Koller | Anfang und Ende meiner Spuren | Buch | 978-3-907551-68-4 | sack.de

Buch, Deutsch, 120 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 241 g

Reihe: PRO LYRICA Grundversorgung

Koller

Anfang und Ende meiner Spuren

Gedichte und Fotos
1.0
ISBN: 978-3-907551-68-4
Verlag: PRO LYRICA

Gedichte und Fotos

Buch, Deutsch, 120 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 241 g

Reihe: PRO LYRICA Grundversorgung

ISBN: 978-3-907551-68-4
Verlag: PRO LYRICA


Bücher gibt es, die loben das Reisen. Die besten basieren nicht auf Neugier und Schaulust, sondern auf der Bereitschaft, Fremdes augenscheinlich zu erfassen und poetisch zu vermitteln. Wer denn wär nicht davon zu überzeugen, es gebe auf Erden viel mehr Fremde als Heimat? Justin Kollers neues Buch fusst auf eben dieser Überzeugung. Es erprobt mit Schreibzeug und Kamera Nähe und Ferne. In der Innerschweiz das Muotatal, an Spaniens Atlantikküste (...) Zeugnisse einer Schweiz-Erwanderung. Spuren einer Europa-Erkundung.
Rainer Stöckli

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Zielgruppe


Lyrikaffine und weltoffene Menschen


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Der Buchtitel verrät noch nichts – man muss Justin Koller als Vortragenden und beim Bilderservice erlebt haben oder aber seinen 2012?er Gedichtband kennen: ‹was meine füsse lesen›. Dies- oder jenfalls weiss man von Justin Kollers Kunst des Welt-
ausschneidens, von der Dramatik zwischen Text und Bild, von der Spannung zwischen lyrischer Aussage und poetischer Ansicht. Dass Füsse Wege lesen, dass ein Wandermensch Spuren zieht – das ist ohne Weiteres plausibel. Dass es im Band von 2021 – Koller hat Jahrgang 1944 – ums Anfangen gehe, nämlich des Reisefiebers, aber auch ums Ende, nämlich des Spurenlassens, das ist angesichts der vorliegenden Gedicht- und Fotosammlung in Betracht zu ziehen. Man möchte, zumal als einer, der (wie man sagt:) ‹Sitzleder habe›, von Glück reden: mit dem Spurenziehen – früh im Dasein, spät im Leben – läge das zweite von zwei Reisegedichtbüchern vor. Beide reich an Nachschriften zur Besichtigung der Wirklichkeit, das vorliegende jetzt auch reich an Photographien von erwanderten / erfahrenen / erflogenen Ländern in Mittel- und Rand-Europa.

Das Spurenlegen erfinden – das Spurensuchen abbrechen! Voraussetzung sei (so kommt’s unsereinem vor) eine hohe Merkbereitschaft. Wer aus Anatolien oder Kalabrien zurückkehrt als der-/dieselbe, wie sie/er angetreten ist, hat ‹eine Tour probiert›, aber ‹keine Reise unternommen›. In Kollers Text- & Bild-Suite aber kommt immer wieder Einer an; das erste Gedicht redet davon, ‹mein Hemd erholt sich / das Zimmer heut noch fremd /›
ich ‹werde eine zeit noch brauchen / um an dich zu denken› (Seite 10); es folgen Berichte vom Eintreffen, vom Anlangen, vom Erreichen. Dann und dort Umschau nehmen. Mit der Neugierde und der Ausdauer Eines, der sich in der Fremde ein Anderer dünkt und deshalb unterwegs ist. Kein Wunder, lesen wir Porträts von Hotelzimmern, Skizzen vom Flughafen, Pausieren in Venedig; lesen von Schlosspärken, Aquädukten, Mittelmeer-Überfahrten, von Bergwänden im Alpstein oder Bergseelein im Muotatal, von Himmelsspiegeln in den Dolomiten; lesen nicht zuletzt so keck-exotische Kunstäusserungen wie die über die aus einem Botticelli-Gemälde isolierte Venus auf der Insel Elba. (Seite 42)

