E-Book, Deutsch, 448 Seiten
Reihe: Assassin's Creed
Kirby Assassin's Creed Valhalla: Die Geirmund Saga
Neuauflage 2020
ISBN: 978-3-7367-9890-8
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman zum Game
E-Book, Deutsch, 448 Seiten
Reihe: Assassin's Creed
ISBN: 978-3-7367-9890-8
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
ASSASSIN'S CREED VALHALLA DIE GEIRMUND SAGA 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung: Geirmund Heljarskinn Hjörrsson entstammt einem altehrwürdigen Geschlecht von Norwegerkönigen und will sich als Krieger beweisen: Er schließt sich daher dem Wikingerheer König Guthrums an und zieht mit den berüchtigten Seefahrern gegen die englischen Königreiche. Dabei gelangt Geirmund in den Besitz eines mystischen Armreifs, der ihm sowohl große Macht als auch bitteren Verrat verheißt. Doch kaum in England angekommen, verliert er das Geschenk des Götterschmieds Völund ... Während Geirmund in den Reihen von König Guthrums legendärer Armee aufsteigt, muss er einerseits all seine Stärken aufbieten, um die Gefahren eines vom Krieg verwüsteten Landes zu meistern - und andererseits erkennen, dass der Kampf sich letztlich um sein persönliches Schicksal dreht ... Ein offizieller Roman zu Ubisofs neuestem Blockbuster-Game Assassins's Creed: Valhalla
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1 Kaum war der Rothirsch zu Boden gegangen, zeigten sich die Wölfe, und Geirmund fragte sich, wie lange die Biester ihnen schon nachstellen mochten. Der Pfeil seines Bruders war dem Hirsch ungünstig in die Flanke gefahren, und das verwundete Tier hatte gebrüllt und eine deutliche Blutspur hinter sich hergezogen. Erst nach einer langen Verfolgungsjagd war es mit einem letzten Grunzen im frühwinterlichen Schnee zusammengebrochen. Seine Todeslaute und der Geruch des Blutes mussten über die umliegenden Berge und tief in die Täler gezogen und dem Wolfsrudel vorgekommen sein wie das Signal eines Horns, das zur Schlacht rief. „Wie viele zählst du?“, fragte Hámund. Geirmund spähte in den Wald, wo so spät am Nachmittag bereits Zwielicht und Stille herrschten. Die lichten Eichenhaine des Tieflands waren längst dichten Bergwäldern gewichen, in denen sich alle möglichen Untiere verbergen konnten. Die schwarzen Stämme von Kiefern und Birken standen in stummen, im Dunkel verschwimmenden Reihen da wie die Pfeiler eines Hauses, in dem Geirmund und sein Bruder nicht erwünscht waren. Es brannten darin weder ein Herdfeuer noch Specksteinlaternen, und wenn es in diesem Haus einen König oder Häuptling gab, sei er ein Troll oder ein Geist, würde dieser Herrscher ihnen keinen Schutz gewähren. „Ich zähle fünf“, sagte Hámund. Und das waren nur die Wölfe, die gesehen werden wollten. Geirmund zog sein Schwert und lockerte seine Axt im Gürtel. „Es könnten noch doppelt so viele als Verstärkung auf der Lauer liegen.“ „Als Verstärkung?“ Hámund runzelte die Stirn. „Du schreibst diesen Wölfen die Gerissenheit eines Trupps von Kriegern zu.“ „Das sind sie ja auch – auf ihre Art.“ Und Geirmund hatte auch die Anführerin dieses „Trupps“ ausgemacht. Sie schlich zwischen den Bäumen einher und verharrte zwischen zweien davon, wie um ihm in die Augen zu blicken und sich zu vergewissern, dass ihm eines klar war: Sie wusste alles über ihn. Ihr Nackenhaar sträubte sich, das Fell hatte die Farbe von nassem Treibholz, und obwohl sie groß war, gab es im Rudel noch größere Tiere als sie. Das hieß, sie verließ sich nicht allein auf ihre Kraft. „Sie mögen nicht mit Langschiffen übers Wasser segeln, aber diese Wölfe gebärden sich wie Wikinger.