E-Book, Deutsch, Band 2, 177 Seiten
Reihe: Thomas Eickhoff ermittelt
Krebs Organ auf Bestellung
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7438-0395-4
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Hamburg Krimi
E-Book, Deutsch, Band 2, 177 Seiten
Reihe: Thomas Eickhoff ermittelt
ISBN: 978-3-7438-0395-4
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Hamburger Polizist Thomas Eickhoff und sein Team ermitteln gegen einen skrupellosen Organhandelring. Immer wenn der Vollmond über Hamburg scheint, wird eine organlose Frau an einem Hamburger Badesee abgelegt. Selbst raffinierte Fallen und ausgeklügelte Überwachungen bringen keinen Erfolg. Doch dann kommt Thomas auf eine irre Idee. Wird es ihm gelingen die Falle noch rechtzeitig zuschnappen zu lassen? Achtung überarbeitete Version
Autoren/Hrsg.
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1. Kapitel
Vor dem Polizeipräsidium in Alsterdorf, wo alle Sonderkommissionen vereint sind, atme ich tief ein und aus, als ich eine Stimme hinter mir höre. »Wir beißen nicht, du kannst mit uns reinkommen.« Ich blicke in das lächelnde Gesicht des Einsatzleiters Michael Goldbaum. Ich habe ihn bei meinem Versetzungsgespräch schon kennengelernt. Er ist ein freundlicher, offener Mann. Ich war mir damals schon sicher, dass wir gut miteinander arbeiten können. »Wenn du möchtest, gehen wir gemeinsam rein, dann kann ich dir gleich alles zeigen. Solltest du lieber draußen arbeiten wollen, dann können wir auch gerne zu dir rauskommen. Ich bin mir nur noch nicht so sicher, wie es unser Techniker findet, die Computer hier aufzubauen.« Leise kichernd bei der Vorstellung, gehe ich mit Michael rein. Anders als auf der Wache in Bergedorf muss ich heute einen einmaligen Sicherheitscheck durchlaufen. Um durch den Personaleingang durchgehen zu können, brauche ich eine Karte. Diese ist schon vorbereitet. Aus dem Zimmer des Wachhabenden heraus beobachte ich das Treiben auf dem Flur. Die Sicherheitskontrollen sind enorm hoch. Ein festinstallierter Metalldetektor steht mittig im Flur. Es sind immer mindestens zwei Polizisten, die die Sicherheitskontrollen durchführen. Nach knappen fünf Minuten können wir endlich weitergehen. »Also wie gesagt, normalerweise musst du diese Prozedur nicht durchlaufen. Heute natürlich schon. Solltest du außer deiner Dienstwaffe Waffen mit ins Haus reinbringen, musst du diese anmelden.« Michaels Stimme ist beruhigend. Langsam fallen meine Sorgen und Ängste ab. »Wir sitzen im hinteren Flügel im zweiten Stock. Du wirst am Anfang mit Sicherheit Probleme haben, dich hier zurechtzufinden.« Er versucht zu witzeln. «Ich könnte ja immer noch wetten, dass der ein oder andere Praktikant, der am nächsten Tag nicht wiedergekommen ist, hier im Haus herumirrt.« Ich muss über diese Beschreibung lachen, aber ich glaube es ihm aufs Wort. Das Gebäude mit den neun Seitengängen ist wirklich besonders. Es schaut bestimmt toll von oben aus, aber es ist verwirrend. »Wir von den Sonderkommisionen rund um Mord sind mit den Sonderkommisionen Kind auf einem Flur. Ich hoffe, du hast damit keine Probleme. Manchmal, wenn ich in der Kaffeeküche stehe und die Kollegen über ihre Arbeit reden höre, muss ich meinen Hut vor ihrer Tätigkeit ziehen.« Sein Blick sagt mir, dass er nicht für die Arbeit in den Sonderkommissionen rund ums Thema Kind gemacht ist. »Meine Tochter ist zwar noch ein Baby, aber es ist doch immer die größte Sorge eines Vaters, dass sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer fällt.« Ich nicke, die Sorgen kann ich verstehen. Glücklicherweise habe ich aber immer gut abschalten können. Allerding bin ich auch kein Vater. »Nein, ich habe damit keine Probleme. Es war ja auch die erste Überlegung, dass ich die Kollegen verstärke. Ich habe in Bergedorf häufig genau diese Fälle übernommen. Aber mein Wunsch war es dann doch, in den Bereich Mord zu gehen.« Michael Goldbaum nickt und fährt in seinen Erläuterungen fort. »Hier im Haus versuchen wir immer wieder zu tauschen. Wir haben festgestellt, dass es keiner lange aushalten kann, nur einen Bereich zu bearbeiten. Gut funktionierende Teams reißen wir nicht auseinander. Aufgrund der intensiven Arbeit, die die Sonderkommisionen mitbringen, brennen die Kollegen schnell aus. Solltest du dies jemals so empfinden, scheue dich nicht, auf mich zuzukommen. Es gibt immer Möglichkeiten, um rauszukommen. Sei dir sicher, das ist keine Schande.« Michael schaut mich an. Ihm scheint es sehr wichtig zu sein, dass ich es verstehe. Hat das vielleicht etwas mit meinem Fehler im vorherigen Fall zu tun? Aber sein offenes Gesicht deutet mir an, dass es alle neuen Kollegen gesagt bekommen. Nach gefühlt endlosen Minuten haben wir den Flur erreicht, in dem unsere Büroräume liegen. Nachdem er mir die Toilette, sein Büro und die Kaffeeküche gezeigt hat, öffnet er ein Büro. Das Büro, in dem meine Kollegen und ich arbeiten sollen. Es ist ein steriler, weiß gestrichener Raum ohne Poster oder Pinnwände. Nur in der Mitte des Raumes befindet sich ein großer, runder Tisch, an dem sechs Stühle stehen. Ein großes Fenster lässt warmes Herbstlicht herein. Die Sonne bricht sich im Fenster und das Licht scheint auf dem Tisch zu tanzen. Die Lichter sind die einzigen Farbtupfer im Raum. Am Tisch sitzen zwei Männer, die meine neuen Kollegen sind. »Thomas, ich darf dir deine neuen Mitstreiter vorstellen?