E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Krüger Macht und Leidenschaft in der Liebe
2. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-1407-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 224 Seiten
            ISBN: 978-3-7534-1407-2 
            Verlag: BoD - Books on Demand
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Destruktive Machtprozesse sind die wichtigste Ursache für das Scheitern von Partnerschaften. Dabei gibt es in jeder Liebesbeziehung vom ersten Moment an Machtkonflikte, die wir frühzeitig erkennen sollten. Nur wenn wir bewusst und souverän mit dieser Macht umgehen und faire Konfliktmuster finden, können wir den Traum einer leidenschaftlichen Partnerschaft realisieren.
Wolfgang Krüger ist ein psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis. Partnerschaftsprobleme sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Er publizierte daher erfolgreiche Bücher über die Schwierigkeiten und das Gelingen der Liebe. Aber auch über Treue, Sexualität, Eifersucht, Freundschaften, Humor und Großeltern.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
       Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. Abraham Lincoln Die Machtstrategien in Liebesbeziehungen
Die ersten vier Wochen der Liebe sind bewältigt und zwei Verliebte spüren, dass eine Partnerschaft entstehen könnte. Doch noch immer ist viel zu klären, und so ist auch diese Aufbauphase von Machtprozessen geprägt. Zwar beschäftigen sich beide mit dem Gedanken, eine dauerhafte Partnerschaft einzugehen. Aber zwischenzeitlich zucken sie zurück und fragen sich, ob der Andere wirklich die eigenen Erwartungen erfüllen kann. Und sie fragen sich auch selbst, ob sie seine Bedürfnisse nach Nähe, nach dem gemeinsamen Alltag und der Erotik befriedigen können. Aus solchen Konflikten ergibt sich ein sehr aufregender Prozess, der von Zweifeln, aber auch Gewissheiten geprägt ist. Allerdings reden wir darüber meist nicht, und so wurde nur selten diese Dramatik der Annäherung dermaßen ausführlich beschrieben wie von Pearl S. Buck in dem Roman ‚Die große Liebe‘: Margaret ist sich lange Zeit unsicher, ob Edward wirklich stark genug ist, um sie auch mit ihren Affekten auszuhalten. Sie will sich nicht anpassen, sich nicht verbiegen und fragt sich, ob er männlich genug sei. Aber schließlich kommen sie sich nahe und spüren, dass jeder von ihnen Angst vor einer intensiven Bindung hat. Deshalb reden sie sehr viel über ihre Gefühle, um eine gute Basis des Zusammenlebens zu finden. Wenn wir dazu in der Lage sind, können wir davon ausgehen, dass die Partnerschaft gelingt. Aber trotzdem ist es möglich, dass sich einer aus diesem Prozess der zunehmenden Annäherung zurückzieht. Es gibt heute viele Menschen mit einer massiven Angst vor einer engen Bindung. Sie können wunderbar flirten, haben große Liebeswünsche, aber sie bekommen Panik, wenn die Partnerschaft verbindlicher wird. Die Einigung über die kontinuierliche Nähe bzw. den notwendigen Abstand ist in diesem Beziehungsabschnitt daher noch immer wenig verlässlich. Beispielsweise beschwerte sich eine junge Frau bei mir: „Das kann doch nicht wahr sein. Da liegen wir zärtlich umschlungen im Bett, da funkeln die Sterne in seinen Augen, wenn er mich anschaut. Und dann meldet sich dieser Kerl zwei Tage nicht. Der ruft einfach nicht an, obgleich ich als Letzte mit ihm telefoniert habe. Er ist dran. Ich bin völlig ohnmächtig, am liebsten würde ich ihm sagen: Bleib wo Du bist! Aber ich liebe ihn doch!“ Diese Problematik habe ich in meinem Buch ‚Bindungsängste heilen‘ vertieft, weil sie uns oft sehr erschüttert. Der Interessenausgleich Gelingt jedoch dieser Prozess der Annäherung, geht es in der nächsten Phase um die konkrete Gestaltung der Beziehung. Es geht vor allem um die Frage, wie viel Nähe und Offenheit jeder wünscht und zulassen kann. Und daraus ergeben sich immer Nähe-Autonomiekonflikte. Ein Klassiker: Er will sie küssen, doch sie will lesen und möchte gern, dass er ihr anschließend ihren Rücken massiert. Das war zwar bereits in den ersten Wochen ein wichtiger Konflikt, aber es muss immer wieder erneut ein Interessenausgleich stattfinden. Er gelingt leichter, wenn sich beide auf Nähe-Rituale einigen, die quasi automatisch ablaufen. Dann ist klar, dass man jeden Tag zusammen frühstückt, gemeinsam schlafen geht und vorher kuschelt. In dieser Phase der Annäherung muss man sich nicht ständig neu verabreden, sondern man weiss, dass man die Wochenenden miteinander verbringt. Nun ist man ein Paar und dazu gehört, dass man oft zusammen übernachtet und den Anderen im Freundeskreis vorstellt. Die Innigkeit dieser Annäherungsphase ergibt sich dabei auch daraus, dass man die Zukunft gemeinsam gestaltet. Man plant also den nächsten Urlaub sowie das Weihnachtsfest und spricht manchmal schon über das Zusammenziehen. Oft bekommt jetzt der Partner sogar die Wohnungsschlüssel. Und häufig findet bei jungen Menschen auch eine Vorklärung hinsichtlich