“ Hámund spottete weiter. „Gleich machst du mir noch weis, dass sie uns in die Zange nehmen wollen.“ „Das werden sie gewiss versuchen.“ Jetzt schnaubte Hámund verächtlich, und Geirmund wurde wütend. „Wenn du weniger Zeit darauf verschwendet hättest, mit Vater zu saufen und irgendwelchen Jarls um den Bart zu gehen, dann wüsstest du vielleicht, wie Wölfe jagen.“ Hámund hörte auf zu lachen, erwiderte jedoch nichts. Geirmund kannte dieses Schweigen seines älteren Bruders und wusste, dass ihn die Kränkung später noch teuer zu stehen kommen würde, ganz gleich, wie wahr seine Worte auch gewesen waren – aber nicht jetzt, nicht in der Gefahr dieses Augenblicks. Ein paar Tiere aus dem Rudel waren nun einige Schritte auf sie zugekommen, die Köpfe gesenkt, die Lefzen hochgezogen, ein leises Grollen in der Kehle. „Sie wollen den Hirsch“, sagte Hámund. „Vielleicht sollten wir ihn ihnen überlassen.“ Geirmund sah auf ihre Jagdbeute hinab. Es war ein junger Rothirsch, der noch nicht um den Anspruch auf ein eigenes Rudel von Hirschkühen gekämpft hatte. Der Winter hatte gerade erst begonnen, das Tier trug noch sein Geweih, und mochte es auch nicht als Trophäe taugen, war es doch groß genug, um etwas Nützliches daraus zu schnitzen. Das makellose rote Fell hatte einen seidigen Glanz, und das Fleisch würde gut schmecken und ihnen den Bauch füllen. „Du würdest dir von ihnen nehmen lassen, was dir gehört?“, fragte Geirmund. „Du würdest für ein Stück Rotwild sterben, obgleich die Speisekammer zu Hause voll ist?“ Die Deutlichkeit dieser Frage ließ Geirmund innehalten und überlegen. Sie waren drei Tage von ihrem Zuhause in Avaldsnes entfernt. Was als kurze Jagd auf Kleinwild begonnen hatte, war rasch zu einem ehrgeizigeren Unterfangen geworden. Weil größeres Wild in der Nähe rar geworden war, waren sie dem Ålfjord in nordöstlicher Richtung gefolgt, weit hinauf ins Hochland, das sich südwestlich des Dorfes Olund erhob, unweit der Grenze zu Hordaland. Aber auch von dort – ihrer einzigen Zuflucht, sollten sie in Not geraten – waren sie noch über einen Tag entfernt. Geirmund nahm keinen Rauch im Wind wahr, keinen Kochdunst. Nur den Duft der Bäume und den schweren Geruch des feuchten Erdreichs unter dem Schnee. „Wir sind so weit gegangen, weil du einen Hirsch haben wolltest“, erinnerte Geirmund. „Aber nicht um den Preis meines oder deines Lebens.“ Geirmund wollte seinem Bruder schon zustimmen, als die Leitwölfin des Rudels plötzlich wieder auftauchte, kalt und stumm wie ein Nebelstreif aus Niflheim und näher als irgendeines der anderen Tiere. Dann verschwand sie wieder, ebenso schnell und erhobenen Kopfes. Doch Geirmund hatte die Glut von Muspellheim in ihren gelben Augen gesehen, einen heißen, furchtlosen Trutz und einen Appetit auf mehr als nur Hirschfleisch. Diese Wölfin wusste Bescheid über Jäger und hatte selbst schon welche gejagt. Geirmund spürte ihren unbarmherzigen Hass auf die beiden Männer, die in ihr Revier in den Bergen eingedrungen waren, in ihr Haus des Waldes. Aber dies waren nicht ihre Berge, und dieser Hirsch war nicht ihre Beute, und das musste sie begreifen. „Wenn wir davonlaufen“, sagte Geirmund, „dann werden sie uns folgen und uns im Schlaf die Kehle herausreißen.“ „Unsinn“, meinte Hámund, wenn auch ohne Überzeugung. „Ich gehe auch jede Wette ein, dass die Bewohner von Olund diese Wölfin nur zu gut kennen.“ „Und wenn schon …“ Geirmund wandte sich seinem Bruder zu und sah ihn missbilligend an. „Sie sind Rogaländer und unserem Vater treu ergeben. Sie gehören zu unserem Volk. Und du wirst eines Tages ihr König sein.