Klüpfel / Kobr | Draussen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Klüpfel / Kobr Draussen

Thriller
19001. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8437-2118-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-2118-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Härter und spannender als je zuvor. Der erste Thriller des Bestsellerduos. Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen droht. Er lebt mit ihnen außerhalb der Gesellschaft, drillt sie mit aller Härte und duldet keinen Kontakt zu anderen. Cayenne sehnt sich nach einem normalen Alltag als Teenager. Doch sie ahnt nicht, dass sie alles, was Stephan ihr beigebracht hat, bald brauchen wird. Denn der Kampf ums Überleben hat schon begonnen. Und plötzlich steht er vor ihr: der Mann, der sie töten will.

Altusried hat einen prominenten Sohn: Kommissar Kluftinger. Volker Klüpfel, Jahrgang 1971, kommt wenigstens aus dem gleichen Ort. Nach dem Abitur zog es ihn in die weite Welt - nach Franken: In Bamberg studierte er Politikwissenschaft und Geschichte. Danach arbeitete er bei einer Zeitung in den USA und stellte beim Bayerischen Rundfunk fest, dass ihm doch eher das Schreiben liegt. Seine letzte Station vor dem Dasein als Schriftsteller war die Feuilletonredaktion der Augsburger Allgemeinen. Die knappe Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, mit der er im Allgäu lebt. Sollte noch etwas Zeit übrig sein, treibt er Sport, fotografiert und spielt Theater. Auf der gleichen Bühne wie Kommissar Kluftinger.
Klüpfel / Kobr Draussen jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Prolog


Ihr Tag hatte beschissen angefangen. Dass er noch viel schlimmer enden würde, ahnte sie nicht. Jetzt, in diesem Moment, fühlte sie sich einfach nur frei. Endlich. So wie andere Mädchen in ihrem Alter. Junge Frauen, korrigierte sie sich selbst. Sie lag zwischen den Bäumen, spürte das Moos in ihrem Rücken und richtete den Blick auf das bisschen Himmel, das durch die Wipfel zu erkennen war. Der Wald gehörte ihr. Niemand, der ihr schreiend Anweisungen erteilte, niemand, der sie zur Eile antrieb oder ihre Geduld herausforderte. Erleichtert sprang sie auf und sog die Luft in ihre Lungen, diesen archaischen Geruch nach Holz und Blättern, vermodertem Laub und feuchter Erde. Sie pfiff in die Stille, hörte den Tönen nach, die in der düsteren Tiefe des Waldes verhallten. Es war ein trauriges Lied, aber die Zeile passte so gut: Obwohl es so traurig war, musste sie laut lachen – eine Siebzehnjährige, pfeifend allein im Wald, wie das aussehen musste. Sie konnte gar nicht mehr aufhören, bis ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie wischte mit dem Ärmel über ihre feuchten Wangen.

Eine Weile lag sie einfach nur da, hörte sich selbst beim Atmen zu. Dann rappelte sie sich auf und kroch auf allen vieren zu der Quelle, die vor ihr in eine Senke floss. Sie beugte sich über das Wasser und betrachtete lächelnd ihr Spiegelbild. Die anderen mochten es nicht, wenn sie sich anschaute, deswegen genoss sie diesen Augenblick, auch wenn sie sich alles andere als schön fand: die schwarzen Haare zu lockig, die Arme zu muskulös, die Haut zu dunkel. Viel zu dunkel. Nur mit ihren Augen war sie zufrieden. Ihren , wie Mama sie immer genannt hatte …

Das Lächeln erstarb. Der Gedanke an ihre Mutter schmerzte. Jetzt würde sie wieder den ganzen Tag … Ein Knacken ließ sie aufhorchen. Sie hielt den Atem an, lauschte und sprang auf. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Beine, als sie lossprintete, aber sie ignorierte ihn. Sprang über moosüberwucherte Baumstümpfe, versuchte, möglichst wenig Lärm zu verursachen, hielt ihre Hände schützend vor den Kopf, um die Äste abzuwehren, die ihr ins Gesicht peitschten, und stoppte dann ebenso abrupt, wie sie zu laufen begonnen hatte. Höchstens fünf Meter entfernt saß ein kleines Häschen auf dem Boden. Es rannte sofort weg, doch sein Fluchtversuch endete schon nach ein paar Metern, als es unsanft herumgerissen wurde. Der rechte Hinterlauf steckte in einer kaum sichtbaren Schlinge fest, die, dem jammervollen Quieken nach zu schließen, schmerzhaft in sein Bein schnitt.

