Keser | Bluthochzeit kroatischer Art | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 369 Seiten

Keser Bluthochzeit kroatischer Art

Kriminalroman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95824-501-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 369 Seiten

ISBN: 978-3-95824-501-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wenn scharfe Zungen blutige Wunden hinterlassen ... 'Bluthochzeit kroatischer Art' von Ranka Keser jetzt als eBook bei dotbooks. Mörderisches Kroatien: Mala ?uma ist ein kroatisches Dörfchen, in dem die Uhren anders ticken als in den großen Städten: Die Männer treffen sich abends auf ein Bier in der Kneipe und die Frauen verbringen ihre Tage am liebsten mit Klatsch und Tratsch. Das neue Lieblingsopfer der scharfen Zungen ist Ljiljana: 38 Jahre alt und trotz zweier unehelicher Kinder frisch verlobt mit dem vermögenden Boris. Als der Bräutigam nur wenige Stunden nach der Heirat ermordet aufgefunden wird, steht das Dorf Kopf - Verdächtigungen und Beschuldigungen fliegen hin und her. Nur gegenüber Marko Ban, dem ermittelnden Inspektor, sagt niemand ein Wort. Frustriert will dieser den Fall zu den Akten legen. Doch dann geschieht ein weiterer Mord, der alles ändert ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Bluthochzeit kroatischer Art' von Ranka Keser. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Ranka Keser, 1966 in Rijeka (Kroatien)geboren,lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland.Sie arbeitet als Autorin und Journalistin in München und leitet Schreibseminare für angehende Autoren. Die Website der Autorin. www.ranka-keser.de
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Je tiefer du dich bückst, desto mehr sieht man deinen Arsch


Das Gesicht des Mannes war nicht zu erkennen. Er wandte der Gestalt den Rücken zu. Es war dunkel. Nur eine schmutzige Laterne warf trübes Licht auf die stille Straße. Die Gestalt griff nach einem Gegenstand. Der Mann drehte zögernd den Kopf, als fürchtete er, dass seine Ahnung wahr sein könnte. Die Gestalt holte zu einem kräftigen Schlag aus. Die Augen des Mannes waren plötzlich weit aufgerissen, aber sein Gesicht blieb immer noch verschwommen. Er wusste, dass er dem Tod ins Gesicht sah. Der lange Gegenstand, den die Gestalt in der Hand gehalten hatte, schlug mit einem dumpfen Geräusch auf den Kopf des Mannes. Sein Kopf wurde zu einem Vulkan und das Blut zu Lava. Er sank zitternd auf die Knie, fiel dann schwerfällig vornüber und regte sich nicht mehr. Die Gestalt ließ den Gegenstand neben dem Mann fallen und lief davon.

***

Nirvana wurde von ihrem eigenen Zucken wach. Es geschah sonst nie, dass sie schweißgebadet oder schreiend aus solchen Träumen erwachte. Vielmehr war es ein Zucken oder Winden, das sie in die Realität zurückbrachte. Durch die Ritzen in den Rollos schien die Sonne. Sie wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, ihre Haare klebten an der Stirn und an den Wangen. Sie lag da und starrte an die Decke. Was für ein trostloser Anblick! Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, sah sie als erstes diesen hässlichen Fleck an der Decke. Er war groß wie eine Wassermelone, die Farbe blätterte allmählich ab. Im Dach war ein Leck, es tropfte vom Dachboden langsam in ihr Schlafzimmer. Irgendwann würde sie mit getrockneter Farbe im Mund aufwachen.

Nirvana fühlte sich seltsam, als sie da lag und schwer atmend die Decke anstarrte. Hin und wieder hatte sie Träume, die sich bewahrheiteten. Beim ersten Mal war sie fünf gewesen. Sie hatte geträumt, ihre Mutter würde weggehen und nicht mehr wieder kommen. Zwei Tage nach diesem Traum kam die Mutter in ihr Zimmer und sagte, sie werde für eine Weile das Haus verlassen. Danach hatte Nirvana die Schritte ihrer Mutter draußen auf den Steinplatten gehört, die sich entfernten. Damals hatte sie zum ersten Mal dieses seltsame Gefühl. Das Gefühl, dass sie nicht einfach nur geträumt hatte. Später hatte sie mehrmals solche Träume gehabt, die eine Art Vorahnung waren. Sicher, manchmal träumte sie auch von Dingen, die dann nicht wirklich geschahen. Aber immer, wenn sie hinterher dieses bestimmte Gefühl hatte … so wie jetzt. Es war ein Gefühl von Beklemmung. Als wäre es eine Erinnerung.

