Kramp | Ihr Mord, Mylord | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Kramp Ihr Mord, Mylord

Lord Merridew ermittelt
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95441-336-2
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Lord Merridew ermittelt

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-95441-336-2
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Was haben wir denn da Feines?«
»Eine Tote auf dem Friedhof, Sir.«

»Ach, gehört die nicht genau da hin?«
»Das schon, aber sechs Fuß tiefer, Sir.«
»Ein Unfall?«, fragte Merridew unschuldig.
»Wohl kaum, Sir. Es sei denn, die Dame ist versehentlich in die Flugbahn einer Großwildpatrone gestolpert.«

Dieser übergewichtige Snob kann bisweilen eine richtige Nervensäge sein. Trotzdem ist Reginald Lord Merridew unbestritten einer der klügsten Köpfe Englands. Er löst seine Fälle ganz ohne die Hilfe von Computer oder Handy, denn wir befinden uns mitten in den Nifty Fifties, den Swinging Sixties und den Super Seventies.

Egal, ob jemand nach Shakespeare-Manier meuchelt, ob die Lösung zum Rätsel im Pie-Rezept verborgen ist, oder ob eine gestohlene Oscar-Statuette als Mordwaffe dient – Lord Merridew ist seinem Freund und Begleiter Nigel Bates stets um mehrere Nasenlängen voraus.

Diese amüsanten Kriminalerzählungen stecken voller raffinierter Anspielungen auf Literatur, Film und Fernsehen und sind durch-drun-gen von der tiefen Liebe des Autors zum British way of life.

