Krzywik-Groß | Shadowrun: Alter Ratio | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 340 Seiten

Krzywik-Groß Shadowrun: Alter Ratio


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96928-012-6
Verlag: Pegasus Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 340 Seiten

ISBN: 978-3-96928-012-6
Verlag: Pegasus Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Berlin, 2079. Etwas ist faul im Sprawl an der Spree. Metamenschen verschwinden, offenkundig sinnfreie Geschäfte werden von Unbekannten getätigt, und jemand scheint die antike Kabelmatrix zu reaktivieren, die seit Jahren unter der Stadt brach liegt. Mächte bringen sich in Stellung, doch niemand erahnt das Gewitter, das am Horizont aufzuziehen droht. Und welches die Stadt in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Aggi und Paul Dante, einst unzertrennliche Freunde, haben sich längst nichts mehr zu sagen. Als sie ihn nun herbeiruft, muss er aus seiner anhaltenden Abwärtsspirale ausbrechen, denn nur gemeinsam können sie sich der Bedrohung stellen. Alter Ratio spielt kurz vor der Rollenspiel-Abenteuerkampagne Netzgewitter, die ebenfalls bei Pegasus Press erscheint.

Für Shadowrun verfasste er den im Pegasus Verlag erschienen Roman "Alter Ego".

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Kapitel 2 »Alter, du stinkst wie meine Oma«, schimpfte Bert mit breitem niederländischem Akzent, als er Paul einen Teller voller Fritten brachte. »Du siehst aus, als hättest du in deinem Wagen geschlafen.« »Bullshit«, entgegnete der Privatdetektiv und nahm dem Besitzer von Berts Burger Laden das Bier ab, welches er in der anderen Hand hielt. »Was denkst du eigentlich über mich?« Der Holländer mit dem orangefarbenen Hautton grübelte kurz nach. »Ich bin mir nicht sicher. Du kommst wie lange hierher?« »Wie lange gibt’s den Laden schon?« »Genau, sehr lange kommst du hierher. Aber du hast noch nie so scheiße ausgesehen wie in den letzten Monaten. Bist du irgendwie krank oder so was?« Er wich einen Schritt zurück. »Etwa ansteckend?« »Du kannst mich mal, Bert! Ich habe lediglich ’nen echt beschissenen Job zu erledigen. Das ist alles.« Bert musterte ihn weiterhin skeptisch. »Musst du dafür in eine Toilette steigen, oder was?« »Verdammt, ja, wenn du es wissen willst! Jemand vermisst ein paar alternative Kanalarbeiter in Pankow und ich schaue mal nach dem Rechten.« »In der Kloake«, lachte Bert. »Na da haben sie aber ’nen Dummen gefunden. Ich hoffe, sie bezahlen dich anständig, sodass du deinen Deckel bei mir begleichen kannst.« »Ja, ja doch! Hör auf mich zu nerven und lass mich meine Fritten essen. Du bekommst dein Geld schon noch.« Paul hatte keine Ahnung, wie er von den mageren Piepen, die er für die Suche bekam, auch nur ein Sarghotel bezahlen sollte, geschweige denn sein Essen. »Schreib es erst mal an, ich komme Ende der Woche vorbei und zahle.« Bert warf ihm einen finsteren Blick zu und ging kopfschüttelnd zurück in die kleine Küche seines Imbisses. Lautes Magenknurren war Pauls Startschuss, sich über die Pommes herzumachen. Er hatte heute lediglich ein knappes Frühstück gehabt, welches er nach einigen ekelhaften Entdeckungen in der Kanalisation – was sonst sollte man dort auch vorfinden? – in hohem Bogen dem Abwasserkanal überantwortet hatte. Das Bier spülte den Geschmack weg, während das Fett der frittierten Kartoffeln seinen ersten Hunger stillte. Kaum war die Flasche leer, brachte ihm Bert eine weitere. Man konnte über den Imbissbesitzer sagen, was man wollte, seine Kundschaft hatte er immer gut im Blick. Es gab selten ein Wort zu viel von Bert, und immer die richtige Menge Bier, von der wundervollen Mayonnaise mal ganz abgesehen. Umso verwunderlicher war es, dass er sich Paul gegenübersetzte. »Sage mal, wo ist eigentlich die Kleine mit den blauen Haaren, mit der du ein paarmal hier warst?