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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 180 Seiten

Reihe: Philosophische Monographien

Kirchhoff Giordano Bruno

Leben, Werk und Selbstzeugnisse
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7693-9309-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Leben, Werk und Selbstzeugnisse

E-Book, Deutsch, Band 1, 180 Seiten

Reihe: Philosophische Monographien

ISBN: 978-3-7693-9309-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Giordano Bruno Monografie Autor: Jochen Kirchhoff Der ausgewiesene Bruno-Kenner, Naturwissenschaftskritiker und Philosoph Jochen Kirchhoff unternimmt in dieser Monografie den Versuch, dem Leser den großen italienischen Renaissance-Philosophen Giordano Bruno vielfältig näherzubringen. Dabei werden nicht nur die Lebensumstände des umtriebigen und ungeheuer produktiven Bruno skizziert, sondern die wichtigsten philosophischen Leistungen werden herausgehoben und im Lichte der Bewusstseinskrise der Neuzeit diskutiert. Bruno ist und bleibt hochaktuell und hat mit seinem Insistieren auf einem lebendigen unendlichen Universum, der umfassenden Erkenntnisfähigkeit des Menschen und seinen vielfältigen Beiträgen zur Zerschlagung von mittelalterlichen Dogmen den Weg mit geebnet für eine grundsätzlich nicht-destruktive Naturwissenschaft und eine Wiederanbindung der Menschheit an den geistig-seelischen Kosmos. Das Feuer seines Lebens und Werkes ist nie erloschen. Jochen Kirchhoff hat es wie nur wenige Denker aufgenommen, weitergetragen und auf seine Weise genährt.

Jochen Kirchhoff, geb. 1944, lebt und arbeitet in Berlin. Als Philosoph, Autor und Vortragsredner bearbeitet er seit nunmehr 60 Jahren naturphilosophische Themen, wirkt als herausragender Kritiker der modernen Naturwissenschaften und setzt sich für eine Neubegründung dieser mit einer eigenen alternativen Sichtweise ein. Sein Wirken für die Bewahrung der geistig-kosmischen Würde des Menschen und für eine lebendige Kosmologie hat sich in zahlreichen Veröffentlichungen niedergeschlagen: Was die Erde will, Die Anderswelt, Räume, Dimensionen, Weltmodelle, Die Erlösung der Natur, Das kosmische Band, Klang und Verwandlung und zahlreiche Texte für Zeitschriften und Anthologien. In seiner über 10 Jahre währenden Lehrtätigkeit an der Humboldt-Universität zu Berlin hat er eine einzigartige Vorlesungsreihe zu naturphilosophischen Themen gehalten, die zum Teil auf seinem YouTube-Kanal dokumentiert ist. Im Werk Kirchhoffs finden sich zahlreiche Bezugnahmen zu Aussagen und Gesamtwerk Giordano Brunos, die von der starken Geistesverwandtschaft beider Philosophen zeugen.

