E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-0586-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Solange sie denken kann, liebt Cindy Kirk das Lesen. Schon als kleines Mädchen in der ersten Klasse hat sie einen Preis dafür gewonnen, hundert Bücher gelesen zu haben! 1999 war es so weit: Ihr erster eigener Roman erschien bei Harlequin. Seitdem muss die Autorin ihr Lieblingshobby Lesen damit unter einen Hut kriegen, dass sie selbst leidenschaftlich gerne Geschichten erzählt. Aber für ihren großen Traum nimmt Cindy Kirk das gern in Kauf. Schauen Sie auf ihre Webseite www.cindykirk.com.
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1. KAPITEL „Ich kenn Sie ja nicht mal!“ Josie Campbell schaute irritiert an dem großen, breitschultrigen Mann hoch. „Weshalb sollte ich mit Ihnen ausgehen?“ „Weil Sie mich sonst gar nicht kennenlernen werden?“ Noah Anson schenkte ihr ein charmantes Lächeln, das seine makellosen Zähne aufblitzen ließ. Mit seinem pechschwarzen Haar, der leicht bronzefarbenen Haut und den strahlend blauen Augen ergab das eine umwerfende Kombination, auch noch schick verpackt in einen dunklen maßgeschneiderten Anzug mit roter Hermès-Krawatte und einen Kaschmirmantel. Wer so selbstsicher auftritt, ist es wohl gewohnt, bei den Frauen gleich zu landen, dachte Josie. Bei den meisten Frauen, korrigierte sie sich. Nicht bei ihr, und zwar aus mehreren Gründen, vor allem aber: „Sie sind für mich ein Fremder.“ „Ich habe mich vorgestellt.“ Noah klang leicht ungeduldig. Er nickte zum Tresen hinüber: „Wenn Sie eine persönliche Empfehlung brauchen, wird Cole für mich bürgen.“ Cole Lassiter, Besitzer des „Hill of Beans“-Kaffee-Imperiums, stand hinter dem Tresen und unterwies gerade einen Mitarbeiter. Josie brauchte keine Empfehlung. Noahs Namen hatte sie sofort einordnen können; er war der Neurochirurg, der im letzten Jahr der Praxis ihres Vaters beigetreten war. Obwohl Josie schon seit über einem Monat wieder in Jackson Hole war, war dies ihre erste Begegnung mit Noah. Als sie daran dachte, wie er sich vorgestellt hatte, musste sie lächeln: Doktor Noah Anson. Offenbar wollte er sie beeindrucken. Nach ihrer Erfahrung taugten Ärzte eher weniger als gute Freunde oder Partner, was seine Chancen nicht gerade verbesserte; aber das konnte er ja nicht wissen. „Vielen Dank für die Einladung“, sie deutete ein Lächeln an und versuchte, seine maskuline Ausstrahlung zu ignorieren, „aber ich bin nicht interessiert.“ Weitere Erklärungen sparte Josie sich. Schon vor Jahren hatte sie die Erfahrung gemacht, dass ein Mann, der von seinem Vorhaben überzeugt war, für vernünftige Gründe ohnehin nicht zugänglich war. Noah kniff seine Augen leicht zusammen, die so blau waren wie der Himmel von Wyoming. Josie stellte sich vor, wie die Zahnräder in seinem analytischen Gehirn surrten. Schließlich nickte er. „Alles klar.“ Dass er so schnell aufgab, überraschte sie, hatte sie doch den Eindruck gewonnen, dass er aus demselben Holz geschnitzt war wie ihr arroganter Vater und ihre Brüder. Sie hatte erwartet, dass er sich doppelt anstrengen und seinen Charme anknipsen würde, zumindest aber auf einer Erklärung bestehen. Mit einem seltsamen Anflug von Enttäuschung wandte sie sich zum Gehen. „Einen schönen Tag noch, Dr. Anson.