Klöcker | Er war im Lions Club | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 500 Seiten

Klöcker Er war im Lions Club

Kalatravas Vortrag
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7407-5601-7
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kalatravas Vortrag

E-Book, Deutsch, 500 Seiten

ISBN: 978-3-7407-5601-7
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Lions Clubs sind Zusammenschlüsse honoriger Leute mit honorigen und altruistischen Absichten. Dazu haben sie sich Satzungen mit anspruchsvollen Werten gegeben. Ehrlichkeit und Toleranz gehören dazu, Loyalität untereinander, moralische Integrität, Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Und in ihren Prinzipien steht gar, dass bei der Aufnahme eines Mitgliedes weder Hautfarbe, Religion noch Herkunft eine Rolle spielen dürfen. Das Buch zeigt Kollisionen auf, wenn Beteiligte mit den genannten Werten nichts anzufangen wissen oder wenn sie ihnen zuwider sind, wie Freundschaften zerbrechen und wie Eigennutz und niedrigste Instinkte Platz greifen.

Der Autor, Jahrgang 1937, ist Professor sowohl für technische Fachgebiete wie Entwicklung und Konstruktion als auch für das Design anspruchsvoller Produkte im Maschinenbau, der Kraftfahrzeug- und der Feinwerktechnik. Sein, wie er sagt, zweites Leben ist die Kunst. Das umfangreiche Oevre seiner Materialbilder befindet sich in Museen, Institutionen und bei Sammlern. Dafür erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Er engagiert sich im Coaching für kreatives Arbeiten und ist literarisch tätig.

