E-Book, Deutsch, Band 4, 264 Seiten
Reihe: Historische Wien-Krimis
Kneifl Der Tod liebt die Oper
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7099-3786-0
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein historischer Wien-Krimi
E-Book, Deutsch, Band 4, 264 Seiten
Reihe: Historische Wien-Krimis
ISBN: 978-3-7099-3786-0
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
DIE WIENER OPER ZU SISIS ZEITEN - FEUDAL UND MÖRDERISCH!
Gestatten - Gustav von Karoly, Privatdetektiv und Lebemann im Wien der Jahrhundertwende, leidenschaftlicher Liberaler, Halbadeliger und großer Freund der Frauen. Nachdem seine Angebetete Dorothea im fernen Zürich weilt, steht Ablenkung auf dem Programm. Was bietet sich mehr an als die feudale Hofoper? Gespielt wird Otello. Doch als sich dieser den unvermeidlichen Dolchstoß verpasst, sackt er getroffen zu Boden - das Blut ist echt. Der Dolch also auch ...
DIE KNISTERNDE EROTIK DER WIENER VARIETÉS TRIFFT AUF DEN CHIC DES FIN DE SIÈCLE
Der charmante Privatdetektiv sieht das Drama mit an und stürzt sich volley in die Ermittlungen. Was steckt hinter der Bluttat: Eifersucht, Rache, Konkurrenz? Schnell stellt sich heraus - verdächtig ist so mancher im hochwürdigen Ensemble. Doch ebenso wenig wie die Polizei kommt Gustav weiter in dem Fall. Um seine Frustration darüber zu bekämpfen, amüsiert er sich in den sündigen Wiener Varietés. Bis der nächste Mord passiert.
DRAMATISCHES FINALE IM MONDÄNEN K.K. SEEBAD OPATIJA
Zwischen kaiserlicher Oper, Café Sacher und Wiener Graben stellt Gustav von Karoly seine Nachforschungen an. Die Spuren führen ihn schließlich auf der berühmten Südbahnstrecke über den Semmering direkt ins mondäne Sommerfrische-Paradies des europäischen Hochadels: nach Opatija in die Villa Neptun (heute Hotel Miramar). Dort erwartet Gustav nicht nur eine betörend-schöne junge Sängerin, sondern auch ein dramatischer letzter Akt: Königlich-kaiserliches Krimivergnügen!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Ein neuer Fall für Gustav von Karoly
„Otello ist tot!“ Die kräftige Stimme von Marie Luise, Gustav von Karolys Halbschwester, drang bis in sein Zimmer, obwohl die Tür zum Vorraum geschlossen war. Am liebsten hätte er zurückgeschrien: „Dieser Trottel hat den Tod mehr als verdient.“ Er besann sich jedoch auf seine guten Manieren, legte seinen Morgenmantel ab und wusch sich ordentlich in der großen Schüssel, die auf der Kommode neben seinem Bett stand. Inzwischen teilte Marie Luise von Batheny Gustavs Tante in kurzen Worten mit, was gestern Abend in der Wiener Hofoper passiert war. Josefa, Gustavs ehemaliges Kindermädchen, die heute Haushälterin, Dienstmädchen und Köchin in einem für die Karolys spielte, hörte ebenfalls aufmerksam zu. Als jedoch Gustav nach ihr rief, eilte sie sofort in sein Zimmer. „Ich brauche dringend einen starken Kaffee. Ohne Kaffee ertrage ich die liebe Marie Luise nicht. Es ist erst acht Uhr! Hat sie denn überhaupt keinen Genierer?“ „Der Otello ist tot“, flüsterte Josefa. „Na und? Muss sie mich deswegen in aller Herrgottsfrüh aus dem Bett jagen? Ich habe ihr hundertmal erklärt, dass diese Angewohnheit, zu jeder Tages- und Nachtzeit unangemeldet bei Leuten hereinzuschneien, nicht gerade comme il faut ist. Ich weiß, sie hat dieses unmögliche Benehmen von Ihrer Majestät, Kaiserin Elisabeth – Gott hab sie selig –, übernommen, aber sie ist eben nicht die Kaiserin.“ „Reg dich bitte nicht so auf, Gustl. Jede Art von Aufregung ist in deinem Zustand schlecht für dich, hat der Herr Doktor gesagt.“ „Wie soll ich mich nicht aufregen, wenn mich jemand wegen irgendeines toten Opernsängers um meine kostbare Nachtruhe bringt?“ „Soviel ich mitgekriegt hab, hat er sich nicht selbst umgebracht.