E-Book, Deutsch, 408 Seiten, eBook
Reihe: Forschung und Entwicklung in der Analytischen Soziologie
Quantitative empirische Sozialforschung mit kleinen Fallzahlen
E-Book, Deutsch, 408 Seiten, eBook
Reihe: Forschung und Entwicklung in der Analytischen Soziologie
ISBN: 978-3-531-91380-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Geleitwort;6
2;Inhaltsverzeichnis;7
3;Kleine Fallzahlen in der empirischen Sozialforschung;9
3.1;1 Teststärkenanalyse – das Stiefkind der Inferenzstatistik;9
3.2;2 Methodische Besonderheiten und die Rolle des Vorwissens;12
3.3;3 Was ist „ein Fall“?;14
3.4;4 Aufbau des Sammelbandes;17
3.5;5 Literatur;20
4;Computersimulationsmodelle für kleine und kleinste Fallzahlen;22
4.1;1 Einleitung;22
4.2;2 Was sind kleine Fallzahlen in der Computersimulation?;23
4.3;3 Arbeitsschritte bei der Entwicklung von Computersimulationsmodellen zu kleinen Fallzahlen;30
4.4;4 Modellierungsstrategien für kleine Fallzahlen;35
4.5;5 Diagnostik für kleine Fallzahlen;36
4.6;6 Literatur;40
5;Bayesianische Ansätze zur Analyse kleiner Fallzahlen;42
5.1;1 Einleitung;42
5.2;2 Inferenzstatistische Ansätze;43
5.3;3 Probleme klassischer Analysen kleiner Datensätze;46
5.4;4 Die Bayesianische Schätzung und Interpretation statistischer Modelle;49
5.5;5 Zusammenfassung: Chancen und Kritik;60
5.6;6 Literatur;62
6;Qualitative Comparative Analysis: Ein Überblick;64
6.1;1 Einführung in Qualitative Comparative Analysis;64
6.2;2 Crisp-Set QCA;68
6.3;3 Umgang mit Problemen in der Empirie;74
6.4;4 Maßzahlen der Konsistenz und der Abdeckung in csQCA;77
6.5;5 Fuzzy- Set QCA;80
6.6;6 Software;87
6.7;7 Zusammenfassung und Ausblick;88
6.8;8 Literatur;89
7;Diagnostik von Regressionsschätzungen bei kleinen Stichproben (mit einem Exkurs zu logistischer Regression);92
7.1;1 Viele Wege führen nach Rom;93
7.2;2 Grafische Beurteilung der Daten;95
7.3;3 Formale Identifikation einflussreicher Datenpunkte;101
7.4;4 Exkurs: Ausreißerdiagnostik bei der logistischen Regression;114
7.5;5 Diskussion;117
7.6;6 Literatur;121
8;Datenerhebung bei Spezialpopulationen am Beispiel der Teilnehmer lokaler Austauschnetzwerke;125
8.1;1 Einleitung;125
8.2;2 Tauschringe als Spezialpopulation;126
8.3;3 Sampling und Feldzugang bei den lokalen Austauschnetzwerken;130
8.4;4 Die Telefonbefragung bei den lokalen Austauschnetzwerken;133
8.5;5 Response Rates;137
8.6;6 Telefonbefragungen als Trend für Spezialpopulationen?;141
8.7;7 Literatur;143
9;Wie valide sind Verhaltensmessungen mittels Vignetten?;146
9.1;1 Einleitung;146
9.2;2 Messung von Verhalten in der empirischen Sozialforschung;147
9.3;3 Messung von Verhalten mit faktoriellen Surveys;152
9.4;4 Methodische Konzeption des Instrumentenvergleichs;155
9.5;5 Die externe Validität der Verhaltensmessung mittels faktorieller Surveys;164
9.6;6 Zusammenfassung und Ausblick;169
9.7;7 Literatur;171
10;Die Methodik des Faktoriellen Surveys in einer Paarbefragung;176
10.1;1 Einleitung;176
10.2;2 Relevanz und theoretischer Hintergrund;178
10.3;3 Methodische Umsetzung;182
10.4;4 Ergebnisse;192
10.5;6 Literatur;204
11;Faktorieller Survey und klassische Bevölkerungsumfrage im Vergleich – Validität, Grenzen und Möglichkeiten beider Ansätze;208
11.1;1 Einleitung;208
11.2;2 Theoretischer Hintergrund und Stand der Forschung;210
11.3;3 Vignettenstudien als Alternative zur herkömmlichen Mobilitätsforschung;213
11.4;4 Methodisches Vorgehen und Daten;224
11.5;5 Ergebnisse;230
11.6;6 Zusammenfassung und Ausblick;236
11.7;7 Literatur;238
12;Pendeln oder Umziehen? Entscheidungen über unterschiedliche Mobilitätsformen in Paarhaushalten;243
12.1;1 Einleitung;243
12.2;2 Umziehen oder Pendeln: Zum Stand der Forschung;244
