König | Familie macht glücklich | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

König Familie macht glücklich

Das muss man sich nur IMMER WIEDER sagen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7517-4277-1
Verlag: Lübbe Life
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das muss man sich nur IMMER WIEDER sagen

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-7517-4277-1
Verlag: Lübbe Life
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kinder sind was Wunderbares. Noch schöner ist nur ein Hühnerhof, findet Johann König und holt sich eine Schar aufgeregtes Federvieh ins Haus. Dabei hat er mit drei Kindern ja eigentlich schon genug Arbeit. Vor allem, weil sie während der Seuchenjahre nicht nur gefüttert, gesäubert und befriedet, sondern auch noch unterrichtet werden mussten. Also die Kinder, nicht die Hühner. Hier schreibt er, gewohnt trocken und lakonisch, wie er Lockdown, Hamsterkäufe und Homeschooling überlebte, wie man mit der buckligen Verwandtschaft umgeht, wenn Teile davon zu kruden Corona-Kritikern werden, und warum derartige Krisenjahre innerhalb der Familie immer noch am besten auszuhalten sind - ein Buch über die nervigste und schönste Sache der Welt: la Familia.

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Kapitel 2

Alle gesund mit Katze und Hund


Wir waren eine Bilderbuchfamilie. Voller Harmonie und Verständnis. Die Eltern pädagogisch ohne Fehl und Tadel. Die Kinder völlig normal und unauffällig.

Der damals zehnjährige Sohn zum Beispiel war ein Ausbund an Kreativität und Mutterwitz. Fleißig in der Schule und hilfsbereit im Haushalt. Er redete zwar nicht viel, las dafür aber umso mehr. Allerdings las er ausschließlich Comics. Und wenn er mal sprach, dann sprach er eher in Geräuschen mit uns. In Comic-Geräuschen, auch Inflektive genannt.

Ein Beispiel. Wenn ich ihn höflich fragte: »Kannst du mal bitte deinen Teller in die Küche bringen?«, dann gab’s kein Weglaufen. Kein Augenverdrehen. Kein Mach doch selber, Alter. Nein. Er überlegte kurz. Und sagte dann laut und deutlich: »Argh! Grummel, grummel.«

Und dann nahm er den Teller und redete weiter: »Ächz. Stöhn. Trappel wetz, trappel wetz, trappel wetz. Hechel keuch, hechel keuch. Uff. Puh. Flitz.«

Das war originell. Das war geistreich. Das war einfach sehr, sehr schön. Solange man persönlich nicht dabei war. Und es wirkte gleichzeitig auch ein bisschen ansteckend. Als er mich einmal fragte: »Papa, kann ich bald mal mehr Taschengeld kriegen?«, da schaute ich ihn an und sprach: »Argh! Grummel, grummel. Grübel, grübel. Trappel wetz, trappel wetz, flitz.«

Die Mittlere, damals acht Jahre alt, war ebenfalls schwer in Ordnung. Sie hatte klare Vorstellungen vom Leben und ihre eigenen Methoden, um diese durchzusetzen. Einmal sagte sie sehr bestimmt: »Wenn ich kein Handy kriege, dann ziehe ich zu Ellena!« Sie drohte uns also damit, zu ihrer Freundin zu ziehen, wenn sie kein Mobiltelefon bekommt. Wie cool ist das denn? Eine so starke Verbindung zu einem anderen Kind! Das ist echte Mädchenfreundschaft. Und meine Frau, wie sie so ist, wollte sie darin bestärken. Und sagte kurz und knapp: »Okay, pack deine Sachen, wir haben gerade mit ihren Eltern gesprochen, das geht klar.« Die anschließende Pause und den ungläubigen Blick meiner Tochter werde ich nie vergessen. Herrlich!

Die Jüngste, zum beschriebenen Zeitpunkt vielleicht sechs Jahre alt, wollte eine Zeitlang Prinzessin werden beziehungsweise sich so anziehen. Ich überlegte sofort, was gegen diesen albernen Wunsch helfen könnte. Und nach kurzer Recherche zeigte ich ihr auf meinem Rechner ein Foto vom damals berühmtesten Prinzen der Erde, von Prinz Charles. Und damit war dieses Thema erledigt.

