Krieger | Die gefangenen Seelen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 420 Seiten

Krieger Die gefangenen Seelen


2. Auflage 2016
ISBN: 978-3-945025-38-3
Verlag: Ammianus
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 420 Seiten

ISBN: 978-3-945025-38-3
Verlag: Ammianus
Format: EPUB
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Merode, ein Bauerndorf unweit von Aachen, Anno 1312: Eva besitzt besondere Geistesgaben, die sie in den Augen vieler Dörfler sonderbar erscheinen lassen. Fragen der Philosophie sind ihr so vertraut wie die Arbeit auf den Feldern. Evas große Liebe heißt Falk. Ihre Heirat ist längst beschlossen. Doch eine Intrige, angezettelt von Evas Kusine Magda, entzweit das Paar. Eva verlässt ihre Heimat bei Nacht und Nebel, um Meister Eckhart von Hochheim, einem bekannten Mystiker, als Jüngerin zur Seite zu stehen. Vierundzwanzig Jahre sollen vergehen, bis Eva und Falk sich erneut begegnen. Ein Leben voller Schicksalsschläge liegt hinter ihnen. Aber hat ihre Liebe die Stürme der Zeit überdauert? Merode, Köln, Paris, das päpstliche Avignon, die Schönburg bei Wesel am Rhein sowie die Schlacht bei Mühlberg sind Schauplätze in Günter Kriegers generationsübergreifendem Historienroman.

Günter Krieger, Jahrgang 1965, lebt in Langerwehe und schreibt seit Jahren erfolgreich historische Romane mit regionalem Flair. Die meisten seiner Werke spielen im Raum Aachen-Jülich-Köln und in der Eifel. Allein seine Merode-Trilogie, durch die er erstmals bekannt wurde, erlebte seit 1999 zahlreiche Auflagen und Neuausgaben. Krieger ist Mitglied im Autorenkreis Historischer Roman 'Quo vadis'. Biografie Günter Krieger, Jahrgang 1965, lebt in Langerwehe und schreibt seit Jahren erfolgreich historische Romane mit regionalem Flair. Die meisten seiner Werke spielen im Raum Aachen-Jülich-Köln und in der Eifel. Allein seine Merode-Trilogie, durch die er erstmals bekannt wurde, erlebte seit 1999 zahlreiche Auflagen und Neuausgaben. Krieger ist Mitglied im Autorenkreis Historischer Roman 'Quo vadis'.
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Prolog

An einem wolkenverhangenen Spätsommertag des Jahres 1302 kam die fünfjährige Bauerntochter Eva durch die unheilvolle Neugier anderer Kinder fast ums Leben.

Grund dafür war das große Muttermal an Evas Hals, das ihr immer wieder Spott eintrug. Auch die Zwillinge Magda und Winand beteiligten sich beflissen an den Spötteleien, obwohl Eva gerade von ihnen anderes erwartet hätte, war sie doch deren Kusine. Doch die beiden bildeten eine verschworene Gemeinschaft und ließen nicht zu, dass Eva daran teilhatte.

Die Kinder, ein knappes Dutzend an der Zahl, spielten an jenem Tag auf den Wiesen vor Merode und trieben eine gefüllte Schweinsblase vor sich her, wobei die Jüngeren naturgemäß das Nachsehen hatten. So versuchte die übereifrige Eva, sich der Blase regelwidrig mittels ihrer Hände zu bemächtigen. Verärgert nannten einige Mitstreiter sie eine Hexe, und obwohl Eva solche Schmähungen gewohnt war, widersprach sie heftig: Hexen waren boshafte Wesen, wie konnte man nur so gemein sein, sie so zu nennen? Dem Sohn des Hufschmieds, dem Größten und Kräftigsten in der Kinderschar, kam die Idee, Eva einer Hexenprobe zu unterziehen. Alle stimmten zu, am lautesten Magda und Winand, obwohl keines der Kinder die leiseste Ahnung hatte, was eine Hexenprobe war. Sie erfuhren es, als der Sohn des Hufschmieds Eva grob am Kleidchen packte und sie mit sich fortzerrte. Die Kinder folgten ihnen bis zum nahen Weiher. Dort verkündete der Bursche feierlich, dass eine Hexe nicht im Wasser versinken könne.

