Josefine. Und wie ist Euer Name?« Josefine schaute den Fremden mit ihren gütigen Augen an. »Ich ... ähm! Ich bin ... Leopold«, stammelte er. In den folgenden Tagen erholte sich Leopold unter der Pflege von Josefine. Sie konnte sich gar nicht genug freuen, als er wieder auf eigenen Füßen stand. Von nun an half er ihr jeden Morgen, wenn sie auf den Markt ging, um dort die frischen Brote zu verkaufen. Die beiden unternahmen sehr viel zusammen. Doch eines Morgens war Leopold verschwunden. Als Josefine in seine Kammer kam, war das Bett leer. Sie suchte ihn überall, aber fand ihn nicht. Sie trauerte um ihn, denn sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt. Drei Tage nach Leopolds Verschwinden ging sie morgens an den Brunnen, um Wasser zu holen. Als sie dort ankam, ritten Soldaten herbei. »Seid Ihr Lady Josefine?«, fragte der Hauptmann. »Ja, mein Herr. Weshalb kommt Ihr zu mir?«, fragte Josefine zaghaft. »Ihr habt dem Sohn des Herrn das Leben gerettet. Nun möchte er Euch auf seinen Besitz bitten«, sagte der Hauptmann. »Ihr müsst mich mit jemandem verwechseln. Ich bin nur ein armes Mädchen«, erwiderte sie. »Genau so hat Leopold Euch beschrieben. Jung und ein gutes Herz«, sagte er. »Ich glaube Euch nicht. Wäret Ihr Leopolds Männer, hätte er Euch begleitet.« Damit drehte sie sich um und rannte davon. Als sie am Haus ankam, stand dort ihr Leopold. »Josefine, meine Liebste. Ich wusste, Ihr würdet ihnen nicht glauben. Bitte gebt mir Eure Hand zum Ehebund und kommt mit mir«, sagte Leopold und fiel auf die Knie. »Ihr könntet jedes Mädchen haben. Warum wollt Ihr mich?«, fragte sie. »Ihr saht mich, als ich unsichtbar war. Ihr liebt mich nicht wegen meines Standes oder meines Geldes. Ihr liebt mich, weil Ihr mein wahres Ich kennt.« Er nahm ihre Hand und führte sie zum Gänsebrunnen. Dort nahm er sie in den Arm und gab ihr vor versammelter Menge einen Kuss. Die Hochzeit wurde kurz darauf gefeiert und die beiden hatten eine kinderreiche Familie. Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Monika Grabke
Monika Grabke wurde 1995 im Krankenhaus in Backnang geboren. Ihre schulische Laufbahn ist mit Backnang verflochten: Mörikegrundschule, Schickhardt-Realschule und das Berufsgymnasium in Backnang, kürzlich mit dem Abitur bestanden. In ihrer Freizeit liest sie sehr gerne, zeichnet und malt, backt oder betätigt sich sportlich. Ihr Traumberuf ist Informatikerin, den sie mit ihrem Studium in Stuttgart erreichen möchte. Dem Deutschunterricht und dem Geschichten- und Aufsätzeschreiben konnte sie bis jetzt nichts abgewinnen. Die Geschichte in den Backnanger Stories ist die erste freiwillig geschriebene Geschichte. 1693
Sie rannte die Straße entlang. Der Rauch stieg ihr in die Nase und trübte die Sicht. Wie konnte es sein, dass der Großteil der Stadt brannte? Hoffentlich hatten ihre Eltern und ihre Schwester das Feuer bemerkt und sich zeitig in Sicherheit gebracht. Sie strauchelte, als sie diesen Gedanken hatte, rannte aber weiter, den schmerzenden Atem ignorierend. Da erschien vor ihren Augen ihr geliebtes Familienhaus, das jetzt lichterloh in Flammen stand. Sie suchte die Gegend mit ihren Augen ab. Ihre Schwester stand vor dem Haus. Als sich diese umdrehte, schüttelte sie den Kopf und brach in Tränen aus. Sie wusste, was dies bedeutete, sie hatte den Traum nicht zum ersten Mal. Sie schrie. »Marie, um Gottes willen, wach auf!« Ihre Schwester Annika zerrte an ihren feinen Schultern. »Marie! Du träumst wieder das Gleiche!« Mit einem Ruck wachte Marie auf. Die Augen immer noch glasig, umarmte sie ihre Schwester. »Ich habe wieder vom Feuer geträumt. Bin ich froh, dass du noch lebst.« Annika drückte ihre jüngere Schwester noch stärker an sich und murmelte beruhigende Worte: »Marie, du musst darüber hinwegkommen. Du bist nicht die Einzige, die ihre Familie im Brand verloren hat. Unser Haus war nicht das Einzige in Backnang, das in dieser Nacht brannte. Schau nur – Andere leben ihr Leben weiter. Du solltest es auch.« Marie schaute sie verwirrt an, verstand aber was ihre Schwester meinte. Seit dem Tod ihrer Eltern musste sich Annika um den Familienladen kümmern, den auch schon ihre Eltern und Großeltern geführt hatten. Sie dagegen blieb zu Hause und trauerte. »Du hast recht. Heute gehe ich in den Laden und du kannst dich entspannen.« Annika drückte ihre jüngere Schwester an sich und lächelte ihr zu. »Danke, Schwesterherz.« Als sie den Laden betrat, begegnete ihr der vertraute Duft nach Obst und Gemüse. Für kurze Zeit fühlte sie sich wie in ihren Kindertagen, als sie nach der Schule zum Laden rannte, um einen Apfel von ihrem Vater zu bekommen. Ein Lächeln trat auf Maries Gesicht, als sie sich zurückerinnerte. Mit einem Seufzer ging sie hinter die Theke, bereit für einen neuen Tag. Kaum, dass sie fertig war mit dem Aufstellen neuer Produkte, hörte sie die Tür sich öffnen. Eine nett aussehende, ältere Frau kam rein. »Schön dich zu sehen, Marie. Wie geht es dir heute?«, fragte die Frau Marie mütterlich besorgt. »Hallo Frau Müller! Heute ist ein schöner Tag, mir geht es besser. Ich versuche weiterzuleben. Ich wurde dazu nämlich gezwungen«, antwortete Marie mit einem Grinsen auf dem Gesicht. ...