Kuck Die Rivalin
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-944576-40-4
Verlag: Verlag Krug & Schadenberg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 268 Seiten
Reihe: »Hungrige Herzen«
ISBN: 978-3-944576-40-4
Verlag: Verlag Krug & Schadenberg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Die Rivalin' führt die Geschichte von Rieke und Paula fort, die in 'Hungrige Herzen' ihren Anfang nahm.
Paula hat es satt, Schokoriegel zu vermarkten, und wechselt den Job. Als sie sich um den Werbeetat eines Herstellers von Inlineskates bemüht, lernt sie Ariane Köster kennen, eine faszinierende Frau von Ende Dreißig, die es gewohnt ist, den Ton anzugeben.
Rieke hat inzwischen geschäftliche Probleme und muss neue Wege einschlagen. Paula unterstützt sie in beruflicher Hinsicht, doch privat fühlt Rieke sich häufig zurückgesetzt. Sie wünscht sich mehr Zweisamkeit mit Paula.
Paula hingegen hat zunehmend Herzklopfen, wenn sie Ariane begegnet ...
Manuela Kuck, Jahrgang 1960, ist in Wolfsburg aufgewachsen und lebt heute als Autorin zusammen mit ihrer Lebensgefährtin, einem ihrer beiden Söhne und zahlreichen Haustieren in Berlin. Neben dem Schreiben begeistert sie sich für Aikido und Laufen. Mit »Liebe Lügen« ist 2009 ihr neunter Roman bei Krug & Schadenberg erschienen, gefolgt von »Freispruch« im Herbst 2010, ein Roman, in dem die Berliner Anwältin Lena Bokken ihr Debüt hat. Zuvor erschien mit »Ariane« der Abschluss der in Berlin angesiedelten Trilogie um Rieke, Paula und ihre Freundinnen, die in »Hungrige Herzen« und »Die Rivalin« ihren Anfang nahm. Weitere Bücher von Manuela Kuck: »Lindas Entscheidung«, »Neue Zeiten für Linda« und »Lindas Ankunft« - die erfolgreiche Trilogie um lesbisches Leben und Lieben in der Provinz sowie die Romane »Die Schattentänzerin« und »Die Boxerin«. Darüber hinaus sind Erzählungen von Manuela Kuck in den erotischen Anthologien »Verführungen« und »Begehren« sowie in dem Band »Fein & gemein - Rachegeschichten« enthalten.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
12 Sie musste regelmäßig geübt haben, anders war es nicht zu erklären, dass Paula innerhalb weniger Wochen eine passabel skatende Anfängerin geworden war. Wir hatten uns einen kleinen Streckenabschnitt im Fläming vorgenommen, und Paula lief in ruhigem Tempo neben mir her, als hätte sie nie etwas anderes getan. Ihre Haltung war noch etwas verkrampft, womit sie wertvolle Energie vergeudete, und der seitliche Abdruck wirkte nicht harmonisch, aber das würde sich, sollte sie dabeibleiben, bald geben. Sie hatte lange Beine, ideal bei diesem Sport, und Ehrgeiz – noch ein paar aufgebaute, straffe Muskeln und konsequentes Ausdauertraining, und sie würde gut mit mir mithalten können. Ich war bester Dinge. Die Geschäfte liefen hervorragend, und die Arbeit ging mir gut von der Hand. Demnächst stand der Hamburg-Marathon auf dem Programm. Totale Funkstille zwischen Svenja und mir. Nach ihrem Anruf Ende des Jahres hatte ich zweimal versucht, sie zu erreichen – ohne Erfolg. Also ließ ich es sein. Vielleicht war es besser so. Für uns beide. Ich war nicht gerade wild auf Alpträume. Und doch … »Ich würde Sie gerne heute abend zum Essen einladen«, sagte ich zu Paula, als wir nach gut einer halben Stunde an einem der überdachten Rastplätze stoppten. »Wir könnten nach unserer Tour in die City fahren – Charlottenburg, wenn Sie Lust haben, oder auch Mitte, Hackesche Höfe. Wär das nichts?« Paula setzte ihre Trinkflasche ab und schien zu überlegen. Mit dem Essen hat sie es nicht so, dachte ich, oder wartet die Freundin? Womöglich noch eine wachsame Freundin. »Oder sind Sie schon verabredet?« schob ich hinterher und wischte mir den Schweiß von der Stirn. »Was ich ausgesprochen schade fände.