Krüger | Bullshit und andere Eigentümlichkeiten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Krüger Bullshit und andere Eigentümlichkeiten


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-7127-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

ISBN: 978-3-7597-7127-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Wie geht's?" ist eine häufig gestellte Frage. Es geht gut. Hat man allerdings das ganze Land oder gar die Welt im Hinterkopf, ist die Antwort oft "Schlimm". Es driftet auseinander. Eine Schieflage ist zu bemerken, die Welt ist verrückt geworden. Ich empfehle jedem, auf seinen Bauch zu achten. Ein ruhiges Gespräch mit seinen Nachbarn, den Arbeitskollegen und Freunden kann neue Sichtweisen bringen. Hysterie ist ein schlechter Ratgeber. Ich hoffe, in den vorliegenden Geschichten sind neue Ideen versteckt, die die Sicht auf die Welt vielfältiger machen. Über den Weltuntergang kann man sprechen. Eine Weltuntergangsstimmung ist nicht angebracht.

Der Autor ist Schriftsteller aus Leidenschaft und Autodidakt. Außerdem ein unverbesserlicher Optimist.

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Dummheit Licht durchflutet den großen Hörsaal der Hochschule. Der Professor steht an der Tafel und doziert über mathematische Gleichungssysteme. Sein Blick schweift über das Auditorium. Er sieht viele Studenten abwesend. Entweder mit dem Handy beschäftigt, im tuscheln oder im gelangweilten Dösen auf die Bank hingelümmelt. Er hebt die Stimme und wird lauter: “Ein Ganzes besteht immer aus zwei gleich großen Hälften. Aber die größere Hälfte von Ihnen wird das sowieso nicht begreifen, so wie Sie hier mitmachen.” - Verblüffung. Ein Student traut sich zu lachen, andere stimmen ein. Größere Hälfte?! Nach ein paar Sekunden merkt der Professor, daß er dummes Zeug geschwätzt hat und wird rot. Wütend korrigiert er sich und fährt mit dem Stoff fort. Marlen stößt Vanessa an. Beide sind im dritten Semester und kichern weiter. Einen solchen Fauxpas hätten sie ihrem Prof nicht zugetraut. Nach der Vorlesung laufen sie zum Nachbargebäude. Rocco, ein Student aus der Parallelseminargruppe, schließt sich ihnen an. Es ist herrliches Juniwetter, es bleibt genügend Zeit bis zur Vorlesung über politische Ökonomie. Sie setzen sich auf die Wiese und gucken in die Luft. Vanessa fragt ins Blaue: “ War das vom Prof Dummheit oder Kalkül?” - Rocco wirft ein: ”Das war Ignoranz vom Prof. Dem ist es eh’ egal, wer seine Formeln kapiert. Er hat halt was unbedachtes ‘rausgehauen.” - “Du würdest Dummheit mit Ignoranz gleichsetzen?” wundert sich Marlen. Vanessa schiebt dazwischen: “Dummheit ist für mich die mangelnde Fähigkeit, Dinge zu verstehen und zu behalten. Ein dummer Mensch kann keinen Kontext herstellen. Auf jeden Fall bei etwas komplizierteren Dingen. Allerdings wird Klugheit oder Dummheit mit körperlichen Fähigkeiten oder Entwicklung verknüpft. Ein Kind, ein geistig behinderter oder ein dementer Mensch werden kaum als dumm bezeichnet. obwohl sie dumm handeln oder sprechen. Ihnen fehlen die Voraussetzungen.” - Rocco bleibt hartnäckig. “Das ist doch blöd. Es gibt so viele dumme Leute.” - “Das kommt dir schnell über die Lippen. Was ist denn klug? Vielleicht die Abwesenheit von Dummheit? Kennst du mehr kluge als