Krebs / Velmer | Das letzte Memo | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 508 Seiten

Krebs / Velmer Das letzte Memo


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7693-6392-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 508 Seiten

ISBN: 978-3-7693-6392-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Toter, ein angesehenes Familienunternehmen und illegale Chemiewaffenexporte - eine unfassbare Kombination und doch genau so passiert! Als ein unauffälliger Mitarbeiter des Unternehmens RheinHansa unter mysteriösen Umständen stirbt, nehmen Kriminalhauptkommissarin Claudia Janssen und ihr Lebensgefährte, Rolf Lindner, der Sicherheitschef der Firma, die Ermittlungen auf. Zunächst arbeiten sie getrennt, doch bald sind sie gezwungen, ihre Nachforschungen gemeinsam fortzusetzen. Was sie nach und nach aufdecken, reicht weit über den Todesfall hinaus: illegale Chemieexporte in Krisengebiete und mögliche Korruption bis in die höchsten Ebenen des Unternehmens. Inmitten der Intrigen und Machtspiele wird der Büroalltag mit seinen eigenwilligen Chefs und skurrilen Kollegen zur Bühne für bissigen Humor. Doch als das letzte Memo auftaucht, verändert sich alles.

Andreas Krebs ist Unternehmer, Bestsellerautor und Aufsichtsrat in Europa und USA. Mit seinem Sachbuch "Die Illusion der Unbesiegbarkeit", das in fünf Sprachen erschienen ist, hat er weltweit Leser begeistert. Als international gefragter Speaker und Dozent unterrichtet er unter anderem die CEO Masterclass an der LeadershipNext Academy in Düsseldorf. Seine Karriere in internationalen Konzernen führte ihn in Führungspositionen in Europa, Nord- und Südamerika. Heute engagiert er sich als Vorsitzender des Fördervereins Girassol e.V. für benachteiligte Jugendliche in Brasilien und lebt im rheinischen Langenfeld.

Krebs / Velmer Das letzte Memo jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


