Kruecken / Kanter | Das kleine Buch vom Meer: Inseln | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 196 Seiten

Reihe: KLEINES BUCH VOM MEER

Kruecken / Kanter Das kleine Buch vom Meer: Inseln

Von Schmugglern, Piraten und anderen Touristen
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-945877-82-1
Verlag: Ankerherz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Von Schmugglern, Piraten und anderen Touristen

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

Reihe: KLEINES BUCH VOM MEER

ISBN: 978-3-945877-82-1
Verlag: Ankerherz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Inseln sind Sehnsuchtsorte fernab der Hektik der modernen Welt. Kleine Welten im weiten Meer, geprägt vom ewigen Rhythmus aus Ebbe und Flut. Schon immer haben sie Menschen fasziniert und ihre Fantasie beflügelt. Jede Insel ist eigen. Jede Insel hat ihren eigenen Charakter und ihre eigene, faszinierende Historie. Wir wollen uns diese Wellenbrecher genauer anschauen. Wo der Wind wohnt und der Blick ins Unendliche geht. Wo abends kein Schiff mehr geht und alles so überschaubar zu sein scheint. Mehr als zehn Inseln haben wir ausgewählt. Unter anderem geht es um Helgoland, den Roten Felsen in der Deutschen Bucht. Um Föhr, die Inseln der Kapitäne. Um Islay, Schottlands Whiskyinsel und um Island, unsere Sehnsuchtsinsel im Nordatlantik.

Mit der neuen Reihe KLEINES BUCH VOM MEER erschafft Ankerherz eine Bibliothek der Sehnsucht. Zu jeder Jahreszeit erscheint nun ein Band. Zum Träumen. Zum Sammeln. Zum Verschenken.

