Kleiva | Gustav Haarnack - Leben im Gelände | Buch | 978-3-948336-02-8 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 16, 160 Seiten, Format (B × H): 177 mm x 246 mm, Gewicht: 415 g

Reihe: Reihe Prosa

Kleiva

Gustav Haarnack - Leben im Gelände

Aufzeichnungen
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-948336-02-8
Verlag: Kookbooks

Aufzeichnungen

Buch, Deutsch, Band 16, 160 Seiten, Format (B × H): 177 mm x 246 mm, Gewicht: 415 g

Reihe: Reihe Prosa

ISBN: 978-3-948336-02-8
Verlag: Kookbooks


In "Leben im Gelände" stellt der norwegische Dichter, Essayist und Kritiker Arve Kleiva uns den deutschen Philosophen Gustav Haarnack (1919–1992) in seinen letzten Aufzeichnungen vor – diesen hat er jedoch bravourös erfunden. Die norwegische Originalausgabe erschien 2005 unter dem Pseudonym Gustav Haarnack und präsentierte sich als Übersetzung
aus dem Deutschen. Mit der „Rückübersetzung“ kann das Werk dieses fiktiven Wissenschaftlers nun endlich auch hierzulande gewürdigt werden.


238 Die Idee vom Müll hält sich immer gleichermaßen frisch; alle anderen Ideen werden der vom Müll unterworfen, dem Prinzip der Vermüllung. Ohne die Idee vom Müll wäre die Ideenwelt nicht denkbar und der Geschichtsbegriff ausgeschlossen. Sprachlich gesehen ist Müll Situierung, Strategie – verbunden mit Verwitterung, Verrottung, Rost, Vergiftung, Härte, Halbwertszeit, mit anderen Worten eine metamorphische Kette, wo die Änderungen der Sprachen in den vorliegenden Text als eine seiner Funktionen hineingezogen werden, als sein eigener – eine parasitäre Strategie, die sich schützt, indem sie in gleichem Maße ausradiert wird und in der Regeneration der Umwelt hervortritt, ohne selbst den Gesetzen der Reproduktion unterworfen zu werden, mit anderen Worten den erotischen Formen, die sich den erotischen
Registern der Reproduktion zugunsten anderer Formen entziehen: Genuss, Krankheit, Verfall, Geschäftigkeit, Wechsel, Übersättigung, Repetition, Projektion, Substitution, Pornografie, Anonymität, Verlust, Gefahr.
? Gustav Haarnack

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2 Wenn man in seine Epoche einsinken könnte, so tief, dass sie vergessen wird, lallend und gleichsam vorsichtig, wie eine blinzelnde Unschuld oder Wohlwollen.

7 Der, der schreibt, hat vielleicht nur ein einziges Verlangen, zu verstehen, was Jesu Einsamkeit war, in jeder ihrer Bewegungen, wohlwissend um deren Beziehung zu dem, was jemand, ein Missverständnis, das Ende der Geschichte nennt. Der Text ist genauso sehr eine Wüste für den, der schreibt, wie für den Leser. Der Hochmut in diesem Verlangen kann nur versöhnt werden durch den Wahnsinn, den er voraussetzt.

18 Der Begriff des Perfiden oder das perfide Subjekt: Wenn ich es nicht verstehe, muss etwas verkehrt sein (mit dem, was ich nicht verstehe).

20 Das System der Wiederkehr oder das Primat des Gespenstes, der Halluzinierte bekommt Probleme mit den anderen. Aber im Märchen über den einen – den König, der nicht aus dem vergifteten Brunnen trank, – ging es genauso zu. Die Situationen sind symmetrisch gleich, bis das Unglück, mit dem sie schwanger gehen, alles verändert. Da kam es ans Licht, wer halluzinierte (wenn erwünscht auch für den oder die Halluzinierten), Ödipus und Theben in unschuldigem Hochmut. So töten Veränderungen das, was sich verändert, versiegelt der Augenblick der Enthüllung die Situation, die enthüllt wird. Man könnte durchaus sagen, dass Enthüllungen damit unmöglich werden oder die Maske für immer versiegeln. Die Enthüllung rotiert um die Achse der Halluzination, die Blindheit ist zu der Quelle geworden, aus der man immer die Einsamkeit schöpfen kann, so wie eine Schlange eine neue Haut schöpft.

31 Frivolität, Norm für den Badeort, der letzte offene sexuelle Raum. Die absurde Ausbreitung des Frivolen eine Funktion von verlorener Erfahrung, generelle Stummheit.

39 Wintertage, Winternächte, achtmonatiges Exil – in einem Monat gleichmäßig arbeiten, in dreien alles andere ausschalten, ein Frühling ohne Glück und Unglück, ein disziplinierter Sommer, ein rastloser Herbst – ein Jahr ohne Ruhe und Unruhe.

48 Zur Messe. Fühlte die Freiheit, die ein Gerücht gibt. Was die Kleidung für einen ist, an dem du auf der Straße vorübergehst, ist das Gerücht für den, der dich kennt.


Arve Kleiva (*1960) lebt als Autor und Kritiker in Oslo. Einen Großteil seines Werkes veröffentlichte er unter verschiedenen Heteronymen, so 1998 als Ernst Ernst Onkel Max og plommetreet (Onkel Max und der Pflaumenbaum), 2005 als Gustav Haarnack Livet på landet (Das Leben auf dem Land) sowie als Aud Olsen 2008 På kjøkkenet (In der Küche) und 2012 Oedipus Rex (Essays, Kommentare, Rezital und Performance zu Ödipus). Unter seinem eigenen Namen erschien 2003 der Essayband Det er synd at noen få skal ødelegge for alle. In den letzten Jahren hat er vermehrt Essays, Notizen, Skizzen und Lyrikübersetzungen in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht.



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