“ Hámund straffte sich bei dem Vorwurf, den Geirmund nicht vollends offen ausgesprochen hatte. Jetzt ging es um seine Ehre, und sein Schicksal entschied. „Komm schon, Bruder.“ Geirmund grinste und hob seine Waffen. „Willst du kämpfen? Oder möchtest du lieber versuchen, über den Hirsch zu verhandeln?“ Er wies mit dem Kopf zu den Wölfen. „Ich bin sicher, dass sie dir gerne ein Angebot machen werden – allerdings nicht zu unseren Gunsten.“ Hámund nahm seinen Bogen aus Eibenholz vom Rücken. „Es wird dich vielleicht überraschen, Bruder, aber ich habe auf meinen Reisen durchaus ein paar nützliche Dinge gelernt.“ Er zog einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn auf die Bogensehne. „Ich habe zum Beispiel gelernt, dass die See nicht mit sich handeln lässt, egal, was für ein Angebot du ihr machst, und ich glaube nicht, dass man ein Jäger sein muss, um zu wissen, dass es sich mit Wölfen ebenso verhält.“ Geirmund trat dichter an seinen Bruder heran. „Jetzt ziel’ aber besser als vorhin auf den Hirsch.“ „Halt sie mir vom Leib, damit ich überhaupt zielen kann.“ Daraufhin drehte Geirmund sich um und stellte sich Rücken an Rücken mit Hámund. Beide stemmten sie die Füße fest in den Boden, um gewappnet zu sein für den bevorstehenden Kampf, während die Wölfe sie zu umkreisen begannen und nach einer Schwachstelle oder Lücke in ihrer Verteidigung suchten. Sie schnaubten Atemwolken in die Luft. Das kalte Nachmittagslicht war unterdessen weiter geschwunden, wodurch die Wolfsaugen im Vorteil waren. Als zwei der Tiere schließlich angriffen, taten sie es gleichzeitig und aus verschiedenen Richtungen. Über seine Schulter hinweg hörte Geirmund das Sirren des Bogens seines Bruders, unmittelbar gefolgt von einem Aufjaulen, dann duckte er sich und schwang sein Schwert nach dem zweiten Wolf, der es auf seine Axthand abgesehen hatte. Die Klinge traf das linke Vorderbein des Tieres, und der Wolf zog sich hinkend zurück, die blutende Pfote von kaum mehr als der Haut gehalten. Geirmund warf einen raschen Blick auf den Angreifer seines Bruders – wie zusammengefaltet lag das Biest da, der Kopf unterm Leib in den Schnee gedrückt. Zwischen Nacken und Schulter ragte der Schaft eines Pfeils aus dem Fell. Ein präziser Schuss, ein schneller Tod. „Gut gemacht, Bruder“, sagte Geirmund. „Was ist mit deinem?“ „Außer Gefecht gesetzt. Aber wir …“ Die nächste Welle knurrender Wölfe stürzte auf sie zu, vier an der Zahl, und weitere drei oder vier Tiere umkreisten sie schon, bereit, ihre Artgenossen zu unterstützen. Hámund schoss einen Pfeil ab und zog den nächsten aus dem Köcher, während Geirmund mit der Axt nach dem ersten Wolf hieb, der sich seinem Bruder bedrohlich dicht näherte. Der Pfeil fand sein Ziel, traf allerdings nicht tödlich. Der verwundete Wolf strauchelte, kam zitternd wieder auf die Beine und fiel abermals hin, derweil das Tier, das Geirmund erwischt hatte, davonrollte und dann liegen blieb. „Hinter dir!“, rief Hámund und spannte seinen Bogen. Geirmund wich zur Seite, der Pfeil pfiff an ihm vorbei, er hörte einen dumpfen Laut und ein Winseln, hatte jedoch keine Zeit, sich umzudrehen und nachzuschauen, was geschehen war. Der vierte Angreifer sprang ihn an, bevor Geirmund eine seiner beiden Waffen heben konnte. Er ging unter der Wucht des Anpralls zu Boden, das Zuschnappen der Kiefer des Tieres dicht am Ohr, den stinkenden Atem in der Nase. Geirmund drückte den Schwertarm nach oben, um das Maul von seiner Kehle fernzuhalten – und der...