In Erziehungsfragen sind meine Frau und ich schon immer eine Linie gefahren. Zuhören, Verständnis zeigen, auskontern. Auch gut gemeinte Ratschläge aus Elternzeitschriften sahen wir gleichermaßen kritisch. Dort wird zum Beispiel immer wieder empfohlen, dass man Quality Time verbringen soll. Mit dem Kind! So stand es da. Unser Tipp: Verbringen Sie Quality Time mit Ihrem kleinen Schatz. Jetzt mal ganz langsam. Quality Time ist Englisch und bedeutet: Time with Quality. Was wir bei diesem Tipp nicht berücksichtigt sahen, war die Tatsache, dass die Quality der Time durch die Anwesenheit des Childes natürlich per se gemindert wird. Die beste Quality Time haben wir immer noch allein.

Neben den drei Kindern lebte noch eine rothaarige Mieze bei uns, die ich höchstpersönlich vor Jahren als sechs Wochen altes zuckersüßes angebliches Kätzchen aus einer illegalen Zucht befreit hatte beziehungsweise herausgekauft beziehungsweise emotional verführt, für viel Geld teuer bezahlt hatte und die nun ein unförmiger, verfressener Kater namens Hekto-Pascal war. Ein wetterfühliges Tier mit borstigem Fell.

Die eindringlichste und fragwürdigste assoziative Verbindung zwischen den Kindern und der Katze hatte in dieser Zeit meine Frau zu bieten, die einmal sagte: »Wenn ich sehe, wie sich dieser fette Kater mühsam durch die Katzenklappe quetscht … dann muss ich irgendwie immer an die Geburten der Kinder denken.« Schönes Bild.

Dann passierte etwas, was man in unserem Umfeld häufiger beobachten kann: Wenn das letzte Kind mit dem Erreichen des Grundschulalters einen großen Schritt in Richtung Eigenständigkeit getan hat und ein weiteres Kind nicht mehr realistisch erscheint, dann stellt sich bei der Frau im Haus manchmal der Wunsch nach neuartigen Erziehungs-, Versorgungs- und Beschützungsaufgaben ein. So auch bei uns im Haus, wo ich eines Nachmittags hinterrücks von ihr angesprochen wurde.

»Hast du gesehen? Die Frickes haben jetzt einen Hund.«

»Aha.«

»Und? Was denkst du?«

»Selber schuld.«

»Ach komm, der ist doch wirklich süß.«

»Süß? Noch. Warte mal ab, bis der ausgewachsen ist.«

»Der wird nicht so groß.«

»Wer’s glaubt.«

»Kniehoch. Höchstens.«

»Von mir aus.«

»Was hältst du eigentlich von einem Hund?«

»Nichts.«

»Ich meine ganz allgemein.«

»Ich mag Hunde nicht.«

»Auch nicht so kleine?«

»Du meinst so kleine Kläffer wie von der Alten gegenüber?«

»Guck mal hier.«

»Was ist das?«

»Das ist eine Seite für Hundevermittlungen aus dem Ausland.«

»Willst du mir gerade irgendwas sagen? Durch die Blume?«

»Guck dir den mal an. Ist der nicht süß?«

»Süß? Keine Ahnung. Ist halt ein Hund.«

»Die haben mir auch schon einen kleinen Film geschickt. Hier. Guck mal.«

»Was?«

»Hier kann man sehen, wie er sich bewegt. Schau. Wie er läuft.«

»Richtig gut. Läuft einwandfrei geradeaus. Knickt nicht um. Fällt nicht zur Seite.«

»Sehr witzig.«

»Aber sag mal, das heißt, du bist bereits in Kontakt mit denen?«

»Ich habe mir einfach mal ein paar Infos schicken lassen über den.«

»Wie alt ist der denn?«

»Die schätzen den auf sieben Monate.«

»Sieben?«

»Ja, sieben.«

»Du weißt schon, dass das keine gute Zahl ist.«

»Häh?«

»Die sieben Todsünden. Ein Buch mit sieben Siegeln.«

»Häh. Und was ist mit … den sieben Zwergen?«

»Sieben Tore hat die Unterwelt.«

»Sieben Weltwunder.«

»Schlange mit sieben Köpfen.«

»… Gold sieben.«

»Häh?«

»Du spinnst doch. Du willst doch nur ablenken. Guck ihn dir doch mal richtig an. Das ist echt ein Kämpfer. Der stand irgendwann nachts ganz ausgehungert vor den Toren eines Tierheimes in Jassy.«

