Buch, Deutsch, 378 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 584 g
ISBN: 978-3-8348-1261-2
Verlag: Vieweg+Teubner Verlag
Jochen Kuhn stellt einen Ansatz zum aufgabenorientierten Lernen mit kontextorientierten Aufgabenstellungen zu Zeitungsartikeln im Physikunterricht vor. Dieser basiert auf einer Modifizierung der „Anchored Instruction“ und wurde im täglichen Physikunterricht an Schulen aller Schularten der Sekundarstufe I in Rheinland-Pfalz mit fast 1400 SchülerInnen erprobt und ausgewertet. Die empirischen Ergebnisse zeigen neben der schulartübergreifenden Effektivität sowie einer zeitlichen Nachhaltigkeit von „Zeitungsaufgaben“ auch Optimierungsmöglichkeiten dieser Lernmedien.
Zielgruppe
Forschende, Universitätsdozierende und Studierende in der Physikdidaktik, Dozierende in der naturwissenschaftlichen Lehreraus- und -weiterbildung; Lehrkräfte für Mathematik und Naturwissenschaften.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Theorie und Forschungsstand.- Untersuchungsschwerpunkt I – Effektivität authentischer Ankermedien im Physikunterricht der Sekundarstufe I.- Untersuchungsschwerpunkt II – Theoriegeleitete Optimierung authentischer Ankermedien.- Nachhaltige Dissemination – Ein regionales LehrerBildungs-Netzwerk.- Resümee und Ausblick.
Kapitel 5: Nachhaltige Dissemination – Ein regionales LehrerBildungs-Netzwerk (S. 277-278)
In den vorangehenden Kapiteln standen zunächst die Entwicklung des MAI-Ansatzes als Rahmentheorie sowie die Implementation und differenzierte Analyse von Zeitungsaufgaben als ein praktikables und flexibles MAI-Lernmedium im Zentrum dieser Arbeit. Die dabei analysierten positiven Effekte geben Grund zum Optimismus hinsichtlich eines erfolgreichen Einsatzes von MAI und einer damit verbundenen Verbesserung des Physikunterrichts. Allerdings werden die daraus resultierenden Chancen nur dann zur Erhöhung der Lernwirksamkeit und Lernmotivation im alltäglichen Physikunterricht beitragen, wenn es gelingt, das Lernmedium auch wirklich nachhaltig in die Unterrichtspraxis zu verankern.
Dieser Aspekt wurde bis vor kurzem in der fachdidaktischen und pädagogisch-psychologischen Lehr-Lern-Forschung stark vernachlässigt, sodass bis in jüngster Vergangenheit kaum eine nachhaltige Implementation erfolgreicher Konzepte aus der fachdidaktischen Unterrichtsforschung in die Unterrichtspraxis gelungen ist (Eilks et al., 2005, Fischer &Wecker, 2006). Dies bedeutet für den vorliegenden Fall dieser Arbeit einerseits, dass Effektivität und Chancen des MAI-Ansatzes den für die Gestaltung des Unterrichtsalltags Verantwortlichen, nämlich den Lehrern, kommuniziert und einsichtig gemacht werden müssen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist bereits durch die symbiotisch-partizipative Implementationsstrategie gelungen.
Für eine nachhaltige Dissemination ist dieser Schritt infolge der Dynamik von Unterrichtspraxis und Unterrichtsforschung allerdings nicht ausreichend. Den Entwicklungen in beiden Bereichen muss durch deren kontinuierliche, wechselseitige Vernetzung Rechnung getragen werden. Über die Realisierung einer solchen dynamischen Vernetzungsstruktur in Form eines lernenden und forschenden LerhrerBildungs-Netzwerk (LeBi-Net) auf regionaler Ebene wird in diesem Kapitel ausgehend von der in Kapitel 4 dargestellten Forschungsorientierung berichtet. Nach den verschiedenen Abstimmungsmaßnahmen sowie deren Integration im Rahmen von LeBi-Net werden zudem ein zur Analyse einer spezifischen Maßnahme entwickeltes Evaluationsinstrument vorgestellt sowie bisher daraus resultierende, aktuelle Ergebnisse präsentiert.
5.1 Ausgangspunkt ‚Forschungsorientierung‘: Von empirischer Unterrichtsforschung zu einem regionalen LehrerBildungs-Netzwerk
Die Implementation von MAI in Kapitel 3 orientierte sich an einer symbiotischpartizipativen Implementationsstrategie. Diese Vorgehensweise erfüllt sowohl die aus der Lernpsychologie heraus gestellte Forderung nach einem integrativen Forschungsansatz (Stark, 2004, Stark & Mandl, 2007) als auch den Ruf nach einer stärkeren Forschungsorientierung resultierend aus Analysen der federführenden Stellungnahmen zur Lehrerbildung:
Die Gutachten und Expertisen der Hochschulrektorenkonferenz (s. Fußnote 2), der Kultusministerkonferenz (Terhart, 2000), des Wissenschaftsrates (s. Fußnote 3), mehrerer Bundesländer (s. Fußnote 4) und Verbände (z.B. DPG, 2006, DMV, GDM & MNU, 2007) stellen als gemeinsame und zentrale Forderung eine verstärkte Forschungsorientierung als essentiellen Bestandteil der Lehrerbildung in allen Phasen heraus. Diese Forderung wurde zudem in dem KMK-Beschluss über die Standards in der Lehrerbildung für die Bildungswissenschaften explizit als Kompetenz verankert (KMK, 2004).