Kiwull | Knall 2 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 300, 196 Seiten

Reihe: Lindemanns

Kiwull Knall 2

Ein Richter-Krimi
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96308-026-5
Verlag: Lindemanns
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein Richter-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 300, 196 Seiten

Reihe: Lindemanns

ISBN: 978-3-96308-026-5
Verlag: Lindemanns
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die nächtliche Gestalt in der Schlafzimmertür - Traum oder Wirklichkeit? Maximilian Knall, Strafrichter am Landgericht Karlsruhe, wird verdächtigt, den Überfall auf eine Sparkasse verübt zu haben, bei dem ein Mann lebensgefährlich verletzt wird. Auch der Anschlag auf einen Kollegen nur wenige Tage später wird ihm zur Last gelegt. Die Indizien sprechen gegen ihn. Versucht ihm jemand aus Justizkreisen die Taten anzuhängen? Das LKA schaltet sich ein. Die Aktionen der Polizei laufen sehr schleppend und führen in die Irre. Mysteriöse Hinweise des Täters können nicht entschlüsselt werden. Knall wird bedroht, sein Leben ist in Gefahr. Er nimmt die Ermittlungen selbst in die Hand. Eine Spur führt ihn nach Norddeutschland. - Ein Kriminalroman, der auch ohne durchgeschnittene Kehlen für große Spannung sorgt. Dr. Harald Kiwull war nach seiner Tätigkeit als Zivilrichter viele Jahre Vorsitzender Richter einer Strafkammer am Landgericht Karlsruhe. Bundesweit bekannt wurde er als Berufungsrichter im 'Autobahnraser-Prozess'. In seinem ersten Richter-Krimi 'Die Trüffel-Connection', dessen ­Startauflage nach wenigen Wochen vergriffen war, schildert er packend den Gerichtsalltag und begleitet seine Hauptfigur, den ziemlich aus dem Rahmen fallenden Richter Maximilian Knall, auf unrichterlichen Wegen in kriminelle Niederungen. 'Juristerei als unterhaltsame Randnotiz. Sehr kurzweilig.' Stader Tagblatt 'Rotlichtmilieu und Lokalkolorit.' Badische Neueste Nachrichten

