Kiesow / Baum / Kramer | DSA 009: Der Göttergleiche | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 224 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Kiesow / Baum / Kramer DSA 009: Der Göttergleiche

Das Schwarze Auge Roman Nr. 9
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95752-430-0
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 9

E-Book, Deutsch, Band 9, 224 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-95752-430-0
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In diesem Band berichten die bekanntesten KennerInnen Aventuriens von merkwürdigen, unheimlichen und unterhaltsamen Begebenheiten in der Welt des Schwarzen Auges. Mit Erzählungen von: Petra Baum - Lena Falkenhagen - Ulrich Kiesow - Ina Kramer - Jörg Raddatz - Christel Scheja Für diesen Band war Ulrich Kiesow als Autor einer der Geschichten und als Herasugeber tätig.

Ulrich Kiesow (*03.06.1949; ? 30.01.1997) ist der geistige Vater der Spielwelt Aventurien. Durch seinen frühen Tod wurde der Roman 'Das zerbrochene Rad' zu seinem Vermächtnis, das in Deutschlands erfolgreichstem Fantasy-Rollenspiel bis heute lebendig ist.

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Die Freifrau
und der
Zauberlehrling INA KRAMER Es war an einem Windstag, als ich sie zum ersten Mal sah. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich am Windstag immer reinemachen muss: die Pergamente und Bücher ordnen und vom Staub befreien, die Tiegel, Fläschchen und Phiolen säubern und in die Regale räumen und vor allem - die Böden scheuern. Oh, wie ich diese Arbeit hasse! Ja bin ich denn sein Sklave? Dass ich für ihn kochen und ihm aufwarten muss, nun gut, das mag angehen, dass ich seine Notizen ins reine schreiben und seine Folianten kopieren muss, auch darüber will ich mich nicht beklagen - man lernt ja etwas dabei, und viel Lehrgeld konnten die guten Eltern nicht bezahlen. Aber auf den Knien durch die Stube rutschen und mit Scheuerlappen und Wurzelbürste die Dielenbretter schrubben - das ist demütigend und unziemlich für einen Studiosus von siebzehn Jahren. Es schwächt auch meine geistigen Kräfte, glaube ich, und dass ich den Reversalis immer noch nicht vollkommen beherrsche, liegt gewiss an der groben und unwürdigen Arbeit. Doch wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei ihr, oder, um genau zu sein, bei den entzückenden kleinen Abdrücken ihrer nicht minder entzückenden roten Stiefelchen auf den feuchten Dielenbrettern, denn das war zunächst alles, was ich von ihr sah. Und das kam so: Als es an der Haustür klopfte, erklang nicht das übliche; »Abelmir, sieh einmal nach, wer Einlass begehrt!«, sondern ein völlig ungewohntes: »Abelmir, bemüh dich nicht - ich öffne schon selbst«, und das gab mir Gelegenheit, mich rasch hinter dem Tisch zu verbergen. Denn dass ein Gast oder Kunde des Meisters - das sind ja zumeist vornehme Herrschaften oder gelehrte Magister und Magisterinnen - mich in der Schürze sehen sollte, wäre mir doch recht peinlich gewesen. Warum hat er keinen Hausknecht, oder besser noch: eine Zugehfrau? Das ist doch üblich in Häusern wie dem unseren - so eine hübsche, junge mit hoher Brust und roten Apfelbäckchen, gesund und flink und nicht zu spröde. Doch auf diesem Ohr ist er taub, und wenn ich gelegentlich das Gespräch darauf bringe, bekomme ich immer wieder dieselbe Predigt zu hören: Dass die weibliche Aura die Entwicklung meiner arkanen Kräfte hemmen würde, dass für einen angehenden Gelehrten die zu intensive Beschäftigung mit dem anderen Geschlecht weder in ratione noch in usu förderlich, dass es hingegen von allerhöchstem Nutzen sei, nicht nur den