E-Book, Deutsch, Band 8, 296 Seiten
Reihe: Seifferheld-Krimis
Kruse Der Club der toten Sticker
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7099-3939-0
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kommissar Seifferheld ermittelt
E-Book, Deutsch, Band 8, 296 Seiten
Reihe: Seifferheld-Krimis
ISBN: 978-3-7099-3939-0
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Stickst du noch oder stirbst du schon? Mordserie unter Männerstickern!
Stickende Männer leben gefährlich!
In Schwäbisch Hall fällt ein Männerstickkränzchenmitglied nach dem anderen tot um, gemeuchelt mit einer Präzisionsschleuder. Wer tut sowas? Ein Stricker mit rrr, also einer aus dem gegnerischen Lager? Oder ein Traditionalist, der es nicht erträgt, wenn Männer diese ehemalige Frauen-Domäne für sich erobern? Und wird er erst aufhören, wenn auch Siggi Seifferheld, der prominenteste unter den Männer-Stickern, tot ist? Oder ist Siggi selbst größenwahnsinnig geworden und will die Konkurrenz ausschalten?
Von Letzterem gehen leider die Ex-Kollegen von der Mordkommission aus, weil: Alle Indizien sprechen gegen Siggi. Herrje! Da muss er den Täter wohl wieder einmal selbst aufspüren …
Gestatten: Siggi Seifferheld, Kommissar im Unruhestand
Kennst du ihn schon, den Schwäbisch Haller Schnüffler? Nein? Dann dürfen wir vorstellen: Eigentlich ist der charmante Ex-Polizist Frührentner, aber wie soll man im Ruhestand Ruhe geben, wenn dauernd, ja wirklich ständig, etwas passiert, bei dem es seine Schnüffelfähigkeiten braucht? Unter uns: So ganz unrecht ist dem Siggi und seinem treuen Gefährten Onis (Hovawart-Rüde und somit ebenfalls Schnüffler) etwas gepflegt-spektakuläre Ermittler-Action gar nicht. Auch wenn Onis neuerdings auf Droge und damit gar nicht mehr so hilfreich ist.
Siggi liebt zwar seine Herzdame Marianne, seine Männersticker-Radio-Kolumne und die Kolleginnen und Kollegen von Stammtisch "Mord zwo" sehr, aber er hat eben auch einen Hang zum Nervenkitzel. Da trifft es sich gut, dass ihm das Verbrechen quasi an den Fersen klebt …
Die lustigste Autorin, seit es Kriminalromane gibt: Spannung, Spaß und tote Sticker
Krimi und Komödie verschmelzen lassen zu einem Buch, das dich auf jeder Seite mit neuen Pointen überrascht? Kein Problem für Tatjana Kruse, die Königin der Krimödie! Wenn du zum Lachen lieber in den Lesesessel als in den Keller gehst, bist du hier brandrichtig. Für neue Fältchen und Flüssigkeitsverlust aufgrund von Lachtränenfluss übernehmen wir allerdings keine Haftung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1
Die Leiche sagt „Aua!“
„Tut es noch weh?“ Die betörend schöne Rothaarige mit der Alabasterhaut, die nicht seine Ehefrau war, pustete nachgerade zärtlich auf die frisch jodierte und zugepflasterte Wunde an Siggi Seifferhelds linker Hand. Er schüttelte stumm den Kopf. Sein Blut pulsierte derzeit in anderen Regionen als dem Gehirn, darum konnten keine Sprachbefehle weitergeleitet werden. Und seine – ähem – Blutleere war nicht verletzungsbedingt. Man sollte ihm aber zugutehalten, dass er sich dafür ein wenig schämte. Es war ihm nachträglich auch unerklärlich, warum er sein halbleeres Apfelmostglas vor Schreck in tausend Scherben zerquetscht hatte, als es um halb sieben – die Glocken von St. Michael läuteten gerade ausdauernd zum allmorgendlichen Vaterunser-Gebet – urplötzlich sturmklingelte und Gunda Selund vor der Haustür stand. Unangemeldet, aber mit einem knieerweichend-unwiderstehlich-strahlenden Lächeln … Vorhin