»Wo ist das?«

»In Rumänien.«

»Ja, und?«

»Verstehst du nicht? Der wusste, hier ist ein Tierheim. Hier kann mir geholfen werden. Ist doch irgendwie ganz schön intelligent, oder?«

»Aber was hab ich damit zu tun?«

»Die könnten den mit dem Flieger rüberschicken.«

»Wieso? Wollen die Frickes noch einen?«

»Du bist doof. Zu uns natürlich. Die Kinder fänden das super.«

»Du hast auch schon mit den Kindern gesprochen?«

»Ja, gestern. Die freuen sich total.«

»Aber … das … was … warum …?«

»Sie sagten, ich sollte schnell mit dir sprechen.«

»Schnell?«

»Na ja, dann könnte er schon in vier Wochen hier sein.«

»Auf gar keinen Fall!«

»Warum denn nicht?«

»Weißt du, was das bedeutet? Ein Hund? Jeden Morgen raus. Jeden Abend raus. Die Scheiße einsammeln. Einen Schlafplatz finden. Du bist ja total verstrahlt.«

»Das haben wir alles schon geklärt. Der schläft einfach …«

»Das ist ja schön für euch, dass ihr das geklärt habt. Aber ich …«

»Schau, du hast deine Katze. Da warst du auch total verstrahlt. Ich war dagegen, und dann hast du abstimmen lassen. Alle Kinder und du waren dafür. Genauso machen wir es jetzt auch.«

»Das habt ihr ja gefickt eingeschädelt.«

»Was haben wir?«

»Das habt ihr ja geschickt eingefädelt, herzlichen Glückwunsch. Aber das eine sage ich euch: Der Hund kommt nur unter einer Bedingung. Und die Bedingung ist, dass ich nie im Leben seine Haufen wegmachen muss. Und wenn du jetzt sagst, das ist gemein, dann sage ich: Tja, c’est la vie, mon chérie.«

»Wenn, dann ma chérie.«

»Häh?«

»Aber das war uns doch klar. Dass das deine Bedingung sein wird.«

»Ach.«

»Na sicher. Wir kennen dich doch jetzt auch schon eine Weile.«

»Soso.«

»Du bist also einverstanden?«

»Ich … kann ich vielleicht noch eine Nacht …«

»Kinder, ihr könnt reinkommen, Papa ist einverstanden.«

»JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!«

»Papa, du bist der Beste. Wir lieben dich!«

Ja, so war das. Oder so ähnlich. Ich wurde einfach überrumpelt. Mit einer wirklich miesen Taktik. Einer Taktik, die mir irgendwie bekannt vorkam. Zuhören, Verständnis zeigen, auskontern. So fühlt sich das also an. Verstehe.

Ein paar Wochen später war der Hund dann tatsächlich bei uns. Wir holten ihn am Flughafen ab. Denn er kam mit dem Flugzeug. Wie auch sonst? Er war ein … ein Borderline-Collie. Ein Borderline-Collie aus Rumänien. Mit großer Angst vor Männern. Vermutlich hatte er in Rumänien schlechte Erfahrungen mit Männern gesammelt. Die Ereignisse rund um diese Familienerweiterung habe ich damals in einem kleinen Tagebuch notiert. Das Tagebuch heißt:

Das vierte Kind hat Fell

14. Juli


Es ist entschieden. In drei Wochen kommt eine Alliteration zu uns. Ein braun-beiger Bello aus Bukarest. Bingo. Meine Frau betrachtet ihn auf dem Foto: »Schau mal«,...


Johann König steht seit über 20 Jahren auf der Bühne und gehört zu den erfolgreichsten Comedians Deutschlands. Als "Poet unter den Komikern" hat er sich in die Herzen einer großen Fangemeinde gespielt. U.a. ausgezeichnet mit dem Deutschen Comedypreis und dem Bayerischen Kabarettpreis, ist er erfolgreicher Buchautor, darüber hinaus gern gesehener Gast bei Nuhr im Ersten und im Quatsch Comedy Club. Aktuell ist er als Gastgeber der TV- Show Das Gipfeltreffen: Sträter, Schubert, König retten die Welt im Ersten zu sehen.



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