Kohl | Jede Menge Kies | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Lukas Born

Kohl Jede Menge Kies

Niederrhein Krimi
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98707-302-1
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Niederrhein Krimi

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Lukas Born

ISBN: 978-3-98707-302-1
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Tod, tödlicher, Niederrhein Humorvolle Krimiunterhaltung mit viel Lokalkolorit und einer Prise Gesellschaftskritik. Eigentlich sollte Privatermittler Lukas Born herausfinden, wer dem Bauern Gerd Heitkamp ans Leder will. Doch kaum hat er den Auftrag angenommen, liegt sein Klient auch schon mausetot auf der Wiese - genau dort, wo Heitkamp am Vorabend gegen die Auskiesung von Ackerland demonstriert hat. Warum wollte er mitten in der Nacht nach Hause laufen? Wem ist er unterwegs begegnet? Und vor allem: Welches Geheimnis hat er mit in den Tod genommen?

Erwin Kohl lebt in Alpen, dem Ort, in dem er 1961 geboren wurde. Den Niederrhein hat er seitdem nie wirklich verlassen, hier holt er sich die Inspirationen für seine Geschichten. Grundlage dafür sind zumeist reale Begebenheiten; die Soziologie der Niederrheiner und ihre vielschichtigen Charaktere bilden den passenden Rahmen. Sein Kurzkrimi »Braune Nächte« brachte ihm 2023 eine Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis ein.
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4


»Was ist los mit dir?«, will Linda wissen.

»Was soll sein?«

»Du schweigst mich seit einer halben Stunde an. Woran denkst du?«

An gelbe Rosen, möchte ich sagen, belasse es aber bei Floskeln. Seit ich Bastian abgesetzt habe, denke ich darüber nach. Hundertmal waren meine Gedanken in die Vergangenheit gereist und hundertmal mit dem Ergebnis zurückgekehrt, dass ich mich nicht verrückt machen soll. Bei Licht betrachtet dürfte das auch stimmen. Ich brauche dringend Ablenkung, und Manolo liegt schon viel zu lange dösend in der Sonne. Mein Vorhaben endet an der Parzellengrenze.

»Guten Tag. Können Sie mir sagen, wo Herr Born wohnt?« Vor mir steht ein hagerer Mann um die fünfzig. Sein schmales Gesicht ist mit Bartstoppeln übersät. Er scheint Hard Rock Cafes und Hamburg zu lieben, wenn man seinem T-Shirt glauben kann.

»Steht vor Ihnen. Wie kann ich helfen?«

»Ja, also …« Er sieht sich um.

Ich bitte ihn in den Garten. Wir setzen uns an den Tisch am Teich.

»Mein Name ist Martin Schöps. Ich bin zweiter Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen Kiesabbau in Alpen.«

»Mit dem ersten Vorsitzenden war ich heute Morgen verabredet«, stelle ich fest.

»Ich weiß. Ich habe Sie ihm ja empfohlen. Weil … man hat schon so viel von Ihnen gehört, und da dachte ich …«

»Warum haben Sie mich Herrn Heitkamp empfohlen?«, grätsche ich dazwischen. Am Telefon hat sich mein werdender Klient nicht so angehört, als wenn er mit seinem Anliegen hausieren ginge.

»Hat er Ihnen das nicht gesagt? Er hat eine Morddrohung erhalten.«

»Hat er. Wer wusste noch davon?«

Schöps sieht mich zögerlich an. Dann zieht er eine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche. »Darf ich?«

Ich nicke und stelle ihm einen leeren Blumentopf hin, der neben mir an der Beetkante stand.

»Ich musste Gerd hoch und heilig versprechen, mit niemandem darüber zu reden. Hätte ich doch bloß nicht auf ihn gehört, verfluchte Scheiße.« Er führt die Zigarette zum Mund und zieht hastig dran. »Ich glaube, er hatte einen von uns in Verdacht. Aber warum … ich meine, kann doch nicht sein, oder?«

»Herr Heitkamp sagte mir, er habe die Drohung telefonisch erhalten.«

»Ja, eben. Er kennt doch jeden von uns. Ich verstehe das nicht.« Immer wieder wandert sein Blick auf den Weg. Er wirkt dabei äußerst unruhig.