Sie quälte sich aus dem Bett und ging ins Bad. Arsen hatte mal wieder Zahnpastaflecken im Waschbecken hinterlassen. Entweder waren es diese Zahnpastaspritzer oder seine Haare. Sie hatte es ihm wohl schon hundert Mal gesagt, aber es war ihm egal. Es machte sie müde, immer dasselbe zu sagen, ihn immer wieder von Neuem darauf aufmerksam zu machen. Lieber putzte sie es selbst weg.

Sie wollte nicht mehr an den Traum denken. Von einem Mord hatte sie noch nie geträumt. Aber sie sollte sich da nicht hineinsteigern. Das war doch Unsinn!

Sie drehte die Dusche auf und wusch sich Schweiß und Angst weg, mit dem Duft exotischer Früchte.

Später stand sie auf der Terrasse und streckte sich. Meistens drehte sie sich auch nach düsteren Träumen auf die andere Seite und schlief weiter. Sie stand nur früh auf, wenn sie irgendetwas quälte, wenn sie zu viel grübelte. Mit der Zeit hatte sie herausgefunden, dass das Grübeln auch nichts besser machte.

Sie setzte Kaffee in einer Mokkakanne auf, und während das Wasser sich erhitzte, blickte Nirvana auf die Dächer des Dorfes. Als Mädchen hatte sie sie manchmal gezählt, immer und immer wieder. Damals waren es zehn Häuser gewesen, heute zwölf. Hinzu kamen noch die beiden Ruinen aus dem Zweiten Weltkrieg, die damals die Italiener angezündet hatten, um einen Doppelmord der Kroaten zu rächen. Um diese beiden Ruinen kümmerte sich niemand mehr, wahrscheinlich wusste man nicht einmal, wem sie heute gehörten. Als Kind hatte Nirvana darin gern Verstecken gespielt.

Ihr Haus stand auf einem Hügel und sie konnte das gesamte Dorf überblicken. Wenn sie über das Geländer schaute, sah sie die enge Asphaltstraße. Genau gegenüber stand Ljiljanas Haus. Seit Ljiljana mit Boris zusammen war, hatte das Haus einen neuen Anstrich in hellgrün und ein neues Geländer. Außerdem hatte sich Ljiljana auch einen großen Balkon gegönnt, der zum Wohnzimmer hinausging. Auf diesem Balkon standen auf jeder Seite zwei große Säulen in Akropolisoptik, die als Blumentöpfe dienten. Rechts neben Nirvana wohnte die alte Marinka mit ihren beiden Ziegen und weiß Gott wie vielen Hühnern. Links unten war der kleine Laden. Und hinter ihr der Wald und die Wiesen. Manchmal sah sie sich auf den Wiesen und zwischen den Bäumen herumtoben. Das war lange her.

Sie schaute auf die Uhr, die sie immer am Handgelenk trug. Kurz vor acht. Vielleicht würde sie später Renata anrufen und sie auf einen Kaffee einladen. Sie drehte sich um und ging in die Küche, um den Kaffee zuzubereiten. Zwei volle Teelöffel schüttete sie ins Wasser und ließ ihn dann noch einmal aufkochen. Sie nahm die Kanne von der Herdplatte, und während das Kaffeepulver auf den Boden der Mokkakanne sank, ging sie wieder hinaus, um die Pflanzen zu gießen.

Nirvana drehte den Wasserhahn neben dem Garten auf und ließ die große Gießkanne volllaufen. Zuerst kamen die Petunien auf der Terrasse an die Reihe.

Ines fuhr mit ihrem alten Skoda vorbei, hob kurz die Hand, ohne dabei zu lächeln. Nirvana nickte ihr zu. Ines fing um neun Uhr an zu arbeiten, aber sie brach immer pünktlich um zehn nach acht auf und war somit um halb neun in der Stadt. Nirvana fragte sich, was sie eine halbe Stunde vor Öffnung des Wollgeschäftes machte. Vielleicht die Wollknäuel täglich neu nach Farben sortieren? Oder wollte sie einfach weg von ihrem schweigsamen Ehemann und der bettlägerigen Mutter? Josip arbeitete nachmittags beim Juwelier und hatte die Aufgabe, sich in der restlichen Zeit um die alte Schwiegermutter und die gemeinsame Tochter zu kümmern.

