Kläui | Psychoanalytisches Arbeiten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 236 Seiten

Kläui Psychoanalytisches Arbeiten

Für eine Theorie der Praxis
1., Auflage 2008
ISBN: 978-3-456-94590-3
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Für eine Theorie der Praxis

E-Book, Deutsch, 236 Seiten

ISBN: 978-3-456-94590-3
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Praxisnah und gut verständlich werden in diesem Buch die wesentlichen Elemente des psychoanalytischen Arbeitens dargestellt und dessen besondere Fragestellung und Methode herausgearbeitet. Im Buch werden klinische Beispiele aus Therapien und Psychoanalysen, Kommentare und theoretische Überlegungen zusammengeführt in eine Theorie der Praxis, die faszinierende und neuartige Einblicke in die Begriffswelt von Freud und Lacan gibt. 

Theoretische Konzepte werden nicht vorausgesetzt, vielmehr aus den Gegebenheiten und Notwendigkeiten der klinischen Arbeit selbst entfaltet. So entsteht ein aktuelles und lebendiges Bild von Sinn und Nutzen der Psychoanalyse. Der Autor, selbst ein erfahrener Psychoanalytiker und Psychiater, wendet sich gleichermaßen an Fachleute wie an interessierte Laien. 

Aus dem Inhalt: «Psychoanalytisch zu arbeiten heißt, dass ich die Wahl getroffen habe, mein Hören auf das zu richten, was sich im Sprechen selbst ereignet und aktualisiert. Es heißt, davon überzeugt zu sein, dass das etwas Wichtiges und Wertvolles ist. Ob ich mich dieser Dimension des Hörens öffnen will oder nicht, ob ich mich ihr öffnen kann oder nicht, ist eine andere Frage. Nur, das ist klar, sofern ich psychoanalytisch arbeiten will, geht es um diese Dimension. Die Frage der Entscheidung stellt sich in jedem Moment des Gesprächs: Was taucht auf, was aktualisiert sich gerade jetzt? Und: Greife ich als Therapeut und Analytiker das auf oder überhöre ich es? Das psychoanalytische Arbeiten ist ganz auf den Fortgang des Gesprächs ausgerichtet, darauf, wie dieses vielmehr weitergehen als abbrechen, vielmehr sich öffnen als sich verschließen kann.»

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Zielgruppe


Psychoanalytiker, Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten; alle, die sich für Psychoanalyse interessieren


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Dank;8
3;Teil I Vom Reden schreiben;10
3.1;1 Einleitung;12
3.2;2 Psychoanalyse und psychoanalytische Psychotherapie;17
3.3;3 Über Psychoanalyse schreiben;22
4;Teil II Anfangen;28
4.1;4 Worum es geht;30
4.2;5 Scheitern und Anfangen;39
4.3;6 Erfahrung;50
4.4;7 Einfühlen und Hören;57
4.5;8 Zusammenhang;80
5;Teil III Verlieren und Erfinden;88
5.1;9 Hans im Glück;90
5.2;10 Verlust;95
5.3;11 Wünschen und Instinkt;113
5.4;12 Schicksal – Zufall;117
5.5;13 Zu sehen gegeben;125
5.6;14 Versteinerungen;138
6;Teil IV Krisen;146
6.1;15 Zeiten;148
6.2;16 Warum überhaupt Übertragung?;160
6.3;17 Übertragung und Wiederholung;169
6.4;18 Jenseits der Liebe;178
6.5;19 Die Scham des Analytikers;190
6.6;20 Gegenübertragung;198
7;Teil V Aufhören;206
7.1;21 Vom Ende;208
7.2;22 Die Spaltung des Subjekts;220
8;Literaturverzeichnis;226
9;Kleines Register;230
10;Anmerkungen;232


(S. 147-148)