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Ich versichere Ihnen, dass es nachgerade töricht wäre, meinen Freund Lord Reginald Merridew aufgrund seines Äußeren zu unterschätzen. In seinem bulligen Schädel arbeitet ein brillanter Verstand, und hinter seiner breiten Stirn und den hervorquellenden Augen verbirgt sich ein deduktives Genie, wie man es zunächst nicht vermuten würde. Die große, ausgedehnte Gestalt meines Freundes empfing mich vor dem kleinen Cottage direkt am Dorfanger, mit weit ausholenden, winkenden Gesten. Seine fast plump zu nennende Gestalt steckte in einem makellosen, ihm auf den Leib geschneiderten, dreiteiligen Leinenanzug, in glänzenden italienischen Schuhen, aus seinem Hemdkragen quoll ein Halstuch mit dezentem Muster, und seinen weißen Panamahut schwenkte er, als wolle er ein Flugzeug auf dem Rollfeld dirigieren. Wir hatten uns seit einem guten halben Jahr nicht mehr gesehen. Zuletzt hatte uns der rätselhafte Fall des gekreuzigten Vikars von Doncaster zusammen ins winterlich verschneite Yorkshire geführt. Als ich meinen weinroten Nash-Healey am Straßenrand zum Stehen gebracht hatte, riss Merridew die Seitentür auf, streckte den Kopf herein und schmetterte mir ein dröhnendes »Hallo, alter Knabe. Wurde verdammt noch mal Zeit!« entgegen, noch ehe ich aussteigen konnte. Die beachtliche äußere Verwerfung von Merridews Riechorgan, die er einem schwungvoll fehlgeleiteten Kricketschläger in Collegezeiten zu verdanken hatte, trog, denn er besaß mit uneinnehmbarem Abstand die beste Spürnase unseres Landes, von deren untrüglichem Feinsinn nicht zuletzt Scotland Yard bereits unzählige Male profitiert hatte. Ein paar Augenblicke später schlug er mir auf die Schulter, sodass ich es krachen zu hören glaubte. »Konnte es kaum erwarten, Ihre kleine, schielende Keksdose um die Ecke kriechen zu sehen.« Bei keiner unserer Begegnungen konnte er es unterlassen, sich über mein Auto und dessen typische, eng zusammenliegende Scheinwerfer lustig zu machen. »Rose Cottage«, trompetete er und wies mit großer Geste auf das kleine Häuschen, an dessen Fassade üppige Rosenstöcke wucherten. Merridews Anruf hatte mich in Oxford erreicht, wo wir uns eigentlich für ein Wochenende im Randolph Hotel verabredet hatten. Ich hatte mich auf herrliche Stunden im Ashmolean Museum und der Bodleian Library gefreut, auf Spaziergänge im Botanischen Garten und auf eine Bootstour auf dem Kanal, aber ich hatte mich gerade zum Lunch gesetzt, als Merridews Stimme durch das Telefon das Kommando gegeben hatte: »Sparen Sie sich das Dessert, alter Knabe und rollen Sie zwölf Meilen nordwärts. Ich erwarte Sie in einem kleinen Nest namens Kirtlington. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Eine Frau ist verschwunden. Und ein ganzes Dinner dazu!« Mir war augenblicklich klar, dass die Sache keinen Aufschub duldete, denn wenn mein Freund dieser Frau, über die ich nicht mehr wusste, als dass sie nicht an dem Platz war, an dem man sie vermuten sollte, so viel Bedeutung beimaß, lohnte es der Nachforschung. Unverzüglich hatte ich mich in das Dorf am Fuße der Cotswolds aufgemacht und unterwegs ohne Unterlass über die rätselhafte Bemerkung über das abgängige Dinner nachgesonnen. Kirtlington war ein hübscher kleiner Ort mit kleinen Häuschen, mannshohen Stockrosen und üppigen Hortensienbüschen. Welches Rätsel würde mich hier erwarten? Aus der Haustür von Rose Cottage trat ein blasser, dunkelhaariger Mann von etwa dreißig Jahren, im olivfarbenen Tweed, der mir mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem gezwungenen Lächeln zunickte. Merridew stellte uns einander in launigem Tonfall vor, als seien wir Gäste einer Gartenparty: »Dr. Finch, dies ist mein Freund Nigel Bates aus London, ein Rechtsanwalt mit beachtlichen Qualitäten, Nigel, dies ist Dr. Finch, der persönliche Leibarzt des Zeitungsverlegers Christopher Addison, dessen Name Ihnen gewiss geläufig sein dürfte.« Damit hatte er zweifelsohne recht. Addison gehörten zwei der auflagenstärksten Tageszeitungen Großbritanniens und mehrere Magazine, und mit zahllosen anderen Unternehmungen hatte er ein nicht unbeträchtliches Vermögen angehäuft und lebte scheu und zurückgezogen auf einem Landsitz in Cornwall. »Addison ist ein Schulfreund meines alten Onkels Graham, und deshalb hat er mich mit der Lösung dieses Rätsels betraut. Die lästige Polizei möchte man zu diesem Zeitpunkt möglichst aus der Sache raushalten. Dr. Finch war so freundlich, mich hier in Empfang zu nehmen und ins Bild zu setzen«, erläuterte Merridew, während wir ins Haus traten. »Es handelt sich um eine überaus reizende junge Dame namens Eve Channing, die seit vorgestern vermisst wird.« Er zog eine Fotografie aus der Innentasche seines Jacketts und reichte sie mir. Zu sehen war eine hinreißende Schönheit mit kirschroten Lippen und strahlend blauen Augen, die einen atemberaubenden Kontrast zu ihrem langen, schwarzen Haar bildeten. »Zauberhaft, nicht wahr, Nigel? Sie arbeitet als Model für eine Modezeitschrift, die Addison herausgibt. Da verwundert es einen kaum, dass es zwischen diesen beiden gefunkt hat. Es heißt, dass eine Heirat ins Haus steht, ist es nicht so, Dr. Finch?« Der Arzt nickte kurz. »Diese Information haben Sie vermutlich von Ihrem Onkel. Ja, es stimmt, Mr. Addison ist im Begriff, sich mit Miss Channing zu vermählen.« Er hatte einen unverkennbaren Akzent. »Schottland?«, fragte ich lächelnd. »Glasgow«, bestätigte er knapp. Merridew bemerkte meinen skeptischen Gesichtsausdruck und lachte aus voller Brust. »Nigel, Sie Miesepeter, auch wenn zwischen den beiden ein halbes Jahrhundert liegt, ist das kein Grund, die Nase zu rümpfen. Wir leben immerhin in den Swinging Sixties, da sollten solcherlei Rechenexempel keine Rolle mehr spielen, oder?« Er wandte sich zu Dr. Finch um. »War Mister Addison schon einmal verheiratet?« »Ich bin erst seit zwei Jahren in seinen Diensten, Sir, bedaure. Von einer früheren Ehe weiß ich nichts. Mister Addison erfreut sich bester Gesundheit.« »Spekuliert auf einen Erben, was?« Merridew zwinkerte ihm listig zu. »Möglicherweise, Sir.« Das Cottage war ein gemütliches kleines Wohnhaus mit niedrigen Decken. Merridew war gezwungen, den Kopf einzuziehen, während wir die Räume des Erdgeschosses durchmaßen. Alles wirkte reinlich und aufgeräumt. Keinerlei Gegenstände lagen herum, in der kleinen Küche war alles blank poliert und an seinem Platz. »Hier hat sie gewohnt?«, fragte ich vorsichtig. »Ich meine, es sieht so … unbenutzt aus.« »Dies ist eines der zahlreichen Besitztümer von Mr. Addison. Es wird möbliert angeboten, und zurzeit gibt es gerade keinen neuen Mieter«, erklärte Dr. Finch matt. »Die junge Dame gab an, dass ihr ein paar Tage der Abgeschiedenheit behilflich sein würden, sich auf die bevorstehende Verbindung vorzubereiten. Sie war seit einer knappen Woche hier und wird am kommenden Montag in Cornwall erwartet. Seit vorgestern Abend versuchte Mr. Addison vergeblich, sie telefonisch zu erreichen. Es gab wohl eine Art regelmäßiger telefonischer Verabredungen. Da ich in London war, bat er mich gestern Abend, einmal vorbeizuschauen und mich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Ich kam also heute in aller Früh hier an, traf aber nur die Zugehfrau, Mrs. Ramsbottom an, die nichts über den Verbleib der jungen Dame zu sagen wusste.« »Wann hat sie sie zuletzt gesehen?« »Offenbar vorgestern Morgen, als Miss Channing unterwegs zum Lebensmittelgeschäft war. Der Weg führt an Mrs. Ramsbottoms Haus vorbei.« »Und seither ist Miss Channing unauffindbar?« »So macht es den Anschein, Sir.« Merridew nahm in gebückter Haltung Aufstellung vor dem Esstisch, auf dem zwei Teller, Besteck und zwei Weingläser standen. Außerdem ein Sträußchen von Wildblumen in einer kleinen perlmuttfarbenen Vase. »Dies, mein guter Nigel, ist das, was mich wirklich stutzig macht. Schauen Sie hier. Zwei jungfräuliche Gedecke, bereit für ein Dinner zu zweit.« Ich zuckte mit den Schultern. »Daran kann ich noch nichts Ungewöhnliches entdecken.« »Nun, es ist ja auch vielmehr die Tatsache der Abwesenheit irgendeiner essbaren Mahlzeit, die das Wesen dieser Kopfnuss ausmacht.« Er öffnete einige Schränke in der angrenzenden Küche und blickte hinein. Sie waren mit Geschirr, Töpfen und Pfannen gefüllt und sahen ebenso aufgeräumt aus wie der Rest des Hauses. Dann schritt er zur Spüle und nahm mit spitzen Fingern ein paar Gegenstände aus dem Becken. »Ein Holzlöffel, ein Hackbrett, eine Porzellanschüssel, ein Nudelholz und noch allerlei Küchenkrimskrams, alles benutzt und verkrustet …« »Aber wo ist das Essen?«, fragte Dr....


