Buch, Deutsch, Band 10, 116 Seiten, Büttenbroschur, Format (B × H): 128 mm x 197 mm, Gewicht: 146 g
Buch, Deutsch, Band 10, 116 Seiten, Büttenbroschur, Format (B × H): 128 mm x 197 mm, Gewicht: 146 g
Reihe: Stefan-Zweig-Poetikvorlesungen
ISBN: 978-3-85449-654-0
Verlag: Sonderzahl Verlagsges.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
»… eigentlich lehne ich es ab, fu¨r mein Werk, mein Schreiben, eine Theorie zu finden, es unter einer Poetik zu subsumieren. […] Die ku¨nstlerische Betätigung ist ein Grundbedu¨rfnis, weil sie es uns erlaubt, unsere Grenzen zu u¨berschreiten. Sie ist ein Ausdruck unseres Bedu¨rfnisses von Freiheit, zugleich ist sie ein Ausdruck unserer Freiheit: ihre Manifestation. Wir können sie nicht aufgeben, wir du¨rfen sie nicht aufgeben, auch wenn es – natu¨rlich – Grenzen gibt. Das Wesen der Kunst ist Freiheit. Oder anders gesagt: Kunst ist ein, womöglich sogar der Ausdruck von Freiheit.Der andere Grund, weshalb ich es vorziehe, mein Schreiben nicht zu analysieren, ist der, dass Leser:innen in meinem Verständnis von Literatur eine wesentliche Rolle spielen: nämlich nicht bloß die der Aufnehmenden, der Zuhörenden. Eine Leserin, ein Leser, ist fu¨r mich kein Gefäß, das ich mit Geschichten oder, ganz allgemein, Inhalten fu¨lle, ich möchte einen aktiven Leser, einen, der bereit ist, mitzudenken, mitzuzweifeln, im Idealfall mitzuschaffen: Ich erwarte einen kreativen, einen schöpferischen Leser. Bu¨cher im Allgemeinen, Romane im Besonderen entstehen in den Köpfen der Leser:innen. Ihre Vorstellungskraft anzukurbeln, anzustoßen, ist mein Ziel als Autorin, denn ich möchte in einen Dialog treten. Ein Roman ist im Grunde ein langes, ausfu¨hrliches Gespräch, bei dem ich zwar die Gesprächsleitung innehabe, aber wie das Gespräch in seiner Gänze aussieht, hängt auch von den Leser:innen ab, nicht bloß von mir. Deshalb bemu¨he ich mich um eine möglichst offene, undogmatische, nicht elitäre, sondern egalitäre Literatur – wenn Gleichheit nicht in der Literatur möglich ist, wo dann?«