Korber | Die Hüterin - Das Erbe der Schlange | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 5, 384 Seiten

Reihe: Die prachtvollsten historischen Romane von Tessa Korber

Korber Die Hüterin - Das Erbe der Schlange

Historischer Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-3035-9
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, Band 5, 384 Seiten

Reihe: Die prachtvollsten historischen Romane von Tessa Korber

ISBN: 978-3-7325-3035-9
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zwei legendären Völkern droht der Untergang - kann das Erbe der Schlange sie retten? Für die Templer sind sie Heiden, die kein Recht haben zu leben: Rowenas Waldvolk und Cedrics Küstenvolk, die friedlich an der britischen Küste leben. Als der Ritterorden Ansprüche auf ihre Insel erhebt, droht ihnen die Vernichtung. Rettung verspricht einzig ein geheimnisvoller Schatz, von dem die Lieder des Küstenvolks erzählen. Er soll in einem vergessenen Tempel liegen, bewacht von einer legendären Schlange. Doch wo verbirgt sich das mythische Heiligtum? Erhalten die seit Jahrhunderten weitergegebenen Lieder auch den Schlüssel zu seinem Versteck? Die Zeit drängt, und Rowena und Cedric machen sich auf die Suche. Werden sie den Schatz finden und damit ihre Heimat vor dem sicheren Untergang bewahren? Die Legende von Rowena und Cedric geht weiter! Lesen Sie jetzt die Fortsetzung zu 'Die Hüterin: Das vergessene Volk' als eBook bei Bastei Lübbe. Romane dieser Reihe: Die Hüterin: Das verborgene Land
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1
Der Ruf »Wir sind verloren« flog über das Schiff, kaum zu hören gegen das wütende Brüllen der See. Und doch drang er ins Bewusstsein der verzweifelt kämpfenden Menschen und ließ sie einen Moment innehalten. Wie zur Bestätigung ihrer schlimmsten Befürchtungen überspülte im selben Moment eine Welle das Deck, nahm Eimer, Fässer, vom Sturm herabgebrochene Rahen und das Gewirr zerfetzter Takelage mit sich. Schwer neigte die Lady of Dover sich auf die Seite. Ein hoher Schrei ertönte, eine Hand griff ins Leere und wurde im letzten Moment gepackt. Ein Matrose starrte in den Abgrund, der sich für Augenblicke unter seinen Füßen auftat, mit dem ganzen Grauen desjenigen, der nicht schwimmen kann, ehe seine Mannschaftskameraden ihn zurück auf die Planken zogen. Der Kapitän warf einen verzweifelten Blick in den Himmel, der ihnen in dieser Nacht jegliche Hilfe versagt hatte. Kein Stern war zu sehen; schwarzviolett türmten sich die Wolkenberge und zogen vor einem Mond dahin, der hie und da sein Licht auf den dunklen, gezackten Saum der Klippen warf, die viel zu nah vor ihnen aufragten, um noch eine Hoffnung zu erlauben. Er begriff es noch immer nicht. Sie mussten in der Dunkelheit Point Seal und den Fels des heiligen Andrew übersehen haben. In dem Glauben, die Landspitze der Robbenbucht noch vor sich zu haben, waren sie zu weit nach Nordosten abgekommen und hatten genau auf das Kliff am Ende der Bucht zugehalten. Die Flut war rückläufig; nicht nur der Wind, auch die Gezeiten würden sie auf die Felsen drängen, an denen schon so viele Schiffe gescheitert waren. Er fluchte. Der Ort war berüchtigt, manchen galt er sogar als verhext. Wie hatte es nur geschehen können, dass sie hierher gerieten? Der Sturm brüllte auf, übersprühte ihn mit neuer Gischt und schlug weißen Schaum auf Wellen, die wie Wände vor ihnen aufragten. Das ist die Antwort, dachte er. Gegen dieses Toben ist Menschenkraft machtlos. Vom Deck herauf erklang ein Choral. Dort hatten sich die Passagiere zusammengedrängt, in Erwartung des Kommandos, dass jeder für sich selbst verantwortlich wäre und sein Heil oder Ende suchen konnte, wo er wollte, im Wasser oder in den Trümmern des Schiffes. Dünn, vom Wind zerfetzt, wehten die Stimmen herauf. Ja, singt nur, dachte der Kapitän und bekreuzigte sich, um gleich darauf seinem Steuermann in den Arm zu fallen, der das Rad in diesem Moment sich selbst überließ. »Bist du wahnsinnig?