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NANTUCKET
DIE INSEL
DER
JÄGER
Nantucket, ein winziges und unwirtliches Eiland vor der Küste Neuenglands, erlangt gleich zweimal Weltruhm: durch ein blutiges wie lukratives Geschäft, auf das man sich hier besonders gut versteht. Und durch einen Roman, der bis heute als die größte Erzählung von der Seefahrt gilt, Moby Dick von Herman Melville. Denn mein Entschluss war gefasst, auf keinem anderen als einem Gefährt aus Nantucket zu fahren, weil allem, was mit jener berühmten, alten Insel zusammenhing, ein feines, ungestümes Etwas anhaftete, das mir vortrefflich gefiel. Überdies war doch Nantucket (…) der Ort, wo der erste tote Wal angelandet wurde. Die Zeitreise beginnt an der Hafeneinfahrt, wo das Brant Point Light schon gleich den Weg in die Vergangenheit weist. Der weißschwarze Leuchtturm wurde 1746 gebaut, er ist der zweitälteste der Vereinigten Staaten, und das allein sagt viel über die Bedeutung der Insel. Jetzt muss man sich beim Anlegen mit der Fähre nur noch Motorboote und Segeljachten wegdenken und die wenigen Autos, dann ist die Illusion perfekt. Genau so muss Nantucket auch vor zweihundert Jahren schon ausgesehen haben: die Häuser zumeist aus dunkel verwittertem Holz, die Schornsteine aus roten Ziegeln gemauert, die Straße buckliges Kopfsteinpflaster. Das Ganze wirkt wie ein graues Zitat aus skandinavischen Häfen; gut möglich, dass die Sonne hier nie ausdauernd genug scheint, um Farbe trocknen zu lassen. Achthundert historische Gebäude listet die Insel, manche stammen noch aus den Tagen der Gründer – aus der Ära, als Nantucket einmal Welthauptstadt des Walfangs war. In der Sprache der Wampanoag heißt Nantucket so viel wie „weit entferntes Land“, und das mag den Ureinwohnern damals wohl so vorgekommen sein; dreißig Seemeilen sind es bis zum Festland von Cape Cod, und die werden in einem offenen Boot lang, wenn das Wetter nicht mitspielt. Aus dem Legendenschatz der Wampanoag sind zwei Erzählungen bekannt, beide nicht besonders schmeichelhaft, wie die Insel entstanden sein soll. In der ersten Version soll der Riese Moshup voller Wut seinen mit Sand gefüllten Mokassin ins Meer geschleudert haben. Die Alternative beschreibt, wie er in einer einzigen Pfeife die Jahresernte an Tabak qualmt, die ihm die Wampanoag überlassen hatten. Danach soll er besagte Pfeife über dem Atlantik ausgeklopft haben, und wo die Asche ins Meer regnete, liegt nun Nantucket. Nantucket! Holt eure Landkarte hervor und schaut es euch an. Seht, welchen Winkel der Welt es besetzt; wie es sich da erhebt, abseits von der Küste, einsamer als der Leuchtturm von Eddystone. Schaut es euch an – ein bloßes Hügelchen, ein Ellbogen aus Sand; alles Strand, ohne Hinterland. Der Untergang der Ureinwohner war besiegelt, als weiße Menschen aus noch viel ferneren Ländern auf der Insel erschienen. 1602 landete ein britischer Abenteurer namens Bartholomew Gosnold auf Nantucket, einen Freibrief seines Königs in der Tasche, und erklärte das Eiland zur Kolonie der Krone. Richtig froh wurden die neuen Siedler zwar nicht mit ihrem Besitz, denn das Leben auf dem kargen Flecken vor der Küste von Massachusetts war schon extrem entbehrungsreich. 1641 kaufte der britische Puritaner Thomas Mayhew gleich die gesamte Kolonie – und ließ dort Schafe weiden. Was sonst sollte man damit auch anfangen? Das Schicksal Nantuckets wendet sich erst, als sich die wenigen Siedler im 17. Jahrhundert eine entscheidende Fertigkeit aneignen: wie man aus dem Speck angespülter Walkadaver ein Öl gewinnt, das man in Lampen verbrennen kann. Das Geschäft ist lukrativ, die Zahl der angespülten Kadaver dürfte den Bedarf schon bald nicht mehr gedeckt haben. Um 1690, heißt es in den Geschichtsbüchern, beginnt die Jagd auf Wale. Erst nur in Küstennähe, in kleinen Booten, doch offenbar mit solchem Erfolg, dass die Jäger von Nantucket ihre Hatz auf die hohe See ausdehnen. Und plötzlich, innerhalb weniger Jahre, entwickelt sich der Hafen der Insel zur Profitmaschine, wie es die Geschichte nur selten gesehen hat. Die Jäger brauchen Schiffe, die Werften heuern Zimmerleute an, die Tranfabriken suchen Arbeiter, und die rasant wachsende Bevölkerung will natürlich auch versorgt werden. Bald kann man im engen Hafen der Insel die Masten von hundert Großseglern zählen. Ihr Jagdrevier ist nun nicht mehr nur der Atlantik vor der Tür, denn ihre liebste Beute, der Pottwal, ist ein Weltenbummler. Fangreisen gehen vorzugsweise bis in den fernen Pazifik – und sie dauern schon mal zwei, drei oder sogar vier Jahre. Erfolgreiche Kapitäne bringen es zu großem Wohlstand, was es ihnen ermöglicht, auf die