E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Kuhn / Nicolay Nahtod-Erfahrungen - Neue Wege zu einem tieferen Verständnis
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-86191-219-4
Verlag: Crotona Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-86191-219-4
Verlag: Crotona Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nahtod-Erfahrungen im Spiegel der modernen Wissenschaft und als Tor zu einem neuen Welt- und Menschenbild!
Die Fülle von gut dokumentierten Nahtod-Erfahrungen ermöglicht es aufgeschlossenen Wissenschaftlern, die einzelnen Erlebnisberichte mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Instrumenten zu untersuchen. Fast alle Disziplinen, von der Philosophie über die Neurobiologie bis hin zur Quantenphysik befassen sich heute mit dem Phänomen Nahtod-Erfahrung.
Die vorliegende Dokumentation enthält einige der bemerkenswertesten Analysen aus den verschiedenen Fachbereichen und zeigt die vielfältigen Dimensionen auf, die sich anhand von unterschiedlichen Nahtod-Erfahrungen neu erschließen lassen.
Auch das Phänomen der „außerkörperlichen Erfahrung“ wird behandelt und schließt damit einen mannigfaltigen Kosmos des menschlichen Erlebens, der eine faszinierende Neubewertung des gesamten irdischen Daseins ermöglicht!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Ralph Skuban: Über die außerkörperliche Erfahrung
»Ich bin mehr als mein physischer Körper.« – Robert Monroe »Setzen Sie sich vor die Tatsache hin wie ein kleines Kind, und seien Sie bereit, jede vorgefasste Meinung aufzugeben, folgen Sie demütig, wohin und zu welchem Abgrund auch immer die Natur Sie führt, oder Sie werden nichts lernen.« – T. H. Huxley Der Begriff außerkörperliche Erfahrung* wurde von Charles Tart, einem transpersonalen Psychologen aus den USA**, eingeführt. Er beschreibt, wie es der Begriff selbst ja schon andeutet, einen Bewusstseinszustand, in welchem man sich selbst außerhalb seines physischen Körpers erlebt. Diese Erfahrung weist dieselbe Wirklichkeitsqualität auf wie das Selbst-Erleben im normalen Wachzustand: Man fühlt sich lebendig, wach und – abhängig vom Grad der jeweils erreichten Luzidität – mental klar.*** Man weiß aber subjektiv unbezweifelbar, dass man nicht mehr mit dem physischen Körper verbunden ist. Die außerkörperliche Erfahrung (AKE) ist ein typisches Element der meisten Berichte über Nahtod-Erfahrungen (NTE). Diese treten bekanntlich vorwiegend im Kontext lebensbedrohlicher Situationen auf: Jemand hat beispielsweise einen Unfall und »verstirbt« im klinischen Sinne, das bedeutet, dass keinerlei elektrische Aktivität des Gehirns mehr feststellbar ist. Durch Reanimationsmaßnahmen »zurückgeholt«, berichten Betroffene immer wieder von tiefen Erfahrungen, die sie in der Zeit gemacht haben, in welcher sie (klinisch betrachtet) tot waren. In meinem Beitrag soll es nicht um eine kritische Würdigung des NTE-Phänomens gehen. Vielmehr will ich darüber sprechen, dass NTE, beziehungsweise die AKE als einer ihrer typischen Teilaspekte, nicht ausschließlich in physischen oder psychologischen Bedrohungs- oder Ausnahmesituationen auftreten können, sondern sich bei voller Gesundheit und Klarheit bewusst induzieren lassen. Man kann sich diesem Phänomen im Sinne einer regelmäßigen Praxis annähern, es willentlich und systematisch auslösen, um den subjektiv-empirischen Beweis zu erlangen, dass das eigene Bewusstsein keinen physischen Körper benötigt, um zu existieren. Mit anderen Worten: Wir können uns von unserer Unsterblichkeit überzeugen. Dies macht die AKE zu einer spirituellen Erfahrung mit transformativer Kraft. Viele heilsame Wirkungen können von ihr ausgehen, Wirkungen, wie sie ganz ähnlich auch in der Folge einer NTE immer wieder zu beobachten sind.