Von Herrn I war schon kurz die Rede (S. 46): Der junge Musiker, kaum in Analyse, merkte mit grosser Überraschung, dass er zur Beschreibung der Beziehung seiner Eltern, die sich gegenseitig etwas «vorgespielt» hatten, das gleiche Wort verwendete, mit dem er auch sein berufliches Tun bezeichnete. Was, so musste er sich nun fragen, ist da der Zusammenhang? Im Verlauf der Analyse stellte sich auch heraus, dass dieser junge Mann lange Jahre an einem vorzeitigen Samenerguss zu leiden hatte: Er brachte es über das Vorspiel nicht hinaus. Im Wort Vorspielen finden zwei Zeiten ihren gemeinsamen Nenner: In der Jetztzeit ist «Vorspielen» die Arbeit, die der junge Mann als Musiker verrichtet. Aber «Vorspielen» ist auch der Signifikant der Vergangenheit, der das Drama der elterlichen Beziehung auf den Punkt bringt.

In diesem einen Wort ziehen sich folglich zwei Zeiten zusammen, es ist wie eine Brücke über den Graben von Gegenwart und Vergangenheit. Eine ähnliche Beobachtung hat auch Freud schon sehr früh in einem Brief an seinen Freund Wilhelm Fliess mitgeteilt: «Für die Zwangsneurose bestätigt es sich, dass die Wortvorstellung und nicht der ihr anhängende Begriff die Lokalität ist, wo das Verdrängte durchbricht. (Genauer, die Wort-Erinnerung.)

Daher sind gerne die disparatesten Dinge als Zwangsvorstellung unter einem mehrdeutigen Wort vereinigt. Diese zweideutigen Worte sind gleichsam mehrere Fliegen auf einen Schlag für die Durchbruchstendenz. Zum Beispiel folgender Fall. Ein Mädchen, das die Nähschule besucht und bald beendigt haben wird, wird von der Zwangsvorstellung belästigt: Nein, Du darfst nicht fortgehen, Du bist noch nicht fertig, Du musst noch mehr machen, noch alles mögliche lernen. Dahinter die Erinnerung an Kinderszenen, wo sie auf den Topf gesetzt wird, nicht bleiben will und denselben Zwang erfährt.

Du darfst nicht fortgehen, Du bist noch nicht fertig, Du musst noch mehr machen. Das Wort machen gestattet, die spätere Situation mit der infantilen zusammenzufassen.» (Freud 1986, 313) «Vorspielen» in seiner Mehrdeutigkeit zu entdecken, war für Herrn I packend. Das Wort «Vorspielen» hatte er in der Analyse gebraucht für sein Musikmachen. Zum Thema war das Musikmachen geworden im Zusammenhang mit einem immer wieder unerfüllt gebliebenen Anspruch.

Es ging um ein Ringen um Anerkennung: Er beklagte sich darüber, von seinem Vater, der ihn lieber als Nachfolger im kleinen Familienbetrieb gesehen hätte, in seiner Berufswahl nicht anerkannt zu sein. Es war dieser Anspruch, der ihn beschäftigte. Etwas hatte in seinem Anspruch nach Anerkennung nicht zur Ruhe kommen können, wies unerfüllt über seine Erfolge als Musiker hinaus und zog ihn von einem Ort zum anderen in die Welt hinaus. Ein Fragezeichen gab es da, etwas Offengebliebenes, Unbefriedigtes, das er nur in «immer noch mehr vom Gleichen» umzusetzen vermocht hatte, in beharrliches Ringen um die nie wirklich treffende Anerkennung.

Und nun entdeckte er, dass sich im «Vorspielen» noch etwas anderes meldete, das all die bisherigen Bedeutungen überstieg und in einem neuen Licht brach. Da war plötzlich etwas aufgetaucht, das dieses Fragezeichen ganz direkt berührte. Dabei hatte er doch nur über etwas berichten wollen, das für ihn Schnee vom letzten Jahr zu sein schien: Die Konflikte der Eltern, das war eine «alte Geschichte». Natürlich hatte er als Kind unter der Unklarheit, wie die Eltern eigentlich zueinander standen, gelitten, hatte gespürt, dass etwas nicht stimmte, aber er hatte dem keine Worte geben können und die Eltern hatten die offene Auseinandersetzung immer vermieden.



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