Kleindl Baumgartner und die Brandstifter
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7099-3653-5
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kriminalroman
E-Book, Deutsch, Band 2, 312 Seiten
Reihe: Baumgartner-Krimi
ISBN: 978-3-7099-3653-5
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
EIN BRANDHEISSER FALL FÜR FRANZ BAUMGARTNER.
Feuer! Und wo zur Hölle steckt Baumgartner?
In einem südsteirischen Dorf brennt ein Haus. Die ganze Familie befindet sich währenddessen auf der Hochzeit des Sohnes. Die bettlägerige Großmutter jedoch kommt in den Flammen um. Die Umstände sind mysteriös: Ein folgenschwerer Kabelbrand? Oder doch Vorsatz? Die Grazer Kriminalpolizei übernimmt die Ermittlungen - doch vom leitenden Inspektor Baumgartner fehlt jede Spur. Nicht einmal seine Kollegen wissen, wo er sich aufhält, und kommen gegenüber der Presse in Erklärungsnöte. Also übernimmt Gregor Wolf den Fall und stößt schnell auf Indizien, die auf ein Verbrechen hindeuten. Offenbar hat die Familie Egger viele Feinde - und ganz offensichtlich versucht sie, den Ermittlern etwas zu verheimlichen. Dann taucht plötzlich Baumgartner wieder auf - in einem mehr als desolaten Zustand …
Knisternde Spannung und ein sehr spezieller Ermittler
Reinhard Kleindl spielt mit dem Feuer: eine dunkle Familiengeschichte, Großstadtflair, ein ebenso charismatischer wie geheimnisvoller Ermittler, Intrigen, Tempo - diese Zutaten machen "Baumgartner und die Brandstifter" zum brandheißen Tipp für Krimifans!
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>Mitreißend! Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.<
>Endlich ist der zweite Baumgartner-Krimi da! Ich fand schon den ersten genial. Der zweite hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen! Definitiv eine Empfehlung!<
>Pures Krimivergnügen: gut gezeichnete Charaktere, eine durch und durch stimmige Handlung und eine außerordentlich rasante Erzählweise.<
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Der erste Baumgartner-Krimi von Reinhard Kleindl:
Gezeichnet
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Samstag, 11 Uhr 10
Normalerweise achtete Alfons Riedl nie auf die offene Landschaft zwischen Spielfeld und Wildon. In diesem Abschnitt nickte er oft ein vom beruhigenden Schütteln und Rattern des Zuges. Im Zug schlief er so gut wie sonst nirgends, oft nur zwanzig Minuten, aber es war ein leichter, erholsamer Schlaf, der ihm guttat. Alfons Riedl kannte die Bahnstrecken um Graz gut. Er war jede von ihnen etliche Male gefahren und schlief inzwischen immer an denselben Stellen ein, wenn der Zug über das Land fuhr. Das Land war ihm egal, dort gab es nichts zu sehen. Es waren die Stadtränder, die ihn interessierten. Die Schrebergärten, die verwahrlosten Hinterhöfe. Wo man so schön hinter die Fassaden blicken konnte und sah, wie die Welt wirklich aussah. Diese Sicht der Dinge hatte er sich als Bankdirektor angeeignet. Die Fähigkeit, hinter die Fassade zu blicken. Er war vielen Männern in feinen Jacketts gegenübergesessen, die Geld von der Bank gewollt hatten, für dieses oder jenes. Manche von ihnen hatten fünfzigtausend Euro Spielschulden, andere eine auf den ersten Blick krude Geschäftsidee, die sich schon nach drei Jahren in pures Gold verwandelte. Zwei Typen, kaum voneinander zu unterscheiden. Er hatte es lernen müssen, hatte Meisterschaft darin entwickelt. Seither war er die Fassaden leid, die Werbungen, die bunten Plakate, das Halbwissen aus den Zeitungen. So hatte er nach seiner Pensionierung, als ihm allein in seiner Wohnung langweilig geworden war, das Zugfahren entdeckt. Jeden Samstag fuhr er hinaus, seit nun fast fünf Jahren, heute wieder einmal nach Süden: In der Früh nach