“ „Ah, du meinst, sie hat einen neuen Fall für mich? Kein Interesse. Ich bin krank.“ „Gustav, zieh dich endlich an!“ Josefas energischer Ton verfehlte nicht seine Wirkung. Er griff nach Hemd und Hose, die ordentlich auf einem stummen Diener hingen, und schlüpfte hinein. „Zuerst will ich einen Kaffee“, murmelte er trotzig. „Den kannst du in der Küche trinken.“ Seinen Protest überhörend, verließ die alte Frau mit der schweren Waschschüssel in den Händen sein Zimmer. Während sich Gustav von Karoly fertig ankleidete und ein Zigarillo zur Beruhigung rauchte, beklagte sich Vera bei Marie Luise über ihren Neffen. „Sein Liebeskummer ist mittlerweile in eine richtige Melancholie ausgeartet.“ „Das eine bedingt das andere …“, warf Marie Luise ein. „Deshalb habe ich ihn ja in letzter Zeit öfters zu den Soireen und Kammerkonzerten in unserem Palais eingeladen. Aber er ist nie erschienen.“ „Ich weiß, trotzdem vielen Dank für Ihre Versuche, ihn außer Haus zu locken. Er geht fast überhaupt nicht mehr aus, bläst andauernd Trübsal. Angeblich laboriert er seit Wochen an einer Erkältung, nur ist davon wenig zu bemerken. Er ist nicht einmal verschnupft.“ Vera von Karoly, die ihren Neffen über alles liebte und normalerweise viel Verständnis für seine Stimmungsschwankungen zeigte, verwünschte diesen Hypochonder in letzter Zeit. Gustav befürchtete nach wie vor, dass seine große Liebe Dorothea, die gerade in Zürich ihr Medizinstudium beendete, wieder zu ihrem Ex-Verlobten Dr. Jank zurückkehren könnte. Dorothea hatte lange nichts von sich hören lassen. In ihrem letzten Brief vom 14. Februar hatte sie von der Auflösung der Verlobung geschrieben. Wer weiß, was mittlerweile passiert war? Womöglich hatten sich die Verlobten inzwischen wieder versöhnt? Gustav von Karolys Ruf als Privatdetektiv war ausgezeichnet, vor allem, seit er den Mord am Wiener Dombaumeister aufgeklärt hatte. Er konnte sich vor Aufträgen kaum retten, vertröstete aber alle neuen Auftraggeber auf später, behauptete, völlig ausgebucht zu sein und lag lieber im Bett, las die Neuausgabe der Schriften von Friedrich Nietzsche und die jüngsten Veröffentlichungen des Wiener Seelenarztes Dr. Sigmund Freud. Das fürstliche Honorar, das er von den Freimaurern für seinen letzten Fall kassiert hatte, schwand dahin. Seine Tante würde wohl oder übel demnächst wieder schlecht geschriebene Dissertationen gutsituierter Studenten redigieren oder besser gesagt neu schreiben und weiterhin Artikel für die Österreichische Illustrierte verfassen müssen. Dabei hatte sie gerade Wichtigeres zu tun. Ihre Mitstreiterinnen hatten sie beauftragt, eine mindestens zwanzig Seiten lange Kampfschrift für die Zulassung von Frauen an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien zu verfassen. Vera von Karoly kämpfte seit Jahren für die Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium. 1897 hatten sie und ihre Freundinnen einen Teilerfolg erzielt. Damals wurden erstmals Frauen an der Philosophischen Fakultät angenommen. Nun ging es um die Eroberung des Medizinstudiums. Aus diesem unbezahlten Projekt würde nichts werden, wenn Gustav so weitermachte. Am liebsten hätte sie ihren Neffen zur Hölle geschickt. Als sich Gustav von Karoly zu den Damen gesellte, verstummten die beiden Frauen. Das Speisezimmer in der Wohnung der Karolys über den k.k. Hofstallungen war durch einen schweren Vorhang aus dunkelrotem Brokatstoff von der Küche getrennt. Man hörte Josefa hinter dem Vorhang mit Töpfen und Tassen hantieren. Marie Luise starrte ihren Halbbruder entsetzt an. „Du siehst verheerend aus. Hast du in letzter Zeit einmal in einen Spiegel geschaut?