Kipling | Das Dschungelbuch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 0015

Reihe: ApeBook Classics (ABC)

Kipling Das Dschungelbuch


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96130-072-3
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 0015

Reihe: ApeBook Classics (ABC)

ISBN: 978-3-96130-072-3
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Rudyard Kipling (1865-1936) veröffentlichte 'Das Dschungelbuch' 1894. Dieses Werk, das u.a. die Geschichte des Menschenjungen Mogli erzählt, der bei den Tieren des Dschungels aufwächst, hat bis heute nichts von seiner Faszination und Strahlkraft verloren. Es zählt zu den beliebtesten Büchern und wurde wiederholt verfilmt, zuletzt 2016. 1907 erhielt Kipling als erster Engländer und bis heute jüngster Schriftsteller weltweit den Literaturnobelpreis. 'Kiplings ´Dschungelbuch´ bezaubert junge und erwachsene Leser durch den Reichtum seiner Empfindung und durch die Unmittelbarkeit und Frische der Darstellung.' (Neue Zürcher Zeitung) Kipling veröffentlichte sein weltbekanntes Buch 1894 unter dem englischen Originaltitel 'The Jungle Book'. Im Jahre 1895 folgte 'The Second Jungle Book', welches in deutscher Übersetzung unter dem Titel 'Das zweite Dschungelbuch' vorliegt. Beide Bücher sind sowohl in englischer als auch deutscher Fassung in der Reihe ApeBook Classics (ABC) erhältlich. Die deutschen Fassungen folgen dabei im Wesentlichen der Originalübersetzung von Curt Abel Musgrave (1860-1938), wurden aber - dem heutigen Sprachgebrauch gemäß - leicht angepasst. So zum Beispiel wirkt es befremdlich, wenn in der Originalübersetzung das meistgebrauchte Wort 'Dschungel' stets im Femininum gesetzt wird. Um eine störungsfreie Lektüre zu gewährleisten, wurde dies in den Ausgaben der ApeBook Classics ins gebräuchliche Maskulinum abgeändert (es heißt also hier 'der Dschungel' und nicht 'die Dschungel').

