Kruse / Barrelmeyer | Max Weber | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Gewicht: 252 g

Kruse / Barrelmeyer Max Weber

Eine Einführung
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8463-3637-3
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Einführung

E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Gewicht: 252 g

ISBN: 978-3-8463-3637-3
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Max Weber (1864 -1920) gilt heute weltweit als einer der größten Sozialwissenschaftler der Moderne, und die Resonanz von Person und Werk nimmt eher noch zu. Für Studierende sozialwissenschaftlicher Fächer führt an ihm kein Weg vorbei. Aber der Zugang zu seinem Werk gestaltet sich zunehmend schwierig. Max Weber war ein Kind des deutschen Kaiserreichs und seiner Wissenschaftskultur - eine Welt, die längst untergegangen ist. Zweck des Bandes ist es, in Webers sozialwissenschaftliches Denken aus dem historischen Kontext heraus leicht verständlich einzuführen. Er wendet sich an Studierende der Sozial- und Geschichtswissenschaften sowie andere Interessierte, die über wenig oder keine Vorkenntnisse zu Max Weber verfügen.

Volker Kruse ist Professor an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.
Kruse / Barrelmeyer Max Weber jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Vorwort 7
1. Max Weber und seine Zeit – Leben und Werk 11
1.1 Lebenslauf 11
1.2 Max Weber und seine Zeit 13
1.2.1 Die Gründung des Deutschen Reichs 13
1.2.2 Demokratisierung von Staat und Gesellschaft 14
1.2.3 Agrargesellschaft oder kapitalistische Industriegesellschaft 16
1.2.4 Kapitalismus, Sozialismus und soziale Frage 17
1.2.5 Weltkrieg, Friedensschlüsse, Revolutionen 17
1.2.6 Die »Kulturkrise« um die Jahrhundertwende 19
1.3 Das wissenschaftliche Werk Max Webers – Ein Überblick 21
1.3.1 Rechtsgeschichtliche Studien 21
1.3.2 Empirische Untersuchungen für den Verein für Sozialpolitik 22
1.3.3 Methodologische Arbeiten 23
1.3.4 Religionssoziologische Arbeiten 25
1.3.5 Wirtschaft und Gesellschaft 27
1.3.6 Beiträge zur politischen Publizistik 28
2. Max Webers Konzept einer historischen Sozialwissenschaft 31
2.1 Methodenstreit in den deutschen Geistesund
Sozialwissenschaften des späten 19. Jahrhunderts 31
2.2 Max Webers Stellung im Methodenstreit 38
2.3 Wissenschaft und Werturteil 41
2.4 Gesetzeswissenschaft und Wirklichkeitswissenschaft 45
2.5 Historische Erklärung und kulturwissenschaftlich vergleichende Kausalurteile 49
2.6 Begriffe und Idealtypen 51
2.7 Zusammenfassung 54
3. Moderner Kapitalismus und protestantische Ethik 57
3.1 Der moderne Kapitalismus als Schicksal 57
3.2 Max Webers kapitalismustheoretische Fragestellung und These 60
3.3 Kapitalistischer und traditionalistischer Geist 61
3.4 Die religiösen Wurzeln des kapitalistischen Geistes 64
3.5 Zur Kritik an Webers Protestantismusthese 68
3.6 Wirtschaftsethik der Weltreligionen – Vom modernen Kapitalismus
zum okzidentalen Rationalismus 70
4. Verstehende Soziologie 75
4.1 Webers Weg zu einer Verstehenden Soziologie 75
4.2 Verstehen als Handlungserklärung – Grundkategorien
der Verstehenden Soziologie 78
4.3 Erklärendes Verstehen in den Sozialwissenschaften 82
5. Soziologische Grundbegriffe – Wirtschaft und Gesellschaft 87
5.1 Handeln 87
5.2 Soziales Handeln 90
5.3 Soziale Beziehung 92
5.4 Macht und Herrschaft – Typen legitimer Herrschaft 97
5.5 Klasse und Stand 101
5.6 Rasse, Ethnie und Nation 105
6. Okzidentaler Rationalismus – Webers Diagnose der Moderne 111
6.1 Okzidentaler Rationalismus 112
6.2 Differenzierung der Wertsphären 117
6.3 Bürokratisierung 121
6.4 Moderner Staat, Berufspolitik und plebiszitäre Führerdemokratie 125
6.5 Der Mensch in der modernen Welt 130
7. Zur wissenschaftlichen Rezeption Max Webers 137
7.1 Zur Interpretation Max Webers im Wandel der Zeit 137
7.2 Max Weber als Bezugsrahmen soziologischer Theoriebildung 144
7.3 Was bleibt von Max Weber? 146
Literaturverzeichnis 149