»Ganz ruhig, mein Kleiner«, versuchte sie das Tier zu beruhigen. Tatsächlich hielt es inne, starrte mit seinen Knopfaugen zu ihr hinauf, zuckte nervös mit der Nase, machte aber keine Anstalten mehr, wegzulaufen. Das Mädchen näherte sich ihm mit winzigen Schritten und folgte mit den Augen der Schlinge, die zu einem Metallbolzen führte, der im Boden steckte. Ganz nah war sie dem Tier nun, streckte behutsam ihre Hand aus und ließ es daran schnuppern. Es atmete langsamer, schien seine Angst zu verlieren. Vorsichtig hob sie den Hasen an, streichelte ihm ein paarmal sanft über das flauschige Fell, bevor sie ihm mit einem kräftigen, routinierten Griff das Genick brach. Es knackte, als würde man auf einen morschen Ast treten. Der Körper des Häschens erschlaffte.

Das Mädchen entfernte nun die Schlinge vom Hinterlauf, rollte sie sorgfältig zusammen, zog den Bolzen aus dem Boden und verstaute alles in der Seitentasche ihrer Flecktarn-Hose. Dann packte sie das tote Tier an den Löffeln, warf es sich über die Schulter und spazierte in Richtung Waldrand.

Trotz der Dämmerung konnte sie das freie Feld dahinter schon sehen, als sie erneut ein Geräusch hörte. Eines, das sie aufhorchen ließ. Sie schloss die Augen, um sich ganz auf ihr Gehör zu konzentrieren. Versuchte, alles andere auszublenden: das Vogelzwitschern, das sanfte Rauschen der Bäume. Dann hörte sie es wieder: ein Knacken, als hätte jemand einen Zweig zertreten. Näher als gerade eben. Dann wieder Stille. Keine Frage, da war jemand. Aber warum sah sie nichts? Erlaubte sich jemand einen Scherz mit ihr? Falls dem so war, würde dieser Jemand was erleben können. Genervt sog sie die Luft ein.

Sie wollte gerade weitergehen, als zehn Meter vor ihr ein Mann hinter einem Baum hervortrat. Ganz ruhig, ohne Eile. Augenblicklich war ihr klar, dass es sich nicht um einen harmlosen Spaziergänger handelte: Er trug schwere Stiefel und eine olivgrüne Armee-Hose. An seinem Gürtel hing in einem ledernen Holster ein langes Messer, sein Gesicht war mit Ruß beschmiert. Mehr konnte sie im Dämmerlicht nicht erkennen. Nur seine Augen waren gut zu sehen, sie funkelten gefährlich. Das Mädchen erschauderte, war unfähig, sich zu rühren, beobachtete mit wachsendem Entsetzen, wie der Mund des Mannes sich zu einem Grinsen verzog, das eine Reihe gelbbrauner Zähne enthüllte. Widerlich, dachte sie noch, dann stürzte er auf sie zu.

Das Mädchen spürte den kalten Wind, hörte ihr Herz schlagen, ihren Atem keuchen. Sie war vorbereitet. Nicht auf diesen Moment, nicht auf diesen Angreifer, aber darauf, dass eines Tages jemand wie er kommen würde. Nun war es so weit. Und sie würde nicht einfach dastehen und warten, dass er über sie herfiel. All die Jahre hatte sie hart trainiert, um sich verteidigen zu können, jetzt musste sie zeigen, was sie konnte. Wenn nicht, würde sie nicht lebend aus der Sache rauskommen.

Diese Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf, als der Mann sie erreichte. Reflexartig ging sie in die Hocke, nahm den Schwung seines Angriffs auf, drehte sich zur Seite, trat mit ihren schweren Stiefeln in seinen Rücken und schlug ihm den toten Hasen gegen den Kopf. Der Mann jaulte auf, ob vor Schreck oder vor Schmerz, wusste sie nicht. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts, fing sich dann aber wieder und drehte sich um. Schwer atmend standen sich die beiden jetzt gegenüber. Der Angreifer glotzte sie überrascht an. Auf einmal spuckte er aus. »Du dreckiges schwarzes Miststück.« Er griff an sein ledernes Holster und zog das Messer.

Eines der besten Kampfmesser, das man kriegen kann, schoss es ihr durch den Kopf. Doch sie rannte nicht weg. Etwas hatte sie irritiert. Wie er redete … Kannte sie den Kerl? Der Klang seiner Stimme weckte eine vage Erinnerung. Doch sie hatte keine Zeit, dem Gedanken nachzugehen.

Blitzschnell schätzte sie ihre Chancen ab: Der Mann war groß, wuchtig, viel stärker als sie. Schien zu wissen, wie man kämpfte. Aber war er fit genug? Schon jetzt schwitzte er so stark, dass ihm das Haar strähnig am Schädel klebte. Sie hingegen war jung, schnell und wendig. Es müsste ihr möglich sein, ihm zu entkommen. Aber sie war schon zu oft weggelaufen in ihrem Leben, damit war nun Schluss. »Leck mich, du Dreckschwein«, blaffte sie, stellte sich breitbeinig vor ihn und hob die Hände in Kampfhaltung.