**** Das Phänomen der AKE fordert auf radikale Weise die nie bewiesene Behauptung des philosophischen Materialismus heraus, die postuliert, dass Bewusstsein ein physisches Substrat benötigen würde, um zu existieren, dass also unser Selbsterleben, Denken und Fühlen eine Folge der Tatsache seien, dass wir einen physischen Körper haben. Die Annahme, dass Leben und Bewusstsein aus dem Physischen kommen oder eine Nebenerscheinung (Epiphänomen) desselben sind, unterliegt zutiefst der wissenschaftlichen Weltsicht unserer modernen Kultur. Dass dies jedoch nur eine Annahme ist, eine nie bewiese Behauptung bloß, dennoch aber im wissenschaftlichen Diskurs implizit meist unterstellt wird, gibt ihr den Charakter eines Dogmas. Dieses fließt auch in Forschungsprogramme zu NTE immer wieder ein mit dem Ziel einer Objektivierung dieses letztlich zwingend subjektiven Phänomens. Das muss immer erfolglos bleiben, denn die Natur des Phänomens lässt eine wirkliche Objektivierung nicht zu: Von einer NTE kann man ebenso wenig ein Foto mit zurückbringen wie von einer AKE. Doch sagt das nichts über deren Validität aus. Ebenso wenig kann ich aus meinen Träumen ein Foto mit zurückbringen, und dennoch zweifelt niemand daran, dass Träume existieren. Dies nicht etwa deshalb, weil es schon einmal gelungen wäre, das Traumerleben als solches zu objektivieren, sondern einfach deshalb, weil wir alle es tun.***** Darin liegt die ganze Krux, wenn es um die Untersuchung von Bewusstseinsphänomenen geht: Es ist ja ausschließlich das subjektive Erleben, welches wir haben, wenn wir Erfahrungen machen. Diese nicht-objektivierbare Selbst-Erfahrung aber macht unser ganzes Sein und Leben aus, es sind unsere subjektiven Erfahrungen, die uns prägen und verändern, sie sind unsere Wirklichkeit. Und NTE wie auch AKE können sich wirklicher anfühlen als jede andere Erfahrung, die wir im Leben machen könnten. Es wohnt ihnen eine Kraft inne, die uns veranlasst, Grundannahmen über das Leben selbst infrage zu stellen, vor allem die Idee, dass das Bewusstsein untergehen würde, wenn der physische Körper stirbt. So wirken also NTE aufgrund ihres subjektiv unbezweifelbaren Wirklichkeitscharakters immer wieder transformierend. Eine Kurve auf einem Elektro-Enzephalogramm würde das nie zu leisten vermögen, ebenso wenig Befragungen oder statistische Auswertungen. Um die persönliche Erfahrung soll es nun auch hier gehen: Um meine Begegnung mit dem Phänomen der AKE. Vorausschickend noch einige wenige Sätze über mein Herkommen, damit begreifbar wird, wie es dazu kam, dass ich bewusst außerkörperliche Erfahrungen suchte. In meinem früheren Beruf war ich der Leiter eines Pflegeheimes für Schwerstpflegebedürftige in der Nähe von München, ein Beruf, den ich fünfundzwanzig Jahre lang ausübte. Begegnungen mit dem Tod gehörten während dieser Zeit zu meiner beruflichen Normalität. Viele Male hatte ich Gelegenheit, Menschen in ihren letzten Momenten zu erleben: Der letzte Atemzug, der aus dem Körper strömt, und die Stille danach. Was war gegangen? Diese Frage stellte ich mir häufig. Was geht mit der letzten Ausatmung, das unmittelbar zuvor noch zugegen war? Bedeutet