E-Book, Deutsch, Band 214, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Krüger Lore-Roman 214
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8731-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im Zauber einer Sommernacht
E-Book, Deutsch, Band 214, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7517-8731-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Liebe auf den ersten Blick ist es gewiss nicht zwischen Ingeborg Fabricius und Helmut Michaelis, viel zu unangenehm ist die Situation ihres Kennenlernens. Denn Ingeborg hat während einer Urlaubsfahrt unbemerkt ihren Geldbeutel verloren und kann nun im Rasthaus ihre Rechnung nicht zahlen. Als sich am Nebentisch ein durchaus ansehnlicher junger Mann erhebt, um ihr wie selbstverständlich auszuhelfen, gerät Ingeborg in ein Wechselbad der Gefühle: einerseits fühlt sie sich unerklärlicherweise zu dem Fremden hingezogen, andererseits ist es doch unmöglich, sich von einem fremden Mann aushalten zu lassen. Außerdem ärgert sie sein - wie sie meint - arrogantes Verhalten, ihre missliche Lage von oben herab zu betrachten und sie noch mit spitzen Bemerkungen unhöflich zu verschlimmern. Und doch muss sie sein freundliches Angebot annehmen, nicht ohne zu versichern, das Geld schnellstmöglich an ihn zurückzusenden. Zum Glück muss sie diesen Menschen nie wiedersehen, denkt Ingeborg noch, als sie das Rasthaus beinahe fluchtartig verlässt. Doch da hat sie sich gründlich getäuscht ...
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Im Zauber einer Sommernacht
Schicksalsroman einer großen Liebe
Von Heidi Krüger
Liebe auf den ersten Blick ist es gewiss nicht zwischen Ingeborg Fabricius und Helmut Michaelis, viel zu unangenehm ist die Situation ihres Kennenlernens. Denn Ingeborg hat während einer Urlaubsfahrt unbemerkt ihren Geldbeutel verloren und kann nun im Rasthaus ihre Rechnung nicht zahlen. Als sich am Nebentisch ein durchaus ansehnlicher junger Mann erhebt, um ihr wie selbstverständlich auszuhelfen, gerät Ingeborg in ein Wechselbad der Gefühle: einerseits fühlt sie sich unerklärlicherweise zu dem Fremden hingezogen, andererseits ist es doch unmöglich, sich von einem fremden Mann aushalten zu lassen. Außerdem ärgert sie sein – wie sie meint – arrogantes Verhalten, ihre missliche Lage von oben herab zu betrachten und sie noch mit spitzen Bemerkungen unhöflich zu verschlimmern. Und doch muss sie sein freundliches Angebot annehmen, nicht ohne zu versichern, das Geld schnellstmöglich an ihn zurückzusenden. Zum Glück muss sie diesen Menschen nie wiedersehen, denkt Ingeborg noch, als sie das Rasthaus beinahe fluchtartig verlässt. Doch da hat sie sich gründlich getäuscht ...
»Aber Tante Sybille, du weißt doch, dass ich heute fahre«, wandte die junge Frau enttäuscht ein und musterte ihre Tante mit überraschtem Blick.
Störrisch schüttelte die ehrwürdige Freifrau von Groningen den Kopf.
»Es tut mir leid, liebste Ingeborg, aber du kannst ganz einfach nicht weg. Es wäre närrisch, dem Schicksal, das uns so gnädig die Hand reicht, entgegenarbeiten zu wollen«, erwiderte die Baronin.
Dr. Ingeborg Fabricius, vierundzwanzig, die Abschlussprüfung als Philologin erst seit einem Monat hinter sich, wandte den Kopf, um sich den in ihr aufsteigenden Ärger nicht anmerken zu lassen, aber Frau von Groningen ließ nicht locker.
»Natürlich sollst du dich von den Strapazen deiner Prüfung erholen. Du weißt, dass ich dir alles gönne, Kind. Ich lasse dich sogar deinen verrückten Motorroller fahren. Und ich drücke beide Augen zu, wenn ich dir gestatte, drei Wochen lang alleine durch die Gegend zu ziehen.«
Ingeborg gab sich Mühe, die Predigt ihrer Tante nicht zu unterbrechen. Frau von Groningen war alt – sie, die Jüngere, hatte Rücksicht zu nehmen, auch wenn ihr das nicht immer leichtfiel.