dumme Menschen?” stichelt Marlen. Vanessa erweitert: “Gibt es einen Unterschied zwischen dumm und blöd?” Das Gespräch wird auf Nachmittag verschoben, da die ersten Studenten zur nächsten Vorlesung eintreffen. Sie steuern die offene Tür an, sie wollen nicht die schlechtesten Plätze bekommen. In der Vorlesung zur politischen Ökonomie wird das Kapital von Karl Marx behandelt. Es wurde um 1850 verfasst. Marx hatte die Verhältnisse des Kapitalismus in England vor Augen. Aus heutiger Sicht sind seine Ansichten zu den Klassen, der Geldakkumulation und den resultierenden Kämpfen in manchen Punkten fragwürdig. War Marx wegen der Fehleinschätzungen dumm? War seine These: Proletarier aller Länder, vereinigt euch! zu naiv? Heute käme so ein Spruch keinem mehr über die Lippen. Die Leute würden fragen: Was sind denn Proletarier? Marlen, Vanessa und Rocco schlendern gemeinsam nach Hause. Sie haben beschlossen, ein Kaffeekränzchen anzuhängen. Marlen singt leise vor sich hin: “So blöd kann doch kein Mann sein, didel didel dum, hat er auch einen Trauschein ..” Rocco stubst sie an. Blöder Mann ist eine Provokation. “Du singst wohl den Gassenhauer von Gitte aus den Siebzigern? Das hieß aber: So schön kann doch kein Mann sein ..” - “Ist ja gut, blöd passt auch” grummelt Marlen. Konstantin begegnet ihnen. Er ist aus Rocco’s Fußballverein. ”Hast du gestern Union gesehen? Man sind die blöd, verlieren schon wieder. Wollen die den Urs loswerden?” Er hastet weiter ohne eine Antwort von Rocco abzuwarten. Vanessa erzählt, letzes Wochenende war sie bei einem Kindergeburtstag. Beim spielen gab es großen Lärm. Einem Kind wurde mit einem Holzhammer auf den Finger gehauen. Der Finger wurde blau, das Kind schrie vor Schmerz. Es drehte sich wütend um und riß dabei einen Tisch um, auf dem Spielzeug lag. Das ging zu Bruch und verletzte ein weiteres Kind, das auch anfing zu schreien. Ein Erwachsener wollte schlichten, ohne Erfolg. Jedes Gespräch wurde vom ersten Kind verhindert mit dem Zeigen auf den blauen Finger. Es war sich keiner Schuld bewußt, lebte mit seinem blauen Finger in einer eigenen Welt. Das andere Kind sah zwar den blauen Finger, zeigte aber auf sein kaputtes Spielzeug und seine Schrammen und gab dem ersten die Schuld. Nach mehreren Versuchen der Beruhigung kapitulierte der Erwachsene. Jedes Gespräch zerschlug das erste Kind wie mit einem Hammer. Es hielt seinen Finger hoch. Es wollte nicht gleichberechtigt mit dem anderen sprechen. Es schien immer eine Sonderrolle zu reklamieren, wahrscheinlich waren die Eltern etwas besseres. Ist das Kind, das nur seinen Schmerz gelten läßt, dumm? Ist es dumm, wenn es sich weigert, auf die anderen Schmerzen zu sehen? Marlen erklärt: “Seinen Schmerz herauszustellen und den anderen zu ignorieren ist menschlich. - Aber ist das auch richtig? Sich in seiner Welt einzukapseln ist immer problematisch. Und mit einem Argumentehammer, mit einem Totschlagargument alle Gespräche zu verhindern ist falsch.” Rocco wirft ein: “Um die Bereitschaft einzuschätzen, ob die Leute eine Lösung wollen, muß man nur in den Diskussionen oder Medienbeiträgen die Wörter “blauer Finger” (das Böse) oder “Lösung des Problems” (das Gute) zählen. Wenn die Beschäftigung mit dem Bösen überwiegt, läßt das vielleicht auf eine