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1 Ein leises, knirschendes Geräusch weckte mich. Ich hob den Kopf und blickte auf die Uhr. Es war Viertel vor fünf. Neben mir hörte ich die ruhigen Atemzüge von Felicitas. Der Mond warf einen schrägen, bleichen Lichtstreifen über das Fußende des Bettes auf die weiße Wand links von mir. Daneben schimmerte im Halbdunkel die leicht geöffnete Tür zum dunklen Flur. Ich horchte. Wieder ein Knirschen, irgendwo in der Wohnung. Es war kalt im Zimmer. Ich zog die Wolldecke vom Fußende hoch. Plötzlich bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Mir stockte der Atem. Ein Arm schob sich durch den schmalen Spalt in das Schlafzimmer. Eine Hand in schwarzem Lederhandschuh fasste den Griff der Tür und zog sie langsam, lautlos und gleichmäßig zu. Ich schüttelte mich und kniff die Augen fest zusammen, öffnete sie wieder. Richtete mich weiter auf und starrte auf die Tür. Sie war jetzt geschlossen. Ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken. Einen Augenblick verharrte ich entsetzt und regungslos, wie versteinert. Dann berührte ich leicht die Schulter von Felicitas, die aber nur etwas vor sich hin murmelte und weiterschlief. Ich packte sie etwas fester. Sie drehte sich verschlafen zu mir und wollte etwas sagen. Als ich ihr den Mund zuhielt, weiteten sich ihre Augen. Leise flüsterte ich ganz dicht an ihrem Ohr: „Still! Sei still!“ Ich lauschte wieder einen Moment. „Es ist jemand in der Wohnung. Wirklich. Ich habe gesehen, wie die Tür zugezogen wurde.“ Sie sah erst mich erschrocken an, blickte zur Tür und flüsterte: „Das hast du doch geträumt!“ „Nein, nein, ich bin sicher. Da ist jemand“, antwortete ich leise. „Ich bin vollkommen sicher!“ Es war jetzt totenstill. Ich schlug die Bettdecke zurück, schlich zum Fußende und drückte mein Ohr an die Tür. Kein Geräusch. Ich fasste die Klinke an. Felicitas hatte sich im Bett aufgerichtet und starrte her zu mir. „Bist du verrückt“, zischte sie. „Bleib hier. Du kannst nicht hinaus.“ Einen Augenblick blieb ich noch reglos stehen und überlegte. Dann versuchte ich, die Tür mit dem Schlüssel abzuschließen. Aber das Schloss war bei der letzten Renovierung überstrichen worden. Er ließ sich nicht bewegen. Von meinem Nachttisch nahm ich mein Schweizer Taschenmesser, klappte es auf und schob die Klinge als Keil unter die Tür in der wohl etwas verrückten Hoffnung, dass dem Einbrecher die Tür damit versperrt wäre. Felicitas war jetzt hellwach und beobachtete mich. Ich lauschte erneut. Nichts. Das Handy war natürlich wieder mal irgendwo anders, jedenfalls nicht auf dem Nachttisch. Auf Zehenspitzen ging ich zu Felicitas und flüsterte ihr ins Ohr: „Wir klettern aus dem Fenster. Ich muss kontrollieren, ob die Wohnungstür oder die Rollläden auf der anderen Seite des Hauses aufgebrochen worden sind. Ob ich mich vielleicht doch getäuscht habe.“ Vor ungefähr zwei Monaten war ich aus dem Dachgeschosszimmer mit den schrägen Wänden des kleinen Ettlinger Hotels ausgezogen, das ich einige Monate bewohnt hatte. Nach der Trennung von meiner Frau war ich damals Hals über Kopf dorthin übergesiedelt. Und eigentlich und etwas überraschend hatte ich mich da oben ganz wohlgefühlt zwischen diesen merkwürdigen Mitbewohnern mit ihren eigenartigen Tagesabläufen und Nachtunruhen. Aber natürlich nicht als Dauerzustand. Durch Zufall war es mir schließlich gelungen, eine gemütliche, ebenerdige Wohnung in einem alten, romantischen Haus am Hang im Vogelsang in Ettlingen zu mieten. Kupfer, der Präsident des Landgerichtes, hatte damals im Vorbeigehen auf dem Flur zu mir gesagt: „Das wurde aber wirklich Zeit, Knall. Dass Sie da ausziehen. War ja langsam peinlich.“ Dabei hatte er mich ziemlich vernichtend angesehen. Ich heiße Maximilian Knall, genauer gesagt Dr. Maximilian Knall und bin Richter am Landgericht Karlsruhe. Strafsachen seit vielen Jahren. Kupfer kenne ich schon lange Zeit. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander. Vor dem Schlaf- und dem Wohnzimmer erstreckt sich ein kleiner Garten schräg hinunter zur Straße, genau so breit wie das Haus und zu beiden Seiten durch hohe Mauern begrenzt, die an das Haus anschließen. Es ist nicht möglich, direkt um das Haus herumzugehen. Der Eingang ist nur von der Nebenstraße auf der anderen Seite des Hauses zu erreichen. Dort liegen auch die Küche und das Badezimmer. Ich überlegte und schüttelte den Gedanken an den breitschultrigen, tätowierten Angeklagten ab, der mich am Dienstag, als er aus dem Sitzungssaal von zwei Wachtmeistern hinausgeführt wurde, drohend angeblickt und irgendetwas vor sich hin gemurmelt hatte. Seine drei finsteren Kumpane aus der letzten Reihe waren schon während der Urteilsbegründung lärmend rausmarschiert. Leise machte ich die beiden Fensterflügel auf. Die kalte Luft ließ mich schaudern. Den Garten bedeckte eine dünne Schneedecke. „Wir klettern hier raus. Ich muss auf der anderen Seite nachsehen. Es geht nicht anders.