Kohut | Empathie in der Geschichtswissenschaft | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 208 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

Kohut Empathie in der Geschichtswissenschaft

Einführendes Verstehen der menschlichen Vergangenheit
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-95558-364-4
Verlag: Brandes & Apsel
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Einführendes Verstehen der menschlichen Vergangenheit

E-Book, Deutsch, 208 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-95558-364-4
Verlag: Brandes & Apsel
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kohuts Buch will das Bewusstsein von HistorikerInnen für das Thema Empathie schärfen, indem es dessen Entwicklung und Gegenwart innerhalb und außerhalb der Geschichtswissenschaft skizziert. Insbesondere sollen HistorikerInnen darin bestärkt werden, ihre Empathie zu nutzen, um Menschen der Vergangenheit zu verstehen. Mit der Definition als imaginatives Sich-Einfühlen und -Eindenken in das Erleben und die Erfahrung Anderer unterscheidet Kohut zwischen der empathischen Beobachtungsposition und der Position des äußeren Beobachters. HistorikerInnen müssen sich ihrer beobachtenden Position bewusst und darüber im Klaren sein, wann sie sich in das historische Subjekt einfühlen und wann nicht. Kohut bricht eine Lanze für den bewussten, selbstreflektierten Einsatz der Empathie als wichtiges und nötiges Instrument historischer Untersuchung. Einleuchtend und interdisziplinär ist das Buch ein Muss für HistorikerInnen, Studierende der Geschichte und PsychoanalytikerInnen.

Thomas Kohut ist Sue und Edgar Wachenheim III-Professor für Moderne Europäische Geschichte am Williams College in Williamstown (Massachusetts). Seine Forschungsschwerpunkte sind Deutsche Geschichte, Europäische Kulturgeschichte sowie Psychohistorie. Als Historiker mit psychoanalytischer Ausbildung hat Kohut zahlreiche Publikationen zu Themen der deutschen Geschichte und zum Verhältnis zwischen Geschichte und Psychoanalyse veröffentlicht.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Dank
Einleitung

Empathie in der Geschichtswissenschaft – das Unbehagen mit dem Konzept
Empathie im heutigen Fokus der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit – allerdings nicht in der Geschichtswissenschaft
Ziele des Buches

1. Kapitel

Historischer Exkurs

Empathie in den Debatten über Erkenntnisgewinn in den Natur- und Geisteswissenschaften
Der Status der Empathie in der sich entwickelnden Geschichtswissenschaft
Der Status der Empathie in der neuen Disziplin der Soziologie
Der Status der Empathie in den Debatten über allgemeine Gesetzesaussagen in der Geschichtswissenschaft und R. G. Collingwoods Geschichtsphilosophie
Der Status der Empathie im Zuge der Veränderung von politischer Geschichte über Sozialgeschichte zur Kultur- und Erfahrungsgeschichte

2. Kapitel
Die wichtigsten zeitgenössischen Definitionen der Empathie

3. Kapitel
Engere Definitionen der Empathie und ihre Beziehung zur historischen Forschung

Empathische Imagination und Perspektivenübernahme
Empathie und die Geschichte der Gefühle
Empathie versus Ansteckung, Verschmelzung und Identifizierung
Empathie versus Mitgefühl

4. Kapitel
Drei Beispiele empathischen historischen Verstehens

Die Sozialdemokraten und die deutsche Revolution
Die Wannsee-Konferenz
Über den Holocaust schreiben

5. Kapitel
Wie wir empathisch verstehen

Die Bedeutung des Kontextes für die Empathie
Die Bedeutung subjektiver Erfahrung für die Empathie
Die Bedeutung universaler Erfahrungen für die Empathie

6. Kapitel
Ist historische Empathie einzigartig?

Fühlen und Wissen in der Empathie
Empathie im Alltagsleben und in der Geschichte – mit einem Exkurs zu Hans-Georg Gadamer