« Paul verschluckte sich an einem Pommesstäbchen. Bert sah ihn interessiert an. »Ist sie deine Tochter?« Er brauchte einen großen Schluck Bier, um nicht mehr husten zu müssen, und schüttelte energisch den Kopf. »Nein, son Quatsch. Wie kommst du darauf?« »Sie ist kein Mädchen, die etwas mit so alten Männern wie dir oder mir anfangen würde. Du bist ein Dinosaurier ohne Haare. Aber trotzdem wart ihr vertraut miteinander, das habe ich gesehen. Sie war die Letzte, die es noch mit dir ausgehalten hat. Also, was ist mit der blauen Heideroosjes?« »Sie ist … war eine Freundin.« »Du hast es also verbockt, ja?«, fragte Bert mit wissendem Kopfnicken. »Wie kommst du darauf, dass ich schuld bin? Die Kleine kann mir gestohlen bleiben. Sie spielt ihre Revolution, während ich mich ums Business kümmere.« »So nennst du es also, wenn du durch die Kloake spazierst.« Wütend haute Paul die Bierflasche auf den Tisch. Es war bei Weitem nicht seine erste am heutigen Tage. Der Alkohol war wie ein Teilchenbeschleuniger für seine Wut. Paul sprang auf. »Lasst mich doch alle mit eurem Mist alleine! Ja, ich krieche für dreißig Mücken in der Kanalisation rum. Und, habe ich schon eine Spur gefunden? Nein! Wahrscheinlich bin ich nicht mal die paar Kröten wert!« Bert stand ebenfalls auf und hob beruhigend die Arme. »Nun komm erst mal wieder runter. Keiner will dir etwas Schlechtes.« Doch Paul wollte nicht mehr zuhören, wollte sich nicht den Fragen von Bert stellen oder gar sich und der Welt eingestehen, dass er Mist gebaut hat. Wieder und wieder. Wütend fuhr er herum, stürmte aus dem Imbiss und ließ einen sprachlosen Bert zurück, der sich schulterzuckend den übrigen Gästen zuwandte. Von ihnen hatte kaum jemand Notiz von Pauls Auftritt genommen. Das Erste, was Paul auf der Straße sah, war ein Mülleimer, welchen er mit voller Wucht über die Straße trat. Er ignorierte den Schmerz in seinem Fuß, ließ sich vor den kurz aufblickenden Passanten nichts anmerken und ging humpelnd zu seinem Opel Commodore. Der Wagen war ein Nachbau des legendären Modells aus dem letzten Jahrhundert, hatte mittlerweile jedoch so viele Jahre auf dem Buckel, dass er nur noch von Rost zusammengehalten wurde. Noch nicht einmal die Farbe des Lacks war mehr klar zu erkennen. Paul öffnete die Fahrertür und räumte die Decke beiseite, die ihn in der letzten Nacht gewärmt hatte. »Sollen sie mir doch alle gestohlen bleiben«, murmelte er und startete den Verbrennungsmotor. Röhrend erwachte dieser zum Leben und rüttelte Paul und den Wagen ordentlich durch. Ohne ein bestimmtes Ziel lenkte er den Opel in Richtung Potsdam. Die beinahe einstündige Fahrt brauchte Paul, um sein Gemüt wieder herunterzukochen. Noch immer ärgerte er sich über Bert und dessen dämliche Fragerei nach Aggi. Was sollte er dem Holländer auch sagen? Ich habe die junge Frau verletzt, war ein Riesenarschloch und so liegen die Dinge