einer Familienplanung statt. Wenn Frauen eine Familie gründen möchten, müssen sie sicher sein, dass der Partner auch Kinder haben möchte und wo er in Zukunft wohnen will. Bestehen hier unterschiedliche Auffassungen, führt dies meist zu unerträglichen Machtkämpfen. Sie drängelt dann beispielsweise immer stärker, ob man nicht doch Kinder bekommen könnte und er mauert. Oft endet dies früher oder später in einer Trennung. Eine halbwegs harmonische Partnerschaft kann man also nur aufbauen, wenn es gemeinsame Grundüberzeugungen im Hinblick auf die Lebensgestaltung gibt. Die Abgrenzung von den Eltern Zu einem belastungsfähigen Partnerschaftsvertrag gehört jedoch auch eine Regelung, welchen Einfluss die Herkunftsfamilie im gemeinsamen Leben spielen soll. Der Psychoanalytiker Jörg Willi meinte, eine Partnerschaft könne nur gelingen, wenn sich sowohl der Mann als auch die Frau von den Eltern abgelöst haben. Jeder müsse für den Anderen wichtiger sein als die Eltern. Ob dies – vor allem bei jungen Eheleuten – wirklich der Fall ist, zeigt sich bei den ersten Konflikten. Die entscheidenden klärenden Gespräche müssen immer mit dem Partner stattfinden, mit ihm muss der Konflikt durchgestanden werden. Es ist fatal, wenn er den Eindruck hat, dass sie sofort ihre Mutter anruft. Andererseits will sie, dass er ihr beisteht, wenn es Differenzen mit ihren Eltern gibt. Es ist verhängnisvoll, wenn dann die Schwiegermutter intensive Gespräche mit dem Ehemann führt, während sie mit ihrer Tochter kaum redet. Gewissermaßen ist eine Ablösung von den Eltern notwendig und sie ist vor allem dann erforderlich, wenn Eltern die Partnerschaftswahl nicht akzeptieren. Es ist ja nicht selten, dass Väter auf ihre Schwiegersöhne eifersüchtig sind und die Überzeugung vertreten, ihre Tochter habe etwas Besseres verdient. Dann wird vom Vater in die Ehe ‚hineinregiert‘, und die Machtachse verschiebt sich in Richtung Eltern. Dies ist oft auch der Fall, wenn Kinder zur Welt kommen. Für viele Mütter und Schwiegermütter ergibt sich nun die Gelegenheit, ihre Erziehungsmethoden zu propagieren, die schon bei den eigenen Kindern wenig erfolgreich waren. Auch hier müssen sich deshalb vor allem die jungen Mütter gegen Machtübergriffe abgrenzen. Besonders anstrengend können natürlich die Machtprozesse zwischen Eltern und dem jungen Paar sein, wenn man in einem Haus zusammen lebt. Eine Patientin erzählte mir: „Die Ehe meiner Eltern ist daran gescheitert, dass die Mutter meines Vaters die Hauptperson im Hause war. Sie kochte weiterhin für alle und behandelte sie wie Kinder. Da sie über ein nicht unerhebliches Vermögen verfügte, fürchteten alle den Satz: ,Wenn man so mit mir umgeht…‘ Mein Vater ist dann oft in die Wirtschaft gegangen. Er hat sich zuhause nie wohlgefühlt.“ Die Bindungsbereitschaft Eine zweite wichtige Voraussetzung für das Fundament der Liebe ist die Bindungsbereitschaft beider Partner. Sie wollen ja ein Lebens-Team werden, das in guten und auch in schlechten Zeiten zusammenhält. Das kann nicht gelingen, wenn sich einer immer wieder zurückzieht und die innere Bindung aufhebt. Das muss allerdings nicht daran liegen, dass man die Beziehung grundlegend infrage stellt. Das muss auch kein Seitensprung sein. Oftmals ist es nur ein innerer Rückzug, weil man sich eingeengt fühlt und den Eindruck hat, dass der Partner zu viel erwartet. Bei Männern gibt es insbesondere den Typus ‚einsamer Wolf ‘. Solche Männer sind interessant, sie wirken etwas verloren und aktivieren in den Frauen oft Rettungsphantasien. Sie sind dermaßen distanziert, dass sie keinerlei Näheängste bei den Frauen auslösen. Diese dürfen daher sehr leidenschaftlich sein und ihre Sehnsuchtsgefühle ausleben. Dann kommt zwar durchaus eine Beziehung zustande, aber immer wieder gibt es Kämpfe um das richtige Maß an Nähe. Aber schwierig ist bei diesen Männern nicht nur der Nähe-Alltag. Solche Männer spielen schon bei allen leichten Konflikten eine Art Macht-Poker, wenn man eine Partnerschaft als Spiel bezeichnet. Sie kündigen dann innerlich die Beziehung auf, so dass jeder Konflikt sofort auf die Machtebene gerät. Bei ihnen ist man sich daher nicht sicher, ob man den kommenden Urlaub noch mit ihnen verbringen wird. Wie bei einem Vulkanausbruch führt diese Unsicherheit in regelmäßigen Abständen dazu, dass die Partnerinnen solche Männer mit heftigen Vorwürfen überschütten. Allerdings haben sie damit meist keinen Erfolg. Der Kampf um Nähe und Autonomie Grundsätzlich gilt: Wir reagieren offenbar besonders empfindlich auf Machtkonflikte, wenn wir die Nähe des Partners kaum noch spüren. Allen Machtkonflikten liegen daher immer Näheprobleme zugrunde. Unterschiedliche Ansichten über das Geld, über die Kindererziehung oder die Wohnungseinrichtung lassen sich entspannter lösen, solange man sich geliebt fühlt, weil genügend Nähe vorhanden ist. Deshalb ist es verhängnisvoll, dass man das Nähe-Distanz-Verhalten des Partners kaum ändern kann. Natürlich entwickeln wir... 