12.3;3 Die Wahl zwischen Mobilitätsformen als diskretes Verhandlungsproblem;249
12.4;4 Design und Operationalisierungen;254
12.5;5 Analyse und Resultate;258
12.6;6 Diskussion;261
12.7;7 Literatur;262
13;Ist das neunte amerikanische Berufungsgericht liberaler als die anderen Bundesberufungsgerichte?;265
13.1;1 Einleitung;265
13.2;2 Was heißt hier ideologisch?;268
13.3;3 Daten;273
13.4;4 Analyse;275
13.5;5 Zusammenfassung;285
13.6;6 Literatur;286
14;Wie weit kommt man mit einem Fall? Die Simulation internationaler Verhandlungen am Beispiel der Amsterdamer Regierungskonferenz 1996;289
14.1;1 Einleitung;289
14.2;2 Modellierung internationaler Verhandlungen;291
14.3;3 Problematik der kleinen Fallzahlen und empirische Überprüfung;301
14.4;4 Fazit;313
14.5;5 Literatur;315
15;Freundschafts- und Ratgebernetzwerke unter Studienanfängern;318
15.1;1 Einführung;318
15.2;2 Forschungs- und Theorieperspektiven;319
15.3;3 Beschreibung der Daten;324
15.4;4 Deskriptive Ergebnisse zur Struktur der erhobenen Netzwerke;328
15.5;5 Empirische Evidenz zu Freundschaftswahlen und Studienerfolg;330
15.6;6 Schlussbetrachtung;340
15.7;7 Literatur;341
16;Studentische Fachkulturen und Lebensstile – Reproduktion oder Sozialisation?;343
16.1;1 Einleitung;343
16.2;2 Studienfachkultur als Folge selektiver Studienfachwahl und universitärer Sozialisation;344
16.3;3 Studentische Lebensstile und soziale Herkunft;345
16.4;4 Forschungsleitende Fragen;348
16.5;5 Datenbasis;349
16.6;6 Latent-Class-Cluster Analyse;350
16.7;7 Ergebnisse;352
16.8;8 Diskussion und Fazit;363
16.9;9 Literatur;364
17;Rechtfertigungen und Bagatelldelikte: Ein experimenteller Test;367
17.1;1 Einleitung;367
17.2;2 Theoretischer Hintergrund der Neutralisationstheorie;370
17.3;3 Empirische Evidenzen anhand von Umfragedaten;371
17.4;4 Die Entwicklung einer experimentellen Methode;372
17.5;5 Forschungsstand zur experimentellen Überprüfung der Neutralisationstheorie;375
17.6;6 Herleitung der Forschungshypothesen;377
17.7;7 Experimentelles Design;378
17.8;8 Interpretation der Ergebnisse;381
17.9;9 Diskussion;386
17.10;10 Literatur;388
18;Sozialer Status und Hup-Verhalten. Ein Feldexperiment zum Zusammenhang zwischen Status und Aggression im Strassenverkehr;391
18.1;1 Einleitung;391
18.2;2 Methode;395
18.3;3 Resultate;396
18.4;4 Diskussion;400
18.5;5 Literatur;402
19;AutorInnen- und HerausgeberInneninformationen;405
Kleine Fallzahlen in der empirischen Sozialforschung.- Computersimulationsmodelle für kleine und kleinste Fallzahlen.- Bayesianische Ansätze zur Analyse kleiner Fallzahlen.- Qualitative Comparative Analysis: Ein Überblick.- Diagnostik von Regressionsschätzungen bei kleinen Stichproben (mit einem Exkurs zu logistischer Regression).- Datenerhebung bei Spezialpopulationen am Beispiel der Teilnehmer lokaler Austauschnetzwerke.- Wie valide sind Verhaltensmessungen mittels Vignetten?.- Die Methodik des Faktoriellen Surveys in einer Paarbefragung.- Faktorieller Survey und klassische Bevölkerungsumfrage im Vergleich — Validität, Grenzen und Möglichkeiten beider Ansätze.- Pendeln oder Umziehen? Entscheidungen über unterschiedliche Mobilitätsformen in Paarhaushalten.- Ist das neunte amerikanische Berufungsgericht liberaler als die anderen Bundesberufungsgerichte?.- Wie weit kommt man mit einem Fall? Die Simulation internationaler Verhandlungen am Beispiel der Amsterdamer Regierungskonferenz 1996.- Freundschafts- und Ratgebernetzwerke unter Studienanfängern.- Studentische Fachkulturen und Lebensstile — Reproduktion oder Sozialisation?.- Rechtfertigungen und Bagatelldelikte: Ein experimenteller Test.- Sozialer Status und Hup-Verhalten. Ein Feldexperiment zum Zusammenhang zwischen Status und Aggression im Strassenverkehr.
