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E-Book

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Kneifl Klippensturz

Ein Istrien-Krimi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7099-3994-9
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Istrien-Krimi

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-7099-3994-9
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Laura Mars reist nach Istrien – und wird dort sehnsüchtiger erwartet, als ihr lieb ist
Laura Mars wird aus ihrem Leben in Wien gerissen und mitten in eine Geschichte geworfen, die sich zunehmend wie ein böser Traum anfühlt: Ein Notar aus Kroatien teilt ihr mit, dass sie die Alleinerbin ihrer gerade verstorbenen Großmutter ist – obwohl Laura schon vor Jahren deren Sterbeanzeige bekommen hat. Und damit nicht genug: Als Laura im Notariat in Pula ankommt, findet sie dort den Notar ermordet vor. Vom Testament fehlt jede Spur. Dafür entdeckt sie das Tagebuch ihrer Großmutter und erfährt mit jeder Seite mehr über die vertrackte und düstere Vergangenheit ihrer Familie. Warum hat ihre Großmutter damals die Familie verlassen? Hat ihr Onkel in Rovinj etwas mit dem Mord an dem Notar zu tun? Und welches Motiv verfolgt dessen charmanter Neffe?

Adria-Idylle oder Alptraum?
Tiefblaues Meer, geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten, malerische Landschaften – Lauras Zeit in Istrien könnte ein wahrgewordener Kroatienurlaubstraum sein. Wären da nicht die ungeklärten Todesfälle und Lauras mehr als schwierige Verwandtschaft, die ihr ziemlich viel Kopfweh bereitet. Eines hat sich Laura aber fest vorgenommen: keine komplizierten Männergeschichten mehr. Doch der ermittelnde Kommissar macht es ihr immer schwerer, an ihrem Vorsatz festzuhalten … Und die Zeit drängt: Während Lauras Nachforschungen immer mehr Fragen aufwerfen, taucht ein weiteres Mordopfer auf.

Meisterinnenhaft zeichnet Edith Kneifl die strahlenden und tiefdunklen Seiten eines Urlaubsparadieses
Laura Mars erkundet die größte Halbinsel Kroatiens auf flotten Motorbooten, saust mit dem Roller durch atemberaubend schöne Orte, lernt Porec, Buje, Motovun, Groznjan und Volosko kennen und probiert sich durch die köstlichsten kroatischen Spezialitäten. Aber Edith Kneifl schreckt nicht davor zurück, uns auch mit der bedrückenden Realität jenseits des Urlaubs-Idylls zu konfrontieren: Hotels in der wirtschaftlichen Krise, die Erinnerung an einen Krieg, der bis heute schmerzt und spaltet, zerrüttete Familien – sie zeigt uns Istrien in all seinen Facetten.