«, brüllte er. Sein Mund füllte sich mit Regen, der salzig schmeckte. »Halten, Mann, halten.« Er griff in das wirbelnde Holzrad und verbiss sich den Schmerz, als die Holme mit Wucht gegen seine klammen Finger schlugen. Der Mann an seiner Seite ging in die Knie und fiel vornüber. Dem Kapitän blieb nichts, als den Körper mit dem Fuß so weit beiseitezuschieben, dass er selbst festen Stand hatte. Wild kurbelnd schaffte er es, das Schiff, das gefährlich Schlagseite bekommen hatte, wieder so in den Wind zu drehen, dass es sich aufrichtete und die nächste Welle halbwegs von vorne nahm. Sie überspülte alles mit kalter Gewalt, brachte das Lied zum Verstummen und löschte die Laterne, die wie ein letzter Funken Hoffnung vom Mast herab geblinzelt hatte. Die nächste, dachte der Kapitän, die nächste ist unser Ende. Der Mann zu seinen Füßen, der sich wie ein Tier zusammengerollt hatte, betete in abgehackten Sätzen. Da riss die Wolkenwand für einige Momente auf. Kaltes Mondlicht ergoss sich über die Küste, eine schwarze, schrundige Wand, über dessen kahle Kante der Sturmwind fegte. Weiter unten leuchtete das schmale Band eines Strandes, von Felsen durchzogen, auf denen man am nächsten Morgen ihre Leichen finden würde. Es gab kein Entrinnen. Jetzt, beschloss der Kapitän, und er trat vor, um den Passagieren an Deck zuzurufen, dass der Moment gekommen war. Jeder für sich selbst, so lautete die Parole. Wenn sie jetzt nach Fassdauben oder Planken griffen, um sich daran geklammert dem Wasser anzuvertrauen, dann sahen sie wenigstens, wohin sie sprangen. Für einen Moment gingen ihm die Gesichter der Menschen, die in seine Obhut gegeben worden waren, durch den Sinn, und er spürte ein leises Bedauern bei dem Gedanken, dass sie um sich schlagend und tretend, gegen die Kälte ankämpfend, von ihren vollgesogenen Kleidern nach unten gezogen, von mörderischen Wellen ersäuft oder nach langem Kampf auf den Klippen zerschmettert werden sollten. Er sah seine eigenen Männer, die den Kampf schon aufgegeben und, ohne auf sein Kommando zu warten, begonnen hatten, sich mit Tauen an alles zu binden, was ihr Gewicht zu tragen vermochte. Zwei bemerkte er, die um eine Planke rangen, mit Zähnen und Klauen aufeinander losgehend ohne menschliche Hemmung und ohne jede Scham. Da brüllte er noch einmal mit aller Kraft. Alle hoben die Köpfe. Aber sie wandten sich nicht ihm zu, sondern schauten an ihm vorbei nach Osten, auf die Küste, den Ort ihres Verderbens, dessen Umriss sich in diesem Moment in klarstem Licht abzeichnete. Und für diesen Augenblick vergaßen sie ihr Leben und den Tod. Wie gebannt starrten sie auf das, was sie sahen und doch nicht zu glauben vermochten. Der Kapitän folgte ihrem Blick und erschrak. Sämtliche Haare stellten sich ihm auf. Seine Fäuste packten die Reling fester. Dort oben warteten Menschen, stumm und starr wie Statuen, und ebenso gefühllos. »Wrecker«, flüsterte er. Dann brüllte er es – war das er, der da schrie wie ein Tier? »Wrecker!« Alle Verzweiflung, aller Hass lag in diesem Ruf. Ja, dort standen sie, Menschen, zumindest der Gestalt nach, eine lange, dunkle Reihe von Silhouetten. Seite an Seite blickten sie reglos und erwartungsvoll auf das Meer. Der Wind zerrte an ihren Kleidern und ließ ihre langen Haare züngeln wie Schlangen. Sie rührten sich nicht. »Sie warten auf uns«, knurrte der Kapitän. »Sie können es nicht abwarten, bis wir kalt sind.