Kuck | Liebe Lügen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Kuck Liebe Lügen

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-944576-28-2
Verlag: Verlag Krug & Schadenberg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-944576-28-2
Verlag: Verlag Krug & Schadenberg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lisa Krone hat einen neuen Job: Assistentin der Geschäftsleitung im Berliner Frauenhotel »Marlene«. Ihre Chefin, Amelie Rupert, ist kühl und distanziert und erwartet volles Engagement. Lisa schwant, dass die Zusammenarbeit nicht einfach sein wird, aber sie hat keine andere Wahl - sie braucht den Job. Und die attraktive schwarzhaarige Frau mit den dunkelblauen Augen macht sie neugierig. Schon bald ahnt Lisa, dass es in dem schicken Hotel nicht nur darum geht, Frauen zu beherbergen ...
»Liebe Lügen« - ein Berlin-Roman mit Hang zum Krimi, fein vermischt mit einer Prise Romantik und gewürzt mit Humor, der sich in unerwarteten Wendungen bravourös entfaltet.

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10 Lisa Ich rief in der Rezeption an, um mich zu erkundigen, ob ein Anruf von Marie Hauser eingegangen war. Fehlanzeige. Das wird Charlotte Winkler nicht freuen, überlegte ich. Wenn ich richtig lag mit meiner Einschätzung, waren die beiden ein Liebespaar, das sich für ein langes Wochenende in Berlin verabredet hatte, und nun wartete Charlotte auf Marie, und zwar recht ungeduldig. Ich sah mir im Internet die aktuellen Staumeldungen an, aber bislang floss der Verkehr trotz des winterlichen Wetters zumindest in den nördlichen Regionen auch auf den Autobahnen noch ohne besondere Vorkommnisse. Die Frage, warum Charlotte Winkler nicht einfach Marie Hauser anrief, hatte ich mir gerade noch verkneifen können. Derlei Fragen hatte eine Hotelangestellte nicht zu stellen, und auch weitergehende Mutmaßungen, die allzu sehr ins Persönliche abdriften könnten, durften mir nicht über die Lippen kommen. Da es mir aber in Amelistes Augen ohnehin schwerfiel, tieferliegende Zusammenhänge auf Anhieb zu begreifen, war ja kaum etwas zu befürchten. Ich verdrehte die Augen. Inzwischen ging ich mir selbst auf die Nerven. Klar – die große Analytikerin hatte mir gewaltig auf den Schlips getreten. Vielleicht sollte ich endlich aufhören, die Beleidigte zu spielen und stattdessen lieber beweisen, dass ich eben kein Doofchen war – und sei es nur mir selbst. Um die Mittagszeit hatte ich wegen des großen Andrangs an der Rezeption ausgeholfen und mich dabei auch um Charlotte Winkler gekümmert – ihr Bild stand mir noch gut vor Augen: eine attraktive gutsituierte Frau um die vierzig, sorgfältig geschminkt und gekleidet, die selbstsicher und gelassen auftrat. Trotz ihrer souveränen Ausstrahlung hatte sie jedoch ein wenig unsicher auf mich gewirkt. Vielleicht war sie aber auch nur ungeduldig und aufgeregt gewesen und hatte das Eintreffen ihrer Liebsten kaum erwarten können. Ich öffnete kurzerhand die Datenbank – wofür hatten wir diese ganzen Infos schließlich? – und gab zunächst Charlotte Winklers Namen über die Suchfunktion ein. Sie war zum ersten Mal Gast im Hotel Marlene. Ihre Reservierung für ein Doppelzimmer war vor gut einer Woche per E-Mail erfolgt. Zu ihrem Familienstand hatte sie nichts eingetragen, was alles Mögliche heißen konnte, und in der Rubrik Beruf stand nur lapidar Geschäftsfrau. Vielleicht ist sie verheiratet, dachte ich. Soll ja in den besten Familien vorkommen. Und vielleicht war ich auf der völlig falschen Fährte, was aber im Moment keine besondere Rolle spielte – Charlotte Winkler war besorgt, weil ihre Freundin und/oder Geliebte nicht eintraf, mit der sie hier verabredet war und die sie offensichtlich auch nicht erreichen konnte. Dem musste ich nachgehen, und das würde ich in diesem Fall intensiver tun, als von mir erwartet oder auch nur gewünscht wurde. Als nächstes suchte ich nach Marie Hauser – und wurde sofort fündig. Sie war in den