Geist, sondern auch den Körper zu stählen (damit meint er Holzhacken) und Kenntnisse in den praktischen Dingen des Lebens zu erwerben... Ich höre schon gar nicht mehr hin, auch kann ich kaum glauben, dass das Weibliche einen schlechten Einfluss auf die astralen Kräfte haben soll, es steht in keinem seiner Bücher geschrieben, die ich bisher gelesen habe, und in den sechs Jahren, die ich nun bei ihm studiere, habe ich so einige gelesen. Wie sollte es auch angehen, wo doch der mächtigste Magier der Welt eine Frau ist, so mächtig, dass sie den guten Meister Xerber gewiss ohne große Mühe in einen Fliegenpilz verwandeln könnte - und Meister Xerber versteht sein Handwerk, das muss man ihm lassen. Wahrscheinlich will er nur deshalb keine Frau im Hause, weil er befürchtet, dass ich dann nicht mehr so emsig wäre in allen Dingen. Aber ich bin sicher, ich könnte mich viel besser in meine Studien versenken, wenn ich nicht soviel an die Frauen denken müsste, und wenn ich öfter eine sehen würde, müsste ich nicht soviel an sie denken. Vielleicht wäre dann auch alles anders gekommen. Es klopfte also, und das riss mich aus meinem Grübeln. Ich hatte gerade über einen neuartigen Zauber nachgedacht, mit dem ich dermaleinst die wissenschaftliche Welt zu verblüffen gedenke - Meister Xerber ahnt nichts von meinen geheimen Studien. Über die arkane Struktur bin ich mir bereits im klaren, nur bleibt noch zu erforschen, in welchem Verhältnis die Kräfte aufeinander einwirken müssen, damit die gebundene Magie freigesetzt und in Energie umgewandelt wird. Auch sollte gewährleistet sein, dass bei einem Misslingen des Zaubers, durch Überschwemmung zum Beispiel, kein Schaden entsteht, und der Einsatz an astraler Energie dürfte nicht zu hoch sein. Ja, daran muss ich noch arbeiten. Aber die Formel steht schon lange: Katharsili Seifenkraft - Sauberkeit im Hause schafft. Doch ich irre ab, und nach Abirren war mir damals wahrlich nicht zumute. Im Gegenteil: Nachdem der Meister beschwingten Schrittes den Raum durchmessen hatte, um höchstpersönlich die Tür zu öffnen, wobei sein seidener Hausmantel gehörig rauschte, hörte ich seine sonore Stimme sagen: »Seid mir willkommen, verehrte Freifrau, welchen Glanz bringt Ihr mit Eurem Liebreiz in mein bescheidenes Domizil«. Eine Frau also, eine Edelfrau, dachte ich in meinem Versteck. Zwar begrüßt er mit solchen oder ähnlichen Worten fast alle weiblichen Gäste, sofern sie unter Hundert sind, aber irgend etwas war anders als sonst: Seine Rede klang aufrichtig. Und in der Tat, als sie dann antwortete: »Oh, Meister Xerber, wie bin ich froh und wie muss ich Euch danken, dass Ihr mir ein wenig von Eurer kostbaren Zeit opfern wollt«, mit einer Stimme, so süß und girrend, und zugleich ein wenig scheu und atemlos, da wusste ich: Sie muss eine veritable Schönheit sein. Vorsichtig lüpfte ich die Tischdecke ein wenig und kam so in den Genuss des Anblicks ihrer reizenden Stiefelchen, die nun neben des Meisters tulamidischen Pantoffeln mit festen kleinen Schritten zur Studierstube strebten. Wie mögen wohl die Füßchen beschaffen sein, die in diesen Stiefeln stecken, ging es mir durch den Kopf, und die Beine erst? Höher hinauf wagte ich gar nicht zu denken. Doch höher hinauf lüpfte ich das Tischtuch, und - ein jäher Schmerz riss mich aus meiner Träumerei; die Tischkante hatte sich in meinen Scheitel gebohrt. Damals und auch heute noch bin ich überzeugt, dass Meister Xerber dahinter steckte; es war schließlich nicht das erste Mal, dass mir so etwas widerfuhr - und immer dann geschieht es, wenn ich mich heftiger (als dem Meister lieb ist) mit dem Weiblichen befasse. Einmal zum