« Wrecker! Er wusste, dass es sie gab; an allen Küsten konnten sie lauern, dreckige Bauern, Schafhirten, Fischer, die das Nötige zum Leben kaum zusammenkratzen konnten. Vom Hunger und dem eigenen Elend getrieben warteten sie darauf, dass die Wracks unglücklicher Schiffe angespült wurden, um sie zu plündern und auszuschlachten. Von Rechts wegen gehörte ihnen, was an den Strand trieb, und nicht einmal der König machte es ihnen streitig. Sie schreckten auch vor dem Leichenfleddern nicht zurück; jeder kannte die Geschichten. Keine helfende Hand reichten sie den Ertrinkenden, da sie sich nur an den Toten bereichern konnten. Im Gegenteil. Wer das Pech hatte, in ihrer Nähe lebend an Land zu kommen, lief Gefahr, erschlagen zu werden wie eine junge Robbe. Und mancherorts, so munkelte man, mancherorts und in besonders harten Wintern ernährten sie sich sogar vom Fleisch der Angespülten. Unwillkürlich griff der Kapitän nach dem Messer in seinem Gürtel. Sein Blick fiel auf den Ordensritter, der zu seinen Passagieren gehörte und dessen Gestalt in dem markanten weißen Mantel die meisten anderen überragte. Trotz des Sturms hatte er seinen Harnisch nicht abgelegt, ganz so, als könnte er den Elementen trotzen wie einem Sarazenenkrieger. Ob er auch sein Schwert in der Hand hielt?, fragte sich der Kapitän. Ob er im Heiligen Land jemals einem Feind wie diesem in die Augen geblickt hatte? Denn Heiden mussten sie sein, die dort drüben. Kein Christenmensch könnte tun, was sie zu tun beabsichtigten. Und keiner konnte dem ins Auge blicken, ohne wahnsinnig zu werden. Auch er spürte nun, wie die schwarze Panik in ihm hochstieg und ihn zu verwirren begann. Sein Herz raste, und in seinen Ohren begann es zu pfeifen und zu sirren. Er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Unwillkürlich schrie er auf und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Dieser Ton, wenn nur dieser Ton enden würde! Der Kapitän ging in die Knie. »Sie singen!«, erklang es von unten entgeistert. Niemand wusste, wer den Satz als Erster auszusprechen gewagt hatte. Doch alle begriffen im selben Moment, was gemeint war. Die dort oben, die dunklen Gestalten, die Seite an Seite standen, ohne sich zu regen, übten eine fast magische Gewalt aus. Keiner vermochte den Blick von ihnen zu lösen. Und langsam verwandelte sich das lähmende Grauen, das ihr Anblick im ersten Moment hervorgerufen hatte, in eine Art Trance. Noch immer tobte der Sturm, noch immer wankte das Boot unter ihren Füßen, und die Gischt überspülte sie. Und doch wirkte alles für den Augenblick wie ferngerückt, ein Traum, den ein anderer träumte. Sie hingegen wurden festgehalten und umhüllt von einer fremden Kraft. Es war ein Sirren, ein Beben, etwas, das mit der Dunkelheit und dem Meer verwoben schien, überall um sie herum. Es hob und senkte sich, es wiegte sie, stieg an und kehrte zurück, erfüllte ihre Gedanken mehr als ihre Ohren und hallte in ihren Köpfen wider. Wahrhaftig: Es war Gesang. Aber keiner, den je ein Mensch vernommen hätte. Alle bekreuzigten sich, und einer, der vom Schicksal des Odysseus gehört hatte, versuchte, sich die Ohren zu verstopfen. »Sie rufen uns!«, krächzte der alte Seemann und zeigte hinauf zu den unheimlichen Wesen. »Es sind Boten des Todes!« »Boten der Hölle sind sie.« Das war der Ordensritter. Wie die anderen starrte er zu den Gestalten hinauf, die im Mondlicht etwas Übermenschliches an sich hatten. Aber in seiner Miene malte sich neben Furcht und Abscheu noch etwas anderes: eine grimmige Befriedigung. Mit einer Handbewegung befahl er seinen Knappen heran. »Kannst du sie mit dem Bogen erreichen?« Es war keine Frage, sondern ein Befehl. Wortlos griff der Angesprochene in seinen Köcher. Genau wie sein Herr war er in voller...



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