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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 310 Seiten

Reihe: Agent Magnus Craig

Kope Körperjäger


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7325-5375-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 2, 310 Seiten

Reihe: Agent Magnus Craig

ISBN: 978-3-7325-5375-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Eine Serie grausamer Morde, Körperteile in einer Kühlbox und keine Spur vom Mörder. FBI-Agent »Steps« nimmt es in seinem zweiten Fall mit dem kaltblütigsten Killer auf, dem er je begegnet ist ...

Jemand wurde ermordet, doch über die Identität des Opfers ist nichts bekannt. Denn es wurden lediglich die abgetrennten Füße der Leiche gefunden - im Haus eines Richters, in einer Kühlbox verstaut. Obwohl die Ermittlungen noch ganz am Anfang stehen, ist eines klar: Das kann nicht das erste Opfer dieses Mörders sein - und schon gar nicht das letzte. Der brisante Fall schockiert sogar den erfahrenen FBI-Agenten Magnus »Steps« Craig. Wird ihm seine besondere Gabe, die Spuren eines Mörders zu sehen, dabei helfen, den bislang schwierigsten Fall seiner Karriere zu lösen?

Ebooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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1


Interstate 5 Richtung Süden aus Bellingham – 2. September, 11:47 Uhr

Die Sirene heult ihr einsames Klagelied.

Es ist eine schwermütige an- und abschwellende Melodie, und ich kenne jede Note auswendig. Das Blaulicht blinkt dazu, wird von Schildern und Fenstern reflektiert, aber bei diesem oft wiederholten Schauspiel gibt es keine Synchronisation. Die Lichter und die Sirene existieren nebeneinander, weil sie müssen, obwohl sie nicht immer zusammen tanzen.

Sie sind die Vorboten – der Rabe und der Blitz, die Überbringer schlechter Neuigkeiten oder die Verkünder böser Taten. Heute trifft beides zu.

Jimmy – mein Partner, FBI Special Agent James Donovan – schlängelt den schwarzen Ford Expedition gekonnt durch den sich teilenden Verkehr, als wir uns den Weg in südlicher Richtung auf der Interstate 5 bahnen, vorbei am Lake Samish und schließlich hinein in das flache Farmland von Skagit County. Der Tachometer zeigt hundertsechsundfünfzig Stundenkilometer an. Ich bemühe mich, nicht darauf zu achten.

Mittlerweile fährt Jimmy auf dem linken Randstreifen.

Die Bahn vor uns ist frei, so weit das Auge reicht. Zu unserer Rechten starren uns Fahrer und Passagiere aus ihren Fahrzeugen heraus an, als wir sie passieren, und der Luftzug des SUV lässt die kleineren Autos erzittern. Als wir den Weg Richtung Süden fortsetzen und das Geheul der Sirene allmählich verhallt, erfasst die Menschen, die wir hinter uns zurücklassen, ein kollektives Gefühl: Erleichterung.

Der Rabe ist an ihnen vorbeigezogen. Der Blitz hat sie nicht getroffen. Jemand anders hatte nicht so viel Glück.

Vor drei Stunden hat die Polizei von Burlington auf einen Notruf aus einem Wohnhaus im Ash Way reagiert und die Leiche von Krystal Ballard auf dem Wohnzimmerboden gefunden. Das Leben war förmlich aus ihr herausgeflossen und hatte eine Reihe roter Flecken auf dem beigen Teppich hinterlassen. Todesursache: Stichverletzungen. Allerdings nicht die üblichen zwei, drei Einstiche. Elf Mal war ihr in die Brust gestochen worden.

Elf Mal!

Zwei oder drei Mal sticht man zu, um zu töten. Elf Mal – das ist blanker Overkill.

Ein Overkill zeugt von Wut oder Eifersucht oder Rache und spricht Bände über den Mörder. Ich habe das schon erlebt – die plötzliche Entladung von Emotionen vermittels einer Klinge, strafend und unerbittlich. Bis der Täter genug davon hat, das schmatzende Eindringen von Stahl in Fleisch zu hören, einen Schritt zurücktritt und die Sauerei betrachtet, die er angerichtet hat.

