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E-Book

E-Book, Deutsch, 351 Seiten

Kingsley Finding Ivy


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96797-439-3
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 351 Seiten

ISBN: 978-3-96797-439-3
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Er weiß alles über sie und ist bereit, sein Leben für sie zu riskieren. Doch ist sie bereit,  ihm zu vertrauen?

Nach dem Tod ihres Vaters steht Ivy vor der Herausforderung, ihr Leben neu zu ordnen. Als sie auf den geheimnisvolle William Cole trifft, fasziniert er sie sofort und weckt in ihr Gefühle, die sie nie zuvor gekannt hat. Doch er weiß Dinge über sie - persönliche Geheimnisse - die sie niemals zuvor jemandem anvertraut hat. Ihre Freunde sind sich sicher: Entweder ist er ein Betrüger oder ein verrückter Stalker. 

Ivy muss entscheiden, wem und was sie glauben kann: den rationalen Erklärungen ihrer Freunde oder der unglaublichen Geschichte des Mannes ohne Vergangenheit. Ein Mann, der schwört, alles zu tun, um sie zu beschützen ...



Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen. Ein Leben ohne Kaffee, E-Reader und neu erfundene Geschichten ist für sie nicht vorstellbar. Claire Kingsley lebt mit ihrer Familie im Pazifischen Nordwesten der USA.

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Der blauäugige Fremde


Langeweile und Einsamkeit waren eine unschöne Kombination.

Mein etwas zu groß geratener weißer Schäferhund Edgar blinzelte mich an und schnaubte durch seine schwarze Nase. Vorhin hatte ich einen Spaziergang mit ihm gemacht, und heutzutage brauchte er danach zur Erholung ein Nickerchen. Seine Hüften bereiteten ihm manchmal Probleme, und wir hatten einen aktiven Morgen hinter uns.

Ich senkte den Blick auf das Buch mit Kreuzworträtseln, das flach vor mir auf meinem kleinen Esstisch lag. Da sie sich mit dem Thema Literatur befassten, hätten sie eigentlich ein Klacks für mich sein sollen. Immerhin war ich Literaturdozentin und gab am College Vorlesungen über Klassiker. Doch heute schweiften meine Gedanken immer wieder ab, und der Reiz der Rätsel, die es zu lösen galt, genügte nicht, um meine Aufmerksamkeit zu fesseln.

Womöglich, weil mal wieder ein Samstag vor mir lag, an dem ich überhaupt nichts vorhatte. Natürlich war ein langer Tag ohne jegliche Verpflichtungen manchmal auch ein Segen. Aber hin und wieder wünschte man sich als Frau eben einen Anlass, um rauszugehen. Um sich etwas Hübsches anzuziehen. Um die unpraktischen Schuhe zu tragen, die unangetastet im Schrank standen. Um den roten Küss mich!-Lippenstift hervorzuholen. Vielleicht für jemanden, der besagten Lippenstift gleich wieder fortküssen würde.

Es war schon lange her, dass es jemanden gegeben hatte, der den Lippenstift von meinen Lippen geküsst hatte.

Ehrlich gesagt war ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt noch einen roten Lippenstift besaß. Und die unpraktischen Schuhe … Die hatte ich vermutlich noch … irgendwo. Hätte ich einen Grund gehabt, sie aus den Tiefen meines Kleiderschranks hervorzukramen, hätte ich sie mit Sicherheit finden können. Doch ich hatte keinen.

»Wehe dem, der allein ist, meine Freunde, denn man muss davon ausgehen, dass die Einsamkeit es vermag, rasch die Vernunft zu zerstören«, zitierte ich vor mich hin.

Edgar hob den Kopf und blinzelte mich an.

»Jules Verne«, sagte ich. »Das bedeutet, dass zu viel Zeit allein zu verbringen einen verrückt machen kann. Da ich meinem Hund Zitate aus Die geheimnisvolle Insel vortrage, bin ich vermutlich der beste Beweis dafür.«

Er legte den Kopf zurück auf die Vorderpfoten.

Mein Handy signalisierte piepsend den Eingang einer Textnachricht. Sie kam von meiner besten Freundin Jessica.

Jessica: Bist du heute beschäftigt?

Ich: Total beschäftigt. Meine Kreuzworträtsel lösen sich nicht von allein.

Jessica: Peter ignoriert mich. Wollen wir uns auf einen Kaffee treffen?

Ich lächelte. Jessica und ihr Mann waren ein tolles Paar, aber auch grundverschieden – sie eine leidenschaftliche Dozentin für Kunstgeschichte, er ein nerdiger Mathematikprofessor. Manchmal überstiegen Jessicas soziale Bedürfnisse seine Fähigkeit, mit ihnen Schritt zu halten.

Ich: Klar. Im Café Lit?

Jessica: Juhu!

»So, mein Lieber, es sieht ganz so aus, als hätte Frauchen einen Grund, eine richtige Hose anzuziehen.«

Edgar schenkte mir keine Beachtung, als ich aufstand, um meine liebste gemütliche hellgraue Jogginghose loszuwerden. Anschließend ging ich kurz ins Bad und band meine langen Haare zu einem tiefen Pferdeschwanz. Da ich lediglich mit Jess einen Kaffee trinken wollte, war es nicht nötig, sich schick zu machen. Aber ich zog dennoch zu meiner Jeans einen hübschen grünen Pullover an und schlüpfte in ein paar flache schwarze Schuhe.

