E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Kömmerling / Brinx/Kömmerling / Brinx Tausche Traumprinz gegen Pizza
11001. Auflage 2011
ISBN: 978-3-522-65105-9
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
aus der Reihe Freche Mädchen – freche Bücher!
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Reihe: Freche Mädchen - freche Bücher
ISBN: 978-3-522-65105-9
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Anja Kömmerling und Thomas Brinx erzählen Geschichten wie das Leben - mit Ecken und Kanten, Höhen und Tiefen, gerne über Menschen, die anders sind und nicht ganz ins System passen. Bis heute in über 40 Büchern, Märchenfilmen, Krimis und Komödien für Kino und Fernsehen. Ihr Thienemann-Jugendbuch »Neumond« wurde mit der Segeberger Feder ausgezeichnet.
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Überraschungen
»Also, die Mädels übernehmen Tulas Zimmer, und zwar pronto! Muang, du könntest mir hier bei dem Bücherregal helfen. Schatz, würdest du das mit Benno regeln, ja? Und, Konni …!«
»Ich helfe bei den Mädels mit!«
Ich musste grinsen. Mein Vater führte das Regiment und schickte alle von hier nach da, aber Konstantin ließ sich eben nicht schicken. Mein Konstantin. Er legte seinen Arm um mich und zog mich mit sich in mein altes Zimmer, in dem sich die Kisten stapelten.
Der Tag unseres Umzugs war endlich gekommen. Also eigentlich kein großer Umzug, nur von dem kleinen, viel zu heißen Dachgeschoss in die Etage darunter, in die Wohnung, die ewig renoviert worden war.
»Schnell, gib mir einen Kuss, bevor die anderen kommen!« Konstantin zog mich an sich und gab mir einen seiner warmen, weichen Küsse, die ich seit drei Wochen andauernd bekam und von denen ich nicht genug kriegen konnte. Ja, seit drei Wochen waren Konstantin und ich ein Paar. Das glücklichste Paar der Welt.
»Schluss mit Knutschen jetzt, heute wird umgezogen!« Meine Freundin Lielott – betrachtete die Dinge durch ihre runde Hippiebrille, ordnete sie und verteilte die Aufgaben. So ist sie. Dabei kann sie unentwegt reden und wenn man sich nicht ab und zu einfach taub stellt, kann man manchmal verrückt werden von dem ganzen Geplapper. Trotzdem, sie gehört zu mir, seit ich in die neue Klasse gekommen bin und sie mich unter ihre Fittiche genommen hat. Lielott, die nicht so schick und reich ist wie die meisten in diesem edlen Viertel.
»Dodo, hilfst du mir mit der Kiste hier? Meine Güte, ist die schwer! Was ist denn da drin?« Lielott riss den Karton auf, in dem ich meine Bücher verstaut hatte, und schüttelte den Kopf. »Tula, weißt du denn nicht, wie man das macht? Halb Bücher und halb Klamotten. Sonst kann man das doch gar nicht tragen, der reißt uns durch auf dem Weg nach unten!«
Ich zuckte mit den Schultern und packte die Hälfte der Bücher wieder aus.
Konstantin schnappte sich eine andere, wesentlich leichtere Kiste. »Hier, die geht!«
Ausgerechnet. Die Kiste mit meinen Stofftieren.
»Ach, die lass mal, die …!«
Aber Lielott hatte sie schon aufgerissen und förderte ein rosa Plüschteil nach dem anderen zutage.
»Hey, Tula, ich wusste gar nicht, dass du so viele davon hast!« Dodo grinste mich an. Dodo, meine andere beste Freundin von nebenan. Sie wohnt nur ein paar Häuser weiter und ich hab sie damals in unserem Garten kennengelernt, als sie auf der Suche nach einer ihrer Katzen gewesen war. »Wo sollen die Schnuckels denn hin?«
Ich wurde rot. Warum um alles in der Welt mussten die vor Konstantin so auf diesem Thema herumreiten? Der dachte doch jetzt bestimmt, ich wäre noch ein Baby!