Maribor, dort am Ufer der Drau einen Kaffee trinken, und danach wieder zurück nach Graz; auch in einer Hitzewelle wie dieser, wo kaum noch jemand freiwillig vor die Tür ging. Er hatte sich extra eine leichte, weiße Leinenhose gekauft, wie sie ältere italienische Männer manchmal trugen. Um den Kaffee ging es nicht, den hätte er auch woanders trinken können. Der Kaffee war nur die Ausrede für die Zugfahrt. Eigentlich waren seine Augenlider schon schwer und fielen immer wieder zu. Dass er dennoch genauer hinsah, lag nur an dem Mann, der quer über ein Feld ging. Riedl fragte sich, welchen Grund es dafür gab. Der Zug fuhr hier sehr langsam, und weil der Bahndamm erhöht war, hatte Riedl einen guten Blick auf die Landschaft. Der Mann war kein Bauer, sondern gekleidet wie ein Städter, in Jeans und einem karierten Hemd. Er war definitiv kein Jogger und schien keine Eile zu haben – warum er über das Feld ging und nicht herum, war nicht ersichtlich. Entschlossen setzte er einen Fuß vor den anderen, mit unergründlichem Gesicht. Der Rauch hatte eigentlich gar nichts mit dem Gehenden zu tun, das erkannte Riedl gleich. Der Mann ging in eine Richtung, die dazu überhaupt nicht passte. Es war einfach nur ein Zufall, doch so war er wach genug gewesen, auch den Rauch zu bemerken: eine Säule, die in den Himmel wuchs, braun und grau und manchmal fast schwarz. Langsam näherte sich der Zug, und nun konnte er auch die Quelle des Rauchs erkennen: ein Bauernhaus. Flammen waren keine zu sehen, aber überraschend viel Qualm. Er stieg schnell auf und verlor sich erst in großer Höhe. Riedl sah, wie in der Ferne ein Feuerwehrauto auftauchte. Es fuhr über das offene Land und näherte sich mit Blaulicht dem Haus, winzig unter dem wolkenlosen Himmel. Eine Sirene war im Zugabteil nicht zu hören. Aus Riedls Perspektive schien es fast gemächlich zu fahren. Ob das an der Entfernung lag oder an der Fahrtrichtung des Zuges, konnte er nicht sagen. Jedenfalls sah der Wagen, klein und lautlos, wie ein Spielzeug aus. Der Szene fehlte jeglicher Ernst. Nun drang der Rauch bereits aus mehreren Fenstern; aus einem schlugen plötzlich Flammen. Menschen sah er keine. Die Feuerwehr kommt ein paar Minuten zu spät, dachte er. Der Schaden wird beträchtlich sein. Es war sicher niemand zu Hause, dachte er. Samstags waren die Bauern auf den Märkten. Da wurde ihm von einem Moment auf den anderen bang, und er wandte den Blick ab. Während dieser Fahrt konnte er nicht mehr einschlafen und kam müde in Graz an. Als er am nächsten Tag die Zeitung vom Gang in die Wohnung holte, wartete er nicht einmal, bis der Kaffee fertig durchgelaufen war, sondern blätterte sie gleich durch, bis er die Meldung über den Brand gefunden hatte. Den Mann auf dem Feld hatte er zu diesem Zeitpunkt längst vergessen. 11 Uhr 30
Michael Egger war ein glücklicher Mann. Er stand allein vor der Kirche, etwas abseits von den anderen, an den Stamm einer Buche gelehnt und starrte vor sich hin. Das grüne Gilet seines Steireranzugs rieb an der Rinde und wurde schmutzig, doch das war ihm egal, ebenso wie die Schweißflecken unter den Achseln des weißen Hemdes. Der Schatten tat ihm gut, alles andere kümmerte ihn nicht. Egger sah zu, wie sein Sohn mit der Braut für den Fotografen posierte. Die junge Frau dirigierte den schwarz gekleideten Mann mit der Kamera, der ganz erbärmlich schwitzte und dabei nichts von seiner Professionalität einbüßte. Max dagegen wirkte wieder einmal etwas verloren und wagte nicht, sie zu stören. Die Hochzeitsgesellschaft, junge Verwandte in Dirndlkleidern und kurzen Lederhosen, nahm es wahr und man machte sich darüber lustig. Egger seufzte bei sich. Der Hof war in guten Händen. Eine neue Generation war bereit, die Herausforderung anzunehmen. Das war nicht immer so klar gewesen. Es hatte dunkle Jahre gegeben, Zeiten großer Zweifel. All das war nun vorbei. Sie konnten es hinter sich lassen, nach vorne blicken. »Na, Großbauer, wie geht’s dir? Stehst da allein in der Ecke!