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Kramer | Der Himmel über Nordfriesland | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Flottmann und Hilgersen

Kramer Der Himmel über Nordfriesland

Küsten Krimi
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96041-762-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Küsten Krimi

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Flottmann und Hilgersen

ISBN: 978-3-96041-762-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Tödliches Watt

Die Husumer Polizei verfolgt die Spur eines Täters, der seine Opfer entführt und im Watt eingräbt, damit sie mit steigender Flut einen qualvollen Tod erleiden. Gleichzeitig häufen sich in Nordfriesland mysteriöse Ereignisse: Ein Kornkreis wird gesichtet, und geisterhaftes Glockenläuten hallt über das Meer. Als auch noch Stimmen aus dem Jenseits zu ertönen scheinen, ist Leon Gerbers hochsensibles Gehör gefragt. Doch die Zeit läuft ihm davon.

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7
Wie fast jeden Tag kam Flottmann später ins Büro als Hilgersen. »Mahlzeit«, empfing dieser ihn. »Hast du schon Hunger?« Flottmann ließ seine Tasche auf den Boden fallen, setzte sich und schaltete den Computer ein. »Ich war heute Morgen schon am Tatort.« »Draußen im Watt?« »Nee, am Teich.« »An welchem Teich?« »Na, da, wo das Wasser verschwunden ist.« »Ach so. Und? Hast du neue Erkenntnisse?« »Nein.« »Dann hättest du ja auch nicht so früh aufstehen müssen.« »Klookschieter!« Hilgersen wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. Flottmann rief seine E-Mails ab. Diana Keller hatte die Liste mit ihren Kunden geschickt, soweit sie die aus dem Gedächtnis rekonstruieren konnte. Für etwa die Hälfte auf der Liste hatte sie nur die Vornamen angegeben. Nur zwei davon enthielten eine vollständige Adresse. »Der Bürgermeister macht Druck«, unterbrach ihn Hilgersen. »Wer?« »Schröder.« »Wer ist Schröder?« »Na, der Bürgermeister von der Gemeinde mit dem Löschteich.« »Wer braucht denn heutzutage noch einen Löschteich?« »Darum geht es doch gar nicht. So ein unerklärliches Ereignis auf dem Dorf verunsichert die Bürger. Und wir sind für deren Sorgen verantwortlich.« Flottmann schüttelte den Kopf. »Sag mal, hast du eigentlich keine anderen Probleme? Wir haben den Mordversuch an der Astrologin aufzuklären.« »Das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich bin es gewohnt, mehrere Fälle gleichzeitig zu bearbeiten. Multitasking nennt man das. Ich hab mich ein wenig mit Astrologie beschäftigt. Wusstest du, dass es früher gar keine Trennung zwischen Astronomie und Astrologie gab?« »Ja, das wusste ich.« »Die Babylonier haben die Astrologie erfunden. Sie kannten damals nur die fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten.« Hilgersen schaute auf seinen Zettel. »Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Sonne und Mond kannten sie natürlich auch. In den Bewegungen der Himmelskörper sahen sie göttliche Zeichen und richteten ihre politischen Entscheidungen danach aus.« »Manchmal kommt es mir so vor, als täten unsere Politiker das immer noch.« »So um 500 vor Christus entstand dann die heutige Astrologie. Die Griechen haben die Methode verfeinert. Sie glaubten, dass die Götter unser Leben lenken und dass man jedes Einzelschicksal an den Sternen ablesen kann.« Hilgersen blickte erneut auf seinen Spickzettel. »Erst mit Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei und Johannes Kepler trat die Sterndeutung in den Hintergrund. Aber sie ist natürlich inzwischen wieder aktuell.« »Mit dem Aufkommen der Esoterik und dem ganzen Schwachsinn.