Es ist fast immer ein Er.

Messerattacken erfordern Kraft. Sie erfolgen aus nächster Nähe, sind persönlich.

Es überrascht nicht weiter, dass der Exmann bereits in Gewahrsam ist – das kommt davon, wenn man das Handy fallen lässt, während man ein Verbrechen begeht. Die Spurensicherung hat es halb unter der Couch auf dem Wohnzimmerboden gefunden. Ist verblüffend, wie oft so etwas passiert: Jemand lässt ein Mobiltelefon, eine Brieftasche, sogar Gerichtsunterlagen fallen.

»Warum genau fahren wir noch mal zu einem Verbrechen, das bereits gelöst ist?«, frage ich Jimmy, als wir die Schnellstraße entlangrasen. Vom Geheul der Sirene und vom Tosen der am SUV vorbeirauschenden Luft kriege ich Kopfschmerzen; Jimmy scheint das nichts anzuhaben.

»Ist kompliziert«, erwidert er nach einer Weile.

»Echt jetzt? Das ist deine beste Antwort?«

Kurz sieht er mich gereizt an, bevor er die Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtet. »Hab ’nen Anruf von ’nem Freund erhalten«, verrät er mir. »Er ist Ermittler beim Büro des Sheriffs von Skagit County.«

Ich warte auf mehr.

Auf den Namen des Freunds, die besonderen Umstände des Falls, den Grund, warum der namenslose Freund einen Fährtensucher braucht, obwohl die Leiche bereits gefunden wurde und ein Verdächtiger in Haft ist. Aber auf dem Fahrersitz herrscht hartnäckiges Schweigen.

»Und?«, platze ich schließlich hervor, als ich es nicht länger aushalte.

Jimmy spannt den Körper an, sagt aber nichts. Normalerweise kann er hundertsechsundfünfzig Stundenkilometer auf einer stark frequentierten Schnellstraße fahren und dabei aussehen, als relaxe er in einem Whirlpool. Doch nun, da ich ihn um mehr Informationen bitte, versteift er sich schlagartig, und seine Knöchel zeichnen sich am Lenkrad weiß ab.

Das ist verräterisch.

Jetzt weiß ich, dass etwas im Busch ist. Jimmy ist an sich kein Geheimniskrämer, schon gar nicht, wenn’s ums Fährtensuchen geht. Was immer auf uns wartet, muss übel sein, vielleicht sogar richtig übel. Ich öffne den Mund, will ihn weiter bedrängen, aber noch ehe die Worte heraussprudeln, kommt mir Jimmy zuvor.

»Lass es einfach, Steps«, knurrt er. »Ich weiß noch nicht genug, um dich umfassend zu informieren, klar? Ich weiß gerade genug, um dich sauer werden zu lassen, und das kann ich im Moment nicht brauchen. Wir sind in ein paar Minuten da, dann erfahren wir beide mehr.« Nachdem er das losgeworden ist, entspannt er sich ein wenig, schenkt mir ein gezwungenes Lächeln und fügt hinzu: »Hand aufs Herz.«

Hand aufs Herz!

Ich habe mich geirrt – uns erwartet eine Katastrophe.

***

Die zweigeschossigen Häuser reihen sich wie Dominosteine zu beiden Seiten der stillen Straße aneinander. Jedes gleicht dem daneben und dem gegenüber, abgesehen vom Anstrich und vom persönlichen Dekor, das sich auf die Blumenbeete und Vorgärten beschränkt.

Vierundzwanzig Durchschnittshäuser auf vierundzwanzig Mini-Grundstücken mit vierundzwanzig Doppelgaragen, die auf zwei Gassen weisen, eine hinter jeder Häuserzeile.

Die streng eingehaltene Gleichförmigkeit des Wohngebiets besitzt ihren eigenen kleinen Reiz – Betonung auf klein. In solchen Gegenden ist ein Grill hinter dem Haus Standard. Kinder spielen auf der Straße so lange in den Abend hinein Ball, dass es störend für die Nachbarn wird. Ein aufgebocktes Auto in der Einfahrt für mehr als einen Tag gilt als einer Steinigung würdiges Vergehen.