“ Felicitas stand inzwischen neben mir und blickte aus dem Fenster hinunter in den offenen, tiefen Kellerschacht, der sich unter uns über die gesamte Breite des Fensters erstreckte. Sie sah mich etwas ratlos an. Ich zeigte auf den dicken Ast der japanischen Zierkirsche vor uns, der schräg über den Abgrund ragte. „Wenn wir uns daran festhalten, wird es klappen. Ich halte dich.“ Feli öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Wir horchten beide noch einmal. Nichts. „Okay, ich fange an“, sagte ich, umklammerte mit beiden Händen den Ast und kletterte über die Fensterbrüstung nach draußen. Schräg über dem Schacht hängend gelang es mir, die Füße auf die seitliche Begrenzung zu bringen und mich hinüberzuziehen. „Also, jetzt du. Ich stütze dich.“ Felicitas griff mutig den Ast, schwenkte die Füße aus dem Fenster, und ich konnte ihr zu mir herüberhelfen. Erleichtert sahen wir uns im kalten Licht des Mondes an. Plötzlich schauderte Feli und blickte entsetzt auf ihre Füße. Sie stand barfuß im Schnee. „Holst du mir meine Hausschuhe“, bat sie und blickte mich flehentlich an. Fassungslos starrte ich auf ihre Füße, die sie nervös hin- und herbewegte. „Ich glaub es nicht“, stieß ich hervor. Kurz entschlossen packte ich erneut den Ast, zog mich in die Fensteröffnung und krabbelte so lautlos wie möglich wieder hinein. Ihre komfortablen grünen Filzpantoffeln standen friedlich, parallel zueinander vor ihrer Bettseite. Ich warf sie ihr nach draußen zu. Wieder im Garten, nahm ich sie bei der Hand. Wir gingen zusammen den kleinen Weg schräg hinunter, vorbei an den fünf links an der Mauer stehenden, kleinen Buchsbäumen mit ihren runden, weiß gepuderten Köpfen. In unseren Schlafanzügen, die bloßen Füße in Hausschuhen, traten wir durch das Gartentürchen hinaus auf die Straße, auf der eine jungfräulich unberührte Schneeschicht durchaus romantisch im Mondlicht glitzerte. Als wir um die Ecke bogen, zuckte ich zusammen. Von der Straße führte über den kleinen Fußweg eine Trittspur zum Haus. Abdrücke von großen Männerschuhen im Schnee. Zum Eingang und wieder zurück. Feli trabte vor mir her, ohne dass es ihr auffiel. Ich entspannte mich jedoch gleich wieder, als ich die „Badischen Neuesten Nachrichten“, unsere Tageszeitung, im Briefkasten stecken sah. Der Zusteller hatte schon in aller Frühe seine Arbeit getan. Vor der unversehrten Tür und den makellos geschlossenen Rollläden der Fenster stampfte Feli wütend mit dem Fuß im Pantoffel auf. „Du bist doch wirklich ein blöder Trottel“, schnaubte sie zitternd vor Kälte, drehte auf dem Absatz um und rauschte in ihrem Schlafanzug davon, was mich – vielleicht auch wegen der jetzt entspannten Einbruchssituation – zu einem nervösen Gekicher veranlasste, bevor ich ihr folgte. Einen Schlüssel für die Eingangstür hatten wir natürlich auch nicht. Als ich gegen Mittag des nächsten Tages den Schwurgerichtsvorsitzenden und Freund Johannes Anglerter auf dem Gerichtsflur traf und anhielt, um ihm das nächtliche Erlebnis zu erzählen, unterbrach er mich schon nach den ersten drei Sätzen und sagte: „Das hast du nur geträumt“, während er weitereilte. Für mich hatte sich damit allerdings die Darstellung als spannendes und auch ziemlich kreatives Drama enttäuschend erledigt. Kurze Zeit später traf ich die Kollegin Dr. Ilse Friedrich auf der Treppe und überlegte, ob ich einen zweiten Versuch starten sollte. Ich unterließ es dann aber lieber. Zivilrichterin Friedrich gehört zu der Sorte von Menschen, die schon nach einem Halbsatz brutal unterbrechen und in überbordendem Selbstbewusstsein mit einem kurzen, verblüffenden Schlenker auf ein Thema kommen, in dem sie selbst im Mittelpunkt stehen. Von dem sie dann nicht mehr abzubringen sind. Es bleibt einem dann nichts anderes übrig, als die weiße Fahne zu hissen und zu kapitulieren. Im Weitergehen dachte ich darüber nach, ob diese Gesprächsdiktatur möglicherweise Folge einer genetischen Veranlagung, einer frühkindlichen Fehlerziehung oder die Auswirkung der grenzenlosen Bewunderung durch den unscheinbaren Ehemann sein könnte. Felicitas, Richterin in Berlin, die mich eine Woche lang besucht hatte, war von mir am frühen Vormittag an den Zug nach Frankfurt gebracht worden. Sie wollte zu ihren spanischen Großeltern fliegen. Der Großvater war schwer erkrankt, und sie musste ihm und ihrer Großmutter beistehen. Es tat mir weh, sie so schnell wieder zu verlieren, und das vielleicht für lange Zeit. Vor Jahren hatte ich sie kennengelernt, als ich als Assistent an der Uni in Hamburg tätig war und sie in einem Kurs betreute. Sie fiel mir damals auf, weil sie nicht nur ungewöhnlich...



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