Die Methodik des Faktoriellen Surveys in einer Paarbefragung (S. 179-180)
Katrin Auspurg, Martin Abraham und Thomas Hinz
Zusammenfassung: Vorliegender Beitrag demonstriert anhand einer familiensoziologischen Anwendung, wie sich mit einer Vignettenbefragung bereits mit wenigen Paaren theoretische Hypothesen testen und Beschränkungen der herkömmlichen Surveyforschung überwinden lassen. Inhaltlich geht es um eine Überprüfung der Verhandlungstheorie, einem theoretisch besonders gehaltvollen Konzept für die Analyse familialer Entscheidungsprozesse.
Nach einer knappen Darlegung der Theorie werden die Schwierigkeiten ihrer Überprüfung mit herkömmlichen Surveydaten benannt. Im Zentrum steht aber die alternative Umsetzung mit einem Faktoriellen Survey-Design, genauer einer Vignettenbefragung zu Umzugsentscheidungen in Partnerschaften. Es werden die einzelnen praktischen Schritte von der Vignettenkonstruktion bis hin zur Datenauswertung beschrieben, um dann das Analysepotenzial mit beispielhaften Hypothesentests zu belegen. Nach unserem Fazit bietet das Verfahren – trotz seiner abschließend diskutierten Grenzen – gerade auch der Familiensoziologie eine wertvolle zusätzliche Option.
1 Einleitung
Während bei Experimenten einige Probanden für Hypothesentests ausreichen, aber jeweils nur wenige Stimuli simultan zu variieren und damit auch nur wenige Hypothesen prüfbar sind, erfordern Umfragedaten zur Drittvariablenkontrolle hohe Fallzahlen und lassen die gleichzeitige Untersuchung mehrerer Hypothesen zu. Das quasi-experimentelle Design des Faktoriellen Surveys versucht hier einen Mittelweg zu gehen: Statt einzelner Items bewerten die Probanden hypothetische Objekt- oder Situationsbeschreibungen. Indem in diesen ‚Vignetten’ einzelne Merkmalsausprägungen experimentell variiert werden, lässt sich ihr isolierter Einfluss auf die abgefragten Urteile oder Entscheidungen bestimmen. Bereits mit relativ wenigen Befragten sind hinreichende Fallzahlen für komplexe Hypothesenprüfungen realisierbar.
Die Methodik und Vorteile des Verfahrens, aber auch seine Schwächen werden im vorliegenden Beitrag anhand einer familiensoziologischen Anwen dung zur empirischen Überprüfung der Verhandlungstheorie demonstriert. Bargaining- Modelle gelten als viel versprechende Konzepte, um das Zusammenspiel gemeinsamer wie individueller Interessen zwischen Ehe- und Lebenspartnern zu analysieren. Kernpunkt ist die Annahme, dass familiale Entscheidungen und Verteilungen von Haushaltsressourcen die relative Verhandlungsmacht der Partner widerspiegeln.
Diese Verhandlungsmacht bestimmt sich nach der generellen (finanziellen und emotionalen) Unabhängigkeit von der Beziehung, für welche insbesondere die individuellen Erwerbschancen bedeutsam sind. Obwohl sich das damit gewonnene Analysepotenzial theoretisch für viele familiensoziologische Fragestellungen bewährt hat, mangelt es nach wie vor an empirischen Untersuchungen. Der Grund ist, dass Daten zum Umgang mit Machtveränderungen in Partnerschaften kaum vorliegen. Lediglich einen der beiden Partner betreffende Verbesserungen der (Erwerbs-)Optionen und die darauf folgenden Reaktionen sind selten beobachtbar. Die empirische Prüfung wird zusätzlich dadurch erschwert, dass theoretisch interessierende Konstellationen, wie solche mit einem Einkommensvorsprung von Frauen, wenig auftreten.
Gerade hier bietet das Design eines Faktoriellen Surveys einen innovativen Ausweg. Mittels Vignetten lassen sich gezielt Situationen simulieren, welche eine Veränderung der Erwerbskonstellationen und Machtverhältnisse in Paarhaushalten bedeuten. Konkret kann dies durch die Vorgabe unterschiedlicher Anreize zu einem Haushaltsumzug geschehen. Die beobachteten Reaktionen der Befragten eröffnen dann Antworten auf unsere Forschungsfragen: Antizipieren die Akteure tatsächlich die mit Umzügen verbundenen Veränderungen ihrer relativen Verhandlungsmacht? Reagieren sie entsprechend mit einer geringeren Umzugsneigung? Zeigt sich ein höheres Konfliktpotenzial wenn sich die Verhandlungsmacht zwischen den Partnern verschiebt? Und ist das Entscheidungsverhalten tatsächlich so geschlechtsneutral, wie von der Verhandlungstheorie prognostiziert?