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Die Fragestellung:
Bruno und Galilei oder das Dilemma der neuzeitlichen Physik
Wenn der bohrende Verdacht einsetzt, ein bestimmter geschichtlicher Ablauf könne sich letztlich als eine Fehlentwicklung lebensbedrohlichen Ausmaßes erweisen, dann tritt neben die Frage nach Ursprung und Anfang einer derartigen Entwicklung diejenige nach den Alternativen im Sinne eines schöpferischen Gegenentwurfs. Die Frage nach der schöpferischen Alternative kann zur Existenzfrage werden. Dass die neuzeitliche Physik und ihre Folgewissenschaften zunehmend häufiger unter dem Aspekt einer bedrohlichen Fehlentwicklung betrachtet werden, hängt mit dem Erkenntnisund Machtanspruch der mathematischen Naturwissenschaft zusammen. Wer die Physik und das von ihr propagierte und vielfältig nachgeahmte Wissenschaftsmodell als objektiv lebensfeindlich und verbrecherisch begreift, für den ist Hiroshima kein «Betriebsunfall» oder das Symptom tragischer politischer Verstrickung der Physiker, sondern der konsequenteste Ausdruck eines wesensmäßig destruktiven Denkens. Von Goethes scharfer Polemik gegen die Newtonsche Optik in seiner Farbenlehre führt der Weg zur modernen Wissenschaftsmüdigkeit, zur Kritik und zum Unbehagen an der als inhuman empfundenen Verbindung von abstrakter Naturwissenschaft und seelenloser Technokratie. Dass Galileo Galilei (1564-1642) als Schlüsselfigur am Anfang der neuzeitlichen Naturwissenschaft als der Begründer ihrer Methodik steht, wird allgemein anerkannt. Von dieser Galileischen Methodik der physikalischen Forschung führt der Weg zur modernen Physik einschließlich der Kernspaltung; dies wird von keinem der maßgebenden Physiker ernsthaft bestritten. So nimmt es nicht wunder, dass im Zusammenhang mit der Diskussion um die Verantwortung des Naturwissenschaftlers für die Folgen seines Wirkens immer wieder der Begründer der neuzeitlichen Physik als gleichsam exemplarische Figur herausgestellt wurde. Das Galilei-Drama Bertolt Brechts ist ein bekanntes Beispiel dafür. – Die Frage nach der Verantwortung des Naturwissenschaftlers ist zumeist so gestellt worden, als ginge es primär um den Bereich der Gesellschaft oder des Politischen. Erheblich seltener wurde die Frage aufgeworfen nach dem Wesen der Physik selbst, nach der Verantwortung des Naturwissenschaftlers gegenüber der Natur und dem Leben. Das Problem der gesellschaftlichen Verantwortung des Physikers (deren Fehlen mit Recht kritisiert wurde) ist fast ausschließlich angegangen worden, ohne den Wahrheitsoder Erkenntniswert der naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse an sich in Frage zu stellen. Der neuzeitliche Wissenschaftsbegriff, geschaffen von der mechanistischen Physik des 17. Jahrhunderts, war und ist mit einem weitreichenden Wahrheitsanspruch verknüpft, der zudem jedermann durch die augenfälligen Erfolge der Technik demonstriert werden konnte. Und jedwede Technik basiert auf der Anwendung mathematisch formulierter «Naturgesetze», deren objektive «Richtigkeit» eben dadurch in Erscheinung tritt. Auf diese Weise bleibt dem Laien der hypothetische und spekulative Grundcharakter naturwissenschaftlicher Aussagen, soweit die unmittelbare Erfahrung überschritten wird, zumeist verborgen. Er misst vielmehr den Wahrheitswert naturwissenschaftlicher Erkenntnisse generell an deren technischer Anwendbarkeit und an der Präzision möglicher Voraussagen. Carl Friedrich von Weizsäcker nennt die mathematische Naturwissenschaft den «harten Kern der Kultur des neuzeitlichen Europa», «das widerstandsfähigste Produkt dieser Kultur, ihr ständig wachsendes Stahlskelett»1. «Der Widerstand in der eigenen Kultur, getragen von Gläubigen, von Künstlern, von Konservativen und neuerdings von ethisch motivierten Radikalen, erweist sich diesem Wachstum gegenüber als machtlos.»2 Diese immer wieder zutage tretende Ohnmacht des Widerstands gegen den «Machtwillen» der mathematischen Naturwissenschaft liegt unter anderem darin begründet, dass nur wenige den Versuch unternommen haben, das Prinzip der neuzeitlichen Physik in seinen Ausgangspostulaten, seinen grundlegenden Voraussetzungen zu kritisieren und hieraus eine echte Alternative vorzulegen. Auch konnten Kritiker und Gegner nicht erklären, warum es mathematische Naturwissenschaft überhaupt gibt, genauer: wie es möglich ist, dass die Natur tatsächlich mathematisch beschreibbar erscheint, so dass – in Grenzen – präzise Voraussagen von Naturvorgängen immer wieder gelingen. In Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um den modernen Wissenschaftsbegriff und