Kristek | Die nächste Depperte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 304 Seiten

Reihe: Die nächste Depperte

Kristek Die nächste Depperte

Von einer, die auszog, um Autorin zu werden
2023
ISBN: 978-3-8392-7510-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Von einer, die auszog, um Autorin zu werden

E-Book, Deutsch, Band 1, 304 Seiten

Reihe: Die nächste Depperte

ISBN: 978-3-8392-7510-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



»Vermutlich ist es leichter, unbefleckt schwanger zu werden, als einen Bestseller zu schreiben.«

Das beschwerliche Leben einer Frau, die es sich in den Kopf gesetzt hat, Bestseller-Autorin zu werden und in ihrem Eifer vor keiner durchgeknallten Idee zurückschreckt. Sie bedrängt den Pfarrer für eine Besprechung im örtlichen Pfarrblatt, hält Lesungen vor Toten und lässt sich von Hera Lind in Hausschuhen coachen.

Ein schwarzhumoriger, rasanter Roman über die Höhen und Tiefen des Autorenlebens - satirisch und saukomisch!

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Autoren/Hrsg.


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Erscheinungstag
Ich sitze im Auto, gleich hinter dem Eingang von der Justizanstalt Wien-Josefstadt, und trau mich gar nicht hinzuschauen. Das Packerl liegt noch neben mir auf dem Beifahrersitz. In braunes Papier gewickelt. Ich bin so nervös. Der Parksheriff geht schon zum zweiten Mal vorbei und wundert sich, warum ich immer noch tatenlos im Auto sitze. Ab und zu geht das Tor von der Justizanstalt auf, und ein Polizeibus fährt heraus oder es geht jemand hinein. Häftlinge, Mitarbeiter, Angestellte. Mit oder ohne Drogen. Was weiß man. Rein kommt das Zeug auf jeden Fall. Das hat aber jetzt nix mit mir zu tun, weil ich wegen was anderem hier sitze und Angst habe. Auf dem Beifahrersitz liegt mein erstes eigenes Buch. Von einem richtigen Verlag gedruckt und noch verpackt in braunes Packpapier. Ich kann es nicht aufmachen. Ich habe eine Öffnungsblockade. Ich erwarte alles und von dem das Schlimmste. Darauf hätte man mich auch vorbereiten können. Man liest immer nur von den Autoren, die Schreibblockaden haben. Die stundenlang vor einem weißen Blatt sitzen. Aber noch nie hätte ich irgendwo von der Angst gelesen, das erste eigene Buch anzuschauen. Ich habe sie. Angst, dass vielleicht das Cover falsch gedruckt wurde. (Verkehrt herum? Falsches Bild?) Angst, dass die Namen falsch geschrieben sind. Angst, dass ich sofort einen Rechtschreibfehler finde. (Ich habe eine Rechtschreibschwäche. Also nicht ganz unbegründet …) Angst, dass ich den Inhalt doch nicht mehr gut finde. Angst, dass der Inhalt sogar richtig peinlich ist. Die Angst ist rational völlig unbegründet, ich habe einen super Verlag, der hat das alles gecheckt, aber ein Kontrollfreak bleibt ein Kontrollfreak, und Angst bleibt Angst. Ich bin doch sonst nicht so uncool! Man kann doch auch mal vertrauen, dass etwas gut wird, oder? Aber das »Vertrauen, dass etwas von allein gut wird«, das habe ich mir wohl bei meinem ersten Tattoo verschissen. Eine möglichst bunte und kitschige Madonna mit Kind war mein Wunsch an die Tätowiererin. Es war mein erstes Tattoo, und ich habe mir zwar die Schwarz-Weiß-Vorlage vorher zeigen lassen, nicht aber die endgültige Version in Farbe. FEHLER! Ein paar schmerzvolle Stunden später hatte ich einen Farbfleck am oberen Rücken, vorwiegend in dunklen Farben. Die Madonna ist noch gut geraten, das Kind hat ein Problem mit seinem Arm, müsste ich jetzt politisch korrekt sagen. Es ist ein kleines verkümmertes Ärmchen an völlig falscher Stelle, und die Zahl der Finger … nun ja. Egal. Es war auf jeden Fall nicht so, wie ich mir das in meinen Träumen vorgestellt habe. Aber wer sich mit über 40 (!) ein Tattoo in bunten Träumen vorstellt, der hat vielleicht eh ein eigenes Problem … Im Schwimmbad hat mal ein kleines Kind mit dem Finger auf mich gezeigt und laut zu seiner Mutter gesagt: »Schau mal, Mama, die Frau hat aber eine schiache Zielscheibe am Buckel!