nun mal? Wahrscheinlich hätte Bert lediglich in die Hände geklatscht und gesagt, dass er es gewusst hatte. Blöder Mistkerl! Ohne nachzudenken hatte Paul den Weg zum Arcanum gewählt. Die kleine Lounge mit angeschlossener Tanzfläche im Holländerviertel war recht beliebt unter den Erwachten der Stadt und über deren Grenzen hinaus. Paul war schon ein paar Jahre nicht mehr hier gewesen. Das Arcanum war wie eine verblasste Erinnerung aus einem anderen Leben. Aus einer Zeit, als Paul noch zu den angesagten hermetischen Magiern der Stadt gehörte und Clubmitglied war. Diese Zeiten waren zwei bis drei persönliche Katastrophen her und so wirkte die Lounge eher wie ein schmerzender Stachel in seinem alten, mürben Fleisch. Er betrachtete seinen Cyberarm, mit dem er den Wagen steuerte. Unter dem Ärmel seiner Jacke blitze das Chrom der nicht mehr ganz zeitgemäßen Technik hervor. Die metallenen Fingerglieder tippten auf seinen neuralen Impuls hin auf das alte Kunstleder des Steuerrades, fast so, als wäre es sein echter Körper. Wie früher, titelten die AR-Werbeeinblendungen der Cyberschlachtereien, wo man Mensch und Maschine dauerhaft verband. Manche behaupteten sogar, die Cyberware wäre der Biologie überlegen. Es gab nicht wenige Dudes und Heißsporne, die sich ihre gesunden Arme und Beine abnahmen, um in den zweifelhaften Genuss von Chrome zu kommen. Meist zogen sie jedoch realistischere, das heißt mit Kunsthaut überzogene Modelle vor. Trotzdem war es Paul ein Rätsel, wie man sich freiwillig so verstümmeln lassen konnte. Er war nie besonders begeistert von seinem Körper gewesen und behandelte ihn meist mies, aber er war alles, was er hatte. Diese Hülle sollte ihn möglichst intakt bis ins Grab begleiten. Mit dir fing alles an. Als er seinen Arm verlor, verlor er auch einen Großteil seiner magischen Fähigkeiten. Der klägliche Rest hielt ihn beruflich noch ein paar wenige Jahre über Wasser, doch auch das war lediglich ein Abklatsch vergangener Zeiten. Heute würde er seinen zweiten Arm für die Fähigkeit hergeben, in den Astralraum zu blicken. Natürlich war das widersprüchlich, nichts konnte seine Magie zurückholen, schon gar keine weitere Verstümmelung, und doch würde er alles geben, um noch einmal durch den Astralraum zu gleiten und ferne Metaebenen zu besuchen. Der Druck seiner angespannten Finger ließ das Lenkrad knirschen. Paul atmete zweimal tief durch und versuchte sich vergeblich zu entspannen. Kurz nach zweiundzwanzig Uhr parkte er den Wagen auf der Straße vor dem Arcanum. Röhrend erstarb das Geräusch des Motors und wie jedes Mal sandte Paul ein Stoßgebet an das Pantheon der Autobauer von Rüsselsheim, Wolfsburg, Detroit und woher die Teile auch stammen mochten, die in dem alten Commodore steckten, dass er später wieder anspringen möge. Mühsam quälte er sich vom Fahrersitz und merkte, als er auf den breiten Bürgersteig vor dem Arcanum trat, dass er mindestens zwei Drinks zu viel intus hatte. Davon lässt sich ein Paul Dante doch nicht aufhalten, dachte er, stellte den Kragen seines Mantels auf, um sich vor der kühlen Nacht zu schützen, und setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. Mit leicht wankenden Schritten trat er in den zu dieser Zeit noch leeren Eingangsbereich des Clubs und nickte der Türsteherin, einer streng blickenden...



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