« »Nein … ähm … das ist es nicht«, sagte sie zögernd und mit einer winzigen Portion Verlegenheit, die ihr außerordentlich gut zu Gesicht stand. »Ich bin nur gar nicht darauf eingerichtet, hinterher noch wegzugehen. Ich meine … ich habe nur meine Sportklamotten dabei und nichts zum Umziehen.« Ich setzte mein unschuldigstes Lächeln auf. »Na, das dürfte kein Problem sein. Wir kommen ja direkt wieder am Büro vorbei. Dort können wir duschen und uns umziehen. Ich habe immer diverse Klamotten zur Auswahl da – irgendwas davon dürfte auch Ihren Geschmack treffen. Wir sind ungefähr gleich groß, und dass Sie ein Leichtgewicht sind, macht ja nichts. Sitzen die Sachen eben leger.« Ich lächelte. Sie lächelte zurück. »Ein reizendes Angebot, aber ich könnte auch zu mir fahren, und wir treffen uns hinterher.« »Das ginge natürlich auch. Nur – im Büro müssen wir so oder so vorbeifahren, weil ich noch den Anrufbeantworter abhören und ein paar Unterlagen holen muss.« »Ach so.« Sie ist nervös, dachte ich, als wir uns wieder hochrappelten. Ich fasste nach ihrem Arm und half ihr. Es würde mich schon interessieren … es würde mich sogar sehr interessieren, wie sie … und ich … Nein, keine Affären im Job! Da die Entscheidung gefallen war, wog dieses Argument nicht mehr ganz so schwer. Das wusste Paula aber noch nicht. Sie sollte es erst beim Essen erfahren, als Überraschung, als Krönung sozusagen. Meine Hände kribbelten, als wir uns auf den Weg machten, und mir war sehr warm, nicht nur an den Füßen. Wir liefen noch knapp eine Stunde, bis wir zum Wagen zurückkehrten. Paula war jetzt ziemlich müde. Sie bewegte sich langsam und hatte Mühe, ihre Inliners auszuziehen. Ich öffnete die Heckklappe meines Vans. »Bitte schön – setz dich und mach es dir bequem.« Sie schluckte das Du, ohne mit der Wimper zu zucken. »Danke, aber ich glaube, es geht auch so.« »Natürlich, es geht alles, aber warum sollte man es sich unnötig schwer machen?« Ich trat hinter sie und umfasste ihre Taille. Sie war schmal, sehr schmal. Einen Moment ließ ich meine Hände, wo sie waren, verstärkte sogar den Griff, und die Überlegung, was ich gern tun würde, wenn sie nackt wäre, erzeugte schneller Bilder, als ich mir verbieten konnte. Paula zuckte unmerklich zusammen. Dann drehte sie sich um und schob sich mit dem Hinterteil auf die Ladefläche. Sie warf mir einen kurzen unergründlichen Blick zu und beugte sich anschließend über ihre Inliners. Mir war für einen Moment schwindelig. Hatte ich solche Lust, mir die Finger zu verbrennen? Oder hatte ich solche Lust, dass es egal war, ob ich mir dabei die Finger verbrannte? Um was ging es? Darum, Svenja aus meinen Gedanken zu verbannen, oder um eine tolle Frau? Darum, jemanden zu verführen, egal wen, oder darum, Paula zu erobern? Ich wusste aus scheinbar nebensächlichen Bemerkungen, dass sie eine Freundin hatte. So was hatte mich noch nie gestört, aber es war ein Aspekt, der berücksichtigt werden musste. Wenige Minuten später fuhren wir nach Berlin zurück. Paula hatte die Augen geschlossen und den Kopf an die Scheibe gelehnt. Sie sah entspannt aus, aber sie war es nicht – dessen war ich mir ganz sicher. Noch sicherer als meiner eigenen Erregung. »Nun, kommst du mit nach oben?« fragte ich, als wir auf den Parkplatz des Firmengeländes einbogen. Sie schüttelte den Kopf. Sehr langsam. Sehr zögernd. »Ich fahre zu mir, und wir treffen uns anschließend …« »Ich hole dich von zu Hause ab«, unterbrach ich sie. Ich stellte den Motor ab, und wir stiegen aus. »Aber das ist doch sehr kompliziert. Wir können uns doch auch vor einem Lokal treffen«, meinte sie und nahm ihre Tasche vom Rücksitz. »Es gibt Dinge, die bedeutend komplizierter sind«, wandte ich rasch ein. »Halb acht bei dir zu Hause?« »Also gut. Ich warte unten.« »Wie du willst.