Das Café Lit lag direkt gegenüber vom Woodward College, der kleinen Privatuni nördlich von Seattle, an der Jessica, Peter und ich unterrichteten. Das Lit im Namen war eine Abkürzung und stand für Literatur. Holzpaneele und viel braunes Leder verliehen dem Café eine altmodische Bibliothekenatmosphäre, und zudem gab es Regale voller Bücher, in denen man während seines Aufenthalts lesen konnte. Es war besonders bei den Angestellten des Colleges beliebt. Jessica und ich trafen uns oft dort, üblicherweise morgens vor der Arbeit. Aber manchmal kamen wir auch am Wochenende her, insbesondere, wenn sie von Ruhelosigkeit gepackt wurde und Peter in ein Projekt vertieft war.

Als ich eintraf, saß Jessica bereits am Tisch und tunkte einen Teebeutel in einen Becher mit dampfendem, heißem Wasser. Ich kannte Jess schon seit Jahren. Wir hatten uns als naive Studienanfängerinnen kennengelernt und waren seitdem Freundinnen. In gewisser Weise waren wir beide ebenso gegensätzlich wie sie und ihr Ehemann. Zumindest optisch. Jessica war eine dunkelhäutige Frau mit üppigen Kurven und wunderschönen dichten schwarzen Locken. Ich hatte helle Haut – sie witzelte manchmal, ich sei nicht nur blass, sondern regelrecht durchsichtig –, blaue Augen und lange blonde Haare.

Ich lächelte und winkte ihr zu, bevor ich mich in der Schlange anstellte, um zu bestellen. Für einen Samstag war ziemlich viel los, aber es gab trotzdem noch ein paar freie Plätze. Anscheinend gab die Frau, die gerade an der Reihe war, eine riesige Bestellung zum Mitnehmen auf. Sie hielt einen Notizblock in der Hand, auf dem sie, während sie mit der Barista sprach, eine Liste abhakte. Ich wechselte schulterzuckend einen Blick mit Jess. Ich würde wohl noch eine ganze Weile in der Schlange stehen.

Der Mann vor mir blickte über die Schulter hinweg zu mir. »Ich hoffe, Sie haben es nicht eilig.«

»Glücklicherweise nicht«, antwortete ich.

Er drehte sich ein wenig zur Seite, damit er mich ansehen konnte. »Ich auch nicht.«

In meinem Magen machte sich plötzlich ein nervöses Kribbeln bemerkbar. Wollte er etwa mit mir flirten? Oder machte er nur höflich Konversation, weil wir gemeinsam in der Schlange feststeckten? Er sah nett aus, war lässig gekleidet und vermutlich etwas älter als ich – schätzungsweise Mitte dreißig. Kein Ring zu sehen. Schnuckelig. Richtig schnuckelig.

»Nun ja, wissen Sie: Man stößt allenthalben auf kleine Widrigkeiten und Enttäuschungen und wir alle neigen zu allzu hohen Erwartungen«, erwiderte ich.

Er sah mich fragend an.

»Jane Austen, Mansfield Park.« Ich räusperte mich. »Vergessen Sie es.«

»Gehen Sie hier aufs College?«, erkundigte er sich.

Als eine der Jüngsten des Lehrpersonals am Woodward war ich es gewohnt, irrtümlich für eine Studentin gehalten zu werden. Für gewöhnlich versuchte ich, diesen Umstand wettzumachen, indem ich schicke Blusen, Bleistiftröcke und praktische schwarze Pumps trug. Doch heute wirkte ich dank meiner Freizeitkleidung und der lässigen Frisur vermutlich etwas jünger als neunundzwanzig.

»Nein, ich bin Dozentin«, antwortete ich.

»Tatsächlich?«, wunderte er sich. »Für welches Fach?«

»Literaturwissenschaften.«

»Ich schätze, das erklärt das Jane-Austen-Zitat.«

»Ja«, sagte ich. »Wissen Sie, das Interessante an Jane Austen ist, dass sie so geistreiche Liebesgeschichten geschrieben hat, obwohl es um ihr eigenes Liebesleben nie besonders gut bestellt gewesen ist. Der erste Mann, in den sie sich verliebt hat, hätte, wenn er sie geheiratet hätte, sogar sein Erbe verloren. Sie stand in der gesellschaftlichen Hierarchie zu weit unten. Seine Tante hat ihn eilig außer Landes geschafft, um ihn von ihr wegzubekommen.«

»Sieh an.«

Die Frau mit der großen Bestellung war endlich fertig, und die Schlange bewegte sich weiter.

»Das wäre ein guter Stoff für eines ihrer Bücher gewesen«, überlegte ich. »Allerdings hätte die Geschichte, wenn sie sie wirklich geschrieben hätte, vermutlich ein anderes Ende genommen, denn er ist nicht zu ihr zurückgekehrt.«

»Schade«, meinte er.

Ich nagte an meiner Unterlippe und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich war so dermaßen aus der Übung. Jessica warf mir einen Blick zu und reckte den Daumen hoch, woraufhin ich schulterzuckend das Gesicht verzog. Was sollte ich bloß als Nächstes sagen?

Der schnuckelige Typ war an der Reihe und gab seine Bestellung auf. Bevor er zur anderen Seite der Theke ging, um dort auf seinen Kaffee zu warten, lächelte er mir kurz mit ...



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