»Werden Sie verfolgt?«

»Sie suchen nach mir. Hat Nicole mir gerade gesagt, die Frau von Dieter.«

Ist klar. Ich sehe ihn fragend an.

»Die Polizei. Sie haben Hannes, Tonne … also den Dieter und Oschi mitgenommen. Wir vier waren zuletzt dort, hatten Feuerwache. Nicole sagt, die hätten schon überall nach mir gefragt. Ich glaub, die wollen uns das in die Schuhe schieben. Deshalb bin ich ja hier, ich meine, können Sie da was machen? Guten Tag. Schöps, Martin Schöps.« Er springt hoch und schmeißt dabei den Stuhl um.

Ich hatte Linda gar nicht bemerkt, die jetzt zwischen uns steht und ihm die Hand reicht.

»Linda Wagner. Hast du deinem Gast nichts angeboten?«

»Schon gut, machen Sie sich keine Umstände.«

»Ich wollte nur sagen, dass ich noch mal kurz in die Stadt fahre.«

Wir sehen ihr noch einige Meter hinterher. Schöps steckt sich die nächste Zigarette an. Kerl, ist der nervös.

»Wenn ich Sie richtig verstehe, möchten Sie mich engagieren.«

Schöps nickt. Ich nenne ihm mein Honorar. Er ist einverstanden.

»Okay. Warum glauben Sie, dass man Ihnen den Mord an Ihrem Kameraden anhängen will?«

Schöps’ Augen wandern erneut zum Weg, wenn auch deutlich unauffälliger. »Als wir heute Morgen da ankamen, um aufzuräumen, war ja schon alles abgesperrt, und der Gerd … ja, und dann stand da so eine komische Frau. Um ihren Hals war Stacheldraht tätowiert …« Schöps legt die Stirn in Falten.

Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit der Rechtsmedizinerin Kristina Wegmann. Sie hatte mich mit einem auffordernden Lächeln zum Essen eingeladen, während sie eine Made aus dem Mundraum des Mordopfers zog.

»Na, jedenfalls hat die sich mit einer Polizistin unterhalten«, fährt Schöps fort, »und dabei habe ich mitbekommen, dass sie von vier Messerstichen sprach.« Schöps schaut mich an, als hätte er mir soeben die ultimative Erklärung für all seine Sorgen und Nöte geschildert.

»Und weiter?«

Schöps lässt sich in den Sitz fallen und breitet die Arme aus. »Vier Messerstiche, vier Männer, und drei davon sind verhaftet.«

»Wissen Sie, ob die Polizei das Messer gefunden hat?«

»Welches Messer?« Er wirkt für einen Augenblick irritiert. »Ach so, Sie denken … Quatsch. Wir gehen doch nicht mit Messern in der Tasche zu einer Mahnwache. Das sollte ein friedlicher Protest werden.«

Ich gehe ins Mobilheim, um mir Block und Stift zu holen. Manolo kümmert sich inzwischen um meinen Gast, indem er sich ordentlich durchkraulen lässt. Scheint beruhigend auf Schöps zu wirken, zumindest steckt er die nächste Zigarette wieder in die Schachtel zurück.

»Sie sagten, Sie hätten zu viert auf das Feuer aufgepasst. War Gerd Heitkamp nicht dabei?«

»Nä, der war schon gegen halb elf oder so verschwunden. Musste früh raus, sagte er.«

Und taucht morgens als Leiche wieder auf? Das ist ungewöhnlich.

»Wie lange ging denn Ihre Feuerwache?«

Schöps verzieht das Gesicht. »Also eigentlich war bis sechs Uhr vereinbart. Dann wollte Uli mit dem großen Hänger und ein paar Leuten zum Aufräumen kommen.«

»Eigentlich?«

Schöps atmet theatralisch aus. »Ja. Das Grundstück gehört doch der Kirche. Und die haben zur Bedingung gemacht, dass kein Feuer unbeaufsichtigt bleiben darf, wegen Funkenflug und so. Aber dann fing das gegen halb drei so richtig an zu schütten. Ein Gewitter vom Feinsten. Da war das Feuer natürlich aus. Und Bier war auch keines mehr da, dann hat Hannes seine Frau angerufen, und die hat uns kurz danach abgeholt. Der Oschi hatte zwar sein Auto dabei, aber es konnte ja keiner mehr fahren.«

»Wann war das?«

»Muss so gegen drei gewesen sein.«

Viertel vor zehn war ich dort, die Polizei dürfte nach dem Stand der Spurensicherung mindestens eine Stunde vorher da gewesen sein. Zählt man die Zeit der Alarmierung bis zum Eintreffen hinzu, muss Heitkamp zwischen drei Uhr fünfzehn und sieben Uhr dreißig dorthin gekommen sein.