»Ich kann meine auch nicht wegschmeißen. Die erinnern einen immer so an früher«, sagte mein wunderbarer Freund und lächelte mich an. »Immerhin hat man mal gedacht, die würden leben und auf einen aufpassen und so. Da kann man die doch nicht einfach entsorgen!«
Lielott wollte einige der Stofftiere zu den Büchern stecken, aber ich hielt sie davon ab. »Trotzdem, die sollen eigentlich in den Keller!« Ich stopfte sie zurück in die Kiste und machte sie zu.
Dodo schnappte sich einen anderen Karton und marschierte los. »Also, ich fang jetzt an, sonst ziehen wir ja noch drei Tage lang um.«
Sie verschwand und Lielott schleppte ihr ächzend die Bücherkiste hinterher. »Warte, Dodo, weißt du, wohin …?«
Konstantin grinste mich an. »Eine gute Gelegenheit, um …«, er strich mir durch die Haare und schaute mir tief in die Augen, »… um dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe!«
Ich schmolz dahin. Alles nur noch weich und Watte und schön. Mein Magen rebellierte und mein Herz flatterte wie eine ganze aufgescheuchte Schmetterlingshorde. »Ich …!«
»Tula, Mama will meine Monstersammlung ausmisten!« Benno, mein kleiner Bruder, kam hereingestürmt und blieb mit rotem Gesicht vor mir stehen. »Du musst ihr sagen, dass das nicht geht.«
Mama folgte ihm auf dem Fuße, stoppte in der Tür und verschränkte die Arme. »Benno, jetzt mach nicht so ein Theater. Ich will nicht die ganze Sammlung ausmisten, sondern vielleicht ein oder zwei von den Dingern, die du sowieso doppelt hast. Wir können doch nicht alles aufheben!«
»Alles nicht, aber die Monstersammlung – das geht gar nicht!«
Die beiden stritten sich jetzt einfach in meinem Zimmer weiter und ich beschloss, mich rauszuhalten und die Stofftierkiste in den Keller zu tragen. »Bestimmt gibt es noch was anderes für den Keller«, sagte ich zu Konstantin und ich konnte es nicht ändern, aber immer wenn ich mit ihm sprach, wurde meine Stimme ganz weich und säuselig. »Du könntest mich begleiten!«
»Draußen im Flur steht eine von Benno!«, sagte Mama.
»Nein!!! Die ist nicht für den Keller, da sind meine Geheimpapiere aus dem Kindergarten drin!«
»Eben. Aus dem Kindergarten. Ich finde, die müssen nicht in deinem neuen Zimmer herumfliegen, du gehst doch jetzt schon in die Schule, Benno!«
Wir gingen hinaus, trugen die Plüschtierkiste zusammen und obwohl wir genau eine Kistenlänge voneinander getrennt waren, kribbelte mein ganzer Körper, als läge meine Hand in Konstantins.
»Geht ihr in la cantina?«
Mein Vater lernte gerade Italienisch und versuchte, seine neuen Kenntnisse so oft wie möglich anzubringen. Er schreibt Reiseführer speziell für Fahrradfahrer und plante eine Tour durch die Toskana. Es war seine Spezialität, Gebiete auszusuchen, in denen den Fahrradfreunden auf jeden Fall die Puste ausgeht – bergige Strecken oder ein viel zu heißes Land oder eins mit nur Sandwegen. Jetzt stand er auf der Leiter, schraubte das Bücherregal im Wohnzimmer ab und reichte Muang die einzelnen Bretter runter.
Muang ist Dodos Freund. Auch erst seit Kurzem. Als ich Dodo kennengelernt habe, wollte sie von Jungs nichts wissen, auf keinen Fall. Sie lebt mit ihrer Mutter zusammen, die Dodos Vater ziemlich fies sitzen gelassen hat, und beide hatten eigentlich beschlossen, keinem Mann die Tür zu ihrer gemütlichen Wohnung und schon gar nicht zu ihren Herzen zu öffnen. Aber dann liefen wir Muang im thailändischen Restaurant seiner Eltern über den Weg und da war es um Dodo geschehen. Obwohl sie das lange nicht zugeben wollte.