der Tod die Auslöschung des Bewusstseins? Oder ist er nur der Übergang in neue Erfahrungsräume? Bin ich mehr als mein physischer Körper, so wie das alle spirituellen Traditionen der Menschheit sagen? Im Versuch, diese Fragen für mich zu beantworten, kam ich in Berührung mit Schriften und Texten unterschiedlicher Meditations- und spiritueller Traditionen, vor allem mit der Philosophie und Praxis des klassischen Yoga, der einen Weg der Ethik zeichnet und die Meditation und philosophische Kontemplation als Methodenkern hat. Zahllose Male begegnet man in der Philosophie des Yoga der Aussage, dass unser tieferes Wesen nicht-physischer Natur ist, sondern geistig, subtil, energetisch. Ich begann damit, Schriften des Yoga ins Deutsche zu übertragen und zu kommentieren. Darunter auch das Yoga-Sutra, den wohl einflussreichsten Text seiner Art, der etwa 2000 Jahre alt ist.****** Die Arbeit an diesem Text wurde – zusammen mit meiner persönlichen täglichen Praxis, die aus einer Kombination von Atem-, Tiefenentspannungs- und Meditationsübungen bestand, zum Teil auch unter Zuhilfenahme von auditorischen Werkzeugen zur Gehirn-Hemisphären-Synchronisation******* – zum konkreten Auslöser für meine außerkörperlichen Erfahrungen. Patanjali, der Autor des Yoga-Sutra, spricht im 3. Kapitel seines Textes davon, dass man mithilfe von Atempraktiken und Meditation die Erfahrung machen kann, sich selbst außerhalb seines Körpers zu erleben. Und dies, so sagt er ergänzend, sei nicht etwa eine Vorstellung, ein Traum, eine Visualisierung oder Idee, sondern eine konkrete, tatsächliche Erfahrung. Mit anderen Worten: Eine AKE ist kein eingebildetes Ereignis, sondern ein tatsächliches Geschehen. Ich hatte mich damals schon über Jahre für das AKE-Phänomen interessiert, doch die Lektüre des Yoga-Sutra gab mir den entscheidenden Impuls, es auch wirklich zu wollen. Aus heutiger Sicht bin ich überzeugt, dass es, zusammen mit einer grundsätzlichen Offenheit diesem Phänomen gegenüber, vor allem dieser Wille war, der es ermöglicht hat. Der Wille ist, so meine ich, wichtiger als jede Technik, die man anwendet. Wenn man zutiefst die Erfahrung machen will, sich temporär vom Körper zu lösen, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, dies auch umzusetzen. Als ich jedenfalls bei Patanjali las, dass eine AKE durch Meditationstechniken bewusst induziert werden kann, gab dies meinem Willen den notwendigen Treibstoff, es selbst zu versuchen.******** Es war viel mehr als bloß Neugier im Spiel, eine Zeit lang wurde dies Streben gar zur conditio sine qua non meines Lebens: Unbedingt und unter allen Umständen wollte ich überprüfen, ob es möglich ist, den Körper zu verlassen – nein, nicht in erster Linie nur überprüfen, sondern es schlicht und einfach erleben! Nach all den Sterbeprozessen, die ich in meinem Beruf gesehen hatte, musste ich wissen, ob ich mehr bin als mein physischer Körper, musste wissen, ob es wahr ist, was alle spirituellen Traditionen der Menschheit uns lehren – dass wir unsterblich sind. Ist das bloß ein Versprechen, an das ich glauben kann oder auch nicht und dessen Überprüfung erst mit Eintreten des Todes oder zumindest in Todesnähe möglich ist? Oder kann ich es hier und jetzt selbst herausfinden, so wie die Texte des Yoga und auch moderne Autoren wie Robert Monroe, William Buhlman, Rick Stack und viele andere es nahelegen? In dieser Frage verband sich bei mir die spirituelle Suche mit einem neugierigen...