letzten anderthalb Jahren mehrfach Gast im Hotel gewesen, meist für ein, zwei Tage; sie stammte aus Hamburg und hatte stets ein Einzelzimmer gebucht. Marie Hauser hatte sich immer als Geschäftsfrau eingetragen und bei ihren Aufenthalten häufig ein touristisches Begleitprogramm gebucht, also an den vom Hotel organisierten Besichtigungen oder Stadtrundfahrten teilgenommen. Sie war verheiratet, was mich nun doch ein wenig verwunderte, aber rein gar nichts anging. Ich überlegte einen Moment, dann griff ich zum Telefon, um Charlotte Winkler darüber zu informieren, dass ihre Freundin sich nicht gemeldet hatte. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, reagierte sie zurückhaltend und bemühte sich, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. Sie beendete das Gespräch auffallend schnell und bewegte sich dabei an der Grenze zur Unhöflichkeit, aber das hatte ich natürlich klaglos hinzunehmen. Wie so vieles andere auch. Ich atmete tief aus und streckte mich. Es war ein langer, ereignisreicher Tag gewesen. Zeit, abzuschalten und Feierabend zu machen, zumal ich noch ein vernünftiges Kostüm brauchte. Wenn ich es richtig verstanden hatte, wollte Gaby sich als Sultan verkleiden, während mir die neckische Aufgabe zufiel, sie unter den Gästen ausfindig zu machen. Der Tatsache, dass Hotelangestellten die Teilnahme an dem Fest untersagt war, schenkte ich inzwischen keinerlei Beachtung mehr. Rupert, du kannst mich mal, trotzte ich ihr innerlich, und das tat richtig gut. Als ich das Hotel eine halbe Stunde später verlassen wollte, sah ich Charlotte Winkler an der Rezeption stehen. Ich verlangsamte meine Schritte. Sie wechselte einige Worte mit Monika, der Empfangsfrau für die Spätschicht, und wenige Augenblicke später reichte die ihr einen Laptop über den Tresen. Es war sehr wahrscheinlich, dass Charlotte Winkler ihre E-Mails checken und/oder die aktuellen Staumeldungen verfolgen wollte. Sie sollte sich die Zeit lieber mit einer Party versüßen, dachte ich, doch die Empfehlung behielt ich natürlich für mich. Das Fest war bereits in vollem Gange, als ich gegen halb elf in voller Montur eintraf. Da das Thema »Orientalische Nächte« lautete, wimmelte es nur so von Scheichs und Haremsdamen und anderen mehr oder weniger phantasievollen Figuren aus Tausendundeiner Nacht. Dennoch glaubte ich nach einem ersten Rundgang, an der Stimme oder Gestik die eine oder andere Hotelangestellte zu erkennen. Gaby war aber noch nicht da oder ich hatte sie bislang nicht entdecken können, weil sie sich ähnlich große Mühe mit ihrer Verkleidung gegeben hatte wie ich. Meinen Kopf zierte ein schwarzer, kunstvoll drapierter Turban, eine weite seidene Pluderhose umschmeichelte meine Hüften, während eine knappe, schreiend bunte Bluse einen farblichen Akzent setzte; ich hatte mein Gesicht geschwärzt und hoffte, dass mir die Frauen die wilde Wüstenreiterin abnahmen, ja enthusiastisch darauf reagierten und es gar nicht abwarten konnten, mich näher kennenzulernen. Zu Hause vor dem Spiegel war ich nicht hundertprozentig von meinen Verkleidungskünsten überzeugt gewesen, und in der U-Bahn hatte ich einige eher mitleidige Blicke geerntet, die mich ernsthaft zweifeln ließen, ob ich das Thema wirklich auf den Punkt getroffen hatte, aber inmitten des Festgeschehens war auf einmal alle Skepsis wie weggeblasen. Ich schien gut anzukommen, denn kaum stand ich in den Knien wippend an der Tanzfläche, als ich auch schon zum Tanzen aufgefordert wurde und erfreut feststellen durfte, dass mir das Flirten in der Verkleidung besonders gut gelang. In einer kurzen Verschnaufpause trat eine tief verschleierte, dafür aber bauchfreie Tempeltänzerin zu mir und drückte mir mit überzeugender Selbstverständlichkeit ein Glas in die Hand. »Hallo, ich sehe, du amüsierst dich gut«, schnurrte sie, und ich prostete ihr zu. Ein grünes Augenpaar fixierte mich mit unverhohlener Direktheit. »Kennen wir uns?