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3. Als Laura den Kommissar aus dem Palast gegenüber kommen sah, steckte sie das schwarze Büchlein rasch in ihre Handtasche. Die Zeilen ihrer Großmutter hatten sie sehr berührt, doch sie konnte sich nicht länger damit beschäftigen, denn der Kommissar näherte sich schnellen Schrittes dem Café. Viktor Novak schien etwa in ihrem Alter zu sein. Vielleicht auch ein, zwei Jahre jünger. Südländische Männer altern schneller, dachte sie nicht zum ersten Mal. Er war groß, schlank, breitschultrig und bewegte sich leichtfüßig. Vermutlich trieb er viel Sport. Seine leichten O-Beine ließen sie auf Fußball tippen. Der Kommissar wirkte angespannt, wenn nicht gar verärgert. Kein Wunder, schließlich hatte er es mit einem Mord zu tun. Er schaute ihr nicht in die Augen, als er unaufgefordert ihr gegenüber Platz nahm. Der Kellner kam sofort herbeigeeilt. Auf Novaks Frage, ob sie einen zweiten Kaffee wolle, schüttelte sie den Kopf. „Oder noch einen Teranino?“ Diesem Mann entgeht nichts, dachte sie und beschloss, sich vor ihm in Acht zu nehmen. „Damit mich später die Verkehrspolizei festnimmt? Ich muss heute, wie ich Ihnen bereits gesagt habe, nach Rovinj.“ Dem Kommissar entkam ein Lächeln. Er bestellte Kaffee, eine Kremsnita und eine große Flasche Mineralwasser mit zwei Gläsern. Als er ihr einschenkte, sagte er: „Was soll ich bloß mit Ihnen anfangen? Sie sind in eine üble Sache hineingeraten. Ich bin mir nicht sicher, ob Ihnen Ihre schwierige Lage wirklich bewusst ist. Warum haben Sie eigentlich als Erstes die Polizei und nicht die Rettung angerufen?“ Sie reagierte nicht, obwohl ihr eine heftige Bemerkung auf der Zunge lag. Er betrachtete sie mit hochgezogenen Brauen. Sie hielt seinem kühlen, durchdringenden Blick stand, schaute ihn ebenso ernst und eindringlich an. „Es bestand für mich nicht der geringste Zweifel daran, dass der Mann tot war“, sagte sie. „Der Tod scheint, laut Gerichtsmediziner, erst vor kurzem eingetreten zu sein“, verriet ihr der Kommissar. „Das heißt, sein Körper muss noch warm gewesen sein, als Sie ihn berührt haben.“ „Sie glauben doch nicht, dass ich den armen Mann erschlagen habe“, empörte sich Laura. „Warum hätte ich das tun sollen? Ich kannte diesen Notar nicht. Wie ich Ihnen vorhin schon gesagt habe, war er der Testamentsvollstrecker meiner kürzlich verstorbenen Großmutter. Durch seinen Tod wird für mich alles nur noch komplizierter. Haben Sie seine Papiere durchsucht? Ich habe kein Testament gesehen, als ich …“ Sie brach ab, als sie sein spöttisches Lächeln bemerkte. „Sie verdächtigen mich also nicht ernsthaft?“ „Würde ich sonst mit Ihnen hier seelenruhig Kaffee trinken und Kuchen essen?“ Nun musste auch sie grinsen. Die Einvernahme in dem hübschen Künstlercafé war in ihren Augen ungewöhnlich. Viktor runzelte die Stirn. Ihr war bewusst, dass sie seit den vielen plastischen Operationen nach ihrem schweren Verkehrsunfall, bei dem ihr Mann ums Leben gekommen war, kein normales Lächeln mehr zustande brachte. „Ich hatte einen schlimmen Unfall und musste zahlreiche Gesichts-OPs über mich ergehen lassen. Ein charmantes Lächeln ist leider nicht mehr drin“, klärte sie ihn auf. „Das tut mir sehr leid … kein Problem.“ Er wirkte verlegen. „Sie haben vorhin einen relativ gefassten Eindruck auf mich gemacht. Schließlich findet man nicht jeden Tag einen Toten.“ Es klang wie eine Frage. „Leider hatte ich schon öfter mit ungewöhnlichen Todesfällen zu tun.“ „Beruflich? Sind Sie Ärztin oder etwa gar eine Kollegin?“ „Nein, nein, nichts dergleichen. Ich hatte nur Pech. Aber das ist eine lange Geschichte und hat absolut nichts mit diesem Fall zu tun.“ Sie wunderte sich, dass er nicht nachfragte, sondern sie nur lange ansah und ihr dann ein Stück von seiner köstlich aussehenden Cremeschnitte anbot. Nun war sie endgültig davon überzeugt, dass er sie nicht ernsthaft verdächtigte. „Sie sind niemandem im Haus begegnet?“, fragte er, während sie die wunderbare Puddingcreme kostete. „Nein.“ „Der Täter muss das Haus verlassen haben, kurz bevor Sie eingetroffen sind. Oder er war sogar noch im Haus …“ „Warten Sie. Das Eingangstor unten stand halb offen. Aber ich habe niemanden gesehen, habe, offen gesagt, auch nicht darauf geachtet.“ Bemüht, sich die Szene in Erinnerung zu rufen, begann sie diese halblaut zu rekonstruieren. „Der Forumsplatz lag völlig im Schatten. Ein paar Kinder brausten mit ihren Fahrrädern und Rollern herum. Auf den Stufen vor dem Augustus-Tempel saßen junge Leute. Als ich mich dem Palast genähert habe, sind mir zwei Frauen aufgefallen, die an der Hausmauer lehnten und rauchten, aber die haben wahrscheinlich zu den Kindern gehört. Ach ja, und als ich hier im Café gesessen bin und auf Sie gewartet habe, habe ich auch einen Mann beobachtet, der vor dem Gebäude auf und ab ging. Ich habe ihn für einen italienischen Touristen gehalten.