[10][11]1. Max Weber und seine Zeit – Leben und Werk

1.1 Lebenslauf

Max Weber wird 1864 in Erfurt geboren. Die Mutter, Helene Fallenstein-Weber, entstammt einer ursprünglich hugenottischen Familie. Sie ist christlich-karitativ orientiert und entwickelt einen ausgeprägten Sinn für soziale Probleme. Der Vater, Max Weber sen., wächst in einer westfälischen Industriellen- und Kaufmannsfamilie auf, schlägt aber eine politische Laufbahn ein. Er wird besoldeter Stadtrat, zunächst in Erfurt. Ab 1869 ist er Stadtrat in Berlin. Über viele Jahre vertritt er zudem die Nationalliberale Partei als Abgeordneter im Preußischen Landtag (1868–1882, 1884–1897) und im Deutschen Reichstag (1872–1884). Im Elternhaus von Max Weber in Berlin-Charlottenburg verkehren die Größen der Nationalliberalen Partei wie Rudolf von Bennigsen und Johannes von Miquel, aber auch führende Historiker wie Theodor Mommsen, Heinrich von Sybel und Heinrich von Treitschke.

Max Weber nimmt 1882 ein Studium in Heidelberg (Rechtswissenschaft, Nationalökonomie, Geschichtswissenschaft, Philosophie) auf. Nach zwischenzeitlichem Militärdienst wechselt er 1884 an die Universität Berlin. 1889 promoviert er über die . 1892 schließt er seine Habilitation über das Thema ab. Max Weber beginnt also zunächst als Rechtshistoriker und der juristische Einfluss bleibt in seiner akkuraten, ja geradezu peniblen Definition wissenschaftlicher Begriffe sichtbar. Er wird in Berlin als Rechtsanwalt zugelassen und ist kurzzeitig Anwalt am Berliner Kammergericht.

1894 erlangt Weber eine Professur für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Universität Freiburg. Seine wissenschaftlichen Interessen haben sich inzwischen in Richtung Nationalökonomie verlagert. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts sind die Fächergrenzen nicht so strikt gezogen und Weber hat in seiner Promotions- und Habilitationsarbeit auch wirtschaftswissenschaftlich relevante Fragen behandelt.

1893 heiratet Max Weber die 21-jährige Marianne Schnitger. Sie entwickelt sich zu einer in wissenschaftlichen Angelegenheiten kongenialen Partnerin und veröffentlicht 1926 eine Biographie über den verstorbenen Ehegatten. Die Ehe bleibt kinderlos. Marianne Weber avanciert zu einer bedeutenden Frauenrechtlerin. Sie bekleidet von 1919 bis 1923 das Amt der ersten Vorsitzenden des Bundes Deutscher Frauenvereine [12]und wird als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei in die badische Nationalversammlung gewählt. Sie veröffentlicht mehrere Bücher zu frauenpolitischen Fragen (vgl. Meurer 2010).

1896 erhält Max Weber einen Ruf auf den Heidelberger Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaften; er wird bis über seinen Tod hinaus das akademische Milieu der Neckarstadt mitprägen. Doch 1898 fällt er in eine tiefe Krise, die vier Jahre andauert und sein Leben danach beeinträchtigt. Zwischen 1898 und 1902 vermag er kaum wissenschaftlich zu arbeiten. Er gibt schließlich 1903 seine Professur krankheitsbedingt auf und führt die Existenz eines Privatgelehrten, der von Vermögen und Erbschaften lebt. Sein Haus oberhalb des Neckars wird in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sonntags regelmäßig zum Treffpunkt Heidelberger Intellektueller.

In der Heidelberger Zeit verfasst Weber, von Lehr- und Prüfungsverpflichtungen befreit, seine bedeutendsten Werke, so . Weber wird 1904 Mitherausgeber des , [13]das sich rasch zur wichtigsten sozialwissenschaftlichen Fachzeitschrift des deutschsprachigen Raums entwickelt. Er übernimmt zudem die Herausgeberschaft des wichtigen Sammelwerks , für das er auch einige Beiträge verfasst. Nach Webers Tod stellt seine Witwe diese Beiträge mit anderen Manuskripten zu dem Band zusammen, der lange Zeit als Hauptwerk Max Webers gilt.