Beispiel, als ich mich darin versuchte, das Abbild einer schönen unbekleideten Dame aufs Pergament zu bannen, verwandelte sich die Zeichnung unter meinen Händen in das Bildnis eines missgestalteten Dämons mit scheelem Blick und hängenden Zitzen. Ein andermal - die junge Dorlin aus dem Dorf hatte uns gerade Eier und Käse gebracht, und aus Dankbarkeit und Zuneigung legte ich ihr den Arm um die Hüfte und wollte sie gerade auf den Hals küssen - verwandelte sich das liebe Mädchen plötzlich in eine geifernde Furie, gab mir abscheuliche Namen und schlug mich auf die Wange. Ach, die Liste ließe sich endlos fortsetzen... Aber ich hatte ihre göttlichen Beine gesehen - die der Freifrau meine ich -, das hatte er nicht verhindern können, und ihre göttlichen Hinterbacken auch. Zwar steckten die Beine in einer Hülle aus blassblauem Samt, aber die Beinkleider waren so knapp geschnitten, dass sie die Rundung der Schenkel und die wonnigen Wölbungen darüber umspannten wie eine zweite Haut. Ja, göttlich konnte man ihr Hinterteil mit Fug und Recht nennen, denn ganz gewiss hatte die göttliche Rahja es mit eigenen Händen geformt, so wohl war es geraten: Nach oben, zur Leibesmitte hin, verjüngte es sich zierlich, wohingegen es nach unten breiter und ausladend wurde, aber nicht zu sehr, sondern gerade so, dass es in seiner Form ganz und gar einer unserer köstlichen Eslamsroder Saftbirnen glich. Nur einen Wimpernschlag lang hatte ich dies Bild vor Augen, aber er genügte, um es für alle Zeiten in meine Seele zu meißeln. Wie soll ich es nur anstellen, dass ich auch ihre Vorderseite zu Gesicht bekomme? fragte ich mich, während ich mir den schmerzenden Schädel rieb. Ihr Antlitz musste über alle Maßen liebreizend sein, und doch konnte ich es mir nicht im entferntesten vorstellen. Für alle Fälle zog ich die Schürze aus, strich mir die Haare glatt und räumte Besen und Wassereimer fort obwohl ich noch gar nicht fertig war mit Putzen, Darm schlich ich zur Studierstube und legte das Ohr an die Tür. Die Schleicherei ist eine kindische Angewohnheit und nutzlos in jeder Hinsicht. Vielleicht kann der Meister durch verschlossene Türen sehen - ich bin mir recht sicher, dass er den Penetrizzel beherrscht, aber das meine ich nicht, er wird ja nicht seine astralen Kräfte aufzehren, nur um mich ständig im Auge zu behalten -, dann weiß er ohnehin, was ich treibe, ob ich nun schleiche oder nicht. Doch wenn er es nicht kann, dann hört er meine Schritte draußen genauso wenig wie ich die seinen drinnen, denn die Tür ist aus dickem Eichenholz und innen mit samtüberzogenem Bausch gepolstert. Und dennoch kann ich es mir nicht abgewöhnen, genauso wenig wie das Lauschen, das doch noch niemals zu etwas geführt hat. Ich beherrsche den Penetrizzel übrigens nicht, sonst hätte ich damals mit Freuden all meine Energie dafür aufgewandt, einen Blick in die Studierstube tun zu können. Ein sinnloses Opfer, wie sich kurz darauf herausstellen sollte. Ich glaubte, die süße Stimme hätte gerade etwas wie Schlaftrunk gelispelt - es ist völlig unmöglich, irgend ein Wort zu verstehen, wenn die Tür geschlossen ist, aber ich stellte mir vor, die allerliebste Freifrau litte an einer nervösen, nicht gerade gefährlichen, aber doch widrigen und der Behandlung bedürftigen Unpässlichkeit wie Schlaflosigkeit oder an schlimmen Träumen, und dies sei der Grund ihres Besuches, denn viel öfter wird der Meister seiner Tränke und Mixturen wegen aufgesucht, als dass man in arkanen Dingen seinen Rat oder seine Tatkraft erbittet, die zu bezahlen ohnehin nur wenigen möglich ist -, da erscholl der...



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