Allmählich dämmerte es Magda und Winand, dass er sie in den Weiher werfen wollte, und jetzt wurde ihnen doch unbehaglich zumute. Was, wenn die Kusine ertrank? Nicht auszudenken, was für ein Donnerwetter daheim über sie hereinbrechen würde. Flugs rannten die beiden ins Dorf zum Hof der Eltern, wo sie aber nur ihre Tanten vorfanden, Agnes, die schwanger ging zu jener Zeit, und Maria. Ihnen erklärte Winand, was am Weiher vor sich ging. Evas Mutter Agnes und ihre Schwägerin Maria verstanden nur wenig von seinem aufgeregten Gestammel, begriffen aber, dass Eva offenbar in höchster Gefahr schwebte.

Wie von Furien gehetzt, liefen sie zum Weiher und vernahmen schon von weitem Evas verzweifelte Hilfeschreie. Am Ufer standen die Kinder versammelt, die Blicke auf das um sein Leben kämpfende Mädchen gerichtet.

Vor Entsetzen versagten Agnes fast die Beine. Maria aber, die eine gute Schwimmerin war, behielt einen kühlen Kopf und stieg ins Wasser. Drei, vier kräftige Züge, und sie hatte die Zappelnde erreicht, packte sie, brachte sie zurück ans Ufer. Eva hustete, keuchte und spuckte, aber sie war gerettet. Mutter und Tante brachten Eva nach Hause. Unterwegs begegnete ihnen Falk, der siebenjährige Sohn des Bauern Harro aus dem Oberdorf. Falk gehörte zu den wenigen Kindern, die sich niemals über Eva lustig machten. Bei Evas Anblick sie war triefnass, ihre Augen rot verheult öffnete sein Mund sich wie zu einer Frage, doch offenbar traute er sich nicht, jemanden anzusprechen. Später erfuhr Eva, dass Falk sich mit dem Sohn des Hufschmieds angelegt hatte. Dieser mochte zwar älter und kräftiger sein, doch Falk war es gelungen, dem Gefürchteten ein prächtiges Veilchen zu schlagen.

Am Abend nach der verhinderten Tragödie saß Agnes noch lange an der Schlafstätte ihrer Tochter, um sie zu trösten. Agnes kannte viele Lieder, denn vor Evas Geburt war sie als Mitglied einer Gauklertruppe viel in der Welt herumgekommen. Meist ging es recht lustig zu in diesen Liedern, doch noch lieber mochte Eva seltsam genug für ein Kind ihres Alters besinnliche und versonnene Texte. Deshalb sang Agnes an jenem Abend, während sie Eva zärtlich durchs kastanienbrauene Haar strich, das Lied einer berühmten Ordensfrau, die vor langer Zeit gelebt hatte:

Die Seele ist wie ein Wind, der über die Kräuter weht, Und wie ein Tau, der auf die Gräser träufelt,

Und wie die Regenluft, die wachsen macht. Genauso ströme der Mensch sein Wohlwollen aus Auf alle, die da Sehnsucht tragen.

Ein Wind sei er, der den Elenden hilft, Ein Tau, indem er die Verlassenen tröstet,

Und Regenluft, indem er die Ermatteten aufrichtet Und sie mit der Liebe erfüllt wie Hungernde: Indem er ihnen seine Seele gibt.

Die Fünfjährige begriff längst nicht alles von diesen geheimnisvollen Versen, doch sie liebte es, darüber nachzusinnen. Vergessen waren mit einem Mal die Schrecken des Tages, das furchtbare Wasser, das ihr die Luft zum Atmen genommen hatte, vergessen die Todesangst.

Die Seele ist wie ein Wind, der über die Kräuter weht!

Wunderschöne Worte. Was sie wohl bedeuteten?

In dieser Nacht schlief Eva tief und fest. Und träumte von einem duftenden Kräuterbeet, über das ein lauer Sommerwind strich.

***

Wenige Wochen zuvor, ein Gehöft in Schlesien

Die beiden bewaffneten Reiter verharrten auf der Anhöhe und blickten hinab in das Tal, wo sich ihr Ziel, ein einsames Gehöft, im roten Licht der Abendsonne abzeichnete. Hinter den Stallgebäuden weideten Schafe auf einer Weide, irgendwo kläffte ein Hund, Hühner suchten gemächlich ihren Verschlag auf. Abseits des Wohngebäudes, bei den Gemüsebeeten, waren ein Mann und eine Frau zu erkennen, die mit Harken den Boden bearbeiteten.

Die beiden Reiter sahen sich an. »Das sind sie«, erklärte der Ältere. »Müssen wir näher heran, oder kannst du es von hier erledigen?« Statt einer Antwort verzog der Jüngere nur spöttisch den Mund und griff nach seiner Armbrust.

