Kuegler | Lobo - Der Einzelgänger 01: Ausgestoßen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 4201, 170 Seiten

Reihe: Lobo

Kuegler Lobo - Der Einzelgänger 01: Ausgestoßen


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-391-9
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 4201, 170 Seiten

Reihe: Lobo

ISBN: 978-3-95719-391-9
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Verachtung, Vorurteile, Hass. Etwas anderes hat das Halbblut Lobo nicht kennengelernt, seit seine Eltern und sein Bruder von weißen Skalpjägern umgebracht wurden. Nach der Jagd auf die Mörder versucht Lobo, in West-Texas heimisch zu werden. Aber es ist ein hartes Land, in dem Gewalt oberstes Gesetz ist. Der Bastard, wie ihn die weißen Siedler nennen, gerät zwischen die Fronten von Weiß und Rot. Eines Tages holt er Jane Wagner, eine weiße Frau, auf seine Farm. Misstrauen und Verachtung schlagen nun in Feindschaft um. Wieder steht Lobo allein gegen eine Meute erbarmungsloser Gegner. Aber er tut das, was er am besten kann. Er kämpft

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Kapitel 1
Die Schüsse waren lange verhallt, als Lobo die beiden Köpfe im Sand fand. Er wusste nicht mehr genau, wann er die Detonationen gehört hatte, jetzt war es spät am Vormittag. Er stieg aus dem Sattel und blickte sich suchend um. Lobo glich dem Land, das ihn umgab. Er war groß, sehnig und muskulös. Sein Gesicht war indianisch geschnitten und von zahllosen Falten zerfurcht. Die bronze­farbene Haut spannte sich über den hohen Wangenknochen. Er war ein Halbblut. Unter dem breitrandigen, flachen Hut, der seine Stirn beschattete, quoll volles, schwarzes Haar hervor, das einen leicht bläulichen Schimmer hatte. Es fiel bis auf seine Schultern. Schwarze Bartstoppeln bedeckten Kinn und Wangen und überwucherten eine Messernarbe am linken Kinnwinkel. Die Augen waren schmal und von Fältchen umgeben, vom vielen Blinzeln in Sonne und Wind. Langsam ging er auf die Köpfe zu. Sie starrten ihm mit glasigen Augen entgegen. Es waren Soldaten gewesen. Man hatte sie bis zum Hals im Boden eingegraben. Ein Stück abseits lag eine durchblutete, feldgraue Uniformbluse. Lobo blieb vor ihnen stehen. Sie waren übel zugerichtet worden. Ihre Gesichter waren geschwollen. Auf dem Schädel fehlte jedem ein handtellergroßes Stück Kopfhaut. Das Blut auf ihren Köpfen und im Sand um sie herum war in der Hitze längst zu einer starren Kruste geronnen. Sie waren höchstens seit einer halben Stunde tot. Der Wind, der ständig anschwoll, wehte Staubschleier aus der Castillo-Wüste über sie hinweg und zerstörte nach und nach die Abdrücke weicher Mokassins und unbeschlagener Pferdehufe im Sand. Lobo nahm den Hut ab. Er schmeckte Staub zwischen den Zähnen. Seine Mundhöhle war trocken und brannte. Aber er trank nichts. Seine Feldflasche war leer. Er hatte seinen Wasservorrat in der Wüste verbraucht. Er drückte sich den Hut wieder tief in die Stirn und zurrte die Fangschnur unter dem Kinn fest. Er ging zu seinem dunkelbraunen Morgan zurück, der geduldig und müde auf den Reiter wartete. Lobo glaubte zwar nicht, dass die Indianer, die die beiden Soldaten getötet hatten, noch in der Nähe waren. In jedem Fall aber war Vorsicht geboten. Lobo stieg in den Sattel, nahm die Zügel hoch und lenkte das Tier an den Toten vorbei nach Norden. Über ihm verfärbte sich der Himmel. Der Wind trieb feine Kristallschleier aus der Wüste heran. Es wurde noch heißer. Lobo