So ruhig sie konnte, wandte sie, als Frau von Groningen eine Pause machte, um Luft zu holen, ein: »Aber Tante Sybille! Sieh die Sache doch bitte einmal mit meinen Augen an.«
»Schnickschnack!«, fuhr ihr die Tante ins Wort. »Sieh in den Spiegel, Ingeborg.«
Die junge Frau tat, was von ihr verlangt wurde. Ingeborg konnte eine Menge Liebreiz entwickeln, besaß aber auch viel von dem Eigensinn, der ihre Tante Sybille auszeichnete.
Sie warf einen kurzen Blick in das glänzende Glas und erklärte dann: »Also, liebste Tante, ich habe den Spiegel gesehen.«
Das Gesicht Frau von Groningens wurde ein wenig boshaft.
»Und was stelltest du fest, als du in den Spiegel blicktest?«, fragte sie spitz.
Ingeborg wusste, worauf die Tante hinauswollte. Es war ein Spiel, das sie schon oft gespielt hatten, und wenn Tante Sybille es so wollte, sollte sie etwas hören, worüber sie sich ärgern konnte.
»Wen sollte ich anders gesehen haben als mich selbst? Eine junge Frau, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Zufrieden?«
Ingeborg lachte spitzbübisch, während sich Frau von Groningen empört vorbeugte.
»Ach was«, erwiderte die Tante boshaft. »Eine junge Frau von durchschnittlichem Aussehen sahst du. Auf keinen Fall eine Schönheit, falls du dir das einbilden solltest.«
Nun lachte Ingeborg fröhlich auf.
»Ich hielt mich nie für eine Schönheit, Tante Sybille. Allerdings glaube ich auch nicht, ein hässliches Entlein zu sein.«
Frau von Groningen nickte gewichtig.
»Du weichst mir aus. Wenn ich sage, dass du keine Schönheit bist, meine ich, dass die Männer unser Haus nie in Scharen stürmen werden, um dir Heiratsanträge zu machen.«
»Ich dachte bisher auch noch nicht eine einzige Sekunde ans Heiraten, Tantchen.«
Die Augen Frau von Groningens funkelten wie geschliffene Glasknöpfe.
»Unfug! Jede Frau will heiraten. Es ist die Bestimmung der Frau, einen Mann zu haben, ein Haus zu führen und Kinder aufzuziehen.«
»Geschenkt, geschenkt, Tantchen!«, rief Ingeborg in komischer Verzweiflung. »Ich habe nichts gegen das Heiraten, nichts gegen einen Mann, nichts gegen einen Haushalt und nichts gegen Kinder – aber meiner Meinung nach hat das alles noch Zeit. Ich habe ja erst vor vier Wochen mein Examen gemacht.«
Frau von Groningen nickte sehr energisch.
»Das ist es. Du lebst in den Tag hinein. Du kümmerst dich zu wenig um die Zukunft. Deshalb habe ich beschlossen, die Sache nunmehr in meine Hand zu nehmen.«
Ingeborg seufzte abgrundtief.
»Du hast also wieder einmal die Absicht, mich unter die Haube zu bringen, liebste Tante?«
Frau von Groningen hob resigniert die Schultern.
»Natürlich wird es nicht leicht sein, dich zu verheiraten, Kind. Wie gesagt: Besondere Vorzüge hast du nicht in die Waagschale zu werfen. Da dein Zukünftiger reich sein muss ...«
Ingeborg blickte sie empört an.
»Warum muss er das sein? Ich bin nicht gezwungen, einen Geldsack zu heiraten. Schließlich habe ich einen sehr ordentlichen Beruf. Wenn mein Mann in dem seinen tüchtig genug ist, klappt alles.«
Empört schüttelte Frau von Groningen den Kopf.
