Kohl | Vom Young Talent zum Healthy Worker | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 236 Seiten

Reihe: NextGenerationWorkLife

Kohl Vom Young Talent zum Healthy Worker

Burnout-Prävention am Karriereweg von jungen Mitarbeiter*innen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7543-7127-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Burnout-Prävention am Karriereweg von jungen Mitarbeiter*innen

E-Book, Deutsch, Band 1, 236 Seiten

Reihe: NextGenerationWorkLife

ISBN: 978-3-7543-7127-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"So weit bin ich noch nicht, das drück ich schon durch" - "Über solche Dinge spricht man nicht unter Kolleg*innen" - "Schlimm ist das Gefühl, mit seinen Themen alleingelassen zu werden". Solche und ähnliche Aussagen gab es in den Interviews im Zuge der Forschungsarbeit zu diesem Buch zu hören. Begeben Sie sich gemeinsam mit dem Autor auf eine Forschungsreise und erleben Sie am Praxisbeispiel eines Technologieunternehmens interessante, aber auch überraschende Einblicke, weshalb junge Mitarbeiter*innen oft unbemerkt ein hohes Burnoutrisiko haben und sich engagierte Präventionsanstrengungen gerade in Krisensituationen als (nicht) wirksam erweisen können. Dieses Buch wendet sich an alle, die sich selbst, als Team oder im Unternehmen mit dem in unserer heutigen Leistungsgesellschaft so wichtigen volkswirtschaftlichen Thema der Burnout-Prävention auseinandersetzen wollen, um bereits im frühen Beschäftigungsalter der "Young Talents" die Voraussetzungen für einen nachhaltigen "Healthy-Worker-Effekt" zu schaffen. Für Personalverantwortliche, aber auch Studierende kann dieses Buch eine Anregung zur praktischen Umsetzung eigener Forschungsprozesse und Unterstützung bei der kompetenten Interpretation der erhaltenen Ergebnisse darstellen.

Der Autor Ing. Gerald Kohl, MA, PMP, hat Wirtschafts- und Organisationspsychologie studiert, ist zertifizierter Business- und Mentalcoach, verfügt über mehr als 20 Jahre Management- und Coachingerfahrung im internationalen Konzernumfeld und arbeitet selbstständig als Unternehmensberater.