brauchte nicht zum Himmel zu schauen. Er wusste auch so, dass sich hinter ihm ein Unwetter zusammenbraute. Er war froh, dass er die Castillo-Wüste endlich überwunden hatte. Sorgen machte er sich nicht; er war unterwegs nach Water-Hole-Station und war sicher, dort einzutreffen, bevor der Sturm ausbrach. Der Wind nahm an Schärfe und Heftigkeit zu, peitschte Lobos Rücken und wirbelte gelbe Sandmassen vor sich her, die sich wie dunkle Wolken um den einsamen Reiter ballten. Heulen und Dröhnen erfüllten die Luft. In der Ferne rollte dumpf der Donner. Schemenhaft sah der Reiter links und rechts von sich hohe Juniperen und Pecan-Bäume auftauchen, die leicht im Wind schwankten. Die Blätter mannshoher Yuccastauden vibrierten wie gespannte Stahlfedern. Lobo hatte sich das Halstuch vor Mund und Nase gebunden. Trotzdem spürte er den Staub in seinem Mund. Der feine Sand drang durch seine Kleidung, setzte sich in den Poren seiner Haut fest und scheuerte sie unter den Achseln und an den Innenseiten der Oberschenkel wund. Mit tief gesenktem Kopf trabte das Pferd dahin, schwerfällig, als würde der Sturm es vor sich herschieben. Lobo wusste nicht, wie lange er geritten war, seit er die beiden Toten gefunden hatte, als er vor sich die Gebäude der Station zwischen grasbewachsenen Hügelbuckeln auftauchen sah. Nach ein paar Minuten erreichte er die flachen Häuser und stieg vor dem Stall ab. Der Wind blies in heftigen Böen gegen das Tor. Es ließ sich kaum öffnen. Lobo zog es dennoch ein Stück nach außen und trieb sein Pferd vor sich her ins Innere. Es war schwül im Raum, und es roch nach Pferdeschweiß und frischem Heu. Eine staubige Öllampe hing an einem Balken und verbreitete trübes Licht. Aus einer Ecke näherte sich ein alter Mann mit schütterem Haar und hohlwangigem Gesicht. Er war mager, und seine Schultern waren nach vorn gebeugt. „Guten Tag, Sir“, sagte er. „Da haben Sie Glück gehabt, dass Sie die Station jetzt noch erreicht haben. Bald kommt niemand mehr durch. Das wird ein schlimmes Wetter. Hier am Rand der Wüste sind die Stürme am schwersten. Wer jetzt noch draußen ist, wird beten lernen.“ Dann erst sah er im Licht der Lampe das dunkle Gesicht. Seine Augen weiteten sich kaum merklich. Er presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und schwieg. Lobo bemerkte es, aber er achtete nicht darauf. Er war solche Reaktionen gewöhnt. „Abreiben und füttern“, sagte er. „Aber gründlich.“ Er griff in die Brusttasche seines Hemdes und warf dem Alten einen Dollar zu. Der Mann schaute ihn nicht an und griff nicht nach der Münze. Der Dollar fiel ins Stroh. Der Alte nahm die Zügel von Lobos Pferd und drehte dem großen Mann den Rücken zu. Als sich die Rechte des Halbbluts auf seine schmalen Schultern legte, erstarrte seine Haltung. Langsam wandte er den Kopf. In seinen Augen flackerte plötzlich Angst. Lobos Gesicht war ausdruckslos wie eine Maske. „Ich versorge mein Pferd selbst.“ Der Alte wollte etwas sagen, aber Lobo ging an ihm vorbei, nahm ihm die Zügel aus der Hand und führte den Hengst in eine leere Box. Er sattelte ihn ab und rieb ihn mit Stroh trocken. Der alte Stallknecht beobachtete ihn unsicher. Als Lobo wortlos zum Tor ging, schlurfte der Alte eilig mit gesenktem Kopf an ihm vorbei in den Hintergrund des Stalles. Lobo tat, als bemerke er es nicht. Er hatte gelernt, sich zu beherrschen. Er wusste, was ein Halbblut in diesem Land wert war. Dabei begegneten ihm nicht nur unter Weißen Verachtung und Misstrauen. Er hatte eine Zeitlang versucht, unter Indianern zu leben. Aber auch dort war er nur ein „Mann ohne Farbe“ gewesen, nicht akzeptiert, nur widerwillig geduldet. Es war überall dasselbe. Er hatte sich damit abgefunden. Er warf die Satteltaschen über seine linke Schulter und nahm den Volcanic-Karabiner mit dem abgegriffenen, zerschrammten Kolben und der fleckigen Brünierung in die rechte Hand. Als er den Stall verließ, hob er den Silberdollar nicht auf.