7. Kapitel
Die Autorität des empathisch forschenden Historikers

Empathie und die Autorität des Historikers über die Vergangenheit
Der heuristische Wert und die Beweiskraft der Empathie
Die Kritik, dass Empathie den räumlichen und zeitlichen Abstand nicht überbrücken könne

8. Kapitel
Abschließende Bemerkungen

Empathie in Psychoanalyse und Geschichtswissenschaft
Die Anerkennung des Beitrags der Empathie zu historischem Verstehen und ihre Implikationen

Resümee

Literatur
Personenregister
Sachregister


Dank


Dieses Buch ist aus mehreren Gründen für mich persönlich wichtig. Erstens beschäftigt es sich mit dem Werk meines Vaters Heinz Kohut, des Psychoanalytikers, der vielleicht mehr als jeder andere die zentrale Bedeutung der Empathie in der Psychoanalyse betont und sie sogar als klinisch wie auch theoretisch definierende Eigenschaft der Psychoanalyse verstanden hat, als ein Feld der Erforschung des inneren Lebens der Menschen. Zweitens hat dieses Buchprojekt es mir ermöglicht, meine beiden Ausbildungen – als Historiker an der University of Minnesota und als Psychoanalytiker am Cincinnati Psychoanalytic Institute – miteinander in einen Dialog zu bringen, nämlich in einen Dialog über die Empathie als Möglichkeit, die Gedanke und Gefühle anderer Menschen zu erkennen und zu verstehen. Ich habe mich bei der Arbeit am Manuskript durchgängig auf meine Kenntnis der psychoanalytischen klinischen Arbeit sowie auf meine eigene, sehr kurze psychotherapeutische Karriere gestützt, um Licht auf die Verwendung der Empathie in der Geschichtswissenschaft zu werfen. Und schließlich waren schon meine wissenschaftliche Arbeit und meine Lehrtätigkeit als Historiker durch den Versuch charakterisiert, mich in Menschen der Vergangenheit einzufühlen. So habe ich in meinem ersten Buch, Wilhelm II and the Germans: A Study in Leadership (1991), versucht, mich empathisch in den letzten deutschen Kaiser und vor allem in seine Beziehung zu seiner Untertanen hineinzuversetzen. In meinem zweiten Buch, A German Generation: An Experiential History of the Twentieth Century (2012) – auf Deutsch unter dem Titel Eine deutsche Generation und ihre Suche nach Gemeinschaft 2017 erschienen – habe ich versucht, mich in jene Generation deutscher Frauen und Männer hineinzuversetzen, deren Leben, zu dem auch ihre Begeisterung für den Nationalsozialismus im Dritten Reich gehörte, praktisch das gesamte 20. Jahrhundert überspannte. In all meinen Seminaren ermuntere ich die Studentinnen und Studenten, sich in die Erfahrung der Menschen aus der Vergangenheit hineinzudenken und einzufühlen, ganz gleich, ob es sich um die Verfasser von Erziehungsratgebern in meinem Seminar »Victorian Psychology from the Phrenologists to Freud«, um überzeugte Nazis in meinem Seminar »National-Socialist Germany« oder, wie in meinem Seminar »Europe in the Twentieth Century«, um bosnische Serben während der Belagerung Sarajewos im Balkankrieg handelt. Doch bevor ich an diesem Projekt zu arbeiten begann, hatte ich den empathischen Zugang, der mich als Historiker definiert, nie systematisch untersucht oder gründlicher durchdacht. Dieses Buch soll das Bewusstsein von Historikerinnen und Historikern für die Art und Weise schärfen, wie sie ihre Empathiefähigkeit verwenden, um die menschliche Vergangenheit zu verstehen. Mein eigenes Bewusstsein hat von der Arbeit daran maßgeblich profitiert.