MITTWOCH, 7. SEPTEMBER
1 Anne-Caroline kratzte schon die Müsli-Schale aus, als ihr Vater eintrat und einen guten Morgen wünschte. »Hoppla«, fügte er hinzu, »du bist ja früh dran heute.« »Budget Kick-off«, sagte sie knapp und griff nach dem Glas mit dem Orangensaft. Aha, dachte Schmitz, das erklärt das blaue Kostüm mit der weißen Bluse. »So weit bist du schon aufgestiegen?«, fragte er scherzhaft und setzte sich. Tatsächlich konnte er nicht so richtig glauben, dass seine Tochter als einfache Trainee bei der Zusammenkunft der Management-Teams der Chemie-Sparte dabei sein würde. Sie runzelte die Stirn. »Jetzt denk bloß nicht, ich hätte auch nur ein einziges Mal meinen … unseren Namen ins Spiel gebracht!« Schmitz hob abwehrend die Hände. »Moment mal, ich habe doch gar nichts …« »Angedeutet vielleicht doch … oder gedacht …« »Nein, nein, also tatsächlich dachte ich eher, wie, äh, schick du aussiehst …« Anne-Carolines Miene hellte sich wieder auf. »Solche Komplimente sind nicht mehr zeitgemäß. Und ehrlich gesagt, dieses konservative Outfit ist eher eine Uniform, meinst du nicht? In Berliner Start-ups tragen sie lässige T-Shirts, wenn sie zum Budget Meeting zusammenkommen.« »Wir haben die Regeln geändert. Du kannst auch in T-Shirt und Jeans kommen. Aber ich hatte doch recht, hm?« Er schaute sie mit diesem für ihn typischen verschmitzten Blick an, mit dem er das Eis bei allzu zugeknöpften Gesprächspartnern brechen konnte, jedenfalls wenn sie einen Funken Humor hatten. »Womit denn?« »Du bist bei der Präsentation dabei. Und das ist doch großartig. Du sollst schließlich überall reinschauen, unsere Firma von unten bis oben kennenlernen.« »Ja, ich freue mich auch darüber. Es wird sicherlich sehr spannend. Zumal ich bei der Präsentation der Mid-Size und Distributor Countries echt hart mitgearbeitet habe«, sagte sie sichtlich stolz und stand auf, um die Müslischale und das leere Glas in die Küche zu bringen. »Ausgezeichnet, das freut mich zu hören«, sagte Schmitz. Seine Tochter war nicht eingebildet, das wusste er. Wenn sie so sprach, dann weil ihr die Arbeit Spaß machte. Aber anscheinend hatte sie jetzt doch das Gefühl, ein bisschen zu sehr angegeben zu haben vor ihrem Vater. Sie blieb stehen und sagte: »Gestern Abend beim Zoomen mit den Ex-Kommilitonen habe ich etwas Gegenwind bekommen. Und hab immer noch nicht kapiert, wo das Problem liegt.« »Welches Problem denn?« Schmitz griff nach der Kaffeekanne. »Ja, eben, wo denn? Ich habe nur einen Satz zitiert, den ich aufgeschnappt habe: Hope for the best, plan for the worst. Eigentlich ein Gemeinplatz. Aber in Bezug auf Zukunftsplanung doch kein schlechter Standpunkt …« Schmitz verzog das Gesicht. »Privat mag das angehen, als Lebensweisheit für Pessimisten. Im Business ist das ein gefährlicher Satz, auf den Leute wie ich allergisch reagieren.« »Gefährlich?« »Ich denke in ökonomischen Dimensionen. Und da ist ein solcher Satz katastrophal. Wenn jeder im Unternehmen so planen würde, dann hätten wir keine ambitionierten Unternehmensziele, würden die dafür notwendigen Ressourcen falsch, das heißt zu niedrig planen, und viele würden es sich mit den zu leicht erreichbaren Zielen zu bequem machen.« »Ja, klar, so betrachtet … ich verstehe.« »Wer hat diesen Satz denn in die Welt gesetzt?« »Das spielt doch keine Rolle.« Schmitz verbiss sich eine Bemerkung. Nein, dachte er, ich will nicht nach-haken. Sie möchte niemanden anschwärzen und das ehrt sie. »Du kannst heute die Probe aufs Exempel machen«, lenkte er ein. »Behalte den Satz im Kopf und überlege dir, welche Konsequenzen es hätte, wenn alle so arbeiten würden bei uns im Unternehmen.« Manchmal fuchste es ihn, dass das »Sicherheitsdenken« bei der Planung aus den Leuten einfach nicht rauszubekommen war. Anne-Caroline warf einen Blick auf die Uhr. »Oh, es ist schon spät, ich muss los.« Sie hastete in die Küche, eilte in den Flur, wo ihre Sachen schon bereitlagen, und verschwand. Schmitz griff nach der »Rheinischen Post«, die seine Tochter schon auf den Tisch gelegt hatte. In der Rubrik »Panorama« fiel ihm eine Meldung ins Auge: Ein Toter war im Langenheimer Forst aufgefunden worden. Vermutlich handelte es sich um einen Jagdunfall. Allerdings war der Mann angeschossen worden, während er in seinem Auto durch den Wald fuhr. »Es geschehen die seltsamsten Dinge«, murmelte er vor sich hin und blätterte weiter zum Wirtschaftsteil. 