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MOGLIS BRÜDER
  Nun bringt der Weih die dunkle Nacht, Und »Mang«, die Fledermaus, erwacht. Der Stall birgt alles Herdentier, Denn bis zum Morgen herrschen wir! Die Stunde stolzer Kraft hebt an Für Prankenhieb und scharfen Zahn. Jagdheil! und kühn gehetzt, gerafft: Das Dschungelrecht ist jetzt in Kraft   Nachtgesang im Dschungel   Gegen sieben Uhr an einem recht schwülen Sommer-abend in den Sionibergen erwachte Vater Wolf, gähnte, reckte sich und streckte die Läufe, einen nach dem anderen, um das Schlafgefühl in den Pfoten loszuwerden. Neben ihm lag Mutter Wolf, die lange graue Nase quer über den vier winselnden und quarrenden Jungen, und von draußen her schien der Mond in die Höhle, in der sie alle hausten. »A-ruff«, knurrte Vater Wolf, »schon wieder Zeit, auf Jagd zu gehen.« Gerade wollte er den Hang hinabsetzen, als am Eingang der Höhle ein kleiner Schatten mit buschiger Rute erschien und winselte: »Glück sei mit dir, Häuptling der Wölfe! Und viel Glück deinen edlen Kindern, weiße, scharfe Zähne sollen ihnen wachsen. Mögen sie nie die Hungernden und Darbenden vergessen in dieser Welt!« Der Schakal war es – Tabaqui, der Schüssellecker. Die Wölfe in Indien verachten ihn, weil er Unheil stiftend umherschweift und böse Geschichten erzählt. Ja, er verschlingt sogar alte Lumpen und Lederstücke von den Abfallhaufen der Dörfer. Aber sie fürchten ihn auch, denn Tabaqui wird leicht von Tollwut befallen, viel leichter als irgendein anderes Tier im Dschungel. Dann vergißt er, daß er je Angst gehabt hat, rennt blindwütend durch die Wälder und beißt und würgt alles, was ihm in den Weg kommt. Dann flüchtet selbst der Tiger vor dem kleinen Tabaqui und verbirgt sich im Dickicht; denn von der Tollwut befallen zu werden, ist die größte Schande für die Tiere der Wildnis. Wir Menschen nennen es Hydrophobie, aber die Bewohner der Dschungel sagen einfach Dewanii – Wahnsinn – und flüchten davon. »Tritt ein und schau«, sagte Vater Wolf. »Fraß findest du hier nicht.« »Für einen Wolf wohl kaum«, antwortete Tabaqui. »Aber für ein so niedriges Geschöpf wie ich ist ein trockener Knochen ein Festschmaus. Wer sind wir denn, wir Gidurlog, wir armes Schakalvolk, daß wir wählerisch sein könnten?« Er trat nach dem Hintergrund der Höhle und fand dort den Knochen eines gerissenen Bocks mit noch etwas Fleisch daran; bald saß er und knackte vergnügt an dem Knochen. »Tiefen Dank für das prächtige Mahl«, sagte er, sich die Lippen leckend. »Ah, wie schön sind die edlen Kinder! Wie groß und klar sind ihre Augen. Und so jung sind sie noch, die lieben Kleinen! Freilich – freilich, es ist ja allbekannt, daß Kinder von Königen schon Männer sind von Geburt an.« Nun wußte Tabaqui ebensogut wie jeder andere, daß man nichts Unschicklicheres tun kann, als Kinder ins Gesicht hinein zu loben – denn das ist von schlimmer Vorbedeutung. Und es freute ihn, als Vater und Mutter Wolf betreten schwiegen. Noch eine Weile saß Tabaqui und weidete sich an dem Unheil, das er angerichtet hatte. Dann sagte er boshaft: »Schir Khan, der Gewaltige, hat seine Jagdgründe verlegt. Hier in diesen Hügeln wird er jagen im nächsten Mond – so sagte er mir selbst.« Schir Khan war der Tiger, der an den Ufern des Wain-gungaflusses lebte – ungefähr zwanzig Meilen entfernt. »Dazu hat er kein Recht!« brauste Vater Wolf auf. »Nach dem Gesetz des Dschungels darf er seine Jagdgründe nicht wechseln ohne vorherige Ankündigung. Alles Wild wird er uns vergrämen auf zehn Meilen im Umkreis, und ich – ich muß jetzt jagen für zwei.« »Seine Mutter nannte ihn nicht ohne Grund Langri, den Lahmen«, warf Mutter Wolf ein. »Lahm auf einem Fuß ist er von Geburt an. Darum auch reißt er nur Rindvieh. Nun sind die Dörfler am Waingunga zornig über ihn, und jetzt kommt er hierher und wird unsere Dörfler aufbringen. Um seinetwillen werden sie den Dschungel ausräuchern, wenn er schon wieder weit fort ist; wir aber und unsere Jungen müssen dann flüchten, wenn das Gras in Brand gesteckt ist. Wahrlich, sehr dankbar sind wir ihm, dem großen Schir Khan!« »Soll ich ihm vielleicht euren Dank überbringen?« fragte Tabaqui. »Pack dich!« jappte Vater Wolf. »Geh zu deinem Herrn und Meister! Unheil genug hast du gestiftet in einer Nacht!« »Ich gehe!« sagte Tabaqui gelassen. »Da könnt ihr ihn schon hören, den Schir Khan, drunten im Dickicht. Die Botschaft konnte ich mir sparen.