« Friederike schmiegte sich an ihn. Er hatte sie nicht kommen gehört. Sie schien rührselig zu werden, ließ sich anstecken vom Glück ihres Sohnes. Egger legte seinen Arm um sie und lächelte nur. »Bist du stolz?«, fragte sie. »Stolzer kann man nicht sein«, antwortete er. »Und du freust dich?« Er sah sie an. »Was glaubst du denn?« »Ich frage ja nur«, rechtfertigte sie sich, »stehst da ganz allein und grübelst. Ich will nur wissen, ob alles in Ordnung ist.« »Schade, dass die Oma nicht da sein kann«, sagte er. »Ja, das ist es. Aber der Doktor wird es schon wissen. Das lange Sitzen in der Kirche, das wär nichts gewesen für sie.« »Sie hat immer wieder den Teufel an die Wand gemalt, dass alles schlechter wird. Es hätte ihr gutgetan.« Friederike schien nachdenklich. »Und wenn wir noch einen Sprung zu ihr fahren vor dem Essen? Schicken wir die anderen einfach voraus.« Egger lachte und sah seine Frau an. »Ihr habt wochenlang jede Kleinigkeit geplant und euch den Kopf zerbrochen, wie ihr es machen wollt. Seitenweise Listen habt ihr geschrieben, alles auf die Minute genau. Und jetzt auf einmal willst du das Protokoll ändern?« Friederike boxte ihn vorwurfsvoll in die Seite. »Nur ganz kurz, für die Oma«, sagte sie. »Sie würde sich freuen, oder?« »Und wie.« »Es ist eine gute Idee, oder?« »Eine großartige Idee«, sagte er. »Gut, dann werd ich mal die Brautleute fragen«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. Egger blieb unter seinem Baum stehen und sah zu, wie die beiden Frauen die Details besprachen. Sein Sohn stand daneben, schien nicht gefragt zu werden. Schließlich winkte ihn Friederike herbei, und er musste schweren Herzens seinen Schattenplatz aufgeben. Man erklärte der Hochzeitsgesellschaft, dass alle schon zum Gasthaus fahren konnten. Die Brautleute würden nachkommen. Eine Stunde später saßen knapp hundert hungrige Hochzeitsgäste an einer liebevoll gedeckten Tafel mit fächerförmig gefalteten Servietten und warteten. Manche bestellten gerade das zweite Bier, andere wurden unruhig. Man zögerte mit dem Essen. Noch immer keine Spur von den Brautleuten. Es war die Tante, Eggers Schwester, die den Anruf bekam. Sie sagte kaum etwas, nickte nur, doch die Veränderung in ihrem Gesicht ließ alle verstummen. »Ja, ist gut. Ich sag es ihnen.« Sie legte auf, holte tief Luft und sagte den anderen, dass die Brautleute nicht mehr kommen würden. Dass etwas passiert war. 12 Uhr 50
Gregor Wolf hatte Schnupfen. Bei dieser Hitze, was für eine Ironie. Am Dienstag hatte er noch befürchtet, Mittwoch nicht zur Arbeit kommen zu können. Es begann immer mit wunden Schleimhäuten in der Nase und einer allgemeinen Trägheit. Erst ein paar Tage später folgte das Schnäuzen, und manchmal kam Fieber dazu. Meist konnte er schon bei den ersten Symptomen sagen, wie schlimm es werden würde. Letztes Wochenende waren sie nach der Radtour noch etwas trinken gegangen. Draußen vor dem Lokal war nichts mehr frei gewesen, deshalb hatten sie sich in den klimatisierten Innenraum gesetzt. Das war ein Fehler gewesen, er hatte es gleich bemerkt. Diesmal war er sich sicher gewesen, dass Fieber kommen würde. Doch er hatte gleich Aspirin genommen und sich am Montagabend bei der Apotheke etwas für die Nase geholt. Er wollte nicht einsehen, dass er gerade jetzt krank werden sollte, wo es beruflich so gut lief. So einfach ließ er sich seine gute Laune nicht verderben. Als er diesen Vormittag ins Landeskriminalamt gekommen war, hatte er vorsorglich eine...