Buch, Deutsch, 480 Seiten, Format (B × H): 121 mm x 203 mm, Gewicht: 534 g
Reihe: Die kühne Reisende
Durch Französisch-Kongo, Corisco und Kamerun. 1895
Buch, Deutsch, 480 Seiten, Format (B × H): 121 mm x 203 mm, Gewicht: 534 g
Reihe: Die kühne Reisende
ISBN: 978-3-7374-0072-5
Verlag: Edition Erdmann
Mary Kingsley ist keine gewöhnliche Reisende. Als ein Krokodil versucht, in ihr Boot zu klettern, zieht sie ihm kurzerhand einen Schlag mit dem Paddel über den Kopf. Während der Regenzeit besteigt sie den 4095?Meter hohen Kamerunberg, was sie zur ersten Frau auf seinem Gipfel macht. Bis zum Kinn im Wasser watet sie durch Sümpfe. Sie stürzt in eine Fallgrube voller spitzer Pfähle, doch dank ihrer guten Entscheidung, nicht dem Rat ihrer Freunde in England zu folgen, sondern auch in Afrika Röcke statt Männerkleidung zu tragen, klettert sie unverletzt wieder heraus.
Die hier versammelten Berichte handeln von der zweiten Westafrikareise 1894/95 der britischen, heute als Nationalheldin gefeierten Entdeckerin und Schriftstellerin. Mit intensivem anthropologischem Interesse ergründet Kingsley das Leben der westafrikanischen Völker. Sie revolutioniert das rassistische Bild des »primitiven Schwarzen«, tritt gegen den Sklavenhandel ein und verteidigt die Rechte der afrikanischen Ureinwohner:innen.
Weitere Infos & Material
VORWORT
von Magdalena Köster 7
EINFÜHRUNG
Über die vielfältigen Gründe der Autorin,
sich auf eine weite Reise zu begeben 20
KAPITEL I
Von Liverpool nach Sierra Leone und zur Goldküste 30
KAPITEL II
Fernando Po und die Bubi 50
KAPITEL III
Entlang der Küste 79
KAPITEL IV
Der Ogowé 94
KAPITEL V
Die Stromschnellen des Ogowé 122
KAPITEL VI
Lambaréné 148
KAPITEL VII
Von Kangwe zum Nkonié-See 182
KAPITEL VIII
Vom Nkonié-See nach Esoon 210
KAPITEL IX
Von Esoon nach Agonjo 248
KAPITEL X
Handel im Busch und die Sitten der Fang 263
KAPITEL XI
Den Rembwé hinab 284
KAPITEL XII
Fetisch – Einführung 302
KAPITEL XIII
Fetisch – Tod und Hexerei 330
KAPITEL XIV
Fetisch – Begräbnis und Trauer 353
KAPITEL XV
Fetisch – Geister und Götter 372
KAPITEL XVI
Fetisch – Geheimgesellschaften 391
KAPITEL XVII
Der Große Kamerunberg – Vorüberlegungen 418
KAPITEL XVIII
Der Große Kamerunberg – Aufstieg 435
KAPITEL XIX
Der Große Kamerunberg – Südostkrater 451
KAPITEL XX
Der Große Kamerunberg – Abstieg 462
Editorische Notiz 480
Gegen fünf Uhr war ich mal wieder alleine vorneweg unterwegs
und bemerkte einen Pfad, den mir die Fang zuvor angekündigt hatten
und dem ich folgen sollte. Der Pfad war nicht sehr deutlich, doch
mit etwas Mühe konnte man ihn sehen. Dann brach er plötzlich
ab, war auf der anderen Seite eines niedrigen Gestrüpps aber wieder
deutlich zu erkennen. Ich wählte die Abkürzung durch die Mitte,
und als Nächstes vermag ich zu berichten, dass ich rund vier bis fünf
Meter tiefer in einer Großwildfalle auf vielen scharfen Spitzen lag.
Dies sind so die Momente, in denen man die Segnungen eines
guten festen Rocks wirklich zu schätzen lernt. Hätte ich den Ratschlägen
meiner Freunde in England, die es hätten besser wissen
sollen, aber nie selbst ausprobiert hatten, irgendwelche Beachtung
geschenkt und Männerkleider angezogen, hätten die Spieße mich
durchbohrt und ich wäre mit diesem Leben fertig gewesen. Stattdessen
saß ich hier nun dank der ganzen Fülle meines Rocks unter
mir relativ bequem und mit Ausnahme einer Menge blauer Flecken
unverletzt auf neun rund dreißig Zentimeter langen Ebenholzspitzen
und rief frohgemut um Hilfe.
Als Erster erschien der Herzog am Grubenrand und schaute zu
mir herab. Ich rief: »Hol’ eine Liane und zieh mich heraus!« Er
knurrte etwas und setzte sich auf einen Baumstamm. Unser Passagier
kam als Nächstes, schaute zu mir herab und fragte: »Du getötet?«
– »Nicht sehr«, antworte ich. »Such eine Liane und zieh mich hinaus.
« – »Nicht in Form«, antwortet er und setzt sich ebenfalls auf
den Stamm. Aber Kiva und Wiki kommen schließlich, und Wiki
macht sich auf den Weg, eine Liane zu suchen, die geeignet ist, eine
englische Dame von exakt meinem Typ, Alter und Größe aus genau
dieser speziellen Fallgrube zu ziehen. Der Zeit nach zu urteilen, die
er fort war, sind Lianen in dieser Gegend selten. Ich fing gerade an,darüber nachzudenken, wie ich die glatten, gelben, überhängenden
Lehmwände hinaufklettern könne, als er schließlich doch mit einer
Liane auftauchte.