Keser | Rebeccas Freundin | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 113 Seiten

Keser Rebeccas Freundin

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96053-168-5
Verlag: jumpbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 113 Seiten

ISBN: 978-3-96053-168-5
Verlag: jumpbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Mädchen vor der Wahl: Der leichte Weg in den Abgrund oder der schwere bergauf? 'Rebeccas Freundin' von Ranka Keser jetzt als eBook bei jumpbooks. Sie ist erst 16 Jahre alt und hat schon viele Schicksalsschläge erleiden müssen. Wenn Rebecca über ihr Leben nachdenkt, liegt eine Lösung sehr nah: aufgeben. Ihren Vater und ihre kleine Schwester verlor sie bei einem Autounfall. Seitdem betrinkt sich ihre Mutter regelmäßig - putzen, waschen, kochen ... alles bleibt an Rebecca hängen, zur Schule geht sie nur sporadisch. Der einzige Lichtblick in ihrem Leben ist Frau Richter, eine alte Frau, die Rebecca zufällig im Park trifft. Sie erzählt ihr eine Geschichte, die das Leben des Mädchens verändern wird ... Bewegend, fesselnd, einfühlsam - ein Roman über eine schicksalhafte Begegnung und eine einzigartige Freundschaft zwischen Jung und Alt. Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Rebeccas Freundin' von Ranka Keser für Leserinnen und Leser ab 12 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks - der eBook-Verlag für junge Leser.

Ranka Keser, 1966 in Rijeka (Kroatien) geboren, lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin in München und leitet Schreibseminare für angehende Autoren. Die Website der Autorin: www.ranka-keser.de Bei jumpbooks veröffentlicht sie: 'Rebeccas Freundin' 'Ein Sommer ohne Zimmer' 'Antek und die ganze Welt' 'Die Mitwisserin'
Keser Rebeccas Freundin jetzt bestellen!

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1. Kapitel


Rebecca war fast am Park angelangt, als sie Schillers Leine losmachte. Sie ging jeden Tag mit ihm nach der Schule in den Luitpoldpark, damit er sich austoben konnte. Er lief sofort los, hinter einem Baum konnte sie gerade noch seinen Schwanz erkennen, der aufgeregt hin und her wedelte. Sie schaute sich um. Die Alte war nirgends zu sehen. Sie kam fast täglich mit ihrem großen Mischlingshund hierher. Rebecca hatte noch nie mit ihr geredet, aber wenn sie sich über den Weg liefen, nickten sie einander kurz zu.

Sie ließ sich auf eine der Bänke fallen und sah ihrem Hund beim Schnüffeln zu. Er hatte einen Lieblingsbaum, an dem er grundsätzlich sein Geschäft verrichtete. Sie blickte in den grauen Himmel, der bedrohlich und irgendwie wütend aussah. Seit heute war Frühling, aber es war kalt. Sie steckte ihre Hände in die Taschen der weißen Nylonjacke und drückte die Arme an den Körper. Schiller kam auf sie zugerannt und machte ihr mit seinen Pfoten die Jeans schmutzig. Genau auf den Brian-Adams-Aufbügler. Sie ließ ihn. Jetzt war es sowieso zu spät, ihn wegzuschieben. Diesem Hund konnte man einfach nicht böse sein, wenn er den Kopf zur Seite neigte und seinen Hab-mich-lieb-Blick aufsetzte. Zärtlich kraulte sie ihm den Nacken. Schiller war ein Mischling unbekannter Herkunft, wie Rebeccas Mutter scherzend meinte. Man konnte ihn nicht so recht einordnen. Er sah aus wie ein zu klein geratener Schäferhund mit einem Dackelkopf. Es war ein tolles Gefühl, von jemandem so geliebt zu werden, auch wenn es »nur« ein Hund war. Sie hatte zwar noch die Mutter und ihre Freundin Natalie, aber das war nicht dasselbe. Die beiden brauchten sie nicht wirklich, aber Schiller brauchte sie.

Plötzlich hörte sie leise Schritte hinter sich. Sofort wusste sie, dass es die Alte war. Rebecca drehte den Kopf zur Seite, lächelte gezwungen. Die Alte lächelte auch und nickte ihr zu. Sie setzte sich auf die andere Bank, neben Rebecca. Die Alte glotzte. Rebecca sah es aus den Augenwinkeln. Wahrscheinlich starrte sie auf ihre Turnschuhe, wo groß »Leck mich am Arsch« stand. Oder auf ihren bis auf zahlreiche blonde und braune Zöpfchen kahl geschorenen Kopf. Damit konnte sie die Aufmerksamkeit von Omas und kleinen Kindern immer auf sich ziehen. Das fand sie cool. Früher hatte sie nie jemand beachtet. Die Mutter hatte ihr zwei brave Zöpfe geflochten und sie in Karohosen rumlaufen lassen.