»Bleibt mir bloß mit euren neumodischen Errungenschaften vom Leibe! Er arbeitet, sie arbeitet – und das Familienleben geht zum Teufel!«
Ingeborg wollte etwas einwenden, aber die Tante wischte die Worte ihrer Nichte mit einer herrischen Handbewegung weg, ehe sie ausgesprochen waren.
»Pass auf, Mädel! Ich bekam durch Zufall wieder mit einer Bekannten aus meiner Jugend Verbindung – sehr reich. Eine Frau mit Stil. Sie hat einen Sohn, der gerade im richtigen Alter für dich ist.«
Ingeborg hob in komischer Verzweiflung die Hände.
»Um Gottes willen, Tante! Du bist ja das reinste Heiratsinstitut. Ich bin viel zu jung, um zu heiraten.«
»Eine Frau ist nie zu jung zur Heirat. Dieser Sohn meiner alten Freundin wird dir eine sorgenfreie Zukunft bieten, das ist gewiss.«
Störrisch schüttelte Ingeborg den Kopf.
»Wenn er mir aber nicht gefällt? Zum Heiraten gehört schließlich Liebe, Tantchen.«
»Papperlapapp. Die große Liebe gibt es nur in Romanen, Kind. Im wahren Leben zählen andere Werte, und nach der Hochzeit kommt die Liebe schon von selbst. Auf jeden Fall fährst du heute nicht weg – weil meine Jugendfreundin uns morgen mit ihrem Sohn einen Besuch machen will.«
»Aber Tante! Du behandelst mich ja wie ein Stück Vieh, das an den Meistbietenden verkauft werden soll.«
Frau von Groningen schüttelte energisch den Kopf.
»Rede keinen Unsinn, Kind. Und dass du dich von deiner allerbesten Seite zeigst! Den letzten Herrn, den ich einlud, hast du regelrecht aus dem Haus gegrault.«
Ingeborg lachte. »Weil er ein aufgeblasener eitler Tropf war. Ohne jeden Verstand.«
Jetzt lachte Tante Sybille schrill auf.
»Kein Verstand? Was tut denn das? Den Verstand hast schließlich du. Mit je weniger Geistesgaben ein Mann gesegnet ist, desto leichter lässt er sich von seiner Frau um den Finger wickeln. Aber in dieser Hinsicht brauchst du bei dem Sohn meiner Freundin nichts zu befürchten. Er ist nicht nur einfacher Doktor wie du, sondern doppelter!«
Ingeborg schüttelte sich in gut gespieltem Entsetzen.
»Das ist ja noch schlimmer als überhaupt kein Verstand, Tantchen.«
Frau von Groningen nahm ihr die Heiterkeit übel.
»Kann man dir denn überhaupt nichts recht machen, Kind? Sag mal, du hast dich doch nicht etwa schon insgeheim in jemanden vergafft? Am Ende noch in einen, der nicht hinter dir, sondern hinter der Erbschaft herläuft, die du später einmal von mir zu erwarten hast?«
Ingeborg lachte belustigt.
»Keine Angst, Tantchen. Ich merke genau, wem es ums Geld und wem es um mich zu tun ist. Mein Herz ist noch frei. Vollständig.«
»Na, also!« Frau von Groningen atmete erleichtert auf. »Du wirst zu dem Sohn meiner Jugendfreundin besonders nett sein, Kind. Wenn du meinen Rat befolgst, werden wir sicher bald eure Verlobung feiern können.«
Ingeborg seufzte. »Ich bildete mir ein, dich bereits überzeugt zu haben. Nun sage ich es ganz deutlich: Der Mann, den ich mal heirate, wird von mir ausgesucht! Damit du es genau weißt: Immer, wenn du einen neuen Heiratskandidaten für mich ins Haus lockst, werde ich nicht da sein. Mit dem Sohn deiner Jugendfreundin mache ich den Anfang. Ich wollte meine Urlaubsfahrt heute antreten, und ich werde sie antreten.«
Frau von Groningen begehrte auf: »Das wirst du nicht tun. Du bist eigensinnig und undankbar!«
Ingeborg hob unbeeindruckt die Schultern.
»Vielleicht,...