“ „Wie sah der Mann aus?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Etwa um die 50, dunkles, grau meliertes Haar, kleiner als Sie und sehr schlank. Sein Gesicht habe ich nicht genau gesehen.“ „Was hatte er an?“ „Einen eleganten grauen Anzug und darunter ein schwarzes T-Shirt. Wegen seiner schicken Kleidung hielt ich ihn für einen Italiener. Tut mir leid, aber ich habe weder ihm noch den Frauen größere Beachtung geschenkt. Ich war viel zu aufgeregt, wegen des Toten …“ „Ihre Beobachtungsgabe ist nicht schlecht. Sollte Ihnen später noch etwas einfallen, was uns weiterhelfen könnte, rufen Sie mich an, okay?“ Der Kommissar reichte ihr seine Karte. „Ich fürchte, das ist alles, woran ich mich erinnere.“ „Erzählen Sie mir mehr über diese Erbschaft“, forderte er sie auf. „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Laura kramte in ihrer Handtasche und reichte ihm den Brief des Notars. Er machte mit seinem Handy ein Foto davon und gab ihn ihr ungelesen zurück. „Und wer ist sonst noch in diese Angelegenheit involviert? Haben Sie Verwandte hier?“ Laura klärte ihn mit knappen Worten über ihre Familienverhältnisse auf und erzählte ihm auch, dass sie die Haupterbin ihrer Großmutter war. Der Kommissar schaute sie irritiert an. „Das ist merkwürdig. Sie sagten vorhin, dass Sie Ihre Großmutter kaum gekannt haben.“ „Ich habe sie nur einmal gesehen.“ Laura hatte die alte Dame um die Jahrtausendwende herum gemeinsam mit ihrer Mutter in der Psychiatrischen Klinik auf der Insel Rab besucht. Erst als Adriana erfahren hatte, dass Natalija nach dem Tod des Generals psychisch krank geworden und in der Psychiatrie gelandet war, hatte sie wieder Kontakt mit ihr aufgenommen. Sie war entsetzt über den geistigen Verfall ihrer Mutter gewesen und hatte sogar daran gedacht, sie nach Wien zu holen. Der behandelnde Arzt, der gleichzeitig Natalijas Stiefsohn war, hatte sie jedoch davon überzeugt, dass Natalija gut bei ihm aufgehoben wäre. Laura hatte nur vage Erinnerungen an diesen Besuch bei ihrer Großmutter. Mehrere nüchterne, kasernenartige Gebäude in einer großen, gepflegten, aber menschenleeren Parkanlage. Einsamkeit, Stille, Hoffnungslosigkeit. Sie spürte die bedrückende Stimmung von damals, als sie daran dachte. Natalija musste Anfang 70 gewesen sein. Ihr Gesicht war fast faltenlos gewesen und hatte eigentümlich geglänzt. Das dichte, lange Haar hatte sie zu einem altmodischen Zopf geflochten, was sie beinahe wie ein junges Mädchen aussehen hatte lassen. Aber ihre Augen waren trüb und leer gewesen. Außerdem hatte sie verwirrt gewirkt. „Ich habe meine Großmutter kaum gekannt und weiß nicht viel über ihr Leben. Meine Mutter hat nicht gern über ihre Familie gesprochen.“ Laura wusste nur, dass Natalija ihren Mann und ihre Kinder wegen eines anderen Mannes verlassen und ihre Familie dadurch ins Unglück gestürzt hatte. Doch das ging den Kommissar nichts an. „Als ich den Brief des Notars erhielt, war ich sehr überrascht, da ich meine Großmutter ja längst für tot hielt“, fuhr sie fort, da er beharrlich schwieg. „Warum?“ Laura erzählte ihm von dem Brief mit der Todesnachricht, den sie vor Jahren aus der Psychiatrischen Klinik auf Rab bekommen hatte. „Diese Nachricht hat mich ein, zwei Jahre nach dem Tod meiner Mutter erreicht. Als Todesursache war Herzstillstand angegeben worden.“ „Und Sie wurden tatsächlich vom Krankenhaus über das Ableben Ihrer Großmutter verständigt?“ „Auf dem Briefkopf stand die Adresse der Psychiatrischen Klinik. Die Unterschrift war unleserlich, trug aber den Stempel der Direktion. Das Begräbnis hatte bereits stattgefunden, als der Brief bei mir eintraf. Ich habe damals keinen Kontakt mit meinen kroatischen Verwandten aufgenommen. Ich hatte genug eigene Probleme …“ „Existiert dieser Brief noch?“, unterbrach er sie. „Ja, aber ich habe ihn nicht dabei. Er liegt zuhause in einer Schreibtischschublade. Ich könnte meinen Vater bitten, ihn einzuscannen und mir auf mein Handy zu schicken.“ „Das ist momentan nicht nötig. Wir wissen nicht, ob ein Zusammenhang zwischen dieser Erbschaft und der Ermordung von Vukovic besteht. Er könnte auch aus einem anderen Grund umgebracht worden sein.“ „Das hoffe ich beinahe“, seufzte Laura. Ihre Verwandten würden nicht begeistert von ihrer Involvierung in einen Mordfall sein. Das Aufblitzen in seinen hellen blauen Augen war nicht zu übersehen. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch …...


Edith Kneifl nimmt dich auf ihren Krimireisen an die schönsten Orte mit – und lässt ihre Heldin dort die hässlichsten Dinge entdecken. In "Wellengrab" (HAYMONtb 2020) ermittelte Laura Mars auf griechischen Inseln und in "Dünenzorn" (HAYMONtb 2021) auf den Kanaren, bevor es sie dieses Mal nach Kroatien zieht. Die Spezialität der zweifachen Glauser-Preisträgerin? Urlaubsfeeling mit Gänsehaut.



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