Die Alte schaute weg, jetzt glotzte Rebecca. Richtige Damenschuhe hatte sie heute an! Normalerweise lief sie immer in Turnschuhen rum. Wühltisch-Turnschuhe für zehn Mark. Meistens trug sie dunkle und einfache Sachen, was alte Frauen halt so anzogen. Der Hund und ihre blond gefärbten Haare waren wohl der einzige Luxus, den sie sich gönnte.

»Ganz schön kalt heute, nicht wahr?« Die Alte drehte den Kopf in ihre Richtung.

Rebecca zuckte etwas zusammen. Redete sie mit ihr? »Ja. Scheißwetter.«

Die Alte verzog den Mund. Anscheinend gefiel ihr diese Ausdrucksweise nicht. Eine ganze Weile saßen sie so nebeneinander, sagten nichts. Sie schauten den Hunden beim Toben zu.

Es dauerte lange, bis man die riesige Kreuzung am Mittleren Ring überquert hatte. Wenn Rebecca gerade aus dem Park kam, fand sie den Verkehr noch lauter als sonst. Sie ging auf der Schleißheimer Straße nach Hause. Schiller sah sie hin und wieder vorwurfsvoll an, um auf seine Leine aufmerksam zu machen. Ihn loszumachen kam auf Hauptstraßen nicht infrage, das musste er doch langsam begriffen haben. Sie bog in die Kantstraße ein und schaute auf die Uhr. Halb vier. Heute war sie lange weggeblieben. Es war Freitag und die Mutter war heute früher daheim, schon seit zwei Stunden.

Rebecca schob den Schlüssel ins Schloss und merkte, dass die Mutter ihren Schlüssel innen stecken hatte lassen. Das passierte ständig. Die Haustür war schon so alt, dass sie manchmal von selbst aufging, deshalb musste man immer zusperren. Sie klingelte zweimal, dann hörte sie schwere Schritte in der Wohnung. Der Schlüssel drehte sich. Schon an der Art, wie die Mutter aufsperrte, merkte sie, dass es wieder so weit war. Langsam und zögernd war sie dann in ihren Bewegungen. Die Tür ging endlich auf. Die Mutter sah sie mit zerstreuter Miene an. In diesem Zustand schaute sie aus wie ein Kind, das etwas angestellt hat. Naiv lächelnd, fast dümmlich. Ihr rotbraunes Haar war zerzaust, aber nicht ungepflegt. Auch sonst legte sie Wert auf ihr Äußeres. Sie kleidete sich gut und trug immer etwas Schminke auf. Die Mutter war groß, fast einsachtzig. Rebecca ging ihr bis zur Nase. Sie lief an ihr vorbei.

»Hallo», sagte die Mutter fröhlich. Warum tat sie immer so? Sie war doch eigentlich gar nicht fröhlich. Glückliche Menschen soffen nicht.

»Tag.» Rebecca zog sich die Schuhe aus. »Hast du gegessen?«

»Ja, gut war’s. Die Kartoffeln hätten noch fünf Minuten gebraucht, aber macht nichts.« Sie streichelte Rebeccas Kopf, während sich diese die Jacke auszog, beugte sich vor, um ihrer Tochter einen Kuss zu geben. Sofort roch Rebecca den Alkohol. Sie drehte sich einfach zur Seite und hängte die Jacke an den Haken. Die Mutter sagte nichts, streichelte stattdessen Schiller. Rebecca ging in die Küche um Teewasser aufzusetzen. »Möchte mal wissen, wann es endlich wärmer wird«, rief sie aus der Küche. Sie hörte die Mutter, wie sie mit Schiller redete. Jetzt war sie noch lieb, weil sie erst wenig intus hatte. In zwei Stunden sah alles ganz anders aus. Da war sie abgefüllt, wollte ihre Ruhe. Da waren ihr Schiller und Rebecca ganz egal.

Die Mutter kam in die Küche und schenkte sich ein Glas Leitungswasser ein. »Sind die Schularbeiten fertig?«

»Mensch, du bist doch bescheuert, oder? Ich bin aus der Schule gekommen, hab Essen gekocht und bin mit dem Hund raus. Wann hätte ich die denn machen sollen? Vielleicht auf dem Heimweg?«

Die Mutter hob die Hand zur Abwehr. »Ja, ich weiß. Aber du musst unbedingt deine Noten verbessern, dann kannst du nächstes Jahr auf die Realschule.« Sie schwenkte beim Reden das Glas hin und her, dabei verschüttete sie etwas auf dem Boden. »Was willst du denn machen, wenn deine Noten weiter so mittelmäßig sind? In der Fabrik arbeiten?«

»Lass mich in Ruhe!«

»Ach … wenn ich an deiner Stelle wäre«, seufzte die Mutter in schwärmerischem Ton, »ich würde mir ein Hobby suchen.«

»Ja. Teppichknüpfen«, murmelte Rebecca.