“ Gewöhnt an ihre direkte Art, war er nicht einmal gekränkt. Außerdem hat sie ja recht, dachte er, denn er schaute öfter in den Spiegel, als sie ahnte. Seine schönen dunklen Augen lagen in tiefen Höhlen, die bläulich schimmernden Augenringe waren nicht zu übersehen, seine Haut war bleich, und er wirkte noch magerer als sonst. Nachdem er sie auf die Wange geküsst hatte, nahm er Platz und starrte schweigend auf die Tischplatte. Marie Luise zappelte auf der unbequemen Bank am Esstisch hin und her und bat ihn schließlich um eine Zigarette. „Ich kann dir nur Zigarillos anbieten.“ „Egal, ich benötige etwas zur Beruhigung. Haben Sie Baldrian im Haus?“, fragte sie Vera. Gustavs Tante schüttelte den Kopf. „Wie wäre es mit einem Kamillentee? Oder vielleicht ein Gläschen Cognac?“ „Ja bitte, Cognac wäre genau das Richtige“, sagte Marie Luise. Gustav erhob sich, weiterhin schweigend, und holte die Cognacflasche aus seinem Zimmer. „Morgen werdet ihr es in den Zeitungen lesen. Der großartige italienische Tenor Salvatore Valentino hat auf der Bühne Selbstmord begangen, sich mit einem Dolch erstochen.“ „Aha …“, murmelte Gustav. „Natürlich hat er sich nicht selbst umgebracht. Der Dolch war zwar echt, aber kein Mensch glaubt, dass der Stich, den er sich zugefügt hat, tödlich war. Jemand anderer muss nachgeholfen haben. Und ich möchte, dass du herausfindest, wer es getan hat.“ „Hm, wie soll ich das bitte machen?“ „Stell dich nicht so an, Gustav, du bist ein exzellenter Detektiv, das hast du mehrmals bewiesen. Du wirst es sicher schaffen, den Täter zu überführen. Ich komme für alle deine Ausgaben auf und bezahle dir ein fürstliches Honorar, wenn du diesen mysteriösen Fall aufklärst.“ „Warum überlässt du das nicht der Polizei? Bei meinem Freund, dem Oberkommissär Rudi Kasper, ist der Fall bestimmt in besten Händen.“ „Dein Freund verdächtigt Jakob Doma. Ich habe dir letztens von ihm erzählt. Er ist ein junger, aufstrebender Tenor aus Kroatien und sang den Hauptmann Cassio, den Otello verdächtigt, mit seiner Ehefrau Desdemona ein Verhältnis zu haben.“ Gustav begann zu begreifen, warum seine Halbschwester seine Hilfe suchte. Marie Luise hatte sich nach dem Schock, als sich ihr hochadeliger Verlobter als Frauenmörder von Schönbrunn entpuppte, entschieden, ledig zu bleiben. Seither unterstützte sie junge Künstler aus den verschiedensten künstlerischen Metiers, umgab sich mit Malern, Schriftstellern und jungen Sängern. Er vermutete seit längerem, dass sie diese nicht aus edlen und reinen Motiven förderte, sondern zumindest platonisch in den einen oder anderen verliebt war. „Dein Schützling war also ein Rivale dieses italienischen Startenors?“ „Nein, so kann man das nicht sagen. Salvatore Valentino war ein hochqualifizierter Sänger von Weltrang. Nur so einer kann die Partie des Otello in Wien singen. Jakob steht erst am Anfang seiner Karriere, aber er beherrscht zum Beispiel das hohe C fast ebenso gut wie Salvatore, ist also am besten Wege, einer der größten Tenöre der Welt zu werden … Und jetzt dieser Skandal!“ „Ich wäre zu gerne dabei gewesen“, sagte Vera. „Salvatore Valentino war gestern fantastisch“, fuhr Marie Luise fort. „Er musste seine große Arie wegen heftigen Szenenapplauses sogar wiederholen. Jakob hat bestimmt Höllenqualen gelitten. Ich konnte von meiner Loge aus mit dem Opernglas sein verzerrtes Gesicht recht gut sehen. Selbst die Cerruti schien vor Neid zu platzen …“ „Maria Cerruti? Ich liebe diese Sängerin!“, warf Gustav ein. „Was Frauen betrifft, ist kein Verlass auf deinen Geschmack“, sagte Marie Luise. „Diese Primadonna ist ungemein eitel und hat angeblich ein Verhältnis mit ihrem Impresario. Theodore Kramer ist der wichtigste Theateragent in ganz Europa. Er ist ein hageres, unscheinbares Männchen, aber ungemein schlau und sehr erfolgreich....