»Können Sie sich irgendeinen Grund vorstellen, weshalb Herr Heitkamp noch einmal zurückkommen musste? Wollte er vielleicht nach dem Rechten sehen?«

Schöps macht ein ratloses Gesicht. »Warum sollte er? Nä, so war der nicht. Der hat zwar alles an sich gerissen, Pressearbeit, Orga und so, muss ja auch einer machen, und der Gerd hat echt Ahnung von der Materie. Aber der würde jetzt nicht gucken kommen, ob das Feuer aus ist. Und die Biertischgarnituren wollten Tonne und Hannes dem ja heute Morgen zurückbringen.«

Ich erspare mir die Frage, ob das Quartett ihn über den Abbruch der Feuerwache informiert hat, und rufe mir stattdessen das Bild vom Tatort ins Gedächtnis. Ich werde das Gefühl nicht los, irgendetwas übersehen zu haben.

Also: Es regnet in Strömen. Vier Männer stehen unter dem Pavillon und trinken den letzten Rest Bier. Gegen drei Uhr fährt ein Wagen vor, die Männer steigen ein. Irgendwann danach taucht Heitkamp dort auf. Warum? Er kommt über die Römerstraße, biegt in den schmalen Feldweg ein. Das Scheinwerferlicht dürfte von Weitem zu sehen sein. Er hält an der Wiese und trifft auf seinen Mörder, mit dem er sich verabredet haben muss. Alles andere ergibt keinen Sinn. Er steigt also aus seinem Wagen und … Moment.

»Herr Schöps, als Sie heute Morgen an der Wiese eintrafen, stand da irgendwo das Auto von Heitkamp?«

Schöps wirkt nachdenklich. Es dauert eine halbe Minute, bis er zur Antwort ansetzt. »Jetzt, wo Sie es sagen. Es hat ja die ganze Nacht geregnet, da wird er wohl kaum gelaufen sein.«

»Zumal das sowieso ein bisschen weit ist …«

Schöps winkt ab. »Das hätte den nicht gestört. Der ist ja gestern Abend auch nach Hause gelaufen.«

»Er war nicht mit seinem Auto da?«

»Nä. Tonne und Hannes haben gestern Nachmittag die Klamotten abgeholt und ihn gleich mitgenommen. Nicole hatte sich noch angeboten, ihn nach Hause zu fahren. Aber er meinte, dass er noch frische Luft brauche. Dabei waren wir doch den ganzen Abend an der Luft.« Schöps schüttelt den Kopf.

»Okay.« Ich notiere mir seine Handynummer und auf der nächsten Seite die Nummer von Julias Diensttelefon, reiße sie ab und lege sie vor ihm auf den Tisch. »Das ist die Nummer der leitenden Ermittlerin. Sie rufen bitte sofort da an und stellen sich als Zeuge zur Verfügung.«

»Was? Das ist nicht Ihr Ernst. Die verdächtigen uns doch jetzt...


Kohl, Erwin
Erwin Kohl lebt in Alpen, dem Ort, in dem er 1961 geboren wurde. Den Niederrhein hat er seitdem nie wirklich verlassen, hier holt er sich die Inspirationen für seine Geschichten. Grundlage dafür sind zumeist reale Begebenheiten; die Soziologie der Niederrheiner und ihre vielschichtigen Charaktere bilden den passenden Rahmen. Sein Kurzkrimi »Braune Nächte« brachte ihm 2023 eine Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis ein.

Erwin Kohl lebt in Alpen, dem Ort, in dem er 1961 geboren wurde. Den Niederrhein hat er seitdem nie wirklich verlassen, hier holt er sich die Inspirationen für seine Geschichten. Grundlage dafür sind zumeist reale Begebenheiten; die Soziologie der Niederrheiner und ihre vielschichtigen Charaktere bilden den passenden Rahmen. Sein Kurzkrimi »Braune Nächte« brachte ihm 2023 eine Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis ein.



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