„Hallo, Herr Seifferheld, mir ist bewusst, es ist unanständig früh, aber ich weiß zufällig, dass Sie um diese Zeit immer schon wach und bei der Arbeit sind. Darf ich hereinkommen?“, flötete sie und zwinkerte ihm zu. Ein Sonnenstrahl lugte in diesem Moment über die Dächer der Fachwerkhäuser in der Unteren Herrngasse, tauchte ihren roten Haarschopf und ihr bezauberndes Lächeln in ein güldenes Licht und ließ das Blümchenkleid unter ihrem kurzen Sommerblazer fast durchsichtig wirken. Da wären auch ganz andere als er schwach geworden. Redete sich Siggi zumindest ein. Gunda Selund legte ihm zart die Hand auf den Unterarm. Und das war exakt der Moment, in dem Seifferhelds Linke sich unwillkürlich verkrampfte und das Apfelmostglas in die ewigen Glasgründe schickte. „Oweh, haben Sie sich verletzt?“ Hatte er, aus der Schnittwunde tropfte Blut auf die Pflastersteine. Onis, dessen Schnauze sich olfaktorisch noch gut an Frau Selund erinnerte und der seinen riesigen Hovawart-Schädel in ihren Schritt gebohrt hatte – was er erwiesenermaßen nur bei Leuten mit gutem Charakter machte –, zog den Kopf wieder aus seiner Blümchenkleidummantelung und schnupperte an der blutenden Hand seines Herrchens. „Lassen Sie mich die Wunde erstversorgen“, erklärte Frau Selund in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Sie zog Seifferheld in die Küche gleich links neben dem Hauseingang. Es war nicht ihr erster Besuch in der Unteren Herrngasse 6B – sie kannte sich aus. Das Letzte, was Seifferheld auf der Gasse noch sah, war die alte Frau Hoppe von gegenüber, die auf einem Kissen abgestützt als lebende Überwachungskamera die Ereignisse verfolgte. „Immer was los bei Ihnen“, rief sie ihm zahnlos grinsend zu, weil sie ihre Zähne erst zum Frühstück einsetzte und der rollende Versorgungs-Service von Essen auf Rädern nie vor acht Uhr kam. Somit war klar, dass nicht nur ganz Schwäbisch Hall von dem Besuch einer hübschen jungen Maid beim altgedienten Kriminaler erfahren würde, sondern auch – Siggi seufzte innerlich – seine Marianne. Sein geliebtes Weib. Sein Ein und Alles. Die Liebe seines Lebens. Die Frau, die ihn – sobald sie vom Fremdfrauenbesuch im Morgengrauen erfuhr – höchstwahrscheinlich mit einem Tranchiermesser in ebenso viele Teile filetieren würde, wie es jetzt Apfelmostglasscherben im Hausflur gab. Weil Gunda Selund nämlich im seifferheldschen Heim eine Persona non grata war. Megäre Marianne würde sich allerdings erst nächste Woche rachelüstern auf ihn stürzen können, denn momentan befand sie sich in ihrer Heimat Österreich, wo sie eine Erbschaftssache mit ihren gefühlt hunderttausend Cousins und Cousinen ausfechten musste. Schlimm genug also, dass eine Fremdfrau, auf die Marianne tierisch eifersüchtig war, das Haus betrat. Erschwerend kam hinzu, dass auch sonst niemand da war, der als Anstandsdame hätte fungieren können: Seifferhelds Schwester Irmi war mit ihrem Gatten Helmerich an einem bayrischen See in Urlaub, Tochter Susanne lebte mit ihrer Familie in Peking, Nichte Karina mit der ihren in Frankfurt und Putzfrau Olga hatte heute frei. Siegfried Seifferheld war ganz allein mit diesem betörenden Leckerhäppchen namens Gunda. Jetzt
Seifferheld schluckte schwer. Dann räusperte er sich entschlossen, mehrmals, und entzog seine frisch verarztete Hand dem zarten Griff von Frau Selund. „Es tut nicht mehr weh, danke“, sagte er, weil er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte. Spät, aber immerhin rasselte er jetzt die Höflichkeitsfloskeln herunter. „Das ist aber eine unerwartete Überraschung. Wie nett, Sie zu sehen. Was kann ich denn für Sie tun?“ Um ein klares Zeichen zu setzen, ruckelte er mit dem Küchenstuhl, auf dem er saß, ein paar Millimeter von der Versuchung weg. Gunda Selund strich sich eine rote Strähne aus dem perfekt symmetrischen Gesicht. „Darf ich uns erst einmal einen Kaffee machen?