E-Book, Deutsch, 120 Seiten
Reihe: Vetpraxis Spezial
Kostka / Bürkle Basisversorgung von Vogelpatienten
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8426-8525-3
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 120 Seiten
Reihe: Vetpraxis Spezial
ISBN: 978-3-8426-8525-3
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vom Kanarienvogel bis zum Ara: Endlich ein Leitfaden für den Praktiker, der die wichtigsten Fragen zur Ziervogelpraxis in bestechend prägnanter Form beantwortet. Ohne unnötigen Ballast führt dieses Buch durch den Untersuchungsgang und die häufigsten Ziervogelkrankheiten. Es vermittelt die wichtigsten Techniken anhand bebilderter Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Ein eigenes Kapitel widmet sich den Notfällen.
Die übersichtliche Gestaltung des Leitfadens ermöglicht schnelles Nachschlagen auch im hektischen Praxisalltag. Rund 180 exzellente Abbildungen und ein thematisch geordnetes Arzneimittelregister samt Dosierungen erleichtern diagnostische und therapeutische Entscheidungen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
3 Klinischer Untersuchungsgang
3.1 Hilfsmittel
Die klinische Untersuchung des Vogelpatienten wird durch folgende Hilfsmittel erleichtert (Bezugsquellen siehe Anhang 2):
• Waage, grammgenau, mit Plastikboxen verschiedener Größe (für Kleinvögel, Papageien) bzw. Ständern für zahme Großsittiche und Papageien
• zum Einfangen Papierhandtücher für Kleinvögel, Stoffhandtücher für Papageien
• Pinzette zum Offenhalten des Schnabels bei Kleinvögeln (Wellensittich, Agapornide), alternativ 1-ml-Einwegspritze
• Schere stumpf / stumpf oder Schnabelspreizer zum Offenhalten des Schnabels bei Großsittichen und Papageien, ersatzweise Einwegspritzen: 2, 10 und 20 ml.
• Otoskoplampe oder Kopflampe zum Ausleuchten der Schnabelhöhle
• Knopfsonden in verschiedenen Längen und Durchmessern zur Gewinnung von Kropfspülproben
• Wattetupfer für die Probenentnahme
3.2 Planung der Untersuchung
Eine geplante Untersuchung des Vogelpatienten minimiert Risiken. Da Vogelpatienten häufig in fortgeschrittenen Krankheitsstadien vorgestellt werden, kommen der Risikoabschätzung, Anpassung des Untersuchungsgangs an den Zustand des Patienten und ggf. einer diesbezüglichen Besitzeraufklärung besondere Bedeutung zu.
Die Untersuchung im Käfig durch Adspektion hat u. a. die Risikoeinschätzung des Patienten zum Ziel (Kap. 2.3). Entsprechend dem Ergebnis der Adspektion sollte geplant werden, ob und welche Untersuchungen durchgeführt werden.
Innerhalb dieses Zeitraumes bedingt die gesteigerte Herzfrequenz eine erhöhte Stoffwechselleistung und damit einen Anstieg der Körpertemperatur. Am Patienten macht sich dies durch Erhöhung der Atemfrequenz und ggf. Hecheln bemerkbar. Bei Eintritt dieser Anzeichen ist die Untersuchung abzubrechen.
Notfalluntersuchung
Bei Patienten mit erhöhtem Untersuchungsrisiko sollte der Untersuchungsgang begrenzt werden auf folgende Fragestellungen:
• Dyspnoe: inspiratorisch / exspiratorisch?
– inspiratorisch, mit Stenosegeräuschen
= Verlegung im oberen Respirationstrakt
? Sauerstoffkäfig, Luftsackkatheter (Kap. 13.2)
– exspiratorisch, ohne Stenosegeräusche
= Erkrankung des tiefen Atmungstraktes
? Sauerstoffkäfig, kein Luftsackkatheter (Kap. 14.6)
• Bauch / Kloake: geschwollen = Verdacht auf Aszites! (Kap. 14.10)
• Brustbemuskelung: akut krank oder ausgezehrt? (Kap. 3.6, Körperkondition)
• Gliedmaßen, Schnabel, Auge: Verletzung, Fraktur? (Kap. 13.6)
Notfallröntgen
Cave: Bei Patienten mit Aszites: Wegen des fehlenden Zwerchfells kann in Rückenlage (ventro-dorsale Projektion) Aszitesflüssigkeit retrograd in die Lunge fließen!
Hochgradig instabile Patienten mit Verdacht auf Schwermetallvergiftung werden in einer Wiegebox sitzend geröntgt.