« »Du solltest deine Vorurteile beiseitelegen. Die sind nicht gut für die Ermittlungen in unserem Fall.« »Pah! Wieso ist die Keller überhaupt in die Falle getappt? Hat sie die Gefahr nicht anhand der Planetenkonstellation vorhersehen können?« »Das ist genau das, was ich meine. Du bist befangen. Das ist ganz, ganz schlecht. Übrigens haben sich viele berühmte Leute nach den Sternen gerichtet. Der US-Präsident Ronald Reagan hat zum Beispiel keine wichtige Entscheidung getroffen, ohne vorher seine astrologische Beraterin zu fragen. Sie hat nach eigenen Angaben zur Beendigung des Kalten Kriegs beigetragen. Und der französische Präsident François Mitterrand ließ sich von der bekannten Astrologin Elizabeth Teissier beraten.« »Okay. Das ist jetzt ein echtes Argument für die Sterndeuterei.« Hilgersen murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Natürlich hatte er die Ironie in Flottmanns Worten verstanden. »Erinnerst du dich an unsere Horoskope, die Maltes Lebensgefährtin für uns erstellt hat?«, fragte Flottmann. »Ungerne.« Es war nicht das erste Mal, dass Flottmann Hilgersens wunden Punkt ansprach. Malte Schubert, von den Kollegen auch Knoblauch-Malte genannt, hatte beiden durch seine Freundin ein persönliches Horoskop erstellen lassen. Hilgersen war begeistert gewesen. Alles hatte wunderbar gepasst, und seine Zukunftsaussichten waren rosig gewesen. Später hatte Flottmann ihm gebeichtet, dass er die Horoskope vertauscht hatte. In manchen Angelegenheiten konnte Hilgersen nachtragend sein. Die Horoskopsache war so eine. »Okay, lassen wir das. Aber ich glaube, Malte wäre der richtige Mann, um die Kundenliste abzuarbeiten.« Flottmann griff zum Telefon und rief den Kollegen an. Tatsächlich zeigte sich Malte begeistert, bei einem so spektakulären Fall mitmischen zu dürfen. Flottmann schickte ihm die Liste und erklärte ihm, worauf es ankam. Er sollte die Personen lediglich telefonisch befragen. Falls erforderlich, würden Hilgersen und Flottmann die Vorladungen und gegebenenfalls die Hausbesuche vornehmen. Am Nachmittag rief Flottmann die Internetseite »fischvomkutter.de« auf. Um fünfzehn Uhr sollte es wieder frische Nordseekrabben direkt von Bord der »MARION HUS 19« geben. »Ich bin mal kurz weg.« »Wohin?«, fragte Hilgersen. »Zu Marion.« »Hast du eine neue Freundin? Was sagt Lena dazu?« »Krabben kaufen. Ich hab Lena versprochen, dass ich Krabben mit Rührei zubereite.« Flottmann hörte Hilgersens Erwiderung nicht mehr. Er hatte bereits das Büro verlassen und eilte die Treppenstufen hinunter. Den Fahrstuhl hatte er seit zwei Wochen nicht mehr benutzt. Auch den Weg bis zum Außenhafen wollte er zu Fuß absolvieren, für seine Fitness, die immer noch zu wünschen übrig ließ. Die kürzeste Strecke verlief entlang der Umgehungsstraße. Am Bahnübergang musste er lange warten, sodass er eine Viertelstunde benötigte. Ein paar Kunden bildeten eine Schlange vor dem Kutter. Der ältere Mann vor ihm hielt einen ausgedehnten Schnack mit dem Fischer, als er an der Reihe war. Flottmann hatte sich an so etwas gewöhnt. Es gab sogar Situationen, in denen er die Langsamkeit der Stadt zu schätzen wusste. Anfangs war es nicht so gewesen. Er hatte fast zwei Jahre benötigt, um sich der nordfriesischen Geschwindigkeit anzupassen. Wie viele Krabben sollte er kaufen? »Pro Mund ein Pfund« hatte er mal gehört. Das wäre dann für zwei Personen ein Kilogramm. Das musste reichen. Schließlich gehörten zu dem Rezept, das er im Internet gefunden hatte, weitere sättigende Zutaten wie Vollkornbrot. Als Zubereitungszeit war maximal eine halbe Stunde angegeben, gerade richtig für seine eingeschränkten Kochkünste. Aber war in der Zeit auch das Pulen der Krabben berücksichtigt? Flottmann kratzte sich nachdenklich am Kinn. Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als der Fischer ihm die Tüte mit der Ware überreichte. Für den Rückweg brauchte er nur zehn Minuten. »Wie viel hast du gekauft?«, fragte Hilgersen, als Flottmann zur Tür hereinkam. »Ein Kilo. Ich denke, das reicht für zwei Personen.« »Bestimmt. Aber vielleicht hättest du besser fertig Ausgepulte kaufen sollen.« »Nee. Diese hier sind viel frischer.« Flottmann stellte die Plastiktüte mit dem Fang auf dem Schreibtisch ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. »Weißt du, dass jeden Tag mehrere Lkws nach Marokko unterwegs sind, damit die Schalentiere dort von billigen Arbeitskräften gepult werden? Dreitausend Kilometer hin und dreitausend Kilometer zurück. Das ist doch der helle Wahnsinn. Und wenn sie hier ankommen, sind sie über eine Woche alt. Mal ganz abgesehen von der miesen Ökobilanz.« »Das stimmt schon. Aber weißt du denn, wie man die Porren pult?« »Klar. Ganz einfach am Kopf festhalten und am Schwanz ziehen – hab ich gelesen.« Hilgersen stieß einen Pfiff aus. »Na, denn man to.« »Was?« »Nichts. Probier es aus. Falls du Probleme hast, kann ich dir helfen.« »Nicht nötig. Das ist ein Kinderspiel für mich.« Flottmann nahm ein Exemplar in die Hand. Aber sein erster Versuch endete nicht so, wie er gedacht hatte. Das Hinterteil riss ab, und das Fleisch blieb stecken. Mühsam gelang es ihm, den Inhalt mit den Fingernägeln freizulegen. »Ich hab die Zeit gestoppt.« Hilgersen stand auf und kam an Flottmanns Schreibtisch. Er hielt seinen Taschenrechner in der Hand. »Du hast eine Minute und fünfundzwanzig Sekunden gebraucht. Wobei die Schwanzhälfte noch drinnen steckt. Ein Kilogramm sind so etwa fünfhundert Porren. Das macht nach Adam Riese …« Er tippte auf seinem Rechner herum. »Siebenhundertacht Minuten, also knapp zwölf Stunden. Vielleicht solltest du Lena anrufen, dass es das Krabbenbrot erst zum Frühstück gibt.« »Deine Kommentare sind wie immer destruktiv, Gustl. Ich brauche lediglich etwas Übung. Das ist alles.« Flottmann zog ein weiteres Exemplar aus der Tüte. Das Ergebnis seiner Bemühung unterschied sich nicht wesentlich von dem aus seinem ersten Versuch. »Knacken – ziehen – lösen«, erklärte Hilgersen und entnahm ebenfalls eine Krabbe. Er packte den Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand, mit der anderen fasste er den Körper und drehte ihn. Dann zog er den hinteren Schalenteil ab, um anschließend das Fleisch vom Kopf zu lösen. Er hielt Flottmann das Ergebnis kurz vor die Nase, bevor er es im eigenen Mund verschwinden ließ. »Jetzt weißt du, wie das geht. Wie gesagt kann ich dir auch helfen, wenn du möchtest.« »Nee. Mit dem Trick schaffe ich das spielend alleine. ›Knacken, ziehen, lösen‹, hast du gesagt? Kein Problem. Das kann ich behalten. Ich mach dann mal Feierabend.« »Grüß Lena von mir.« »Mach ich.« Flottmann verstaute den Einkauf in seiner Aktentasche und verließ das Büro. Zu Hause angekommen, fütterte er wie stets zuerst Kater Bogomil. Dann nahm er eine Schüssel...


Gerd Kramer wurde 1950 in der Theodor-Storm-Stadt Husum geboren und ist dort aufgewachsen. Nach seinem Physikstudium in Kiel arbeitete er als Akustiker und Software-Entwickler im Rheinland. 1987 gründete er eine eigene Firma, in der er heute noch tätig ist. Einen Teil des Jahres verbringt er in seiner Heimatstadt, die ihm den Stoff für seine Romane liefert.



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