Ungläubig blickte der Kerl sie an. Offenbar hatte er leichtes Spiel mit ihr erwartet, gedacht, dass sie keine nennenswerte Gegenwehr leisten würde. Ihre Kampfbereitschaft schien ihn wütend zu machen. Sehr wütend. Schnaubend hob er das Messer und rannte auf sie zu.

Es gelang ihr mit zwei harten Kicks, den Angriff abzuwehren. Zu langsam war ihr Gegner, zu vorhersehbar waren seine Bewegungen. Doch sie hielt ihn nur auf Distanz, hatte ihm noch keinen nennenswerten Treffer beigebracht. Wieder kam er auf sie zu. Sie musste ihn an der Schläfe treffen oder noch besser am Kehlkopf. Sie holte zu einem weiteren Tritt aus … doch in diesem Moment ließ er sich fallen und hebelte sie mit einem Fußtritt von den Beinen. Ihr Kopf schlug schmerzhaft auf einem Ast auf. Für einen kurzen Moment war sie benommen. Instinktiv rollte sie sich weg, gerade noch rechtzeitig, bevor der Mann sich auf sie werfen konnte. Er landete direkt neben ihr im feuchten Laub, wobei ihm sein Messer entglitt. Das Mädchen streckte das Bein aus und kickte es weg. Vielleicht hätte sie es auch ergreifen können, aber mit dem Kampfmesser war sie zu wenig routiniert und insgeheim fürchtete sie, dass sie nicht den Mut haben würde, es dem Angreifer in die Rippen zu rammen.

Da traf sie ein Faustschlag mit voller Wucht im Gesicht. Noch nie hatte sie einen derartigen Schmerz gefühlt. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie wischte sich mit dem Arm übers Gesicht, um wieder klar sehen zu können, da traf sie ein Fußtritt in den Bauch, ausgeführt mit der ganzen Kraft des massigen Männerkörpers. Ihr blieb die Luft weg. Instinktiv krümmte sie sich zusammen. Sie wusste, dass sie sich aufraffen musste, aber schaffte es nicht. Kauernd spürte sie bereits den Luftzug, als der Mann ausholte, um ihr gegen den Schädel zu treten. Sie drehte sich zur Seite, presste den Kopf in den Boden, sodass der Stiefel knapp über sie hinwegging. Nun warf sich der Kerl auf sie. Bleischwer lag er auf ihr, sie roch seinen säuerlichen Atem. Der Gestank von Schweiß, Alkohol und Pisse stieg ihr in die Nase.

Panik breitete sich in ihrem Körper aus, mobilisierte ihre Kräfte, ließ sie wild strampeln. So wollte sie nicht enden. Doch jetzt richtete der Mann sich auf und kniete sich auf ihre Oberarme. Greller Schmerz durchfuhr sie, sie war sich...


Kobr, Michael
Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten im Allgäu, studierte in Erlangen ziemlich viele Fächer, aber nur zwei bis zum Schluss: Germanistik und Romanistik. Nach dem Staatsexamen arbeitete er als Realschullehrer. Momentan aber hat er schweren Herzens dem Klassenzimmer den Rücken gekehrt – die Schüler werden’s ihm danken –, um sich dem Schreiben, den ausgedehnten Lesetouren und natürlich seiner Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Unterallgäu – und in einem kleinen Häuschen mitten in den Bergen, wo die Kobrs im Winter häufig auf der Skipiste, im Sommer auf Rad- und Bergtouren unterwegs sind. Wenn nicht gerade mal wieder eine gemeinsame Reise ansteht.

Klüpfel, Volker
Altusried hat einen prominenten Sohn: Kommissar Kluftinger. Volker Klüpfel, Jahrgang 1971, kommt wenigstens aus dem gleichen Ort. Nach dem Abitur zog es ihn in die weite Welt – nach Franken: In Bamberg studierte er Politikwissenschaft und Geschichte. Danach arbeitete er bei einer Zeitung in den USA und stellte beim Bayerischen Rundfunk fest, dass ihm doch eher das Schreiben liegt. Seine letzte Station vor dem Dasein als Schriftsteller war die Feuilletonredaktion der Augsburger Allgemeinen. Die knappe Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, mit der er im Allgäu lebt. Sollte noch etwas Zeit übrig sein, treibt er Sport, fotografiert und spielt Theater. Auf der gleichen Bühne wie Kommissar Kluftinger.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.