Ralf Kramp, geboren 1963 in Euskirchen, lebt in einem alten Bauernhaus in der Eifel.

Für seinen Debütroman »Tief unterm Laub« erhielt er 1996 den Förderpreis des Eifel-Literaturfestivals. Seither erschienen mehrere Kriminalromane und zahlreiche Kurzgeschichten.

Unter dem Titel »Blutspur« veranstaltet er mit großem Erfolg Krimiwochenenden, bei denen hartgesottene Krimifans ihr angelesenes "Fachwissen" bei einer Live-Mördersuche in die Tat umsetzen können.

Im Jahr 2002 erhielt er den Kulturpreis des Kreises Euskirchen.

In Hillesheim in der Eifel unterhält der Krimi-Fachmann zusammen mit seiner Frau Monika das »Kriminalhaus«, eine touristische Attraktion mit dem »Deutschen Krimi-Archiv« (30.000 Bände), dem »Café Sherlock«, einem Krimi-Antiquariat und der »Buchhandlung Lesezeichen«.

Mit seinen schwarzhumorigen Kurzkrimis hat sich Ralf Kramp nicht nur ein großes Lesepublikum erobert, sondern er tourt auch mit höchst unterhaltsamen Leseabenden durch den gesamten deutschsprachigen Raum. Dabei können sich die Zuhörer über seine haarsträubenden Kriminalgeschichten amüsieren und sich dem prickelnden Wechsel zwischen Gänsehaut und Zwerchfellerschütterung hingeben.

Die Presse feiert ihn, wo auch immer er auftritt:
"Der Mann liest nicht vor, er verwandelt mit seiner Rezitation den schlichten Vorlesesessel zum bunten Tatort." (Peiner Allgemeine) "Mit wechselnden Stimmen schlüpfte Kramp in die Rollen seiner Protagonisten und verlieh ihnen so einen unverwechselbaren Charakter." (Rheinische Post)

"Der Art, wie Ralf Kramp seine Geschichten vorträgt, kann sich kaum jemand entziehen." (Aachener Nachrichten)

www.ralfkramp.de



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