“ Sie stand auf und sah sich in der Küche um. Während Seifferheld – sonst kein unentschlossener Typ – noch mit seinen Moralvorstellungen aus dem 20. Jahrhundert kämpfte und sich allen Ernstes fragte, ob er seinen Kumpel Klaus aus dem Bett klingeln sollte, damit er einen Aufpasser hatte und nicht mit einer berauschend schönen Frau allein im Haus war, hatte sie schon den Schrank mit dem Filterkaffee und den Filtern entdeckt und die altmodische Kaffeemaschine in Gang gesetzt. Seifferheld kam zu dem Schluss, dass das Kind bereits in den Brunnen gefallen war, will heißen, dass die Hoppe innerlich schon formulierte, wie sie Marianne brühwarm die Neuigkeit zurufen würde, wenn die nächste Woche aus dem Taxi vom Bahnhof stieg. Da konnte er die Anwesenheit dieser fröhlichen jungen Frau auch genießen. Zumal er sich in den letzten Tagen ziemlich einsam gefühlt hatte, so ganz für sich. Nur mit Onis, der inzwischen sein Lieblingsstofftier aus dem Schlafzimmer geholt hatte und es vor Frau Selund fallen ließ. Ein weiterer Liebesbeweis. Onis litt offenbar auch unter akutem Östrogenentzug. „Wissen Sie, Herr Seifferheld …“, fing Gunda Selund an, während die Kaffeemaschine gurgelnd das schwarze Lebenselixier produzierte, „… als ich Sie damals bat, ob ich nicht Ihre Lebenserinnerungen schreiben dürfe …“ Seifferheld erinnerte sich gut daran. Frau Selund war seinerzeit während des versuchten Kunstraubs in der Kunsthalle Würth mit ihrem Ansinnen an ihn herangetreten. Sie hatte sogar schon einen Arbeitstitel für die Biografie, die sie als Ghostwriterin über ihn schreiben wollte: Vom Mörderjäger zum Stickerkönig – Ein Mann geht seinen Weg. „Ich erinnere mich.“ Seifferheld lächelte. Der Vorschlag hatte ihm geschmeichelt. Warum auch nicht? Sein Leben als Beamter der Mordkommission hatte einiges Erzählenswerte zu bieten gehabt, vielleicht nicht ganz vom Kaliber eines James Bond, aber spannend nichtsdestotrotz. Bis seine Karriere dummerweise durch die Kugel eines Bankräubers abrupt gestoppt worden war. Eine Kugel, die immer noch in seiner Hüfte steckte, weil man sie nicht herausoperieren konnte. Seitdem benötigte er eine Gehhilfe. Was ihn nicht davon abhielt, ein pralles Leben zu führen, seine Nase in jeden Mordfall zu stecken, der sich in Schwäbisch Hall ereignete, ein zweites Mal zu heiraten und auch weiterhin auf sein Äußeres zu achten. Sollte die noch nicht existierende Biografie dereinst verfilmt werden, dann würde es für die Hauptrolle kein Darsteller wie Meister Eder in Pumuckl tun, nein, es musste ein durchtrainierter Star wie Bruce Willis sein. Mit dem er auch die Anzahl der Haupthaare teilte … Frau Selunds Räuspern unterbrach die galoppierenden Phantasiebilder vor seinem inneren Auge, in denen er sich schon bei der Oscar-Verleihung der Hollywoodverfilmung seines Lebens sah. „Leider haben Sie mir damals ja eine Abfuhr erteilt.“ Onis legte seinen Schädel mitsamt Stofftier im Maul schnaufend im Schoß von Frau Selund ab. „Ja … äh … genau.“ Siggi wurde rot. Ob er ihr sagen sollte, dass nicht er rigoros den Riegel vorgeschoben hatte, sondern Marianne? Weil seine Gattin glaubte, dass ihr Siggi anfällig für die Reize von Gunda Selund sein könnte? Oder würde er seiner Marianne mit dieser Offenlegung den sprichwörtlichen Dolch in den Rücken rammen? Dabei war die Selund viel zu mager für seinen Geschmack. Und auch viel zu jung. Fast noch ein Kind aus seiner Sicht. Auch wenn sie laut ihrem Personalausweis vermutlich um die 30 war. Aber natürlich kann man auch als Kuchenverweigerer beim Anblick einer sehr gut gemachten, reich verzierten Torte ins Sabbern geraten. Man isst nicht, wohlgemerkt! Man sabbert nur ein bisschen … Von Deutschland aus gesehen lag Österreich im Süden. Mithin hielten viele Deutsche die Österreicher für heißblütig und temperamentvoll. Wie die Italiener, nur nicht ganz so olivfarben und dunkellockig. Das hatte Vorteile – Lebenslust und Leidenschaft, um nur zwei zu nennen. Aber auch Nachteile – feurige Emotionen mit kurzer Zündschnur, die zu kataklysmischen Folgen führen konnten. Wenn Marianne von diesem frühmorgendlichen Kaffeebesuch à deux erfuhr, würde es definitiv heiß hergehen. Seifferheld mochte sich nicht ausmalen, was geschehen würde, sollte er Frau Selund auch noch mit dem Schreiben seiner Biografie beauftragen – der verheerende Ausbruch des...