Biografische Daten zu Max Weber

1864 Max Weber wird als ältestes von acht Kindern des späteren nationalliberalen Reichstags- und Landtagsabgeordneten Max Weber sen. (1836–97) und seiner Frau Helene (1844–1919) geboren.
1882–1886 Studium der Rechtswissenschaft, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg und Berlin
1889 Promotion
1892 Habilitation
1894 Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Universität Freiburg
1896 Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Universität Heidelberg
1898–1902 Krankheit und Arbeitsunfähigkeit; längere Aufenthalte in Italien, in der Schweiz und auf Korsika
1902–1914 Privatgelehrter in Heidelberg; 1903 krankheitsbedingte Aufgabe der Professur
1904 Übernahme der Redaktion des , gemeinsam mit Edgar Jaffé und Werner Sombart
1909 Übernahme der Redaktion des Sammelwerks
1914–1915 Disziplinaroffizier der Reservelazarettkommission in Heidelberg
1918 Lehrstuhl für Nationalökonomie, Universität Wien
1919 Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie, Universität München
1920 Weber stirbt am 14. Juni an einer Lungenentzündung

1914 bricht der Erste Weltkrieg aus. Weber wird Disziplinaroffizier bei der Reservelazarettkommission in Heidelberg, wo er bis Ende 1915 mehrere Lazarette einrichtet und kommandiert. Danach scheidet er aus dem aktiven Dienst aus. 1918 lehrt Weber in Wien, 1919 übernimmt er den Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie an der Universität München. Am 14. Juni 1920 stirbt er an den Folgen einer Lungenentzündung.

1.2 Max Weber und seine Zeit

In die Lebenszeit Max Webers fallen wichtige politische, ökonomische und soziale Entwicklungen und Ereignisse, die seine Biografie und sein wissenschaftliches Werk beeinflussen.

  • 1871 wird das Deutsche Reich gegründet.
  • Im frühen 20. Jahrhundert führen Demokratisierungsbestrebungen in vielen europäischen Staaten zu schweren politischen Konflikten.
  • In Deutschland erfolgt der Übergang von der vorindustriellen Agrargesellschaft zur kapitalistischen Industriegesellschaft.
  • Die kapitalistische Industrialisierung erzeugt ein wachsendes Proletariat. In diesem Zusammenhang entsteht die »soziale Frage«, welche die materielle Not der Arbeiter, ihre harten Arbeitsbedingungen, die ungenügende Absicherung gegen Krankheit, Invalidität, Alter und Tod betrifft.
  • Von 1914 bis 1918 tobt der Erste Weltkrieg, der mit der Niederlage des Deutschen Reichs und seiner Verbündeten endet und in die Novemberrevolution mündet.
  • Im späten 19. Jahrhundert treten verstärkt modernitätskritische und lebensphilosophische Strömungen auf.

1.2.1 Die Gründung des Deutschen Reichs

1870 kommt es zum Deutsch-Französischen Krieg, der mit einer Niederlage Frankreichs endet. Noch während des Krieges wird in Versailles am 18. Januar 1871 das Deutsche Reich gegründet und der preußische König Wilhelm zum deutschen Kaiser proklamiert. Die Begeisterung im liberalen deutschen Bürgertum kennt keine Grenzen und der preußische Ministerpräsident und neue Reichskanzler Otto v. Bismarck, [14]der Architekt der Einigungspolitik, wird zur Kultfigur. Ein starker deutscher Nationalismus prägt die Kultur des Kaiserreichs.

Davon ist auch Max Weber ergriffen. Dies wird exemplarisch deutlich in seiner Rede , die er zum Antritt seiner Freiburger Professur im Jahr 1895 hält. Darin problematisiert er die zunehmende »Polonisierung« der preußischen Randprovinzen im Osten und fordert, die deutschen Grenzen für Polen zu schließen und deutsche Bauern zwecks Germanisierung im deutschen Osten anzusiedeln. Er fordert, die Volkswirtschaftslehre in den Dienst nationaler Machtpolitik zu stellen und die Wirtschaftspolitik an den Interessen des deutschen Nationalstaats auszurichten. »Nicht Frieden und Menschenglück haben wir unseren Nachfahren mit auf den Weg zu geben, sondern den ewigen Kampf um die Erhaltung...


Barrelmeyer, Uwe
Uwe Barrelmeyer ist Studiendirektor und stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Rösenhöhe in Bielefeld.

Kruse, Volker
Volker Kruse ist Professor an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.