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2. Theoretische Hintergründe zum Burnout-Syndrom
Allem voran steht die Theorie. In diesem Kapitel werden unterschiedliche Literaturquellen zum Thema Burnout-Vermeidung analysiert, um einerseits einen Überblick über die derzeitige Sichtweise zu erhalten und andererseits die Praxisuntersuchung starten zu können. Besonderes Augenmerk wurde bei der Auswahl sowohl auf die entsprechende Nähe zum Forschungsthema im Kontext zu Stressfaktoren bei jungen Mitarbeiter*innen als auch auf in diesem Zusammenhang beschriebene mögliche primärpräventive Maßnahmen gelegt. Unter diesen Gesichtspunkten soll zunächst der theoretische Hintergrund zu den in diesem Buch verwendeten Begriffen Burnout und Stress sowie Prävention und Resilienz betrachtet werden. 2.1. Folgen aus dem Zusammenhang von Burnout und Stress
Burnout ist kein neues Phänomen, sondern geschichtlich betrachtet so alt wie die Menschheit und in allen Kulturen, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen, vorhanden. Es finden sich unzählige Beispiele in der Literatur und im Internet sowohl in Form von Ratgebern als auch zu Erkenntnissen aus der Forschung (z. B. Thomas Mann, Shakespeare, Graham Greene), Philosophie (z. B. Wittgenstein) bis hin zum Alten Testament (Buch Mose). Eine Prägung erfuhr der Begriff durch Freudenberger, 1973, der in seiner aufreibenden Arbeit als Psychiater im sozialmedizinischen Bereich in New York das Phänomen am eigenen Leib erfuhr, analysierte und sich schließlich selbst helfen konnte, denn Burnout-Ratgeber und -Therapien gab es zu dieser Zeit noch nicht. Trotz dieser Historie fällt es heute immer noch schwer, eine einheitliche und allgemein akzeptierte Definition des Burnout-Syndroms in der Medizin oder Psychologie zu finden (Burisch, 2010). Es bedingt somit einer Zusammenfassung gleichzeitig vorliegender, unterschiedlicher Symptome und deren Abgrenzung zu anderen Begriffen wie z. B. Mobbing, Depression, Belastung, Veränderungskrisen. Im ICD-10 (International Classification of Diseases) der WHO ist Burnout nicht als Krankheit, sondern als Faktor, „der den Gesundheitszustand beeinflusst und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen kann“, definiert. Allerdings soll Burnout künftig in die neue Klassifikationsliste mit dem Namen ICD-11 (2022) als Syndrom von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“, aufgenommen werden. Dies ist ein wichtiger Schritt, denn erst durch die Aufnahme wird eine eindeutige Diagnose und korrekte Zuordnung von Behandlungsformen ermöglicht. Zudem weist die WHO darauf hin, dass der Begriff Burnout ausschließlich im beruflichen Zusammenhang und nicht „für Erfahrungen in anderen Lebensbereichen“ verwendet werden sollte, um Überschneidungen mit Begriffen wie z. B. Depression zu vermeiden (ICD-10 WHO, 2019). Im Bezug zu Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung durch Burnout werden im ICD-10 unter anderem folgende Probleme benannt: „Ausgebrannt sein“, Zustand der totalen Erschöpfung Einschränkung durch Behinderung Körperliche oder psychische Belastung Mangel an Freizeit und Entspannung Soziale Rollenkonflikte oder fehlende Fähigkeiten Stress. Aus Ressourcenperspektive lässt sich das Burnout-Syndrom als chronischer Prozess psychischer und physischer Erschöpfung und damit verbundenen Symptomen beschreiben. Drei Symptomdimensionen lassen sich zur Diagnose grundsätzlich an Hand von Fällen Betroffener charakterisieren (Maslach & Leiter, 2001; Meckel, 2010): Emotionale Erschöpfung Reduzierte Leistungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit De-Personalisierung und Zynismus („Entfremdung“). Ergänzend nennt Musalek, 2012, dass sich Betroffene durch den Verlust von Attraktivität und Möglichkeiten zur Veränderung oder Verbesserung als „Gefangene der Situation“ wahrnehmen. Das Modell der Allostase3 aus der Stressforschung beschreibt dazu die Problematik einer Aufladung, die sich auf Grund permanenter Stresseinwirkung nicht wieder entladen kann (Lauterbach, 2008). Als die Hauptursachen von Stress werden ein Überschuss oder Entzug von Information und die subjektive Bewertung der Lage und Gefahren beschrieben. Die zugehörigen Stressoren unterliegen der individuellen Wahrnehmung und persönlichen Bewertung durch die Person oder Organisation. Sie sind dafür ausschlaggebend, ob es schlussendlich zu einer Stressreaktion und daraus resultierenden Stressfolgen kommt oder nicht (Burisch, 2010). Permanenter Stress führt zu Einschränkungen der Wahrnehmung, Handlungsblockaden und Erschöpfung. Die Symptome können sich in körperlichen Schäden, psychosomatischen Erkrankungen, psychischen Reaktionen sowie Verhaltensänderungen zeigen und sich durch ungenügende Bewältigungsstrategien von selbst aufrechterhalten. Dieses Missverhältnis zwischen Stress auslösenden Anforderungen und individueller Kontrollierbarkeit wird als fehlende Selbstwirksamkeit erlebt und begünstigt in einem „Teufelskreis“ (siehe Abbildung 1) die Entstehung von Burnout (Karasek & Theorell, 1990). Abbildung 1: Burnout-Teufelskreismodell