»Ich würde lesen, mich mit Freude an die Hausaufgaben setzen und Zukunftspläne schmieden.«

»Und für deine Mutter den Haushalt schmeißen.«

»Ich hab doch so wenig Zeit. Außerdem spüle ich auch ab und erledige das Staubsaugen.«

»Ja, einmal im Jahr.«

Die Mutter verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Du hast nur Unsinn im Kopf, ziehst ewig mit dieser Natalie rum. Ich hab ja nichts gegen sie, aber ein guter Umgang ist sie nicht gerade.«

Rebecca holte die Teebeutel aus dem Hängeschrank. »Aber ich bin ein guter Umgang, was? Was glaubst du denn, wie die Mütter dieser braven Töchter das finden würden, wenn die so eine Freundin wie mich nach Hause bringen?«

Die Mutter setzte ihren schnippischen Gesichtsausdruck auf. »Das liegt aber nicht an mir, sondern an deinen Haaren und dieser … dieser Kleidung. Außerdem hast du dieses ungehobelte Benehmen bestimmt nicht von mir abgeschaut. Als ich in deinem Alter war, hat mich jeder gemocht. Ich war freundlich, höflich und immer guter Laune.«

»Schön für dich. Der Tee ist fertig.« Rebecca stellte die beiden Tassen auf den Küchentisch und setzte sich ans Fenster. Die Mutter stellte das Glas in die Spüle und setzte sich Rebecca gegenüber. »Manieren sind wichtig, Rebecca.«

»Drauf geschissen! Erzähl mir bloß nicht, was für ein glückliches Mädchen du warst. Bei der verblödeten Mutter und dem strengen Vater.«

»Rede du nicht in diesem Ton von meinen Eltern! Du hast doch keine Ahnung.« Laut und lange rührte sie in der Tasse herum.

»Klar hab ich Ahnung. Schließlich hab ich die beiden gekannt. Opa habe ich nie lächeln gesehen. Nie! Er hat immer nur geschrien und ist dann rot angelaufen wie eine Tomate. Und Oma hat immer nur kritisiert und gemeckert. Nie war ihr irgendetwas recht. Ihrer Meinung nach hast du immer alles falsch gemacht.«

Die Mutter nahm die Tasse in beide Hände und trank in kleinen Schlücken. »Du weißt gar nicht, wie gut du es hast. Ich habe dich nie geschlagen.«

»Soll ich mich jetzt dafür bedanken, oder was?« Rebecca zündete sich eine Zigarette an und streckte die Beine auf dem Stuhl aus.

»Nein. Für mich war das immer selbstverständlich, dass ich so etwas nicht mache. Du kannst mir glauben, wenn ich mit meinen Eltern so geredet hätte«, sie blickte auf Rebeccas Zigarette, »oder mit sechzehn vor ihnen geraucht, die hätten mich halb tot geschlagen.«

»Ich sage doch, die hatten einen ordentlichen Knall.«

Eine Weile schwiegen sie, dann fragte die Mutter: »Gehst du heute noch weg?«

»Ja.«

»Wohin?«

»Weiß noch nicht.« Sie zuckte gelangweilt mit den Schultern.

»Mit Natalie?«

»Mit wem denn sonst?«

Die Mutter schaute sie eindringlich an. Ihre Augen waren glasig. »Trefft ihr euch mit Jungs?«

Rebecca verdrehte die Augen. »Nein.«

»Lüg mich ja nicht an.« Sie hob drohend den Zeigefinger. Rebecca fand ihre aufgesetzte Autorität lächerlich, nahm sie nicht ernst. »Ich würd’s dir schon sagen, wenn ich schwanger bin.«

Die Mutter war aufgebracht. »Rebecca! Mach nicht solche Witze. Das ist nicht lustig, hörst du? Wenn du einen Freund hast, dann geh ich mit dir zum Frauenarzt. So was darf dir nicht passieren.«

»Auch nicht, wenn ich dreißig bin?«

Sie fasste sich in einer Geste der...


Keser, Ranka
Ranka Keser, 1966 in Rijeka (Kroatien) geboren, lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin in München und leitet Schreibseminare für angehende Autoren.
Die Website der Autorin: www.ranka-keser.de

Bei jumpbooks veröffentlicht sie:
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„Antek und die ganze Welt“
„Die Mitwisserin“



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