« Ich habe darauf reagiert wie ein erwachsener Mensch. Ich bin einfach ins Becken gesprungen und lange untergetaucht in der Hoffnung, dass der Fratz nicht mehr da ist, wenn ich auftauche. Kurz habe ich auch in Erwägung gezogen, dem Kind zu sagen: »Schau dir mal die Zielscheibe genauer an! Besonders das Ärmchen von dem kleinen Kind! Einmal noch und du …« Geht natürlich nicht, so was. Wo kommen wir da hin! Also lieber untertauchen und warten, bis die Luft rein ist. Außerdem, kein Vorteil ohne Nachteil. Die großflächige Tätowierung lenkt wenigstens den Fokus, wenn mich wer anschaut, von der Orangenhaut am Arsch weg etwas nach oben. Jetzt sitze ich also hier mit meiner Zielscheibe am Rücken beim Hintereingang vom Gefängnis und starre auf das braune Paket neben mir. Mein Verlag ist gleich in der Nähe, und ich konnte nicht warten, bis mir das Buch nach Hause geschickt wird. Unmöglich! Hätte ich gewusst, in welcher Druckerei sie es drucken, wäre ich schon dort auf der Lauer gelegen. Ich hätte am Tor gerüttelt und um Einlass gefleht, um beim Andruck bereits an der Druckmaschine zu stehen. Ich weiß, wie so was geht, ich habe das früher in meinem alten Job mal in der Werbung gemacht. Ich war in verschiedenen Druckereien und habe mitten in der Nacht gewartet, bis eine rote (fahnenrot!) Media Markt-Werbung aus dem Drucker rollte. Ich musste kontrollieren, ob das Rot den richtigen Farbton hat und auch sonst alles passt. Begleitet wurde ich immer von dem Chef der Druckerei und zwei Mitarbeitern in blauen Latzhosen und mit schmutzigen Händen, und neben den Druckmaschinen gab es Industriespinde mit zahlreichen Postern von nackten Frauen auf Motorrädern. Was einem da alles für ein Vergangenheitsblödsinn einfällt, wenn man aufgeregt ist. Ist das normal, dass man so hysterisch ist? Das ist ja eigentlich absurd. Es ist doch nur ein Buch. Und nicht die Rettung der Welt. Aber wenn du jahrelang von so einem Moment träumst, dann fühlt es sich fast so an. Der Beamte beim Hintereingang schaut jetzt auch schon ganz komisch in meine Richtung. Bevor die mit den Drogenspürhunden kommen, öffne ich lieber vorsichtig mein Paket. Zumindest ein kleines Stück und fühle vor. Ich spüre die Schutzfolie, die das Buch umspannt, und sehe ein kleines Eck vom Cover. Pink! Wunderschönes Pink. Bin ich bereit für das Ganze? Bereiter kann man eigentlich gar nicht sein. Ich habe den ganzen Sommer gefühlt nichts anderes getan, als mich bereitzumachen. Ich habe Werbeanzeigen für Facebook, Instagram und meinen Blog gebastelt. Im Hochformat, im Querformat und für die Storys. Ich habe eine Excel-Liste erstellt (ich liebe Excel-Listen!). Name der Liste: »Presse Kontakte«. In der Liste habe ich monatelang Namen und Adressen von allen Medien in Österreich und den zuständigen Redaktionen zusammengetragen. Ich habe eine weitere Excel-Liste erstellt: »Buchhandlungen«. Dort habe ich monatelang wichtige Buchhandlungen in Österreich recherchiert und aufgeschrieben. Denen möchte ich Leseexemplare schicken und vielleicht mich selbst anbieten, eine Lesung zu halten. Wobei Lesungen aktuell nicht möglich, wegen des Virus, also habe ich einen Plan B entwickelt. Aber dazu später. Und noch eine Excel-Liste mit Freunden, denen ich ein signiertes Exemplar schicken möchte. Ich habe einen