(Quelle: eigene Darstellung nach BMASK, 2017) Das Wechselspiel von psychischen Faktoren und Belastungen im Arbeitskontext beziehungsweise im privaten Umfeld kann sich somit für die Burnout-Entwicklung als maßgeblich herausstellen. Im Anforderungs-Kontroll-Modell („Job-strain-Modell“) klassifizieren Karasek und Theorell, 1990, diese psychischen Faktoren und Belastungen anhand der zwei Dimensionen der Arbeitsanforderungen an die Person sowie des für die Aufgabe vorhandenen Entscheidungs-Kontrollspielraumes in die vier Dimensionen „passive jobs“, „low-strain jobs“, „high-strain jobs“ und „active jobs“ (siehe Abbildung 2). Daraus lassen sich in weiterer Folge Lösungsansätze zur Verminderung psychischer Belastungen ableiten. Denn während sich die Dimensionen mit hohem Entscheidungsspielraum und somit hoher Selbstwirksamkeit eher positiv auf die psychische Gesundheit und Resilienzfähigkeit auswirken, bilden die beiden anderen Dimensionen klassische Beispiele für den in Abbildung 1 beschriebenen stressinduzierten Teufelskreis mit erhöhtem Krankheitsrisiko ab. Gerade Parameter wie Zeitdruck, Hektikund widersprüchliche Anforderungen tragen hier maßgeblich zu erhöhten Stressbelastungen am Arbeitsplatz bei. Abbildung 2: Anforderungs-Kontroll-Modell
(Quelle: eigene Darstellung nach Karasek & Theorell, 1990) Kritik an diesem Modell wird vor allem auf Grund der Fokussierung auf das Umfeld der qualitativen und quantitativen Arbeitsanforderungen und somit der fehlenden Beachtung von persönlichen und gesellschaftlichen psychosozialen Faktoren, welche durch die fortschreitende Individualisierung und Flexibilisierung der Arbeit hervorgerufen werden, geübt. Aus diesem Defizit heraus wurde das Modell der beruflichen Gratifikationskrise („Effort-reward-inbalance-Modell“) entwickelt, das in Kapitel 2.2. vorgestellt wird (Siegrist, 1996). Zur Beschreibung des Burnout-Verlaufs gibt es zahlreiche Phasenmodelle, von denen hier das häufig verwendete Modell von Freudenberger und North, 1992, genannt werden soll, das 12 Phasen des Burnout-Prozesses aufzeigt. Die 12 Phasen des Burnout-Prozesses sind: Idealistische Begeisterung (Zwang, sich zu beweisen) Verstärkter Einsatz (für Ziele) Subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse Verdrängung von Konflikten Umdeutung von Werten Verleugnung von Problemen Rückzug aus der Umwelt Verflachung des Lebens (deutliche Verhaltensänderung) De-Personalisierung (Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit) Innere Leere Depression und Erschöpfung Zusammenbruch (völlige Burnout-Erschöpfung). Der Verlauf und die Dauer des Prozesses sind in der Praxis individuell verschieden, genauso wie eine Zuordnung von Fall zu Fall unterschiedlich ausfällt. Die psychischen Auswirkungen durch die gestörte Anpassung von persönlicher Intention und beruflicher Realität entwickeln sich dabei sukzessive und oft lange Zeit unbemerkt. Eine Unterbrechung kann in jeder Phase erfolgen, je früher, desto kürzer fällt die Regenerationszeit aus. Zusammenfassend beschreiben alle Burnout-Modelle einen Prozessverlauf, der durch Anpassungs- beziehungsweise Anforderungsproblematiken im privaten und beruflichen Umfeld hervorgerufen werden kann. Analog zum Thema dieses Buches sollte daher der rechtzeitigen Entwicklung von entsprechenden Ressourcen und Präventionsmaßnahmen eine große Bedeutung zukommen. 2.2. Wirkung des Zusammenspiels von Prävention und Resilienz
Die Prävention von Burnout und Stress stellt somit ein wichtiges gesellschaftliches Thema dar, speziell die Frage, was Personen mit höherer Widerstandsfähigkeit („Resilienz“) von Personen mit weniger Belastbarkeit unterscheidet und mit welchen präventiven Maßnahmen diese Fähigkeiten aufgebaut, erhalten...



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