2 Im Konferenzraum im siebten Stock des Chemie-Zentralgebäudes schien das Licht durch die halbgeschlossenen Alu-Lamellen, die außen vor den Panoramafenstern angebracht waren und automatisch dem Sonnenstand folgten. Anne-Caroline war stolz darauf, dass sie am Budget Meeting teilnehmen durfte. Das war keineswegs selbstverständlich, aber Fontana hatte sie mit den Worten: »Da bekommen Sie einen sehr guten Überblick zur strategischen und operativen Planung« dazu eingeladen. Die Führungsriege der Chemie-Sparte war schon an ihr vorbeidefiliert. Sie hatte sich, so gut es ging, unsichtbar gemacht, während die Damen und Herren des Managements sich zusammenfanden. Sie war kurz vor dem Termin noch mal alle Namen und Funktionen durchgegangen. Es war superspannend, die Personen, die sie nur vom Hörensagen kannte, nun direkt vor sich zu sehen. Abgesehen von einigen Controllern, die sich ernst über ihre Laptops beugten, und einem Techniker, der noch letzte Hand anlegte, um diese Geräte mit dem Bildschirm an der Kopfseite des Raums zu verbinden, waren bereits anwesend: Der sehr ernst wirkende Herr Holzering, Leiter des Bereichs »The Americas«, dessen eigenartiger Vorname Gralf ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Im Vergleich zum lockeren, geradezu fröhlich wirkenden Herrn Fontana, Bereichsleiter EMEA, kam ihr Herr Holzering altertümlich steif vor. Holzering, das konnte sie gut beobachten, ließ die Leute zu sich kommen, während Fontana von einem zum anderen ging und gern auch mal jemandem auf die Schulter klopfte. Gerade hatte er Herrn Kurz, den herumwuselnden Assistenten von Holzering, abgefangen. Stabsleiter Glanz und Produktionschef Arnheim unterhielten sich angeregt, aber als sie kurz hinhorchte, stellte sie fest, dass sie über die besten Anglerparadiese in Kanada diskutierten. Einige Controller tauschten sich über technische Details aus und fummelten an ihren Laptops herum. Herr Klausner hatte sie noch im Flur sehr freundlich begrüßt. Er wirkte optimistisch, aber auch leicht angespannt. Ihr ging es genauso, denn sie hatte ja mitgewirkt an seiner Präsentation. Sie war trotzdem froh darüber, dass Frau Schnittker ihr einen Platz ganz hinten am Eck zugewiesen hatte. Heute trug Frau Schnittker eine modische Kunstlederjacke und einen flotten karierten Rock – ganz schön mutig, fand Anne-Caroline. Das allgemeine Murmeln wurde spürbar leiser, als die Leiterin der Chemie-Sparte und Mitglied im Konzernvorstand, Frau Dr. Hornburg eintrat und zielstrebig das Kopfende des u-förmigen Tischs ansteuerte. Ihr ebenso schlichtes wie elegantes cremefarbenes Ensemble aus leicht taillierter Jacke und gerade geschnittener Hose, konnte nur von Jil Sander stammen (aber maßgeschneidert!). Dazu trug sie hochhackige Pumps, auf denen sie sich so sicher bewegte, als würde sie Wanderschuhe tragen. Im Vorbeigehen nickte sie Herrn Holzering, Herrn Fontana und den anderen Bereichsleitern knapp zu. Anne-Caroline achtete darauf, als Letzte Platz zu nehmen, geräuschlos. Sie wollte sich nicht völlig unsichtbar machen, aber sie wollte auch nicht auffallen. Kurz bevor sie nach draußen verschwunden war, hatte Frau Schnittker Herrn Klausner noch zugeflüstert, dass Herr Bergmanns leider immer noch nicht zurück ist. Zurück von wo, hatte Anne-Caroline unwillkürlich gedacht. Später würde sie eigenartig betroffen an diesen Moment zurückdenken. Doch jetzt ging es los. Vielmehr: Es rauschte an ihr vorbei. Dr. Hornburg eröffnete und machte sofort klar, dass sie neue Impulse von allen Seiten erwartete. Sie gab einen kurzen Überblick über den Stand der Dinge und stellte es rhetorisch so geschickt an, dass man das Gefühl hatte, im Konferenzsaal würde ein Extra-Raum für die Erfüllung ihrer Erwartungen geschaffen. Während Zahlen und Schaubilder, Diagramme, Tabellen und mal mehr, mal weniger kreativ aufbereitete Prognosen das Whiteboard füllten, freute sie sich schon auf ihre, beziehungsweise natürlich Herrn Klausners Präsentation, denn die konnte es inhaltlich, formal und gestalterisch locker mit den anderen aufnehmen. Wenn er das Ganze einfach nur etwas besser vortragen könnte … Aber Herr Klausner war nun mal kein Mann für die Bühne. Die trockene Art, die leicht fahrigen Gesten, das Zurechtrücken der Brille, der Griff an den Krawattenknoten oder in die (zweifellos leere) Tasche des Sakkos – all das relativierte unterschwellig...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.