Affirmation des Status quo schließen.” - “Eine Bejahung oder Bestätigung der schlimmen Zustände würde ich nicht unterstellen. Die mangelnde Beschäftigung mit einer Lösung ist allerdings schon schwierig” unterstreicht Vanessa. Sie legt nach: “Hast du jetzt die große Weltpolitik im Hinterkopf?” - “I wo. Wie werd’ ich denn.” - “Naja, das weigern an Lösungen zu arbeiten und sich einzukapseln ist ziemlich verbreitet.” Mittlerweile sind sie im Wohnheim angekommen. Alle freuen sich auf eine frische Tasse Kaffee. Der Tisch wird gedeckt, Kuchen aufgeschnitten. Rocco bohrt weiter. “Wir haben immer noch nicht den Unterschied von dumm und blöd aufgeklärt.” - Vanessa nimmt auf: “Blöd hat den Vokal ö. Er hat eine höhere Frequenz und klingt sympathisch. Dumm hat das u, das eine niedere Frequenz aufweist und ungemütlicher klingt. Blöd wird mit albern, töricht, unwissend aber auch schwach, geistig behindert, scheu beschrieben. Im normalen Sprachgebrauch meint man ärgerlich. Es ist blöd, daß ich mein Handy vergessen habe. Dumm oder dämlich heißt im wesentlichen unwissend. Ich laß’ mich nicht für dumm verkaufen. Es kann auch für etwas peinliches gebraucht werden oder wenn mir benommen ist. Die Worte können im weitesten Sinne synonym eingesetzt werden. Blöd hebt mehr auf den Ärger ab. Für dumm wird auch manchmal einfältig gebraucht, aber das geht etwas weiter.” Ok, das wäre geklärt. “Wen würdest du denn als dumm bezeichnen?” wendet sich Marlen an Rocco. “Prinz Harry, Dieter B., Minister H. und Ministerin B., Ricarda L.” - “Prinz Harry, weil er ungefragt private Sachen öffentlich macht, was an sich peinlich ist und ihn in einem fragwürdigen Licht erscheinen läßt. Dieter B. wegen seiner ätzenden Kommentare” vermutet Vanessa. Marlen schwärmt: “Das DSDS war zwar platt, aber so schön bunt und crazy. Dagegen kann ich mir “Voice of Germany” nicht ansehen. Die Sänger sind ja niedlich, aber die Kommentare der Juroren beleidigen jeglichen Intellekt, sie sind flach und unterirdisch. Man kann diese Sendung nur als Stummfilm aushalten (abgesehen von den Gesangsbeiträgen). Das Niveau geht auf Tauchstation, der Geist wird sehr weit unten gehalten, ist halt Unterhaltung. Das Denken muß bei der Sendung ausgeschaltet werden, sonst ist das ästhetische Schmerzempfinden zu groß.” Vanessa unterbricht Marlen. “Kein jammern. Du kannst auch nicht singen. Zurück zum Thema. Was ist an den Leuten dumm?” wendet sie sich an Rocco. “Du kannst Politiker nicht leiden und hälst sie für dumm. Was meinst du konkret?” pflichtet Marlen Vanessa bei. “Außerdem sind Dieter B. und Prinz Harry Geschäftsleute.” Das Gespräch driftet ab zur Politik. Politiker sollen ihre Meinung sagen. Sie sind vom Volk gewählt, sollen also Volkes Meinung sagen. Das beißt sich oft. Ist dann das Nichts-Sagen klug oder dumm. Ein Politiker ist eine tragische Gestalt, was er sagt wird gegen ihn verwendet. Und wenn er nichts sagt erst recht. Politiker sollen Konturen zeigen, im Zweifel die unterschiedlichen Positionen korrekt nebeneinander stellen. Rocco erzählt, früher wurden Politiker als Währung für Dummheit genommen. Fünf Honecker machten einen Ulbricht. Wieviel wert sind die heutigen Politiker? Vanessa stellt eine Flasche Rotwein...



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