Koch | Morgen fang ich aber wirklich an! | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Koch Morgen fang ich aber wirklich an!

Wie wir endlich Veränderung umsetzen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-593-46025-3
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie wir endlich Veränderung umsetzen

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-593-46025-3
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alle beschäftigen sich ständig damit, WAS sie verändern müssten in ihrem Leben, in ihrem Job und vernachlässigen dabei, WIE es funktionieren kann. Es liegt nicht an mangelnder Willenskraft oder Motivation, wenn wir in einer Veränderungslähmung gefangen sind, sondern an mangelnder Technik, sagt der Psychologe und Bestsellerautor Axel Koch. Mit der von ihm nach den Gesetzen der Veränderungspsychologie entwickelten Transferstärke-Methode kann die Veränderungsdynamik endlich Tempo aufnehmen! -Potenziale unserer individuellen Veränderungskompetenz heben -Verhaltensänderung lernen durch Selbststeuerung -Uns bremsende Spielregeln erkennen und ändern

Axel Koch, geboren 1967, ist promovierter Diplom-Psychologe und Professor für Training und Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning. Er arbeitet seit über 30 Jahren als Redner, Trainer und Coach. In seiner Forschung befasst er sich mit dem Thema »Lerntransfer & nachhaltige Veränderung« und hat mit seiner mit dem Deutschen Weiterbildungspreis ausgezeichneten Transferstärke-Methode® einen neuartigen und wissenschaftlich fundierten Ansatz entwickelt, damit Trainingsmaßnahmen mehr Praxiswirkung bringen. Er hat mehrere Bücher zu seinem Spezialgebiet veröffentlicht, darunter zwei Bestseller.
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Kapitel 2


Die Überschätzung des inneren Schweinehundes

IHR BLICK FÄLLT AUF DEN GROSSEN STAPEL VON ZETTELN auf ihrem Schreibtisch. Da ist eine Rechnung vom Online-Shop, darunter lugen ein paar verknitterte Tankquittungen hervor. Ach ja, gestern war sie einkaufen. Der leicht verschwommene Beleg aus Thermopapier. Da sind noch mehr. War sie wirklich so oft einkaufen diese Woche? Bei der Post scheint sie auch gewesen zu sein. Ihr Blick fällt auf das Datum der Quittung: schon drei Wochen alt. Sie blättert durch den Stapel: Rechnung vom Autohaus für die Wartung, Rechnung vom Kaminkehrer mit Kaffeefleck, Kassenbon von der Apotheke. Das ist schon spannend, diese Reise in die Vergangenheit anhand von Belegen. Kriminaltechniker hätten ihre wahre Freude daran. Filmreif. Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast. Am 17. Juli warst du Eis essen, sagt ihr ein verschütteter Bon. Echt jetzt? Schon ein Jahr liegt der hier? Andrea rauft sich die wuscheligen Haare. Das kann so nicht weitergehen, denkt die Mittvierzigerin. Ich muss es endlich mal schaffen, die Belege konsequent abzuheften oder wegzuschmeißen. Sie sieht das Mahnmal ihrer Aufschieberitis. Den Zettelhaufen. Sie weiß, es ist gar nicht so schwer: »Du nimmst einfach den Beleg und heftest ihn an dem Tag ab, an dem du ihn bekommst.« Es ist nicht so, dass sie es nicht schon längst versucht hätte, sich ernsthaft am Riemen zu reißen. Sie hat es sich schon ein paarmal vorgenommen. Besonders dann, wenn ihr schlechtes Gewissen sie besonders plagte.

»Ich bin einfach zu willensschwach. Mir fehlt die Selbstdisziplin. Andere können es doch auch.« Diese Sätze poltern wie Wackersteine durch ihren Kopf. Schwer und belastend. Immer wieder. »Du musst doch nur daran denken und es machen, du blöde Kuh«, schimpft sie mit sich selbst. Ihre Stimmung ist nun endgültig im Keller. Schwarze Schatten liegen auf ihrem Gemüt. »Versagerin«, hallt es in ihrem Kopf. »Du kannst es einfach nicht. Du musst endlich in die Gänge kommen.« Sie schämt sich. »Schluss jetzt.« Sie taucht aus ihrem inneren Jammertal wieder nach oben und nimmt sich fest vor, dass es diesmal endlich anders werden soll. Diesmal schafft sie es bestimmt. Sie will nun zumindest einmal die Woche die Kurve kriegen und die Ablage machen. Dann ist der Stapel auch nicht so groß. »Verdammter innerer Schweinehund.« Und in ihr blitzen Szenen auf wie im Actionfilm mit Uma Thurman. Ihr Schweinehund steht auch auf der Todesliste, wenn er sich nicht endlich fügt.

Ich habe Andrea bei einem meiner Seminare kennengelernt. Ihr Beispiel bringt gut auf den Punkt, wie es vielen Menschen geht, denen die Veränderung von Gewohnheiten nicht gelingt. Sie fühlen sich unglaublich schlecht und meinen, sie hätten zu wenig Willensstärke, weil es doch so einfach zu sein scheint, eine Veränderung hinzubekommen. Sie sehen den Sinn für eine Veränderung und sind auch motiviert, scheitern aber dennoch an sich selbst. Eine Bankrotterklärung. Sie malträtieren sich mit Selbstvorwürfen und verzweifeln an dem vielzitierten inneren Schweinehund. Denn dieser fiese Zeitgenosse liegt nur faul auf dem inneren Sofa herum und kommt nicht in die Gänge. Wie lässt sich der nur überwinden und besiegen?