Vor Beginn der Untersuchung:
• Kassetten aufbauen
• Gerät einstellen
• Schutzkleidung anlegen
Notfallbehandlung
Vor dem Herausfangen muss alles vorbereitet sein:
• Sauerstoffkäfig (Kap. 9.2)
• Medikamente aufziehen, aufwärmen und bereitlegen: z. B. Antibiotikum, Flüssigkeitsinfusion
Abb. 3.1: Optimale Fixation: Der Kopf ist sicher am Unterkiefer fixiert. Die Brust ist nicht eingeengt. Flügel und Beine sind mit einer Hand erfasst. Der Vogelkörper ist gut gestreckt.
3.3 Fangen und fixieren
Zahme Vögel, die sich anfassen lassen, können vom Halter an die Hilfsperson übergeben werden. Alle anderen Vögel werden direkt aus dem Käfig oder der Transportbox gefangen. Das Fangen sollte zügig, jedoch ohne Hektik vonstatten gehen. Kleinvögel bis Nymphensittichgröße werden mit einem Papiertuch gefangen, größere Vögel mit einem Handtuch. Vor dem Fangen werden ggf. Stangen und Spielzeug entfernt.
Fangen
Der Vogel wird mit der durch ein Tuch geschützten Hand von hinten am Kopf ergriffen und mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger im Bereich der Kiefergelenke fixiert. Das klappt am besten, wenn der Vogel den Schnabel gerade ins Käfiggitter eingehängt hat. Der Vogelkörper kann, muss aber nicht durch die zweite Hand unterstützt werden.
Der Vogel wird, ggf. nach Lösen der Krallen aus dem Käfiggitter, aus dem Käfig genommen. Breitet der Vogel die Flügel aus, müssen diese beim Passieren der Käfigtür vorsichtig in Richtung Körper angelegt werden.
Fixieren
Der Griff am Kiefer wird beibehalten, die Augen müssen dabei sichtbar bleiben. Die zweite Hand fixiert die Hintergliedmaßen: Zeigefinger und Daumen bzw. Zeigefinger und Mittelfinger fixieren zusammen je ein Hinterbein und den zugehörigen Flügel (Abb. 3.1, 3.2a–e).
Der Vogelkörper muss stets durch Zug gestreckt werden, um Abwehrbewegungen zu minimieren. Zusätzlich kann die den Vogel haltende Hilfsperson sich den Vogelkörper an die Brust drücken, um einen Flügel zu fixieren. Mit den übrigen Fingern der rechten Hand kann der Flügelbug an den Vogelkörper gedrückt werden (Abb. 3.1).
Abb. 3.2a–e: Technik der Fixation:
a, b Schädel eines Hyazintharas: Die Fixation erfolgt am Unterkiefer, der meiste Druck lastet auf der Mandibula. Im Bereich des Kiefergelenkes (b, unter dem Zeigefinger) wird nur geringer Druck ausgeübt.
c Fixation am Unterkiefer: Es wird kein Druck auf die Augen oder das Kiefergelenk ausgeübt.
d, e Eine Hand fixiert Hintergliedmaßen und Flügel: Zeigefinger und Daumen bzw. Zeigefinger und Mittelfinger fixieren zusammen je ein Hinterbein und den zugehörigen Flügel (e Ansicht von dorsal).
Abb. 3.3: Atemmechanik des Vogels: Die Bewegungsfreiheit des Brustbeins ist unabdingbar für In- und Exspiration.
Abb. 3.4: Fixation im Handtuch: Der Kopf wird weiter manuell fixiert. Das Handtuch beschränkt die Bewegungsfreiheit der Flügel und Beine. Geeignet für kleinere Manipulationen.
Abb. 3.5: Fixation Kleinvögel: Ein Wellensittich kann problemlos mit einer Hand so fixiert werden, dass der Kopf sicher erfasst ist, die Brust frei ist, die Hintergliedmaßen fixiert sind und der Vogelkörper gut gestreckt ist.
Für kleinere Eingriffe (Injektionen, Krallenschneiden) kann der Patient locker in ein Handtuch gewickelt werden. Der Kopf muss weiter manuell fixiert werden, Beine und Flügel werden durch das Handtuch in Position gehalten. Aufgrund der geringeren Bewegungseinschränkung ist diese Fixation weniger stressbehaftet und wird besser toleriert (Abb. 3.4).
Wellensittiche und Finkenvögel können mit etwas Übung auch in einer Hand fixiert werden (Abb. 3.5).
Wie viel Zeit bleibt für die Untersuchung am fixierten Patienten?
• durchschnittlich etwa 5 Minuten
Wann muss die Hilfsperson den Vogel loslassen?
• wenn der Vogel schnell atmet
• wenn der Vogel die Augen schließt
• wenn die Körperspannung nachlässt
• wenn der Vogel überhitzt (dies bemerkt als erstes die Person, die den Vogel fixiert)
• im Zweifelsfall!
3.4 Wiegen
Vogelpatienten sollten bei jeder Vorstellung gewogen und das Gewicht sollte protokolliert werden. Die regelmäßige Gewichtskontrolle ist die beste Maßnahme zur Früherkennung von Krankheiten und...