Pressetext geschrieben, den ich an meine Presse-Kontakte-Liste schicken möchte. Damit das auch auffällt und nicht untergeht in den Tausenden Zusendungen, die Redaktionen täglich bekommen, habe ich auch noch ein Handtuch drucken lassen. Ein Badetuch, das genauso aussieht wie mein Buchcover. Nur die Liege zählt Das steht groß am Badetuch. Ich habe auf meiner Blog-Website sogar einen eigenen Online Shop eingerichtet, wo ich das Handtuch auf Anfrage verschicken kann. Der Gatte wird der Erste sein, dem ich das Buch samt Badetuch feierlich überreiche. Immerhin hat er diesen wirklich genialen Titel erfunden. Er hat das einfach so vor sich hingesagt im Urlaub, als er mich beobachtet hat, wie ich um 7 Uhr in der Früh aus dem Hotelzimmer geschlichen bin. Ich habe sofort gewusst, das wird der Buchtitel! Wenn ich jemals ein Buch schreibe, das muss der Titel werden. Aber nicht mit fremden Federn schmücken, also sage ich immer dazu: Titel vom Gatten – Inhalt von mir. Mein Buch hat auch einen Subtitel: Urlaub unter deutschen Palmen Deswegen habe ich mir passend dazu eine aufblasbare Plastikpalme gekauft. Am Strand in Lignano. Die wollte ich mitnehmen zu den Lesungen. Man muss als Autor unverwechselbar sein! Es braucht ein Markenzeichen. Sonst bist du austauschbar. Auch ein Autor ist ein Produkt. Wie Zahnpasta oder Waschmittel. Das habe ich alles auf der Werbeakademie gelernt, die ich nach der Matura gemacht habe, um einem langweiligen Job in der Kreditorenbuchhaltung zu entfliehen. Das kommt mir jetzt alles zugute. Von der Kreditorenbuchhaltung ist mir der Hang zu Excel-Listen geblieben. Von der Werbung die Liebe zur Markeninszenierung. Ich habe die Anna, eine liebe Freundin, gebeten, ein Promo-Video für mich zu machen. An der Stelle muss ich mich besonders konzentrieren beim Schreiben, weil ich mit meiner blöden Rechtschreibstörung oft Buchstaben verwechsle und dann manchmal Porno-Video statt Promo-Video schreibe. Augen auf im Kleingedruckten! Auf jeden Fall, die Anna macht die allergeilsten Promo-Videos. Ich bin dazu im Kleingarten auf einen Sessel gestiegen und habe mein Handtuch Tausende Male auf- und abgerollt, ich habe mich im Bademantel auf die aufblasbare Palme gelegt, um die Luft im Video rauszudrücken, wir sind zu einer Eisenbahnbrücke gefahren, und ich bin dort auf und ab spaziert. Die Anna ist im Gras gelegen mit ihrer Kamera, und ich bin über sie drübergestiegen. Ich habe mich für das Video vor eine Buchhandlung gesetzt und so getan, als würde ich auf Kunden warten. Die Anna hat es extrem cool geschnitten und vertont. Es ist genial geworden! Ich habe alle meine Freunde auf Facebook und auf Social Media bombardiert mit Infos über das kommende Buch, und ich habe meinen Neffen mitten in der Nacht gebeten, zur Sicherheit alles noch mal Korrektur zu lesen, weil ich von schweren Rechtschreibfehlern und Wortverdrehern geträumt habe. Ich habe mir einen Routenplan in Google Maps ausgedruckt, wem ich allen...


Kristek, Susanne
Susanne Kristek hat fast so viele Jobs wie Forrest Gump. Sie ist Alltagskabarettistin, Autorin, Moderatorin und Podcasterin (Austropodkastl) und Event-Veranstalterin (Lesebühne zum Mitsingen). Weil sie von all dem zu ihrer großen Enttäuschung immer noch nicht leben kann, ist sie auch noch Chefin einer Agentur. Tagsüber bearbeitet sie Excel-Listen und führt streng geheime Untersuchungen durch. Nachts nutzt sie alle Gelegenheiten, die sich bieten, um zu schreiben. Susanne Kristek, geboren in der Steiermark, lebt mit Mann und Kind in Wien und trauert immer noch der Absetzung der Lindenstraße nach.



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