Nirvana füllte die Gießkanne nochmal auf und nahm sich nun der Glockenrebe an. Unten kamen die ersten Kunden in den Dorfladen. Sie sah gerade Tanja zwei Laibe Brot nach Hause tragen. Die Spitzen der Brote lugten aus der alten Ledertasche hervor. Tanjas Gesten waren hektisch und sie hatte es immer eilig. Kein Wunder, bei dem Vieh und einem beschissenen Ehemann. Nirvana fragte sich, wie sie von den Einnahmen der Spelunke Krokodil leben konnten. Das lag wohl mehr an Tanjas Fleiß und Organisationstalent. Als Tanja damals Vlado heiratete, hatten alle den Kopf geschüttelt.

Ein schwarzes Auto fuhr die Dorfstraße herauf. Es hielt vor Ljiljanas Haus an. Wer mochte das wohl sein? Man kannte schließlich die Freunde und Bekannten der Nachbarn, aber dieses Auto hatte sie noch nie hier gesehen. Nirvana kam sich etwas idiotisch vor, wie sie da auf der Terrasse stand und hinüber starrte. Also nahm sie ihre Gießkanne und goss die Blumen, die eigentlich schon ausreichend mit Wasser versorgt waren, doch so hatte sie den besten Ausblick auf Ljiljanas Haus. Aus dem schwarzen Auto stieg ein Typ. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarze Sonnenbrille und Gel im Haar. Nirvana musste sich das Grinsen verkneifen. Was für ein Wichtigtuer! War es ihm nicht peinlich, so offensichtlich auf Mafioso zu machen? Er sah aus wie eine Kopie der Blues Brothers, war übergewichtig und hatte ein Tattoo am Hals, das von Weitem aussah wie ein Regenwurm. Aber wahrscheinlich sollte es eine Schlange darstellen. Er läutete bei Ljiljana. Nirvana wunderte sich, dass niemand öffnete, denn samstags arbeitete Ljiljana nicht. Anscheinend waren auch die Kinder nicht da. Er hämmerte kräftig an die Tür. Dann drehte er sich um und ging zurück zu seinem Auto. Als er fast angekommen war, hob er den Kopf und sah zu Nirvana herauf. »Was gibt’s zu glotzen, du Dorfweib?«

Sie war so überrascht, dass ein paar Sekunden vergingen, bevor sie antwortete: »Natürlich gibt’s was zu glotzen. So einen lächerlichen Pseudomacker wie dich sieht man nicht alle Tage.« Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, bereute sie es auch schon. Es war gar nicht ihre Art, sich so auszudrücken.

Er zeigte ihr den Mittelfinger und stieg in sein Auto. »Idiot«, murmelte sie vor sich hin. Die Mafiosokopie gab kräftig Gas und brauste davon. Nirvana ging ins Haus und rief Renata an, um sie zum Kaffee einzuladen.

***

Renata lehnte sich zufrieden in dem Terrassenstuhl zurück. »Ich freue mich auf die Hochzeit.«

Nirvana nippte an ihrer Mokkatasse. »Wirklich? Aber du kannst Ljiljana doch gar nicht leiden. Also kann es dir eigentlich egal sein, dass sie heiratet.«

»Aber ich bin schon lange auf keiner Hochzeit mehr gewesen. Eigentlich bin ja auch nicht ich zur Hochzeit eingeladen, sondern Andrej.«

»Jetzt sei nicht so empfindlich. Sie hat euch beide eingeladen.«

Renata winkte ab. »Aber nur, weil sie und Andrej als Kinder befreundet waren.« Sie dachte eine Weile nach. »Und vielleicht, weil wir Nachbarn sind.« Verschwörerisch beugte sie sich über den Tisch hinweg Nirvana zu. »Sie soll fünftausend Kuna für das Kleid ausgegeben haben.«

»Sie? Ich glaube eher, Boris hat fünftausend Kuna ausgegeben.« Nirvana versuchte, gelassen zu klingen. »Na ja. Von mir aus hat er eine Million ausgegeben. Wen interessiert’s?«

»Kannst du dich erinnern, wie sie früher herumgelaufen ist?« Renatas Gesicht verzog sich zu einer Fratze.

Nirvana zuckte mit den Schultern. »Na ja, dass ihre Eltern kein Geld hatten, dafür...


Keser, Ranka
Ranka Keser, 1966 in Rijeka (Kroatien)geboren,lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland.Sie arbeitet als Autorin und Journalistin in München und leitet Schreibseminare für angehende Autoren.

Die Website der Autorin. www.ranka-keser.de



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