« Lauschend spitzte Vater Wolf die Ohren. Dann vernahm er unten im Tal, das sich zu einem kleinen Bach hinabsenkt, das ärgerliche, schnarrende, näselnde Gewinsel eines Tigers, der nichts geschlagen hatte und den es nicht kümmert, daß alles Dschungelvolk sein Mißgeschick erfährt. »Der Narr, der!« knurrte Vater Wolf. »Die Nachtarbeit mit solchem Lärm zu beginnen! Glaubt er etwa, daß unsere Böcke ebenso dumm sind wie seine fetten Ochsen am Wain-gungafluß?« »Still!« sagte Mutter Wolf. »Still, Alter. Hörst du denn nicht? Weder Ochse noch Bock hetzt er heute ... den Menschen jagt er!« Das Gewinsel des Tigers ging nun über in ein langgezo-genes, summendes Schnurren – so laut und doch so unbestimmt, daß es schien, als käme es aus allen Himmelsrichtungen zugleich. Das war das Summen, das den Holzfällern und Zigeunern, die in den Lichtungen rasten, das Blut erstarren macht – kopflos fliehen sie dann, stürzen wie von Sinnen davon, oft gerade hinein in den flammenden Rachen des Tigers. »Menschen!« wiederholte Vater Wolf und fletschte seine weißen Zähne. »Puh! Gibt es denn nicht genug Gewürm und Frösche in den Sümpfen, daß er Menschen fressen muß ... und noch dazu in unserem Gebiet?« Das Gesetz des Dschungels, das nichts ohne guten Grund vorschreibt, verbietet den Tieren, Menschen anzugreifen, mit der einzigen Ausnahme, wenn ein Tier seine Jungen das Jagen und Töten lehrt. Das aber darf nur abseits geschehen, niemals in den Jagdgründen des eigenen Rudels oder Stammes. Der wahre Grund dafür ist, daß früher oder später, wenn ein Mensch getötet ist, die Bleichgesichter anrücken auf Elefanten, mit Büchsen bewaffnet, begleitet von Hunderten von braunen Dienern, mit Gongs, Raketen und Fackeln. Dann haben alle im Dschungel zu leiden. Die Tiere aber geben als Grund an, daß der Mensch das schwächlichste und wehrloseste aller Geschöpfe ist, daher sei es unsportlich, ihn anzugreifen. Sie sagen ferner – und das ist die Wahrheit –, vom Menschenfleisch würden sie räudig und verlören die Zähne. Lauter wurde das Schnurren und endete plötzlich in einem scharfen, tiefkehligen »Aaaoh!« beim Aufsprung des Tigers. Dann ertönte Geheul – untigerisches Geheul und Gemaunz von Schir Khan. »Er hat gefehlt«, sagte Mutter Wolf. »Was war es?« Vater Wolf trabte ein paar Schritte vor die Höhle und vernahm das wütende Geheul Schir Khans, der in den Büschen im Talgrund herumfegte. »So ein Dummkopf«, brummte Vater Wolf. »In das Feuer eines Holzfällers ist er gesprungen und hat sich dabei die Pfoten verbrannt! Tabaqui ist bei ihm.« »Etwas kommt den Hügel herauf«, flüsterte Mutter Wolf und stellte einen Lauscher hoch. »Aufgepaßt!« In dem Gebüsch raschelte es leise, und Vater Wolf duckte sich, zum Sprunge bereit. Dann aber geschah etwas höchst Seltsames. Der Wolf war gesprungen, bevor er noch das Ziel erkannt hatte, und suchte sich nun plötzlich mitten im Satze aufzuhalten. Die Folge war, daß er vier oder fünf Fuß kerzengerade in die Luft schoß und fast auf derselben Stelle landete, von der er abgesprungen war. »Ein Mensch!« stieß er hervor. »Ein Menschenjunges! Sieh nur!« Gerade vor ihm, an einen niedrigen Zweig geklammert, stand ein nackter, brauner Junge, der eben erst laufen gelernt hatte – ein ganz zartes, kleines, krauslockiges Wesen, das da in der Nacht zu einer Wolfshöhle gekommen war. Es sah dem Wolf ins Gesicht und lachte. »Was?« fragte Mutter Wolf. »Ist das ein Menschenjunges? Ich habe noch nie eins gesehen. Bring es her!« Wölfe, die ihre eigenen Jungen über Stock und Stein tragen, können, wenn nötig, ein Ei zwischen die Zähne nehmen, ohne es zu zerbrechen. Obgleich sich Vater Wolfs Rachen über dem Kinde schloß, so hatten seine spitzen Zähne doch nicht einmal die weiche Haut des strampelnden Kleinen geritzt, als er ihn zu seinen eigenen Jungen legte. »Wie winzig! Wie nackt und – wie tapfer!« sagte Mutter Wolf sanft. Der Kleine drängte die Wolfsjungen beiseite, um dicht an das warme Fell der Mutter zu gelangen. »Ahai, er sucht seine Nahrung ganz wie die anderen. Das also ist ein Menschenjunges? Sag, hat sich je eine Wölfin rühmen können, ein Menschenjunges unter ihren Kindern zu haben?« »Hier und dort hörte ich davon, doch niemals in unserem Rudel oder zu meiner Zeit«, antwortete Vater Wolf. »Wahrhaftig, ganz ohne Haar ist der Körper. Mit einem Prankenschlag könnte ich es zerquetschen. Aber sieh doch, wie es aufschaut zu uns, und nicht ein bißchen Angst hat es.« Da plötzlich wurde es...



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