Kramp | So tot wie nie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 400, 216 Seiten

Reihe: KBV-Krimi

Kramp So tot wie nie

Kriminalgeschichten
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95441-402-4
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalgeschichten

E-Book, Deutsch, Band 400, 216 Seiten

Reihe: KBV-Krimi

ISBN: 978-3-95441-402-4
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Neues vom Kurzkrimi-König - Ein herrlich bösartiges Vergnügen

Drei Kopfschüsse für Aschenbrödel – Mal ehrlich, einer musste es doch mal tun, oder? Sehen Sie, und wenn Sie auch dieser Meinung sind, ist dieses Buch das Richtige für Sie.
Ralf Kramps Kurzkrimis gelten als der schwärzeste Humor, der außerhalb der britischen Inseln zu finden ist. In mehr als zwanzig Storys und Gedichten kullern Köpfe durch den Schrebergarten, modern Opas auf dem Dachboden, finden Kugeln nur selten das Ziel, das der Leser vermutet. Mit unerwarteten Haken und überraschenden Pointen liefern diese Kriminalgeschichten rundum bitterbösen Lesespaß.

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Friede, Freude, Flaschenbierchen
Wir sind hier nicht gewalttätig. Das mit den Krimis überall, das ist ja nur … also bei uns gibt es so gut wie gar nichts, was … also, wir sind friedlich und verstehen uns prima, doch, ehrlich. Also fast immer. Fast überall hier in der Gegend. Fast alle. Nun ja, bis auf Trimborns Hubert vielleicht. Der läuft schon mal ab und zu ein bisschen neben der Spur. Der Hubert ist einen Meter achtundneunzig groß, hat ein Kreuz wie ein Bushaltestellenwartehäuschen und ein Gesicht wie ein Kilo Sülze. Ist eher so von der groben Fraktion. Verdient sein Geld mit Sachen, wo man nicht mehr denken muss als nötig. Beim Holzrücken beispielsweise. Hat auch mal eine Uhrmacherlehre gemacht. Oder eine als Bauzeichner? Nee, doch Uhrmacher. Ja, Uhrmacher. Aber nur zweieinhalb Wochen. Ja, der Hubert kann schon mal ausrasten. Da bricht auch schon mal der ein oder andere Kiefer. Ist eben so. Das hat aber ja nichts mit der Gewalt zu tun, die man in diesen Krimis sieht oder liest. Das ist eher so was wie eine volkstümliche Sportart, wenn Sie verstehen, was ich meine. Na ja, und da wär dann noch Strunks Heinz-Georg, der ist auch so ein Grenzfall. Zeorsch sagen alle zu dem. Eigentlich total friedlich. Eigentlich. Ja, gut, der hat manchmal seine fünf Minuten. Kleines, drahtiges Männchen. Sammelt allerlei Waffen in seinem Keller. Faustfeuerwaffen, Langwaffen, Säbel, altes Militärwerkzeug und so. Jedes Mal wenn ich in der Zeitung lese, dass mal wieder irgendwo so ein Waffennest ausgehoben worden ist, dann lache ich nur und denke: »Leute, da wart ihr aber noch nicht beim Zeorsch im Souterrain.« Aber auch der Zeorsch – total friedlich! Meistens … Das sind aber wirklich Ausnahmen. Nee, ehrlich. Das ist ja hier nicht die Bronx – das ist die Eifel! Hier werden keine Banken geplündert und keine Bandenkriege ausgetragen, hier gibt es keine Mafia, keine Entführungen und keine Zwangsprostitution und so Sachen. Schöne Landschaft mit Ginster und Seen und Bergen, himmlische Ruhe, Vögelchen, Häschen, all so was. Die Krimis … die finden im Buch statt und im Fernsehen. Gucken wir auch. Ist ja alles spannend. Mord und Totschlag und so. Käm aber für uns nicht infrage. Zingsheims Tünn, unser Ortsbürgermeister … Heizung Sanitär Zingsheim. Der Tünn sorgt immer dafür, dass