Kaum biegen wir in die Straße, sichte ich unser Ziel. Es ist das zehnte Durchschnittshaus auf der rechten Seite, ein bezaubernder Klon in Waldgrün mit hellbraunen Einfassungen, die wirken, als wäre ein Hauch von Olivgrün hineingemischt.

Das gelbe Absperrband der Polizei ist nicht Bestandteil des Dekors.

Genauso wenig wie der Einsatzleitwagen, der davor parkt. Oder wie das Dutzend ziviler Polizeiautos und Streifenwagen entlang der Straße und der Gasse dahinter. Sie hüllen den Tatort in ein schwindelerregendes Kaleidoskop blinkender Lichter.

Jimmy lenkt den schwarzen Ford Expedition, ein Dienstfahrzeug des FBI, an den Straßenrand und legt den Parkgang ein. Einige der Nachbarn schauen flüchtig in unsere Richtung, bevor der Tatort sie wieder in seinen Bann zieht. Obwohl es nicht viel zu sehen gibt, stehen sie auf ihren Rasen und beobachten das traurige, grüne Haus am Ende der Straße.

Ich will aussteigen. Jimmy packt mich am Arm und zieht mich zurück in den SUV. »Was ist?«, frage ich und blicke auf die vier Finger und den Daumen hinab, die meinen Unterarm wie ein Schraubstock umklammern.

»Geh es … dezent an«, sagt Jimmy.

»Ich soll es dezent angehen?« Mit halb geschlossenen Augen mustere ich Jimmy. Mit in den Nacken gelegtem Kopf starre ich ihn an. »Warum spüre ich plötzlich ein leichtes Kribbeln an der Schädelbasis? Ist es vielleicht an der Zeit, mir die eine oder andere Einzelheit mitzuteilen?«

Jimmys Mund bildet eine verkniffene, leicht schiefe Linie. Seine Worte ertönen in trägen, verhaltenen Blöcken. »Na schön. Du musst zwei Dinge wissen. Erstens: Diese Suche … ist nicht unbedingt … offiziell.«

»Was soll das heißen, nicht unbedingt?«

»Wir wurden nicht eingeladen«, platzt Jimmy hervor. »Nicht offiziell.«

Ein Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus. »Wir wurden nicht eingeladen.« Ich nicke leicht, während Jimmy bereits den Kopf schüttelt. Er weiß, was kommt. »Ja, das ist interessant«, fahre ich fort. »Was also, Mr. Protokoll, Mr. Streng-nach-FBI-Vorschriften, machen wir dann hier, wenn es nicht offiziell ist und wir nicht eingeladen wurden?«

»Ist ’ne lange Geschichte.«

»Ich bin viel dezenter, wenn ich die Fakten kenne«, winke ich mit dem Zaunpfahl.

Jimmy dreht sich mir zu. »Du kannst echt eine Nervensäge sein, wenn …« Unvermittelt verstummt er und deutet durch die Windschutzscheibe. »Da kommt er ja; er kann es dir selbst sagen.«

»Warte, was ist mit der zweiten Sache? Du hast gesagt, ich müsste zwei Dinge wissen.«

Jimmy ist bereits ausgestiegen. Er zögert. Einen Moment lang sieht es so aus, als würde er die Tür zuschlagen und so tun, als hätte er mich nicht gehört. Dann jedoch steckt er noch mal den Kopf herein und redet so schnell, dass er wie der Sprecher der rechtlichen Mitteilung am Ende einer Medikamentenwerbung klingt: »Hector Pastori ist der Einsatzleiter. Er ist im Einsatzleitwagen und weiß nicht, dass wir hier sind. Also verhalte dich leise und mach schnell.«

Damit wird die Tür zugeknallt.

Hector Pastori!

Ich sitze da und starre durch die Windschutzscheibe. Ein Zucken beginnt an meinem linken Auge und bahnt sich den Weg weiter zum rechten. War schlau von Jimmy, mir das nicht eher zu sagen. Hätte ich das...



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