Diese Redewendung vom inneren Schweinehund ist übrigens schon fast 100 Jahre alt.1 Der Begriff leitet sich von den Sauhunden ab, die früher bei der Wildschweinjagd eingesetzt wurden. Ob Sauhund oder Schweinehund – eines ist ganz klar: Am Willen liegt es, ob wir Veränderungen schaffen oder nicht. Die Rolle des Willens unterstreicht auch eine andere Redewendung: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Doch was ist das genau – der Wille? Wir sagen es so leichthin, aber wie funktioniert das mit der Willensstärke?

Dein Wille geschehe, aber was ist überhaupt Wille?


Heute Morgen sitzt mein 16-jähriger Sohn muffelnd am Frühstückstisch. Ich traue mich kaum, ein Geräusch zu machen und die Butter auf mein Brot zu schmieren. Seine schlechte Laune nähert sich der Kernschmelze. Er will nicht zur Schule. Glücklicherweise hat er dann doch den Weg zur Tür und zum Bus gefunden. Irgendetwas in ihm hat ihn dazu gebracht.

Ganz anders gestern. Da hat er gesagt, er wolle nicht für die Schule lernen. Aber das kenne ich schon von ihm. Eine Deutscharbeit steht an. Und in Deutsch sieht es nicht so gut aus. Auf die Einwände des fürsorglichen Vaters – sprich meine –, dass er jetzt im Abschlussjahr nochmal Gas geben und sich zusammenreißen möge, hat er mit Missmut reagiert und Worten, die ich hier nicht wiederzugeben wage. Ich wünschte, er hätte den Willen, für die Schule zu lernen. Hat er aber nicht. Er spielt lieber am PC und unterhält sich mit seinen Spielkumpels über Twitch.

Eine Fliege müsste man sein, dann müsste man sich mit dem Thema Wille gar nicht befassen. Gerade ist hier eine in mein Arbeitszimmer hereingeflogen. Im Zickzackkurs summt sie durch den Raum und bewegt sich ein bisschen wie die Kugel in einem Flipperautomaten von Wand zu Wand, bis sie zufällig die offene Balkontür erwischt und wieder verschwindet. Fliegen sind instinktgesteuert. Sie denken nicht, da hinten ist eine offene Tür, da fliege ich hin. Da ist auch nicht der Wille, ich muss hier aus dem Zimmer raus. Sie reagieren einfach in starrer Weise auf bestimmte Reize. Wir Menschen dagegen können denken – und damit beginnt das ganze Drama. Denn Wille bedeutet, so erklären es die Motivationspsychologinnen und -psychologen, die eigenen Gedanken und Handlungen kontrollieren zu können. Wenn hier also eine Fliege summt und ich einen klaren Gedanken niederzuschreiben versuche, dann brauche ich Selbstkontrolle. Ich muss meine Aufmerksamkeit auf die Aufgabe lenken und störende Reize ausblenden. So ein Reiz ist auch der Gedanke, ich könnte mal eben in die Küche gehen und mir einen Kaffee holen oder entzückt dem Vogelgezwitscher von draußen lauschen. Ich unterdrücke alle Impulse, die mich gerade von meiner Aufgabe wegbringen. Ich will nur die Zeilen formulieren, das ist mein Ziel. Und alles andere hat sich unterzuordnen. Auch mein Bedürfnis, doch noch kurz die Mülltonne rauszustellen, weil mir gerade einfällt, dass sie heute Vormittag abgeholt wird. Aber nein. Ich schreibe jetzt meinen Text. Nur das. Und selbst wenn ich die Tonne hinterher vergessen sollte oder der Müllwagen früher kommt. Egal. Die Aufmerksamkeit gehört dir, liebe Leserin oder lieber Leser, und den Zeilen, die ich für dich schreibe.

Du merkst, da ist ganz schön viel los im Kopf, wenn es um den Willen geht. Er kommt immer dann ins Spiel, wenn wir ein bestimmtes Ziel vor Augen haben, für das wir uns selbst verpflichtet haben und das wir gerne erreichen wollen. Doch da sind dann rechts und links des Weges Ablenkungen und Versuchungen und die Willenskunst besteht darin, diesen »Sirenen« nicht zu folgen. Das war schon ein Problem für Odysseus in der griechischen Mythologie. Ein bisschen wissenschaftlich-abstrakt formuliert geht es beim Willen um kognitive Kontrollprozesse, mit denen es einem gelingt, sich gegen konkurrierende Reaktionstendenzen abzuschirmen. Doch der Wille dient nicht nur dazu, dass wir spontane Impulse unterdrücken oder Ablenkungen ausblenden, um ein erstrebenswertes Ziel zu erreichen. Wir brauchen ihn auch, wenn wir etwas tun wollen, was eigentlich unserem Bedürfnis widerspricht – wie zum Beispiel die Wohnung aufzuräumen, obwohl wir keine Lust dazu haben.

Schauen wir uns nun noch an, wie die willentliche Handlungsteuerung funktioniert. Die Voraussetzung dafür ist ein inneres Sprechen. Wir instruieren uns selbst, bestimmte Dinge zu tun oder zu lassen. Wir lernen diese Selbststeuerung durch unsere Eltern. Zunächst geben die Eltern die Anleitung, zum Beispiel vor dem Schlafengehen die Zähne zu putzen. Mit der Zeit verinnerlicht das Kind diese Sätze und braucht irgendwann die Eltern nicht mehr. Es ist dann diese innere Stimme in unserem Kopf: »Halt, stopp, nochmal raus aus den Federn. Du hast noch nicht die Zähne geputzt.« »Will nicht, bin schon müde, morgen wieder.« »Nein, jetzt. Steh auf. Du willst doch nicht, dass deine Zähne kaputtgehen.« »Ja, gut.« Die Schallplatte der Kindheit springt an und wir handeln. Diese kognitiven, sprich Verstandesfähigkeiten, zu der auch...



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