das hier auch so friedlich bleibt. Der schafft das jedes Mal, die Wogen zu glätten, wenn irgendwo dann doch mal Zoff in der Bude ist. Kirmesschlägerei, Nachbarschaftszank, Ehekrach … Der schlichtet jeden Streit, und am Ende, da sind dann alle wieder bei einem Bierchen die besten Freunde. Fläschchen auf, Prost, wir haben uns lieb. Jedes Mal. Der hat das einfach drauf, der Tünn. Einmal – das hat er mir mal unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit erzählt – da war der mal wieder auf der Pirsch im Wald. Der Tünn ist passionierter Jäger. Und da hat der plötzlich was Merkwürdiges beobachtet. Da hinten, an dem alten Steinkreuz bei der jungen Fichtenschonung, die sich runter bis an die Bundesstraße zieht. Der Tünn sagte zu mir: »Ich geh da so leise zwischen den Fichten durch, un da … da hattemer plötzlich so ne Art Sittewazion!« Den Trimborns Hubert hat er da gesehen. Den großen, kantigen Hubert. Mit nem Knüppel. Also mit so einem großen, harten, knorrigen Ast. Den hat der prüfend in der Hand gewogen und hin und her gewendet und begutachtet. Also, der hatte da ganz offensichtlich was mit vor, konnte man sehen, sagte Zingsheims Tünn. Der wartete auf irgendwen. Der Tünn hat nur kurz überlegt und war dann auch ganz schnell im Bilde. Das war nämlich der Spazierweg, den der Horst immer nahm. Der Horst Schleusser vom Amt. Welches Amt weiß ich jetzt gar nicht. Gesundheitsamt? Einwohnermeldeamt? Fällt mir doch jetzt partout nicht ein. Ach, doch, ich glaube Straßenverkehrsamt. Doch, Straßenverkehrsamt. Oder doch Einwohnermeldeamt … egal. Also der Schleussers Horst, der machte genau da jeden Abend seinen Spaziergang, wo der Hubert hinter einem Baumstamm stand und wartete. Immer zwischen Brisant und der Tagesschau. Konnte man die Uhr nach stellen. Nee, doch Einwohnermeldeamt. Und Zingsheims Tünn sieht also aus ein paar Metern Entfernung, wie der Hubert da lauert, und weiß direkt: Das gibt Stunk. Der Horst, der ist nämlich … ja, wie soll man das sagen … also es gibt einfachere Menschen. Wenn man mal mit irgendwem Ärger kriegen will, da nimmt man am besten Schleussers Horst. Geht ganz leicht. Muss man gar nicht viel machen. Aber Schleussers Horst ist auch nicht gewalttätig! Nur hinterhältig. Doch, muss man sagen, der ist schon eine richtige Ratte. Tünn vermutete also, dass der Hubert da auf Schleussers Horst wartete. Aber da raschelt plötzlich was, und auf der anderen Seite vom Weg erscheint jetzt noch einer im Gestrüpp. Und jetzt halten Sie sich fest: Da kommt der Zeorsch angeschlichen. In der rechten Hand ein Messer. Eins von diesen großen, langen, mit der zweischneidigen Klinge. Prachtexemplar aus seiner tollen Waffensammlung. Stellt sich jetzt auf der anderen Seite vom Weg in Positur und wartet ebenfalls. So, und das ist jetzt das, was Zingsheims Tünn als »ne Sittewazion« bezeichnet hat. Zwei Männer, zwei Waffen, ein Weg, aber noch kein Opfer. Ganz einfache Dreisatzrechnung. Muss man nur addieren. Nee, multiplizieren. Oder doch addieren. Egal. So, da stehen die zwei jetzt also. Doch, multiplizieren. Der Hubert, der hat den Zeorsch natürlich gleich bemerkt, als der angeschlichen kam. Der Zeorsch denkt zwar immer, er könnte unauffällig schleichen. Kann der aber irgendwie gar nicht. Alles, was der tut, begleitet der mit Geräuschen. Also so ein Brummen. Wenn der aus dem Auto aussteigt … Brumm, brumm. Wenn der im Vereinsheim auf der Toilette nebenan sitzt … Brumm, brumm, brumm. Wenn der Gurkengläser aufschraubt oder einfach nur in der Sonne rumsitzt … Brumm, brumm. Immer. Also auch wenn der ganz leise schleicht … Brumm, brumm, brumm. »Was willst du denn hier?