« Ich wartete, bis sie mit ihrem Wagen vom Parkplatz gefahren war, dann eilte ich nach oben, suchte meine Unterlagen zusammen, hörte währenddessen den Anrufbeantworter ab, auf dem nichts Wesentliches hinterlassen worden war, und machte mich ebenfalls auf den Heimweg. Ich war aufgeregt. Ein heißes Bad würde mir guttun und ein Glas Sekt. Nur ein kleines. Kurz darauf lag ich in der Wanne und seifte mich langsam ein. Meine Haut kribbelte und wurde weich und samtig. Ich ließ mir viel Zeit bei der Auswahl meiner Kleidung: Spitzen-BH, Tanga, enger grüner Pullover mit V-Ausschnitt, dazu meine Lederhose, Blazer. Gutes Parfum – nicht schwer, aber sinnlich. Ich räumte Schlaf- und Wohnzimmer auf. Spielzeug? Es konnte nicht schaden, etwas bereitzulegen. Vielleicht konnte ich sie überreden. Vielleicht auch nicht. Vielleicht wollte sie sogar nachdrücklich überredet werden. Vielleicht wusste sie bislang noch gar nicht, dass sie nachdrücklich überredet werden konnte oder wollte. Vielleicht machte ich mir unsinnige Hoffnungen. Offenes Spiel. Sie stand an der Straße und sah mit ihren hellen Jeans und der cremefarbenen Jacke wirklich knackig aus. Ich unterdrückte den Impuls, darüber zu spekulieren, ob und welche Absichten Paula mit der Auswahl ihrer Kleidung verfolgte, um mich ganz auf den Augenblick zu konzentrieren. »Asiatisch? Fisch? Franzose? Russisch? Was möchtest du essen?« fragte ich, als sie eingestiegen war und sah sie an. »Ich weiß, du bist meist nicht besonders hungrig, aber glaub mir – wir haben uns eine gute Mahlzeit wirklich verdient.« Aus irgendeinem Grund amüsierte sie diese Bemerkung – mehr als ich nachvollziehen konnte. Sie lachte, und ich spürte ihre Aufregung, als wäre es meine. Das Essen wird uns beiden vor lauter Nervosität nicht bekommen, dachte ich. Was für ein netter Ausklang – es gelingt mir tatsächlich, sie noch zu einem Abschiedsgläschen bei mir zu überreden, und keine fünf Minuten später wird uns beiden schlecht, und keine traut sich, es zuzugeben. Nun musste ich unvermittelt lachen. Paula sah mich an. »Habe ich was verpasst?« »Noch nicht.« Ich griente, sie schluckte. »Auf Fisch hätte ich Appetit.« »Gute Idee. Ich kenne einen wunderbaren Franzosen in Mitte, der immer eine große Auswahl an frischem Fisch hat. Was hältst du davon?« Davon hielt sie eine Menge. Ich bestellte per Handy einen Tisch, und eine halbe Stunde später saßen wir einander gegenüber. Sie wich meinem Blick aus, als ich sie direkt ansah und schien erleichtert, als der Kellner kam, um unsere Bestellung aufzunehmen. Wir entschieden uns für Garnelen, gegrillten Lachs mit Blattspinat und Baguette, dazu Weißwein. Ich nahm mir vor, den Wagen stehenzulassen, falls ich mehr als ein Glas trinken sollte. Als der Wein serviert wurde, hob ich mein Glas. »Lass uns anstoßen.« Paula schloss kurz die Augen. »Ich muss dir was sagen, Ariane, bevor ich … Es ist ganz bezaubernd mit dir, aber ich …« »Erst muss ich dir etwas sagen«, unterbrach ich sie und lächelte breit. »Die Entscheidung ist gefallen.« Ihre Augen wurden groß. Sie starrte mich an. »Du meinst die Entscheidung?« »Genau die.« »Und? Nun mach es doch nicht so spannend!« »Na, rate doch mal!« »Ich bin nicht zum Raten hier.« »Nein, warum dann?« Sie verdrehte die Augen. Wunderschöne blaue Augen. »Also gut – die Entscheidung ist gestern gefallen, und ihr habt den Auftrag. Was sagst du nun?« Sie sah aus, als wäre sie mir am liebsten um den Hals gefallen. Ich hätte ihr das unter vier Augen sagen sollen, dachte ich. Ihre kühle Zurückhaltung löst sich gerade in Wohlgefallen auf, und ich wüsste zu gerne, was in privatem Rahmen dahinter alles zum Vorschein kommen würde. »Meine Güte, ist das klasse!« rief sie aus und stieß mit mir an. »Mein Chef wird mich … Ich meine, der wird ziemlich begeistert sein. Und ich bin es...