Auch wenn ich sagen kann, dass ich in gewisser Weise mit Empathie aufgewachsen bin und mein empathischer Zugang zur Vergangenheit für meine wissenschaftliche Arbeit und meine Lehrtätigkeit charakteristisch ist, hat dieses Projekt mich dennoch auf unbekanntes Gelände entführt. Ich musste mich über die Geschichte des Konzepts kundig machen. Ich musste beharrlich ergründen, was Historiker und Historikerinnen, Psychoanalytiker und Psychoanalytikerinnen unter Empathie verstehen und verstanden haben. Obwohl mir die einschlägige Literatur beider Felder nicht gänzlich unbekannt war, musste ich eine Fülle an Literatur über Empathie aus Fachgebieten lesen, die für mich mehr oder weniger neu waren, z. B. aus der Philosophie (der Philosophie des Geistes und der Phänomenologie), der Neurowissenschaft (insbesondere, was deren Beziehung zu philosophischen Erklärungen der Empathie als Instrument, um die Psyche und die psychischen Zustände anderer Menschen zu verstehen, betrifft), der Psychologie (vor allem der Kognitions-, der Entwicklungs- und der Sozialpsychologie), der Soziologie und Anthropologie sowie der Literatur- und Kulturwissenschaften.

Freunde und Freundinnen, Kollegen und Kolleginnen haben mir entscheidend dabei geholfen, die intellektuelle Kompetenz und das Selbstvertrauen zu erlangen, um mich auf dieses mir unbekannte Territorium vorzuwagen. Ich hätte dieses Buch ohne ihren Beistand nicht schreiben können. Ihre Bereitschaft, mit mir über Empathie zu diskutieren, Kapitelentwürfe zu lesen, zu kritisieren, was ich geschrieben hatte, und Verbesserungsvorschläge zu machen, spiegelte nicht nur unsere Freundschaft und/oder Kollegialität wider, sondern auch die Tatsache, dass Empathie als Methode, Menschen kennenzulernen und zu verstehen, heute ein fesselndes und wichtiges Thema zu sein scheint. Wann immer ich konnte, habe ich mich bemüht, mich für einzelne besonders wichtige intellektuelle Hilfestellungen in den Anmerkungen zu bedanken, u.a. bei Alexandra Garbarini, Bojana Mladenovic, Keith Moxey, Mark Roseman, Jane Tillman und Armin Vodopiutz. Ich danke auch all jenen, die Manuskriptteile aufmerksam und konstruktiv gelesen und Vorschläge gemacht haben, die mir wichtige Verbesserungen ermöglichten, u.a. Ute Daniel, John Demos, Georges Dreyfus, Amos Goldberg, Harald Halbhuber, Eric Knibbs, Thomas Kühne, Bojana Mladenovic, Keith Moxey und Karsten Stueber. Zudem möchte ich all jenen danken, die mit allgemeinen Ratschlägen und Gedanken über die Rolle der Empathie in der Geschichtswissenschaft zu diesem Buch beigetragen und mir Mut gemacht haben. Dazu zählen Thomas Aichhorn, Steven Aschheim, Kenneth Barish, Alexander Bevilacqua, Marcus Carney, Alon Confino, Christina de Bellaigue, Elizabeth Friend-Smith, Gerard Fromm, Friedl Früh, Jeffrey Halpern, Laurie Heatherington, Michael Ann Holly, Richard Honig, Irene Kacandes, Jan-Werner Müller, Diane O’Donoghue, Francis Oakley, Claudia Olk, Anna Ornstein, Sharone Ornstein, Alfred Pfabigan, Magda Pfabigan, Eric Plakun, Lisa Raskin, Karen Remmler, Jürgen Reulecke, Ileene Smith, Matthias Siebeck, Yana Skorobogatov, Christian Thorne, Jane Tillman, Dorothee Wierling und James Wilk.