«, sagt der Hubert laut. »Mach dich vom Acker.« Und der Zeorsch erschreckt sich fast zu Tode und ruft dann ganz giftig zurück: »Ich hab hier was zu erledigen. Verzieh dich!« Und das Messer hat im Mondlicht aufgeblitzt, hat Zingsheims Tünn erzählt. Der Hubert hebt drohend seinen Knüppel und knurrt: »Wenn du bei drei nicht weg bist, dann schlag ich dich gleich mit tot.« »Ach ja? Wen denn sonst noch?«, fragt Zeorsch. »Das geht dich zwar nix an, aber den Schleusser!« »Schleussers Horst vom Bauamt?« »Nee, vom Veterinäramt. Der hat auf der Kirmes hinterm Zelt meine Leni befummelt. Den mach ich tot.« »Das lässt du mal schön bleiben! Den töte ich nämlich! Der hat mir die Bullen auf den Hals gehetzt. Und jetzt hab ich den Lappen weg!« »Von wegen! Ich schlag dem den Schädel ein!« »Nee, ich stech den ab!« So, wie gesagt, jetzt hatte Zingsheims Tünn also plötzlich »ne Sittewazion«. Das war ein Pulverfass! Das konnte jeden Moment explodieren! »Deeskalation!«, hat mir Zingsheims Tünn gesagt. »Deeskalation ist in so einem Moment das Gebot der Stunde!« Die zwei Streithähne gehen langsam aufeinander zu. Der Knüppel wird schon bedrohlich in die Luft gereckt und steuert auf den Kopf vom Zeorsch zu, das Messer wird nach vorne gestreckt, auf den Hals vom Hubert gerichtet. Und da, in diesem brandgefährlichen Moment, taucht plötzlich der nichtsahnende Schleussers Horst an der nächsten Wegbiegung auf. Was passiert jetzt? Und Zingsheims Tünn behält ja in solchen Momenten immer einen ganz kühlen Kopf. Eiskalt, der Kerl. Der weiß, wie man einen Streit schlichtet, bevor am Ende einer weint. Deeskalation, sag ich nur! Er reißt die Flinte von der Schulter, legt an, zielt nur ganz kurz, aber unheimlich präzise, und … Paaf! … Schleussers Horst kippt tot um und bleibt auf dem Waldweg liegen. Aus fuffzich Metern exakt mitten in die Stirn. Toll, oder? Jahaaa, so ist der! Zingsheims Tünn! »So, Jungens«, hat er dann zu den zwei Krawallbrüdern gesagt. Mit fester Stimme, wie er das immer so macht. »So, Jungens. Und jetzt ist Schluss mit der Zankerei. Ihr vertragt euch wieder. Bei mir im Dorf herrscht Frieden!« Der Tünn, hach … also ehrlich, der Tünn … Die zwei, die zuerst gar nicht kapiert haben, wo der Tünn denn so plötzlich herkam und was da eigentlich genau passiert war, die haben sich richtig geschämt und haben dem dann geholfen, alles wieder aufzuräumen und so. Und hinterher haben die dann ein Bierchen getrunken. Ganz friedlich. Dicke...


Ralf Kramp, geb. 1963 in Euskirchen, lebt in einem alten Bauernhaus in der Eifel. Für sein Debüt "Tief unterm Laub" erhielt er 1996 den Förderpreis des Eifel-Literatur-Festivals. Seither erschienen mehrere Kriminalromane und zahlreiche Kurzgeschichten. In Hillesheim in der Eifel unterhält er zusammen mit seiner Frau Monika das "Kriminalhaus" mit dem "Deutschen Krimi-Archiv" (30.000 Bände), dem "Café Sherlock", einem Krimi-Antiquariat und der "Buchhandlung Lesezeichen". Mit seinen schwarzhumorigen Kurzkrimis hat er sich nicht nur ein treues Lesepublikum erobert, sondern er tourt auch mit unterhaltsamen Leseabenden durch den deutschsprachigen Raum.



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