« Mit einer Hand deutet er auf einen großen Kollegen, der am anderen Ende des Tisches sitzt. Groß, dunkle Haare und kleine Augen, die aber freundlich blicken. Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein Cowboy, der ein kariertes Hemd und eine leicht schäbige Jeans trägt. Mit einer Hand deutet er auf einen nicht vorhandenen Hut. »Frank Torworth. Frank ist spezialisiert auf Bio- und Medizin-Kriminalistik, sprich, er ist ein Ass bei der Spurensicherung. Er arbeitet schon viele Jahre bei uns in der Sonderkommision Mord. Mit Fug und Recht kann man sagen: Er hat die Sonderkommission zu dem gemacht, was sie heute ist.« Bei den Worten wird Frank rot. »Glaube ihm nicht mal die Hälfte, ich bin weder ein Spezialist, noch ein Superspurensucher. Es ist vielleicht ein wenig mein Interesse, aber nicht mehr.« Mit diesen Worten steht er auf und reicht mir die Hand. Ein fester, schon fast harter Handgriff. Auch er scheint klar zu wissen, was er will, auch wenn er ein wenig schüchtern erscheint. Es ist ihm offensichtlich unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen. Grinsend, aber nicht auf die Aussage eingehend, dreht sich Michael Goldbaum zu dem zweiten Polizisten am Tisch. »Dieser Kollege ist Sven Olafsun, er ist der verantwortliche Ermittler eures Teams. Mittlerweile ist er acht Jahre bei uns im Team. Bei allen Belangen kannst du dich immer an ihn wenden.« Freundlich winkt mir der Kollege zu. »Liebe Kollegen, das ist Thomas Eickhoff. Er wird unser Team verstärken. Neben der Arbeit bei uns, wird er noch eine Zusatzausbildung als Profiler absolvieren. Er hatte auf seiner alten Dienststelle eine brillante Aufklärungsrate, fast 90 Prozent. Wir alle haben seinen letzten Fall verfolgt, aus diesem Grund bitte ich euch, zeigt euer bestes Gesicht, damit er sich bei uns wohlfühlt.« Es war natürlich klar, dass dieses leidige Thema angesprochen wird. Aber lieber jetzt, als irgendwann später. Hoffentlich werde ich nicht gleich gelöchert zu dem Thema. Aber Michael spricht sofort weiter. »Wenn keine Fragen mehr sind, dann würde ich gerne starten.« Mit diesen Worten schaut er mich an. Aber ich bin erstmal noch erschlagen von den ganzen Eindrücken. »Ok, Sven und Frank haben schon die Akten erhalten. Also Sven, bitte starte mit der Einführung. Vielleicht kurz noch eine Info an Thomas: euer Team gibt mir jeden Mittwoch einen Überblick über die Arbeit. Anders als in anderen Abteilungen machen wir das hier nicht so, dass der verantwortliche Ermittler das alleine macht, sondern das ganze Team berichtet. Manchmal holen wir uns auch noch Fachleute aus den anderen Bereichen dazu.« Er atmet tief durch und spricht dann weiter. »Wir haben festgestellt, dass es immer wieder Kleinigkeiten gibt, die ansonsten untergehen, aber am Ende doch wichtig waren. Wir empfinden es nicht als Angriff auf den Vorgesetzten, wenn Ergänzungen eingebracht werden. Wir sind ein Team, die Strukturen bei uns sind nun mal so, dass es einen Verantwortlichen gibt. Die können wir auch nicht ändern.« Man sieht ihm richtig an, dass er diese Art der Struktur nicht mag. »Sven ist für jede Unterstützung dankbar.« Ein Lächeln in Richtung Sven scheint ermunternd gemeint zu sein. »Nun aber, Sven, ist das Wort bei dir.« »In den letzten drei Monaten wurden drei Frauenleichen am Hohendeicher See gefunden. Der See liegt in den Vier- und Marschlanden in Hamburg, wie Ihr vielleicht wisst. Relativ leicht einsehbar und aus diesem Grund nicht nachvollziehbar, wieso gerade er genommen wurde für die Leichenablage.« Er kneift kurz den Mund zusammen. Anscheinend eine Macke, wenn er unzufrieden ist. »Es war immer Vollmond, aber das wirklich Interessante daran ist, dass den Frauen folgende Organe entnommen wurden: Herz, Leber, Nieren, Pankreas, Lunge und der Dünndarm. Diese Organe sind transplantierbar und bringen auf dem Schwarzmarkt eine große Summe ein. Die Organe wurden so professionell entnommen, dass es klar ist, dass sie für den Organhandel vorgesehen sind. Allen drei Frauen wurde außerdem etwa drei bis dreieinhalb Liter Blut abgezapft.« Ich blicke erstaunt auf. Blut? Von einer Leiche? Das ist mir neu, dass so etwas gemacht wird. Frank, der meinen Blick aufgefangen hat, greift erklärend ein. »Wir kennen das aus Russland. Dort wird legal Toten, die einem plötzlichen Tod erliegen, durch einen Schnitt am Hals und die Freilegung der Vene Blut für Bluttransfusionen abgenommen. Russland hat ein anderes Transfusionsgesetz als wir. Während bei uns eine Einverständniserklärung vorliegen muss, wird dort davon ausgegangen, dass...