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2LIEBER JOHANNES KAI KALATRAVA,
Sie erinnern sich aller Wahrscheinlichkeit nach nur schwerlich an mich, ich weiß, wir waren zwar lange gemeinsam in demselben Club, ich denke fast zwanzig Jahre, sie etwas mehr, fast fünfundzwanzig, trotzdem sind wir uns dort nie viel nähergekommen als zu ein paar unbeschwerten und unbedeutenden Worten, die uns der Zufall entlockte oder die Freundlichkeit es uns geboten erscheinen ließ. Wir sahen uns, natürlich, und grüßten uns, gaben uns die Hand und reihten uns in die jeweiligen Ereignisse ein, und wir wussten, Sie von mir und ich von Ihnen, wer er war und kannten einige unserer Lebensdaten, die für ein Zusammen jedoch absolut belanglos sind. Ich habe zwei Anlässe, mich heute an Sie zu wenden. Sie sind ein begnadeter Schreiber, Bücherschreiber und Vortragsredner, der seine Vorträge auch alle dokumentiert, aber, ja, lassen Sie mich das ruhig einmal vermerken, dem es allerdings noch nicht vergönnt war, ein größeres Publikum damit zu erreichen. Manches Mal erfordert ein Tun Geduld und keine allzu aggressive Erwartungshaltung, was ich in Ihrem Fall mit großer Befriedigung beobachten kann. Natürlich sollten Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, nein, nein, bitte nicht, aber, wie gesagt: Geduld mag angebracht sein. Ich freue mich auf jede von Ihnen zu entdeckende Äußerung. So auch im vorliegenden Fall, den ich kurz umreißen möchte. Der Sohn einer befreundeten Familie zeigte seinem Vater die Niederschrift eines Vortrages, den jener in der Schule gehört hat, und, der Zufall wollte es so, ich habe diese Niederschrift bei eben diesem Freund gesehen. Eigentlich hätte sie mich nicht interessiert, es gibt viele Niederschriften über viele Themen, aber, beim Blick auf das Deckblatt und den Titel der Niederschrift, den Zufall erwähnte ich soeben, fiel mir Ihr Name ins Auge. Und der ist ja in unseren Breitengraden nicht sehr geläufig. Das nun entlockte mir die Bitte an meinen Freund, einen Blick in diese Niederschrift werfen zu dürfen. Ich wollte wissen, ob der Autor mit dem mir bekannten und geschätzten Johannes Kai Kalatrava, also mit Ihnen, identisch ist. Das war so und führte dazu, dass ich den Vortrag, den Sie in einem Gymnasium gehalten haben, es war in dem kleinen Kreis einer Klasse, meinen Unterlagen beifügen konnte. Ich habe ein bisschen von unserer Bekanntschaft und von unserer gemeinsamen Heimat im Club erzählt. Ja, den Begriff Heimat habe ich absichtlich gewählt. Damals konnte man das so sagen, es war so, es war noch so und ist es in dem einen oder anderen Club sehr wahrscheinlich für viele Mitglieder auch immer noch so. Der Club interessierte ihn allerdings nicht weiter. Er hätte Ihr Sohn sein können, nicht nur vom Alter her, auch die Statur, der etwas schlaksig aufgeschossene Körper mit einem leichten Bauchansatz und die immer in Bewegung befindlichen Augen, die keine Ruhe geben und keine Ruhe finden. Auch er wird irgendwann graue Haare haben und sich von seinem Schnauzer trennen. Ich weiß, Sie mögen das nicht, Haare im Gesicht. Ihr Vater hatte wohl diesen Pinsel unter der Nase, wie Sie das einmal einwenig despektierlich ausdrückten, den Sie albern und ein bisschen lächerlich fanden. Man hätte Schwierigkeiten beim Nase putzen und für das Gegenüber, zum Beispiel beim Küssen der Allerliebsten, wäre er nachgerade eine Zumutung. Sie wollten das einfach nicht. Er ging locker und offen mit seinem Sohn um, der bei unserem Gespräch zugegen war und interessiert zuhörte und meinte, Ihr Vortrag hätte ihm gefallen. Die Einfachheit der damaligen Zeit, das Wenige und Reduzierte, mit dem man nicht nur sparsam und bedacht umgehen musste, sondern das auch dazu animierte, nachgerade zwang, bei allem, was man vorhatte, kreativ zu sein, daran konnte er sich gut erinnern. Sie hatten wohl auch darüber berichtet, wie man einen Stall für Hasen oder Kaninchen baut. Wie macht man einen Verschluss für die kleine Stalltüre, wenn man kein Schloss und keinen fertigen Riegel kaufen kann? Wie macht man die Scharniere an diesen Türen, wenn auch dafür nichts zur Verfügung steht, das für eben diese Funktionserfüllung geschaffen wurde? Er erinnerte sich an Ihre Idee, als Rechteck zurecht-geschnittenes Leder von alten Schuhen so anzunageln und dessen elastische Eigenschaft zu nutzen, damit die Biegung des Leders als Scharnier fungiert und die Türe geöffnet und wieder geschlossen werden kann. Das fand er gut, er war sogar fast begeistert. Und was macht man weiterhin, um anschließend das tägliche Futter für das Tier oder die beiden Tiere, er meinte, Sie hätten von zwei Stallhasen gesprochen, zu bekommen? Grünfutter war