Nachbarinsel Martha’s Vinyard umzusiedeln. Dort bleiben sie von dem garstigen Gestank verschont, der bei der Verarbeitung von Walspeck leider unvermeidlich ist. Manche mutwilligen Wichte werden euch erzählen, dass sie das Unkraut da erst anpflanzen müssen, es wächst nicht von alleine; dass sie kanadische Disteln importieren; dass Holzstückchen in Nantucket herumgetragen werden wie Splitter vom heiligen Kreuze in Rom; dass die Leute hier Fliegenpilze vor ihre Häuser pflanzen, um zur Sommerszeit unter deren Schatten zu sein. Vom Hafen ist es nicht weit bis zur Piratenschenke „Brotherhood of Thieves“. Wenn man der Hauptstraße landeinwärts folgt, landet man automatisch dort. Der Wirt empfiehlt ein Bier, das auf der Insel gebraut wird. Auf dem Etikett der Flasche: die Fluke eines abtauchenden Wals. Whale’s Tale Pale Ale nennen sie das bernsteinfarbene Bier. Schöne kräftige Hopfennote, wie das bei einem Ale sein muss. Und der zungenbrecherische Name des Gebräus soll wohl schon manches Trinkspiel inspiriert haben, was den Absatz des Wal-Ales kräftig angekurbelt haben dürfte. Der Wirt weiß jedenfalls von den Teilnehmern einer Segelregatta zu berichten, die dabei die Vorräte der Insel in nur einer Nacht vernichtet haben. Aber zurück zu den Tagen, als nicht Bier, sondern Tran die Geschicke der Insel bestimmte. 1819, also zur Blütezeit des Walfangs, sticht die „Essex“ von Nantucket aus in See. Unter dem Kommando des nur 28 Jahre alten Kapitäns George Pollard segelt der Dreimaster ohne besondere Vorkommnisse (man erlegt und schlachtet unterwegs ein paar Wale) über den Atlantik, umrundet das Kap der Guten Hoffnung, quert den Indischen Ozean und erreicht schließlich das eigentliche Fanggebiet – den Pazifik. Am 20. November 1820 sichtet die Crew eine Schule von Pottwalen und macht die Beiboote klar. Von diesem Augenblick an geht alles schief, wie es nur auf einem Schiff und auf hoher See schiefgehen kann. Die Wale lassen sich nicht brav harpunieren, sondern greifen die Boote der Jäger an. Kapitän Pollard ruft seine Crew zurück an Bord, doch im selben Moment rammt ein besonders großer Pottwal die „Essex“, und zwar so hart, dass die Planken bersten. Wie betäubt bleibt der Riese einen Moment liegen, um dann erneut Anlauf zu nehmen. Wieder und wieder wirft er sich gegen das Schiff, bis es nicht mehr zu retten ist. Der Besatzung gelingt es noch, Proviant und Ausrüstung zu bergen. Dann sinkt der Kahn, und Pollard und seine Männer sitzen mitten auf dem Pazifik in drei winzigen Ruderbooten. Bis zur Küste Südamerikas sind es bestimmt zweitausend Meilen. Die Nantucketer erforschten schließlich, indem sie eine Flotte mächtiger Schiffe vom Stapel zu Meere ließen, die wässrige Welt; zogen einen unaufhörlichen Gürtel aus Umsegelungen darum herum; schauten zur Beringstraße herein und erklärten zu jeder Jahreszeit und in allen Weltmeeren der mächtigsten animalischen Masse, welche die Sintflut überlebte, (…) den ewigen Krieg. Wer sich von Berufs wegen mit ausgewachsenen Walen anlegt, ist so schnell nicht aus der Fassung zu bringen. Pollard nimmt Kurs auf Pitcairn, und einen Monat später landet er tatsächlich auf der Nachbarinsel Henderson. Ein unwirtliches Eiland, es gibt kaum Süßwasser und zu wenig Nahrhaftes, um 21 Männer satt zu kriegen. Drei Seeleute entscheiden sich zu bleiben, die anderen steigen wieder in die Boote, um die Osterinseln zu erreichen. Schon bald werden die Boote getrennt, und als der Proviant ausgeht, beginnt das Sterben. Die ersten drei Leichname werden noch bestattet, wie sich das auf See gehört. Doch der Hunger ist so groß, dass sie auf zwei Booten anfangen, ihre Toten zu essen. Vom dritten Boot hat man nie wieder etwas gesehen. Das Boot unter dem Kommando des Ersten Offiziers Owen Chase wird am 23. Februar auf Höhe der Juan-Fernandez-Inseln von der Crew eines Walfängers entdeckt, Pollard und die Leute im zweiten Boot müssen noch bis zum 5. April ausharren, bevor sie vor der Küste Chiles von einem Schiff aufgelesen werden. Acht Männer überleben die Tortur – außerdem die drei Mitglieder der Besatzung, die auf Henderson geblieben sind. Und sieben Seeleute werden aufgegessen. Woher wir das alles bis zum letzten grauenvollen Detail wissen? Der Erste Offizier, Owen Chase, hat die Odyssee aufgeschrieben und als Buch veröffentlicht. Aber damit ist die Geschichte längst noch nicht zu Ende, denn sein Sohn, den er William nennt, heuert 1841 als 16-Jähriger ebenfalls auf...


Kruecken, Stefan
Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Das Paar hat vier Kinder und lebt mit zwei Hunden in einem Dorf bei Hamburg.



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