Im einlässlichen Lesen und Schauen fallen nach und nach zwei Eigenheiten auf, zwei ‹Merkwürdigkeiten›. Eine stilistische und eine formale. Da reist uns offenbar Einer in die oder jene Himmelsrichtung voraus, reist an unserer statt süd-/west-/
nord-/ostwärts, konterfeit die Route oder den Zielort; aber er erzählt nicht, sondern macht anschaulich, was er antrifft – wortwörtlich und gern auch bildwählerisch. Zu einem Stillleben zweidrei Strophen, zu einer Farbaufnahme fünf pralle Zeilen. ‹Fünfzeiligkeit› à propos ist eine Qualität von Kollers Berichterstattung, schon im Band von 2012 geübt und gemeistert. «Weil sie vor Gesprächigkeit bewahrt / auf Anekdoten verzichtet / uns Sesshaften Reminiszenzen erspart, lobe ich die Karree-Form, lobe die ihr eigentümliche Askese.»

Ob ein Büchermacher seine Kargheit beim Wortesetzen kompensieren muss? Es ist ja nicht allzu selten, dass der Reise?poet mehr als fünf Zeilen aufwendet, um unsereins fürs Bilderlesen zu konditionieren. Und umgekehrt: es kommt öfter vor, dass er eine Landschaft, eine Bergsilhouette, ein Wasserpor-?trät, mit dem wir (verwöhnt, wie wir sind) schon fertig wären, lyrisch auflädt. Im Text unter dem Titel ‹finis terrae› (Seite 18) berichtet der Spanienfahrer vom – geographisch zu begreifenden – Ende der Welt. Berichtet von ‹Fisterra› in der Provinz
A Coruña. Nach der Erkundung von Landschaft und Stadt in Galicien ruft der Traveller Boote auf, Molen, Wind und Brandung, galicische Namen ertrunkener Matrosen. In ‹Fisterra› ende – so erfährt’s Kollers Leser – der Jakobsweg. Es gibt ein Ende des Spurenlegens. Die Ahnung davon wertet unsere Kenntnisnahme auf. Wer weiter wollte, müsste umkehren, aber das geht mich Leserin nichts, geht sogar ihn, den Gereisten /
den Voyageur / den Reporter, nichts mehr an. Übrigens ist er, der Weltfahrer, ausgespart; kein Ich im Text, keine Konfidenz, nichts als die Botschaften bin hier gewesen / habe finis terrae erlangt / die ‹Visite› ist mir gelungen.

‹Visitieren› ist verhängt mit videre und Vision, dem lateinischen ‹(er)blicken› und unserem Fremdwort für ‹Erscheinung›. Ihr, der Mühe des Erblickens, ihr, der Löhnung angesichts der Erscheinungen, gilt Kollers Bestreben. Um ihretwillen ist da Einer im Gang der Jahreszeiten unterwegs, sozusagen mit drei Augen. Das dritte die Kamera. Sie erwahrt die Fahrten respektiv Ziele, sie bezeugt, bevor das Äusserste eines Erdteils gestreift ist und nachdem von der Mitte sowie den Rändern des Kontinents Bericht erstattet ist: es gibt viel mehr Fremde als Heimat. Im Übrigen weiss, wer Bücher und Bibliotheken richtig einschätzt: die Bilder überdauern, wie ebenfalls die lyrischen Kurzprotokolle, den Weltfahrer. Einer – ein Anderer – kann wieder anfangen. Darf seine Spuren legen, mag seine Rapporte heimbringen ...
Rainer Stöckli


Koller, Justin
Justin Koller, geboren 1944, Ostschweizer, Kulturreisender und passionierter Wanderer. Neben dem Schreiben ist Fotografieren eine zweite Passion. Von ihm sind Lyriktexte in mehreren Literaturzeitschriften und Anthologien erschienen. Der vorliegende Band ist seine zweite gebundene Veröffentlichung. Bild und Text sollten einen Mehrwert ergeben. Wenn dies gelingt, nehmen sie nicht nur aufeinander Bezug, sondern steigern sich und teilen den Gewinn.



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