Zwei Gruppen von Psychoanalytikern, die eine in den USA, die andere in Österreich, haben das Manuskript in Teilen oder vollständig gelesen. Ich danke ihnen für ihre Bereitschaft, sich mit meiner Arbeit zu beschäftigen. Im November 2018 fanden sich Mitglieder des Ferenczi Center of the New School for Social Research, des Erikson Institute for Education and Research of the Austen Riggs Center sowie der Gruppe »Psychology and the Other« der Boston College Study Group zusammen, um das Manuskript zu diskutieren. Mit rund 30 Teilnehmern war die Gruppe, wie ihr Name schon ahnen lässt, zu groß, als dass ich ihnen allen persönlich danken könnte. Besonders erwähnen möchte ich aber Adrienne Harris und Edward Shapiro, für deren hilfreiche Kommentare während und insbesondere nach der Veranstaltung ich dankbar bin. Der Gruppe österreichischer Psychoanalytiker bin ich zu noch größerem Dank verpflichtet. Ihre Mitglieder setzten sich im Rahmen der Reihe »Psychoanalytische Abende« sieben Mal mit mir zusammen und diskutierten jeweils über zwei Stunden lang einzelne Kapitelentwürfe des Buches. Ich danke Erwin Bartosch, Andrea Harms, Peter Hohenbalken, Maria Lindner, Christa Paulinz, Armin Vodopiutz und Karoline Windhager. Diese intelligenten, gedankenreichen, einsichtsvollen und warmherzigen Diskussionen waren ein Highlight meiner Arbeit an diesem Projekt. Danken möchte ich auch Jennifer French, Jeffrey Israel, Bojana Mladenovic, Gail Newman und Jana Sawicki, allesamt Mitglieder der Lesegruppe Psychoanalytische Bindungstheorie am Williams College für ihre durchdachte und hilfreiche Diskussion mehrerer Kapitel im Herbst 2018.

Ich spreche zwei Menschen meinen Dank aus, die ich erst in den vergangenen Jahren kennengelernt habe und die dennoch in dieser relativ kurzen Zeit zu engen Kollegen und Freunden geworden sind, nämlich Roger Frie und Donna Orange. Sowohl Roger als auch Donna haben erheblich dazu beigetragen, dass dieses Buch bei Routledge erscheinen konnte, doch noch schwerer wiegen ihre Beiträge zu diesem Projekt, zu meiner Arbeit insgesamt und zu meinem intellektuellen und persönlichen Leben.

Lori Dubois, Auskunftsbibliothekarin am Williams College, danke ich für ihre Geduld, ihren Großmut und ihre intelligenten Ratschläge. Von ihr habe ich nicht nur gelernt, für dieses Projekt mit dem Programm EndNote zu arbeiten, sondern auch viele andere wertvolle Anregungen erhalten. Ich danke meiner Lektorin bei Routledge, Susannah Frearson, dafür, mein Manuskript angenommen zu haben, aber auch für ihre klugen und intelligenten Ratschläge, für ihre Ermunterung und ihr Entgegenkommen während des Verhandlungsprozesses. Es war ein Vergnügen, mit ihr zu arbeiten. Gleiches gilt für meine Zusammenarbeit mit Heather Evans, die mir als Senior Editorial Assistant bei Routledge während des Herstellungsprozesses zur Seite stand. Mit ihrer Effizienz, Umsicht, Intelligenz und Klugheit hat Heather die Produktion des Buches für mich zu einer durch und durch erfreulichen Erfahrung gemacht. Und schließlich danke ich Maria Anson für ihr strenges und...


Thomas Kohut ist Sue und Edgar Wachenheim III-Professor für Moderne Europäische Geschichte am Williams College in Williamstown (Massachusetts). Seine Forschungsschwerpunkte sind Deutsche Geschichte, Europäische Kulturgeschichte sowie Psychohistorie. Als Historiker mit psychoanalytischer Ausbildung hat Kohut zahlreiche Publikationen zu Themen der deutschen Geschichte und zum Verhältnis zwischen Geschichte und Psychoanalyse veröffentlicht.



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