*
Der Sturm trieb ihn über den Stationshof. Das Schild an dem Gerüst am Hofeingang schaukelte heftig hin und her. Es war ein zolldickes Brett, das an rostigen Ketten hing, die jetzt leise klirrten. Lobo erreichte die Tür des Hauses und stieß sie auf. Er trat hastig ein und warf sie hinter sich wieder ins Schloss. An der Tür blieb er stehen und schaute sich um. Der Aufenthaltsraum war geräumig, wirkte jedoch durch die niedrige Decke kleiner. Unweit der Tür stand ein Pult, hinter dem ein stämmiger Mann in ­Hemdsärmeln und Hosenträgern saß und in einem zerlesenen Magazin blätterte. An einem Tisch an der Längsseite des Raumes saßen vier Männer. Sie hielten Spielkarten in den Händen. Vor ihnen stand eine bauchige Flasche auf dem Tisch. Nahe dem Eingang lehnte ein junger Mann an der Bar und nippte ab und zu an einem Bier. Ein paar Petroleumlampen erhellten den Raum und warfen Schatten auf die weißgekalkten Wände und die schenkelstarken Deckenstützbalken. Die Männer hoben die Köpfe, als Lobo eintrat. Sie musterten ihn nur kurz und wandten sich dann wieder ihren Karten zu. Nur der junge Mann an der Theke starrte Lobo unverwandt an. Lobo ging grußlos zu dem Pult, hinter dem der stämmige Mann saß. Aus dem Hintergrund des Raumes trat jetzt eine Frau heran. Sie mochte Mitte Zwanzig sein, war schlank und von katzenhafter Geschmeidigkeit. Ihr Haar war aschblond. Sie trug einen dunkelgrünen Rock und eine weiße Bluse. „Guten Tag“, sagte sie. Lobo nickte nur. „Kriegt so ein Bastard wie du die Zähne nicht auseinander, wenn eine Lady mit dir spricht?“, fragte der junge Bursche an der Bar. Lobo reagierte nicht. Er legte fünf Dollar auf das Pult. Der stämmige Mann dahinter hatte sich erhoben. „Ein Zimmer?“, fragte er. „Ja.“ „Sie können bleiben, solange Sie wollen. Es ist alles frei. Wenn Sie was zu essen wollen, müssen Sie zehn Minuten warten.“ „Ich habe dich was gefragt“, sagte der junge Mann an der Bar wieder. Lobo wandte den Kopf und musterte ihn forschend. Sein Blick war hart wie Obsidian. Der Mann hielt ihm nicht stand. Schweigend wandte Lobo sich wieder ab und sagte zu dem Stationer: „Ich esse gern etwas. Vor allem will ich etwas trinken.“ „Haben Sie die Schüsse vor einer Stunde gehört?“, fragte der stämmige Mann. „Es waren Indianer in der Nähe. Hier trauen sie sich nicht ran. Die Station ist gut befestigt.“ „Ich habe zwei tote Soldaten gefunden“, sagte Lobo. „Sie steckten bis zum Hals im Sand, südlich von hier.“ „Seit Wochen streunen ein paar Comanchen-Horden bei uns herum“, sagte der Stationswirt. „Seit sich unsere Jungs im Osten mit den Yankees herumschlagen, trauen sich die Rothäute fast bis in die Städte. Und das wenige Militär, das uns die Brüder in Richmond gelassen haben, wird mit den Comanchen nicht fertig. Dieser Krieg mit dem Norden ist eine üble Sache. Wenn wir da einmal durch sind, haben uns hier unten die Indianer zum Teufel gejagt. Jane wird Sie auf...



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