rund um ein Dorf relativ leicht zu finden, das wuchs in der ländlichen Gegend fast das ganze Jahr überall. Nur wenn Schnee kam, wurde es schwierig. Da die Tiere nicht alles fressen, was man ihnen wahllos vorsetzt, mussten Sie wissen, und dieses Wissen zuvor lernen, sich selbst beibringen, was die Tiere mögen und was nicht und was ihnen bekommt oder vielleicht auch nicht bekommt. Einen Teil aus Ihrem Vortrag als Zeitzeuge, wie man das heute nennt, habe ich anschließend in die vorliegende Unterlage eingearbeitet. Warum nur einen Teil? Nun, wie soll ich das sagen oder Ihnen erklären? Über manche Dinge muss man keine Worte verlieren wenn es andere, eindringlichere und anschaulichere Dinge, Ereignisse oder eben Unterlagen gibt. Und im weiteren Kontext, um den es mir hier geht, liegt meines Erachtens ein solcher Fall vor. Seien Sie also gespannt. Ich habe das Fundstück mit DER PRÄGESTEMPEL oder, vielleicht nicht nur als Alternative, sondern als Untertitel: DER ENGEL UND DIE BRANDBOMBE überschrieben. Ich zitiere: >Ihr müsst Euch das so vorstellen, dass es nicht auf einem Bildschirm, einem Smartphone oder in einer Erzählung geschehen ist, irgendwo weit weg von Euch, in einem anderen Land oder in einer anderen Stadt oder vielleicht sogar in einem Filmstudio, sodass Ihr es einfach ausschalten könntet, wenn Ihr wollt … nein, es geschah direkt neben Euch, um Euch herum … Ihr seid mittendrin, es ist kalt, Ihr friert, es ist sehr unangenehm, Ihr versteht überhaupt nicht, was da passiert, wollt lieber weg oder verschwinden oder Euch unsichtbar machen und verstecken, wegbeamen, wollt lieber nicht hier sein … ja, so könnte es gewesen sein. Nein, so könnte es nicht gewesen sein, so war es. So war es, ich konnte nicht verschwinden, sondern musste bleiben. Ursprünglich dachte ich, das wäre so nicht gut, das wäre kein guter Anfang und viel zu einfach, nachgerade trivial. Vielleicht könnte ein Knaller für meine Geschichte am Anfang besser sein oder etwas Spektakuläres wie in einem Blockbuster. Aber so etwas hatte ich nicht … und mochte es mir auch nicht einfallen lassen. Es war so, wie ich es gesagt habe, also habe ich es auch so gelassen. Die Schule hatte mich eingeladen, ein Gymnasium, der Jahrgang drei oder zwei vor dem Abitur, welcher genau das war, habe ich wieder vergessen. Ich kann in letzter Zeit nicht mehr richtig aufpassen und mir alles merken. Meine Nichte meinte, dass ich doch dabei gewesen sei und etwas dazu sagen könne. Sie würden die Ereignisse der Geschichte nur aus den Büchern kennen oder aus den Berichten der Lehrerin. Aber die war ja auch nicht dabei. Ich war dabei, da hatte sie Recht. Hinzu kam, dass eine Geschichte geschah oder sich eine Situation ergeben hatte, damals, als ich so jung war wie sie und die ganze Klasse heute, sogar noch ein bisschen jünger, die mir unablässig im Kopf herum spukte. Manche Geschichten vergisst man nie, obwohl man sie gerne ausradieren würde, manche werden verdrängt, tauchen aber trotzdem immer wieder auf. Dies war so eine. Es war die Geschichte von den schönen Sachen … also doch nicht so schlimm und unangenehm, wie ich vorhin sagte? Ludwig meinte das. Ludwig war mit mir in derselben Klasse in unserer kleinen Dorfschule. Er saß neben mir, und das Haus seiner Eltern befand sich schräg gegenüber von unserem Haus. Wir wohnten also auch nebeneinander und gingen gemeinsam zur Schule. Die schönen Sachen, so meinte Ludwig, die sollten wir uns ansehen, vielleicht könnten wir sogar etwas loseisen und mitnehmen. Was das genau war oder sein könnte, er wusste es nicht. Aber er hatte davon gehört. Also gingen wir hin. Sie lagen an und auf der Böschung aufwärts der neuen Steige. Die neue Steige 1943. Warum lagen die dort, was machten die dort? Auch das wussten wir nicht. Die Schule war zu Ende und wir auf dem Heimweg, dann die neue Steige hinauf, sie lagen ganz oben, an der Stelle nach dem letzten Haus und vor der Haarnadelkurve. Das war nicht mehr auf dem Heimweg, sondern ein erheblicher Umweg, um den wir dann später nach Hause kämen … was Ärger geben könnte. Aber wir waren neugierig, und dann war das einfach so. Es gab sonst nicht viel im Ort, keine Ereignisse, nichts Besonderes. Militär fuhr manchmal durch, schweres Gerät mit viel rasselndem Lärm. Unser Ort lag auf dem Weg zur Muna, zur Munitionsanstalt. Also, Ludwig, Gerhard und ich gingen, rannten mehr und sahen sie schon, etwa zehn oder fünfzehn, die da im kurzen Gras lagen, einige ganz vorne an der Straße, hier hatte man mit gehauenen Tuffsteinen die Böschung abgefangen, andere weiter hinauf. Die Böschung war nicht sehr steil, sodass man leicht liegen...



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