“ Noch vor ihrem ersten Schritt wurde ihr das Getränk aus der Hand genommen. „Nicht so schnell!“ Josie fuhr herum und fixierte seine lebhaft blauen Augen, in denen ein amüsiertes Glitzern lag. Sie unterdrückte ein Schnauben und sagte streng: „Geben Sie mir mein Glas zurück!“ Dabei war das nicht mal ihr Glas. Ihren Caramel Macchiato hielt sie noch unberührt in der anderen Hand. Noah hatte sich den Caffè Latte Light geschnappt, den Josie ihrer Chefin Pauline bringen wollte. „Da am Fenster ist ein freier Tisch. Ich hab mein Anliegen noch nicht vorgebracht.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, bahnte er sich entschlossenen Schrittes mit Paulines Getränk in der Hand seinen Weg durch das gut besuchte Café. Sie hätte einfach einen neuen Caffè Latte bestellen und ohne Noah eines weiteren Blickes zu würdigen zur Tür hinausgehen können. In jedem Fall eine Möglichkeit – aber auch irgendwie feige. Und – auch wenn sie vor all den Jahren vor ihrer Familie davongelaufen war – feige war sie nicht. Mit einem kleinen Seufzer folgte sie Dr. Anson. Obwohl sie aufgrund des winterlichen Wetters einen Wollmantel, Jeans und dicke Winterschuhe trug, ließ sie sich mit der Grazie ihrer jahrelangen Yoga-Routine auf dem Stuhl nieder, den er ihr hinschob. Sie stellte ihr Glas auf den Tisch und begann, ihren Mantel aufzuknöpfen. „Sie werden mir diesen Kaffee ersetzen. Und zwar innerhalb der nächsten fünf Minuten, sonst komme ich zu spät zur Arbeit.“ Noah grinste. „Selbstverständlich.“ Ihre Blicke trafen sich eine kleine Ewigkeit lang. Er hatte ein wirklich nettes Lächeln. Schade, dass es bei ihr verschwendet war. Dass er für ihren Vater arbeitete, ließ Josie auf der Hut sein. „Bestimmt sind Sie ein sehr netter Mann, Dr. Anson. Aber im Moment habe ich keinerlei Interesse an irgendwelchen Verabredungen.“ Josie hob das Glas an ihre Lippen, doch ein rebellischer Zug, den sie von ihrem Vater geerbt hatte, ließ sie hinzufügen: „Wenn Sie jemand kennenlernen wollen, könnte ich Ihnen die Lebensmittelabteilung des Supermarktes an der Schnellstraße empfehlen. Ein einmaliger Treffpunkt für Singles in Jackson Hole.“ Obwohl er noch immer lächelte, schwang in seiner Stimme ein Anflug von Ärger mit: „Ich muss mich nicht in den Gängen eines Supermarktes herumtreiben, um jemanden kennenzulernen.“ „Stimmt!“, sagte sie mit einem kessen Lächeln, „Sie bevorzugen ja Coffeeshops.“ Zu ihrer Überraschung lachte er – ein tiefes, angenehmes Lachen. Doch als sie sich erhob, griff er nach ihrer Hand. Der Moment, den Josie brauchte, um ihre Hand zurückzuziehen, reichte aus, um ihren Arm mit Wärme zu durchfluten. „‚Fünf Minuten‘, sagte ich.“ In seiner dunklen, sehr männlichen Stimme schwang ein leichter Ostküstenakzent mit – und eine Herausforderung. „Lang genug, um Sie umzustimmen.“ Josie war trotz allem fasziniert. Sie kicherte: „Ziemlich arrogant, oder?“ „Selbstbewusst. Das ist ein Unterschied!“ Noah trank einen Schluck Kaffee und grinste. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag.“ Der unverblümte Blick seiner blauen Augen verursachte ihr ein leichtes Prickeln. Wenn er kein Arzt wäre und nicht bei meinem Vater angestellt, wenn … Sie verbot sich diese Gedanken. Längst hatte sie gelernt, dass das ewige Was-wäre-wenn die Realität nicht beeinflussen konnte. „Erst bitten Sie mich um eine Verabredung, und jetzt haben Sie einen Vorschlag.“ Sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken. „Das wird ja immer besser.“ „Ganz im Gegensatz zu dem hier!“ Noah schob Paulines Kaffee beiseite und bedeutete Cole, dass er einen Kaffee wollte. Josie amüsierte seine offensichtliche Abneigung gegenüber dem Caffè Latte Light. „Es ist nicht die Art Vorschlag, die Sie erwarten“, sagte er leise und blickte sie fest an. „Ich erklär’s Ihnen.“ Hoffentlich bereue ich das nicht, dachte Josie, zog ihr Handy heraus und stellte den Timer ein. „Noch vier Minuten.“ Er hob erstaunt die Augenbrauen. „Ich darf nicht zu spät kommen“, sagte sie. „Sagen Sie Pauline, dass Sie bei mir waren“, winkte Noah ab. „Das versteht sie schon.“ Jetzt war es an Josie, sich zu wundern: „Sie kennen meine Chefin?“ „Pauline Bettinger ist meine Großmutter.“ Vor zwei Wochen hatte Josie nicht nur einen Teilzeitjob als persönliche Assistentin der wohlhabenden Witwe angenommen, sondern war auch in ihr beeindruckendes Haus gezogen. Zwar wusste Josie, dass Daffodil Prentiss, die Hairstylistin des Ortes, mit Pauline verwandt war. Aber Noah war nie erwähnt worden. „Heißt das, dass Sie und Daffy verwandt sind?“ „Daffodil ist meine Schwester.“ Mit ihrem langen hellblonden Haar und dem leicht entrückten Touch eines Hippiemädchens aus den Sechzigern hatte Daffodil so gar nichts gemein mit ihrem Bruder. Sie war nach Jackson Hole gekommen während der Jahre, die Josie auswärts verbracht hatte. „Ich hab Sie nie mit Daffy zusammen gesehen.“ „Wir haben uns auseinandergelebt“, sagte er knapp. „Das tut mir leid.“ Josies Anteilnahme war echt. Mit einer schwierigen Familie und schmerzhafter Entfremdung kannte sie sich aus. Sie war zurückgekommen, um sich mit ihrem Vater und ihrem ältesten Bruder zu versöhnen. „Und genau das will ich wieder in Ordnung bringen“, sagte er fest. „Dafür brauche ich Ihre Hilfe.“ Etwas in seinem Blick sagte ihr, dass er – was immer der Grund für den Bruch gewesen sein mochte – sehr unter der Trennung litt. Doch davon wollteste sich nicht rühren lassen. „Ich mische mich grundsätzlich nicht in Familienangelegenheiten ein.“ „Alles, worum ich Sie bitte, ist Ihre Fürsprache. Ich hoffe, dass Sie mein Anliegen besser vortragen können als ich selbst.“ „Ich kenne Sie doch nicht mal!“, sagte sie kopfschüttelnd. „Eben!“ Bevor sie nachhaken konnte, brachte die junge Bedienung seinen Kaffee. Noah gab ihr einen Zwanziger: „Der Rest ist für Sie.“ Das Mädchen strahlte und bedankte sich überschwänglich. Pluspunkt für ihn, dachte Josie, Großzügigkeit lässt sich nicht antrainieren. Aber nicht weich werden. Sie gab sich einen Ruck und wollte aufstehen. „Also, ich muss jetzt …“ Noah legte seine Hand auf ihren Arm. „Ich hab immer noch zwei Minuten.“ Ihr Blick auf das Handy-Display gab ihm recht. Mit einem Seufzer setzte sie sich wieder. „Fünf Treffen.“ Noah trank einen Schluck Kaffee und fuhr fort: „Das sollte reichen, um mich kennenzulernen. Wenn Sie zwischen Daffy und mir...