»Nehmt doch bitte die Kiste da mit!«
Auf der Treppe trafen wir Dodo und Lielott wieder.
»Hey, aber gleich zurückkommen!«, mahnte Lielott, und Dodo schubste sie ein Stück die Treppe hoch, bevor sie zu einem Vortrag anheben konnte. »Jetzt lass die doch mal!«
Konstantin und ich grinsten uns an und hörten die beiden auf unserem Weg nach unten noch weiterstreiten. Dodo und Lielott sind meistens unterschiedlicher Meinung.
Wir stapelten die Kisten in dem alten, dunklen Keller, in dem auch noch Sachen von Tante Hannchen standen, die uns dieses verrückte gelbe Haus nach ihrem Tod vermacht hatte. Ich nahm Konstantins Hand und zog ihn in den Garten. »Komm, ich zeig dir was!«
Natürlich kannte er den verwunschenen Garten schon, er fühlte sich wohl hier, obwohl er zu Hause im reinen Luxusparadies lebte, mit Pool und Butler und was man sich so vorstellen kann.
»Hier ist es einfach gemütlich!«
Es gab auch nichts Neues, was ich ihm zeigen wollte, nur dass ich schon wieder ganz dringend einen Kuss von ihm brauchte, so dringend, dass ich elendig zugrunde gehen würde, wenn ich ihn nicht bekam. Ich weiß nicht, wie lange wir geknutscht haben, das kann ich nie einschätzen, knutschen, da versinkt man und hat plötzlich überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Aber irgendwann rief Lielott von oben aus dem Dachfenster nach uns und wir machten uns seufzend wieder auf den Weg.
Das ist auch so etwas Komisches: Ich denke immer, wenn ich so und so viel knutsche, dann geht’s mir besser, dann nimmt die Sehnsucht eine Weile ab und ich kann irgendwas anderes machen, zum Beispiel umziehen, aber so ist das nicht. Die Sehnsucht bleibt immer gleich, egal wie viel Zeit man vorher weggeknutscht hat.
Im Erdgeschoss stand ein mittelalter Mann mit wirren Haaren und fliegendem Blick. »Entschuldigung, ich wollte die Wohnung anschauen. Wissen Sie zufällig, wo ich hinmuss?«
Meine Eltern machen immer alles auf einmal. Zum Beispiel ausziehen und gleichzeitig die alte Wohnung schon in die Zeitung setzen.
»Wir brauchen das Geld, Tula, da kann man nicht früh genug inserieren. Dauert ja dann auch ewig, bis die neuen Mieter einziehen!«, hatte Mama mir erklärt. »Und bis die untere Wohnung fertig renoviert ist, können wir die hier doch schon vermieten.«
Und das hatten sie jetzt davon: Umzug und Leute durch die Wohnung führen. Alles auf einmal.
»Ich zeig sie Ihnen«, sagte ich und ließ den Mann vorgehen.
Er machte ganz vorsichtige Schritte und zuckte zusammen, als Benno oben einen Schrei losließ, wahrscheinlich weil meine Mutter ihn zwingen wollte, sich von einem seiner kaputten ferngesteuerten Autos zu trennen.
»Oh, laut!«, flüsterte der Mann und Konstantin und ich schauten uns nur an. Der war ja nun nicht besonders geeignet dafür, mit uns in einem Haus zu wohnen. Der Mann hieß Kurschner und war Pianist, wie er meinen Eltern oben erklärte, und Benno bekam die einmalige Gelegenheit, alles wieder aus der Müllkiste zu kramen und in den anderen Kartons zu verstecken.
»Ich bin sehr geräuschempfindlich«, erklärte Herr Kurschner weiter und testete, ob die Bodendielen knarzten, was sie ausgiebig taten und ihn jedes Mal das Gesicht verziehen ließ.
Dodo und Lielott kamen an uns vorbei. »Hey, wo wart ihr denn? Da sind nur noch zwei Kisten, wir haben schon alles unten, jetzt...