Aus den Augenwinkeln sah der Mann, wie seine Frau zu Boden stürzte. Vorangegangen war ein dumpfes, furchtbares Geräusch, das in dem Mann Erinnerungen ans Schlachten weckte, an ein Beil, das wuchtig Knochen spaltet. Dann hörte er seine Frau röcheln. Rücklings lag sie im Dreck, aus ihrer Brust ragte der Schaft eines Bolzens, weit blickten ihre Augen in den Himmel. Der Schreck drohte den Mann zu lähmen, und noch bevor er zu seiner Frau hinübereilen konnte, schwirrte ein zweiter Bolzen heran und bohrte sich ihm in den Rücken. Während er fiel, wurde ihm bewusst, dass er hier und heute sterben würde, an der Seite seiner Justyna.

Noch einmal konnten sie, im Sterben vereint, einander in die Augen sehen. Justynas Blick war nichts als Sorge, und er begriff: Kazimierz und Jagoda! Auch die Kinder würden sie umbringen! Es gab nur eine Möglichkeit, sie zu retten: Bogna, die Magd, musste die beiden rasch in Sicherheit bringen.

Mit letzter Kraft rief er ihren Namen.

»Wer ist das?«, fragte der jüngere Reiter und deutete auf die junge Frau, die aus dem Stall trat. Ein aufgeregter, schwarzer Hund folgte ihr.

»Muss die Magd sein«, erwiderte der andere.

»Soll ich sie auch erledigen?«

»Was glaubst du, wofür man uns bezahlt?« Der Schütze legte an.

»Warte!«, sagte der andere plötzlich.

»Was ist?«

»Niemand hat uns verboten, ein wenig Spaß zu haben, während wir unsere Arbeit tun.«

Mit diesen Worten trieb er seinen Hengst an.

Bogna, die Magd, versuchte zu verstehen, was der sterbende Bauer ihr zuraunte. Seine Finger krallten sich flehend in ihren Oberarm. Endlich ging ihr auf, was er ihr mit seinen letzten Atemzügen mitzuteilen gedachte: die Kinder!

Sie sah den Reiter, der sich im gestreckten Galopp näherte. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Der schwarze Hund begann zu bellen. Fatalerweise rannte Bogna in ihrer Panik Richtung Haus. Der Reiter hatte sein Schwert gezogen. Noch bevor Bogna die Tür des Gebäudes erreichte, hatte er sie eingeholt, schlug ihr die flache Klinge seiner Waffe in den Rücken. Bogna stürzte.

Der Reiter zügelte sein Pferd, stieg aus dem Sattel. Stöhnend kam Bogna wieder auf die Füße, doch schon war der Mann bei ihr, packte sie am Handgelenk. Der schwarze Hund war Bogna gefolgt und machte Anstalten, dem Fremden in die Waden zu beißen. Das Tier heulte auf, als ein Armbrustbolzen seine Flanke traf.

»Idiot! Hättest mich treffen können!«, rief der Mann seinem jüngeren Kumpanen zu, der sich grinsend dem Haus näherte. Bogna zitterte am ganzen Leib, stieß ein paar heisere Schreie aus. »Und jetzt zu dir, Herzliebste!«, sagte ihr Peiniger.

Kazimierz, ein achtjähriger Junge mit roten Wangen und struppigen, flachsfarbenen Haaren, wunderte sich über das Geschrei. Was ging da draußen vor sich? Männerstimmen, die laut in einer fremden Sprache redeten. Deutsche? Schnaubende Pferde. Und war das nicht Bogna, die da ständig schrie, als litt sie heftigste Schmerzen?

Er nahm den Korb mit den eingesammelten Eiern, ging zur...


Günter Krieger, Jahrgang 1965, lebt in Langerwehe und schreibt seit Jahren erfolgreich historische Romane mit regionalem Flair. Die meisten seiner Werke spielen im Raum Aachen-Jülich-Köln und in der Eifel. Allein seine Merode-Trilogie, durch die er erstmals bekannt wurde, erlebte seit 1999 zahlreiche Auflagen und Neuausgaben.
Krieger ist Mitglied im Autorenkreis Historischer Roman "Quo vadis".
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Günter Krieger, Jahrgang 1965, lebt in Langerwehe und schreibt seit Jahren erfolgreich historische Romane mit regionalem Flair. Die meisten seiner Werke spielen im Raum Aachen-Jülich-Köln und in der Eifel. Allein seine Merode-Trilogie, durch die er erstmals bekannt wurde, erlebte seit 1999 zahlreiche Auflagen und Neuausgaben.
Krieger ist Mitglied im Autorenkreis Historischer Roman "Quo vadis".



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