« »Noch nicht«, gab ich wahrheitsgemäß zurück. »Aber wir können das gerne ändern«, fügte ich nicht gerade übermäßig geistreich, aber ehrlich hinzu. Wodka-Lemon. Ich hüstelte höflich – den musste ich langsam genießen, wenn ich mehr als einen trinken wollte, sonst war ich in einer Stunde reif fürs Bett – zum Schlafen, versteht sich. Ich musterte die Tempeltänzerin verstohlen von oben bis unten und war ziemlich angetan, um nicht zu sagen: begeistert. Ihr gepiercter Nabel harmonierte perfekt mit dem flachen, offensichtlich gut trainierten Bauch. Bei Männern sagte man Sixpack dazu, aber ich grübelte keine zwei Sekunden darüber nach, ob es eine entsprechende weibliche Bezeichnung gab. Zwei Minuten später waren wir auf der Tanzfläche, und mir fuhr – allerdings nur peinlich kurz – durch den Kopf, dass ich bislang noch nicht allzu intensiv nach Gaby Ausschau gehalten hatte. Die Tempeltänzerin hieß Ronja und trug ihr Kostüm nicht zu unrecht. Hüftschwung und Rhythmus waren perfekt – als wäre sie dafür geboren –, das Lächeln hinter dem Schleier ließ sich nur erahnen und wirkte darum umso geheimnisvoller. Mir wurde sehr schnell prickelnd heiß unter meiner Kopfbedeckung – und nicht nur da. Meine letzte Liebesnacht lag so lange zurück, dass ich mich nicht mal mehr an die Jahreszeit erinnern konnte, geschweige denn noch das Gesicht der Frau vor Augen hatte, mit der ich nach irgendeiner Geburtstagsparty auf dem Rücksitz ihres Wagens gelandet war. Auch aus diesem Grund hatte Ronja wenig Mühe, mich davon zu überzeugen, dass es bestimmte Gelegenheiten nur einmal im Leben gab. Ich war nach nicht mal einer halben Stunde absolut sicher, dass ein One-Night-Stand mit Ronja ein wohlverdienter Bonus für die letzten harten Wochen darstellte und ich dümmer als Knäckebrot war, wenn ich diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ, um ihr dann womöglich tagelang nachzutrauern. Ronja schien das ähnlich zu sehen. »Hast du ein Zimmer hier im Hotel?«, hauchte sie mir beim dritten Schmusetanz ins Ohr, während ihre Hände mit einer Intensität über meinen pluderhosenbedeckten Hintern strichen, dass ich Mühe hatte, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. »Hm«, murmelte ich und überlegte fieberhaft, ob ich es wirklich wagen konnte, mich mit der Tempeltänzerin in eines der freien Zimmer zurückzuziehen – soweit ich wusste, gab es noch drei oder vier. Wenn ich dabei erwischt wurde, hätte die Rupert allen Grund, mich achtkantig zu feuern. Andererseits – ich kam ihren Plänen doch perfekt entgegen … Allein die Vorstellung, von ihrem eisigen Blick schockgefroren zu werden, ließ mich zögern. »Ja oder nein?« Der Druck ihrer Hände verstärkte sich, und mir wurde noch heißer. »Ich möchte es mal so ausdrücken – ich müsste erst eines organisieren, was nicht so ganz einfach ist«, erwiderte ich in gedehntem Tonfall. »Was ist denn mit dir?« »Ich möchte es mal...


Manuela Kuck, Jahrgang 1960, ist in Wolfsburg aufgewachsen und lebt heute als Autorin zusammen mit ihrer Lebensgefährtin, einem ihrer beiden Söhne und zahlreichen Haustieren in Berlin. Neben dem Schreiben begeistert sie sich für Aikido und Laufen. Mit »Liebe Lügen« ist 2009 ihr neunter Roman bei Krug & Schadenberg erschienen, gefolgt von »Freispruch« im Herbst 2010, ein Roman, in dem die Berliner Anwältin Lena Bokken ihr Debüt hat. Zuvor erschien mit »Ariane« der Abschluss der in Berlin angesiedelten Trilogie um Rieke, Paula und ihre Freundinnen, die in »Hungrige Herzen« und »Die Rivalin« ihren Anfang nahm. Weitere Bücher von Manuela Kuck: »Lindas Entscheidung«, »Neue Zeiten für Linda« und »Lindas Ankunft« - die erfolgreiche Trilogie um lesbisches Leben und Lieben in der Provinz sowie die Romane »Die Schattentänzerin« und »Die Boxerin«. Darüber hinaus sind Erzählungen von Manuela Kuck in den erotischen Anthologien »Verführungen« und »Begehren« sowie in dem Band »Fein & gemein - Rachegeschichten« enthalten.



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