seine potentiell zerstörerischen Auswirkungen wird der Name jenes Mannes fast nie genannt, dem die vorliegende Monographie gewidmet ist. Naturwissenschaftlern und Philosophen kann ein durchaus «gestörtes Verhältnis» zu Giordano Bruno attestiert werden. Zumindest gilt dies für jene, die sich als meinungsbildend hervorgetan haben. Und fast niemandem scheint bewusst, dass die Auseinandersetzung mit dem Naturphilosophen Giordano Bruno, dem großen Zeitgenossen Galileis, geeignet ist, uns heute am Ende einer langen Entwicklung wichtige Impulse und Denkanstöße in Richtung auf jene existentiell bedeutsame schöpferische Alternative zu geben: Denkanstöße, die an die Fundamente der neuzeitlithen Naturwissenschaft rühren und zu deren Begreifen eine Grundhaltung erforderlich ist, die von dem Mühen gespeist wird, den «harten Kern der Kultur des neuzeitlichen Europa» dort zu zerbrechen, wo er lebendige Zusammenhänge und Urphänomene zerschneidet. Um Giordano Bruno zu verstehen, erscheint es sinnvoll, seinen naturphilosophischen Ansatz demjenigen Galileis gegenüberzustellen. Beide, Bruno und Galilei, entwickeln die eigene Naturphilosophie gegen die zu ihrer Zeit herrschende aristotelisch-scholastische Lehrmeinung. Und in fast allen einschlägigen Darstellungen wird Galilei herausgehoben als der eigentliche Überwinder der mittelalterlichen Gebundenheit in der Naturbetrachtung. Er sei als erster bemüht gewesen, «selbständig von der Sichtbarkeit der Welt her zu forschen und zu denken»3, eine Haltung, welche die Loslösung von der mittelalterlichen Gottund Jenseitsbezogenheit offenbare. Bruno dagegen wird als eine Gestalt der «Epochenschwelle» gesehen; zwar habe er einige Forschungsergebnisse der neuzeitlichen Naturwissenschaft vorweggenommen, insofern also das Mittelalter partiell überwunden, sei aber zu den eigentlichen «Grundformeln der Neuzeit» noch nicht vorgestoßen.4 Er stehe gleichsam zwischen Mittelalter und Neuzeit. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wurde Bruno fast ausschließlich als Vorläufer der positivistisch verstandenen Naturwissenschaft interpretiert. Besonders die «Monisten» in der Haeckel-Nachfolge beanspruchten den Nolaner (geb. in Nola bei Neapel) für sich. Der als Ketzer Verbrannte wurde zum Märtyrer der Geistesfreiheit und der Naturwissenschaft. Damit allerdings war der fundamentale Unterschied zu Galilei verwischt worden. Die heutigen Naturwissenschaftler nehmen Bruno kaum zur Kenntnis. Werner Heisenberg etwa weiß wenig mehr zu sagen, als dass Brunos Geisteshaltung «religiös» sei.5 Weizsäcker erwähnt ihn in seinem Buch «Die Einheit der Natur» (1971) mit keinem einzigen Satz. Um dies einzuordnen, muss man sich bewusst sein, dass Brunos gesamtes philosophisches Wirken letztlich um eben diesen Gedanken der «Einheit der Natur» kreist. Die Haltung der Naturwissenschaftler gegenüber Giordano Bruno ist eine merkwürdige Mischung aus Geringschätzung, geflissentlichem Ignorieren und dem Bestreben, ihn zum phantasievollen oder dichterischen Verkünder einer spekulativen Weitsicht zu machen, dem nichts ferner gelegen habe als das Prinzip der empirischen Naturwissenschaft. Die Haltung der meisten akademischen Philosophen unterscheidet sich hiervon nur graduell. Es musste die Physiker der Neuzeit mit ihrem auf das Beobacht- und Messbare ausgerichteten Wirken irritieren, dass Bruno eine Fülle von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen als erster formulierte, ohne jemals ein Experiment durchgeführt oder ein Fernrohr benutzt zu haben (weil es dieses Instrument noch nicht gab). Dafür einige Beispiele: Bruno war der erste, der die noch von Kopernikus angenommene kristallene Fixsternsphäre als äußerste Begrenzung des Alls «zerschlug» und die Fixsterne als Sonnen erkannte.6 Er entdeckte als erster in aller Klarheit die polare Abplattung der Erde.7 Er wies darauf hin, dass es hinter dem Saturn noch weitere Planeten geben müsse, zweihundert Jahre vor der Entdeckung des Uranus (1781). Die Planeten Neptun und Pluto wurden erst 1846 bzw. 1930 entdeckt. – Bruno wies, zwanzig Jahre vor Galilei, auf die Achsendrehung der Sonne (1591). Auch hat der Nolaner im Ansatz, obwohl in «nur» qualitativer Form, die drei Keplerschen Gesetze vorweggenommen: Er wich als erster von der Vorstellung ab, die noch Galilei zeit seines Lebens beibehalten hatte, dass die Planeten einer gleichförmigen Kreisbewegung um die Sonne unterworfen sind. Bruno erkannte die elliptische Form der Planetenbahnen (Bezug zum 1. Keplerschen Gesetz), die Abhängigkeit der...



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